
Dieses Pflegeheim in Erkelenz (Nordrhein-Westfalen) gehört einer Eigentümergemeinschaft aus privaten Kapitalanlegern. © Markus J. Feger
In den Prospekten von Bauträgern und Anlagevermittlern ist der Kauf eines Pflegeapartments die perfekte Kapitalanlage: Anleger erzielen scheinbar mühelos Renditen von 4 Prozent und mehr – bis zu 25 Jahre lang und nahezu ohne Risiko. Finanztest hat Angebote für Pflegeapartments samt Prospekten und Verträgen unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Pflegeapartments sind als Kapitalanlage längst nicht so einfach und sicher, wie es die Verkäufer hinstellen – und auch nicht so rentabel.
Pflegeapartment als Eigentumswohnung
Pflegeheime waren wegen der Anschaffungskosten von vielen Millionen Euro lange nur etwas für Großinvestoren. Zunehmend werden sie aber wie gewöhnliche Wohnhäuser in Eigentumswohnungen aufgeteilt und dann scheibchenweise an Privatanleger verkauft. Anleger können sich so für 150 000 Euro bis 300 000 Euro in ein Pflegeheim einkaufen. Dafür bekommen sie ein meist 20 bis 30 Quadratmeter großes Apartment und einen Anteil von etwa 25 bis 40 Quadratmetern an den gemeinschaftlich genutzten Räumen. Gebäude und Außenanlagen sind in der Regel für 20 bis 25 Jahre an den Betreiber des Pflegeheims verpachtet. Der bezahlt dafür einen monatlichen Pachtzins, der unter den Anlegern nach ihren Miteigentumsanteilen an der Immobilie aufgeteilt wird.
Das bietet der Artikel zu Pflegeapartments als Kapitalanlage
Anlagemodell. Wir zeigen, wie der Kauf eines Pflegeapartments als Anlagemodell funktioniert, warum die Renditeversprechen der Anbieter mit Vorsicht zu genießen sind und welche Risiken mit dieser Kapitalanlage verbunden sind.
Renditerechnung. Finanztest hat anhand aktueller Angebote eine Musterrechnung für die Wirtschaftlichkeit von Pflegeapartments erstellt und dabei auch einmalige und laufende Nebenkosten berücksichtigt.
Checkliste. Unsere Checkliste zeigt die wichtigsten Kriterien für die Auswahl von Pflegeapartments.
Anbieter versprechen Sorglosimmobilie mit Renditegarantie
Anbieter versprechen Kapitalanlegern eine perfekte Kombination aus Rendite und Sicherheit. Der Betreiber des Pflegeheims zahlt als Pächter langfristig steigende Mieten und übernimmt alle Betriebskosten sowie einen Teil der Instandhaltung. Weil immer mehr Menschen pflegebedürftig werden, soll ein späterer Verkauf der einzelnen Apartments problemlos möglich sein. Laut Anbieter winkt sogar ein ordentlicher Wertgewinn.
Brutto ist nicht netto
Fraglich sind aber schon die versprochenen Renditen, die derzeit überwiegend zwischen 3,5 und 4,5 Prozent im Jahr liegen. Mit „Rendite“ meinen Anbieter meist nur die anfängliche Bruttomietrendite, das ist das Verhältnis der Jahresmiete im ersten Vermietungsjahr zum Kaufpreis des Apartments. Durch die Nebenkosten sinkt die anfängliche Nettomietrendite um rund 0,5 Prozentpunkte auf durchschnittlich etwa 3,5 Prozent. Wie hoch die Rendite tatsächlich ausfällt, hängt auch von der Miet- und Wertentwicklung ab. Einerseits steigen die Mieten, weil sie an die Inflationsrate gekoppelt sind. Andererseits sollten Anleger einkalkulieren, dass ihre Immobilie an Wert verliert.
Pflegeimmobilien – Risiko Wertentwicklung
Pflegeimmobilien altern schnell, weil sich die Anforderungen an ihre Ausstattung und Konzeption ständig ändern – nicht zuletzt durch gesetzliche Regulierungen. Pflegeheime werden zudem stark beansprucht, vor allem Gemeinschaftsräume wie Großküche und Aufenthaltsräume nutzen sich schnell ab. Eigentümer müssen damit rechnen, dass spätestens zum Ende des Pachtvertrags zusätzliche Kosten anfallen, um die Immobilie an moderne Standards anzupassen. Und je älter das Pflegeheim wird und je näher das Ende des Pachtvertrags rückt, desto schwieriger kann es werden, das Apartment zu einem guten Preis zu verkaufen.
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Risiko Betreiber-Insolvenz
Der größte Renditekiller wäre eine Insolvenz des Betreibers. Nur wenn er sich langfristig erfolgreich am Pflegemarkt behauptet, kann er die vereinbarten Mieten zahlen. Geht der Betreiber pleite, drohen Mietausfälle. Bis ein Nachfolger gefunden ist, kann viel Zeit vergehen. Eventuell steigt ein neuer Betreiber erst nach kostspieligen Umbauten oder nur zu einem geringeren Pachtzins ein. Im schlimmsten Fall interessiert sich niemand für den Weiterbetrieb, weil der Bedarf in der Region durch modernere Heime und ambulante Pflegedienste gedeckt wird.
Anleger setzen viel Geld auf eine Karte
Unser Fazit: Pflegeapartments sind weder einfache noch risikolose Kapitalanlagen. Der Anlageerfolg hängt entscheidend vom wirtschaftlichen Erfolg des Betreibers ab. Anleger setzen somit viel Geld auf eine Karte: auf einen Standort, einen Betreiber und ein sehr spezielles, hoch reguliertes Segment des Immobilienmarktes.
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Ich komme zurück auf das mehrfach beschriebene Verhältnis Eigentümer/Betreiber bei Pflegeimmobilien. Wie sonst auch versprechen ausgewogene Regelungen im Vertragswerk langfristig mehr Erfolg. So kann für den besprochenen Fall einer Betreiberinsolvenz zum Beispiel die (stille) Abtretung der i-Kosten vom Betreiber an den Vermieter bereits im Mietvertrag den Eigentümer schützen. Über eine ebenfalls zu vereinbarende Übernahme des Betriebes kann dieser nahtlos weitergeführt werden, bis ein alternativer Betreiber übernimmt. So in etwa wäre der Kommentar von Nutzer gäbelahm und die Antwort von Test.de von Januar 2020 zu kommentieren.
@erHeinze: Vielen Dank für den Hinweis, die Online-Redaktion wird sich darum kümmern. (PH)
Die Website scheint veraltet, bzw. geschlossen zu sein. Letzte Beiträge aus 2019, die Hauptseite ist gesperrt.
Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Werbung
Das „Dreiecksverhältnis“ (Betreiber, Verwalter und Eigentümer) bei vielen Pflege-apartments ist jedoch etwas zu kurz gekommen. Denn viele Verwalter halten gesetzliche Vorgaben (WEG) nicht ein z.B. „drei Alternativangebote als Entscheidungsgrundlage“ für Sanierungs- bzw. Instandhaltungsmaßnahmen / Umwidmung der Instandhaltungs-rücklagen in eine Liquiditätsreserve). Beschlüsse der Eigentümergemeinschaft werden durch die Verwalter nicht eingehalten. Tagesordnungspunkte zur Eigentümer-versammlung, die rechtzeitig eingereicht wurden, kommen nicht auf die Tagesordnung. Die Eigentümer sind hauptsächlich Bewohner der Seniorenwohnzentren ( Durch-schnittsalter >80 Jahre) und die sind froh wenn die Betreiber den Laden einigermaßen am Laufen halten. Und die Politik schaut tatenlos diesem Treiben zu.