
Die Photokina wendet sich an Profis wie an interessierte Hobby-Fotografen. © Koelnmesse GmbH / Harald Fleissner
Alle Welt fotografiert mit dem Smartphone, der Fotomarkt befindet sich im Umbruch. Das spiegelte auch die diesjährige Fotomesse Photokina in Köln wider, die am Samstag zu Ende ging. Im Mittelpunkt standen Kameras für erfahrene Fotografen, darunter sündhaft teure spiegellose Systemkameras mit Vollformat von Canon, Nikon und Panasonic. Ein weiterer Trend: Der Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Fotografie. Die Kameraexperten der Stiftung Warentest ordnen die Neuerungen ein.
Konkurrenz für die Spiegelreflexkamera
Anspruchsvolle Fotografen kamen auf der Photokina voll auf ihre Kosten. Die Stars der Messe sind spiegellose Systemkameras mit Vollformatsensor. Sie stehen in Konkurrenz zur klassischen Spiegelreflexkamera, denn sie verzichten auf den Spiegel im Inneren der Kamera und können deshalb kompakter und leichter sein. Exemplare mit Vollformat haben einen besonders großen Sensor, der mehr Platz für Bildinformation bietet und schärfere Motive liefert.
Tipp: Die Stiftung Warentest prüft laufend Kameras. Unsere Test-Datenbank liefert Testberichte, Preise und Ausstattungsdetails für 416 Kameras, davon 137 lieferbar. Auch etliche Vollformatkameras finden Sie in unserer Datenbank. Nach Freischalten der Datenbank haben Sie zudem Zugriff auf unseren aktuellen Testbericht zu Vollformatkameras – mit Testergebnissen zu sieben Kameras von Sony, Canon, Nikon und Pentax, darunter eine sehr gute.
Video: Das sind die wichtigsten Trends der Photokina
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Alles Vollformat, oder was? Multimedia-Experte Markus Bautsch ordnet die Neuigkeiten auf dem Kameramarkt für Sie ein.
Viele neue Modelle der Spitzenklasse
Spiegellose Vollformatkameras hatten bislang nur Leica und Sony im Sortiment, auf der Photokina kündigten nun auch die Anbieter Canon, Nikon, Panasonic und Sigma eigene Modelle an. Diese Kameras sind teuer: ein Gehäuse ohne Objektiv kostet von 2 500 bis über 4 000 Euro. Die Canon EOS R, Nikon Z6 und Z7 sowie die Panasonic Lumix S-Serie sollen in den kommenden Monaten im Handel erhältlich sein und den Markt auf Trab bringen. Panasonics S1 und S1R etwa haben zwei Speicherkartenfächer, eine doppelte Bildstabilisierung – am Bildsensor und im Objektiv – und nehmen 4K-Videos mit 60 Bildern pro Sekunde auf, üblich sind bisher eher 30 Bilder pro Sekunde. Was die neuen Vollformatkameras sonst noch bieten, und was es mit dem lichtstärksten Zoom aller Zeiten auf sich hat, sehen Sie in unserem Video. Unser Kameraexperte Markus Bautsch hat sich auf der Photokina alles genau angesehen.
Unsere Einschätzung: Am spannendsten sind die Neuen von Panasonic. Der japanische Anbieter sowie seine Mitbewerber Sigma und Leica haben die L-Bajonett-Allianz verkündet, damit vereint sich demnächst höchstes Know-how bei Bildsensoren, Prozessoren und Objektiven. 2020 wird es voraussichtlich mehr als zwei Dutzend Objektive mit L-Bajonett für vier Kameragehäuse geben – eine üppige Auswahl.

Canon EOS R © Canon
Intelligente Technik sagt Bewegungen voraus
Künstliche Intelligenz (KI) hält überall Einzug, auch in der Fotobranche. Die Industrie arbeitet an KI-gestützten Funktionen, die das Fotografieren leichter machen. Künftig soll KI fehlende Bildbereiche ergänzen, Verwacklungen herausrechnen und den Ort einer Aufnahme auch ohne GPS-Positionsdaten bestimmen. Panasonic zeigte auf der Photokina am Beispiel einer Balletttänzerin, wie sich bewegte Motive einfacher scharfstellen lassen. KI sagt die Bewegungen der Tänzerin voraus und sendet Steueranweisungen ans Objektiv. Die quirlige Ballerina wird so permanent exakt vom Fokus erfasst und scharfgestellt.
Unsere Einschätzung: KI kann der Bildqualität viel Segen bringen. Bei der Motiverkennung hat sich schon einiges getan, Kameras erkennen zum Beispiel Gesichter oder hellen schattige Bildbereiche automatisch auf. Im Augenblick ist die Technik noch verhältnismäßig simpel gestrickt, sie wird in Zukunft aber sicher schneller, leistungsfähiger und flexibler sein.
Sofortbild-Drucker für die Handtasche

Smartphone als Sofortbildkamera: Mini-Drucker Zoemini von Canon. © Canon
Auch Sofortbildkameras boomen. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 400 000 Stück verkauft. Das längst überholt geglaubte Polaroid-Foto ist vor allem bei jungen Leuten beliebt, in Zeiten der Fotoflut ist das sofort ausgedruckte Motiv einzigartig. Auf der Photokina waren die speziellen Kameras in vielen Formen und Farben zu sehen. Canon will sogar das Handy zur Sofortbildkamera umfunktionieren und stellte den Mini-Drucker Zoemini für die Handtasche vor. Der ist kleiner als ein Smartphone und druckt die Schnappschüsse vom Mobiltelefon sofort über Bluetooth aus. Wer die Folie an der Rückseite des Fotos abzieht, kann es sogar aufkleben.
Unsere Einschätzung: Für Leute, die auf Bildqualität Wert legen, ist der Mini-Drucker von Canon interessanter als eine Sofortbildkamera. Das Smartphone nimmt deutlich bessere Fotos auf. Sicher haben die Sofortbildkameras den Spaßfaktor auf ihrer Seite, ambitionierte Fotografen wundern sich aber eher über den Trend zu verwaschenen Motiven.
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