
Muss ich ins Heim? Oder kann ich zu Hause bleiben? Welche Hilfen gibt es dann? Pflegestützpunkte sollen Betroffene individuell beraten. Die Stiftung Warentest prüfte erstmals die fachliche Qualität und den Service dieser Einrichtungen, eine pro Bundesland. Nur jede dritte schnitt gut ab.
Pflegestützpunkte sollen individuell beraten
Besonders Menschen über 80 Jahre sind häufig auf Hilfe angewiesen: Jeder Fünfte erhält Mittel aus der Pflegeversicherung. Durch das Pflegereformgesetz 2008 haben Empfänger und Antragsteller von Pflegeleistungen seit 2009 einen Rechtsanspruch auf umfassende Beratung. Diesen können sie in Pflegestützpunkten wahrnehmen, die in fast allen Bundesländern aufgebaut werden. Die Einrichtungen sollen allen Pflegeversicherten helfen, Lösungen zu finden, um solange wie möglich zuhause wohnen zu können. Sie sollen aber auch Rat geben, wenn es um die Suche nach dem richtigen Heim geht und eine erste Anlaufstelle bei plötzlicher oder sich anbahnender Pflegebedürftigkeit sein. Inzwischen gibt es bundesweit über 300 Pflegestützpunkte. Im Test waren 15 der zuerst aufgebauten Pilotpflegestützpunkte und ein regulärer Pflegestützpunkt – einer aus jedem Bundesland.
Testsieger aus Berlin
Mit Abstand am besten im Test: der Pilotpflegestützpunkt Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin. Er überzeugte als einziger durch eine gute fachliche Qualität und bekam die Gesamtnote 2,1. Vier weitere Pilotpflegestützpunkte erzielten ein Gut: Denkendorf in Baden-Württemberg, Erkner in Brandenburg, Hamburg-Mitte und St. Wedel im Saarland. Damit ist nur jeder dritte getestete Pflegestützpunkt gut. Von den übrigen bekamen zehn die Gesamtnote Befriedigend, einer ein Ausreichend. Siehe Tabelle "Ergebnisse Kompakt".
Grundsätzliche Stärken und Schwächen
Der Test zeigt also deutliche Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Beratungsstellen. Er offenbart aber auch grundsätzliche Stärken und Schwächen:
- Positiv. Die meisten Einrichtungen boten einen guten Kundenservice . Zudem gaben die Mitarbeiter in der Regel engagiert, fachkundig und verständlich Auskunft zu Leistungen der Pflegeversicherung.
- Negativ. Häufig blieb die Ausgangssituation der zu pflegenden Person ungeklärt, insbesondere das Wohn- und das soziale Umfeld. Dabei ist das die Grundvoraussetzung, um passende Leistungen und Hilfen ableiten zu können. Zudem haperte es allzu oft bei weiterführenden Hilfen. So informierten viele Berater nicht umfassend zu den Angeboten vor Ort, zum Beispiel zum „Essen auf Rädern“ oder zu Beratungsstellen zur Wohnraumanpassung. Und wer unzufrieden mit Pflegeleistungen war, bekam kaum konkrete Ratschläge.
- Fazit. Es gab nur in wenigen Fällen eine „umfassende Beratung“, wie sie der Gesetzgeber vorsieht. Es besteht noch fachlicher und methodischer Qualifikationsbedarf, um dem Anspruch der „Beratung aus einer Hand“ gerecht zu werden.