Die Solaranlage zu versichern ist sinnvoll. Doch oft ist der Schutz löchrig. Gute Verträge gibt es schon für unter 100 Euro im Jahr.

Drei Schäden in zwei Jahren hatte Ronnie Kochs Solaranlage: Sein Versicherer zahlte. © M. Mueller
Jedes Jahr einmal Ärger: 2012 streikte bei Ronnie Koch die Solaranlage, weil ein Marder eine Leitung zerkaut hatte. 582 Euro kostete die Reparatur. Ein Jahr später der nächste Marderschaden, diesmal 1 375 Euro. Im Jahr darauf fiel der Wechselrichter aus. Den Austausch übernahm der Hersteller auf Garantie. Aber der Ertragsausfall für nicht produzierten Strom belief sich auf 378 Euro. Die Versicherung zahlte. „Sonst wären alle Renditeprognosen vorm Anlagenkauf Makulatur geworden“, sagt der Berliner erleichtert.
Versicherung sinnvoll
Knapp 1,6 Millionen Photovoltaikanlagen gibt es in Deutschland. Rund 928 000 davon gehören Privathaushalten, schätzt der Bundesverband Solarwirtschaft. Die meisten stehen auf Dächern. Eine Versicherung ist keine Pflicht, wir empfehlen sie aber jedem Besitzer. Denn Schäden sind oft teuer, vor allem die durch Sturm, Überspannung und Feuer (siehe Grafik „Diese Schäden verursachen hohe Kosten“). Beim Brand können Flammen aufs Haus übergreifen. Wurden die Module über Kredit finanziert, verlangen die meisten Banken ohnehin die Versicherung.
Zwei Arten von Photovoltaikversicherungen gibt es: Kunden können sie als Zusatzbaustein ihrer Wohngebäudeversicherung abschließen oder als separate Police bei einem anderen Anbieter. Wir haben 42 Verträge geprüft und festgestellt: Viele Tarife in beiden Varianten bieten nur löchrigen Schutz. Teils sind Überspannung, Tierbiss oder Ertragsausfall nicht versichert. Einen Rund-um-Schutz bieten nur Policen mit dem Finanztest-Mindestschutz.
Schutz über Zusatztarife
Die Tabellen zeigen 13 Photovoltaiktarife, bei denen wir die dazugehörende Wohngebäudeversicherung in unserem jüngsten Test als empfehlenswert einstuften (Wohngebäudeversicherung, Finanztest 5/2016). Sieben dieser Tarife erfüllen bei Photovoltaik den Finanztest-Mindestschutz, sechs aber nicht.
Bei weiteren neun Tarifen gehörte die dazugehörige Wohngebäudeversicherung nur zu den eingeschränkt empfehlenswerten Angeboten oder war nicht im Test.
Der Photovoltaikzusatz zur Gebäudeversicherung kostet einen Preisaufschlag. Diese Mehrkosten nennt die Tabelle. Sie liegen zwischen 28 und 132 Euro pro Jahr.
Separate Versicherung
Die Alternative ist ein separater Vertrag bei einem anderen Anbieter. Kunden müssen nicht auch ihr Haus dort versichern. Für diese separaten Verträge ist häufig ein Mindestbeitrag fällig, sie sind teilweise teurer. Die Tarife in der Tabelle liegen zwischen 60 und 250 Euro. Bis auf Axa und Signal Iduna haben diese Verträge im Test einen weiteren Nachteil: Der Versicherer kann die Leistung kürzen, wenn der Kunde grob fahrlässig war. Hat er zum Beispiel Umzugskartons in der Nähe des Wechselrichters gestapelt, der durchaus 100 Grad Betriebstemperatur erreichen kann, könnte der Versicherer das grob fahrlässig finden und im Brandfall weniger zahlen.
Denselben Nachteil haben viele Zusätze zur Wohngebäudepolice – nicht aber die, die den Photovoltaik-Mindestschutz erfüllen. Dort gilt der Verzicht des Versicherers auf Kürzung bei grober Fahrlässigkeit für Gebäudeversicherung und Photovoltaikschutz.
Im Schadensfall nur ein Versicherer
Weiterer Vorteil des Zusatzbausteins: Im Schadensfall hat der Kunde es mit nur einer Versicherung zu tun. Greift ein Feuer von der Solaranlage aufs Haus über oder umgekehrt, kann es sonst Probleme geben: Was hat den Brand ausgelöst? Welchen Anteil trägt die Gebäude- und welchen die Photovoltaikversicherung? Bei einem separaten Vertrag müssen das im Streitfall Gutachter klären.
Ohnehin müssen Kunden dem Gebäudeversicherer die Solaranlage melden. Sie steigert den Wert des Hauses. Allein das verteuert den Jahrespreis der Gebäudepolice. Diesen Aufschlag weist unsere Tabelle nicht aus, da er nicht für den Photovoltaikschutz fällig wird, sondern für die Wertsteigerung.
Nur anmelden reicht nicht
Um die Versicherung kümmern sollten sich Besitzer von Solaranlagen auf jeden Fall. Denn in vielen Wohngebäudetarifen sind die Stromerzeuger ausdrücklich ausgeschlossen. Es gibt auch Verträge, die kleine Anlagen bis zehn Kilowatt mitversichern. Doch Vorsicht: Der Schutz bezieht sich oft nur auf die Risiken, für die die Gebäudepolice greift: Feuer, Sturm, Hagel, Leitungslecks, je nach Vertrag auch Naturgefahren wie Erdbeben und Überschwemmung. Nicht dazu gehören Marderschäden, Diebstahl und Kurzschluss.
Feuer ist selten, aber teuer
Das teuerste Risiko sind Brände. Aktuelle Zahlen liegen nicht vor. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) führt keine gesonderten Statistiken für private Solaranlagen. In einer Übersicht des GDV aus dem Jahr 2012 war Feuer – gemessen an den Kosten – Schadensursache Nummer eins. Auslöser waren oft Installationsfehler, etwa bei der Isolierung, ungeschützte Stromanschlüsse im Freien und zu kleine Kabel.
Insgesamt ist die Brandgefahr jedoch gering, stellten der Tüv Rheinland und das Fraunhofer-Institut 2015 fest. Die Forscher fanden in vier Jahren 210 Fälle, in denen die Anlagen Brände verursacht hatten – bei mehr als 1,5 Millionen Anlagen bundesweit. Weil viele Anlagen nun in die Jahre kommen, rechnen beide Institute aber künftig mit mehr Schäden. Wie man Risiken verringern kann, zeigt ihr Leitfaden (pv-brandsicherheit.de).
Unbegründet ist die Sorge, die Feuerwehr könne sich weigern zu löschen und das Haus wegen der Gefahr eines Stromschlags lieber kontrolliert abbrennen lassen. Zwar produzieren Anlagen mitunter sogar dann noch Strom, wenn sie teilweise brennen. Doch die Feuerwehren können damit umgehen.
Sturm und Überspannung
Relativ häufig sind Sturmschäden. Auch ihre Zahl dürfte steigen, da Unwetterkatastrophen laut GDV zunehmen.
Wichtig ist der Schutz gegen Überspannung. Solche Schäden entstehen, wenn der Blitz zum Beispiel eine Überlandleitung trifft. Dann können Stromspitzen den empfindlichen Wechselrichter beschädigen, der den Gleichstrom der Anlage in Wechselstrom umwandelt. Vor allem auf Überspannung reagiert er empfindlich. Die Kosten für den Austausch liegen häufig bei mehr als 2 000 Euro.
Teure Marderschäden
Auch Marderprobleme sind nicht selten. Der Schaden an sich ist nur gering, aber die Suche nach der Ursache dauert lang. Beim zweiten Marderschaden auf Kochs Dach brauchten die Monteure einen vollen Arbeitstag – daher die hohe Rechnung. Im Extremfall muss die gesamte Anlage abgebaut werden. Das kann 3 000 Euro kosten. Und: Der Marder kommt gern zurück. Es ist schließlich sein Revier.
Wichtige Leistungen
Im Schadensfall erhält der Kunde den Betrag, den die Reparatur kostet, oder eine neue Anlage. Voraussetzung ist, dass er die Anlage tatsächlich repariert oder durch eine neue ersetzt. Maßstab ist die gleiche Art und Qualität. Sind Module, die vor zehn Jahren 20 000 Euro gekostet haben, heute für die Hälfte zu haben, zahlt der Versicherer nur 10 000 Euro.
Hinzu kommt der Ertragsausfall – liebstes Verkaufsargument der Versicherungsvertreter. Sie werben mit hohen Summen, oft mit höheren, als die Anlage erwirtschaftet. Doch es gilt das Bereicherungsverbot: Niemand darf nach dem Schaden besser dastehen als vorher. Der Kunde erhält selten den Maximalbetrag laut Police, sondern nur das, was die Anlage im Schnitt der letzten zwölf Monate brachte. Wirklich viel ist das nicht. Eine durchschnittliche Anlage produziert Strom für etwa 1 000 Euro im Jahr. Dauert die Reparatur drei Monate, gibt es 250 Euro.
Nicht vergessen: Haftpflichtschutz
Wichtig ist das Haftpflichtrisiko. Wenn herabgefallene Module jemanden schädigen oder ein Feuer aufs Nachbarhaus übergreift, muss der Anlagenbesitzer den Schaden ersetzen. Neuere Privathaftpflichtpolicen enthalten das Risiko meist. Einige Verträge haben eine Klausel, dass automatisch die jeweils neuesten Versicherungsbedingungen gelten. Kunden sollten sich bestätigen lassen, dass der Schutz auch für ihre Solaranlage greift.
Lesen Sie unseren jüngsten Test der Wohngebäudeversicherungen.
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- Eigentümer müssen dafür sorgen, dass von ihrem Haus und Grundstück keine Gefahr ausgeht. Sie brauchen eine Haus- und Grundbesitzer-Haftpflichtpolice.
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- Photovoltaik auf dem Dach geht nicht? Vielleicht ist Platz auf dem Balkon für eine Solaranlage. Was Sie wissen sollten, wenn Sie eine Mini-PV-Anlage einrichten.
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- Auf vielen Dachflächen und an vielen Fassaden ist Platz für eine Solaranlage – sei es zur Stromerzeugung oder für Warmwasser. test.de informiert und gibt Praxistipps.
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@yalgoo: Vielen Dank für Ihre Nachfrage, die wir gern als Anregung im Hause weiterleiten.
PV ist in aller Munde und ein aktueller Test wäre dringend erforderlich.
@RuthLippertStockum5: Unsere neue Untersuchung zu den Wohngebäudeversicherungen finden Sie hier:
https://www.test.de/Wohngebaeudeversicherung-Vergleich-4255878-0/
Wir sind bei der HUK versichert. Im Dez. 2020 haben wir eine Photovoltaik Anlage installieren lassen. Das Angebot der Versicherung für unser EFH mit der Photovoltaik Anlage überrascht uns sehr. Sie steigt von 246,96 EUR auf 425,73EUR + Photovoltaikanlage 29,04 EUR.
Zusammensetzung:
Brand, Blitzschlag, Detonation, Explosin, Verputtung,Implosion ua. 53,17EUR,
Leitungswasser, Rohrbruch, Frost (Leitungswasserrisiko) 207,84 EUR,
Sturm, Hagel 96,67 EUR, Überschwemmung, Erdfall, Erdrutsch, Schneedruck, Lawinen, Vulkanausbruch 69,05 EUR.
Es wurden offenbar neue Kriterien zur Beitragserhöhung erfunden.
Ist in absehbarer Zeit mit einem neuen Test Wohngebäudeversicherung zu rechnen?
Bleiben Sie gesund
Wir bauen demnächste auf unser Hausdach eine PV. Ich musste feststellen,
dass es viele Tarife nicht mehr gibt bzw diese umbenannt/verändert wurden. Daher ist der Test leider schon wieder veraltet.
Zusätzlich handelt es sich bei der Signal Iduna Versicherung (Testsieger Preis/Leistung) um eine Elektronik Versicherung für das ganze Haus, nicht um eine spezielle PV-Anlagen-Versicherung.
Es wird nicht nur die PV versichert! Hat man nun teure andere Geräte im Haus (so wie wir zB eine Wärmepume, elektrische Rolläden etc), kann es sein, dass man unterversichert ist, da alle elektronischen Geräte inkl. PV den Wert von 50.000 Euro überschreiten.