Wohnraum pflegegerecht anpassen: Zu Hause, aber sicher

„Meinen Mann pflege ich seit 2015. Da hatte er eine Hirnblutung. Er musste sich selbst das Laufen und Sprechen wieder beibringen. Wir haben das Bad umgebaut, ein Krankenzimmer und eine Hausnotrufanlage eingerichtet. Ich leite ein Unternehmen und muss immer gut planen. Die Pflege ist Teil meines Lebens, weil ich es versprochen habe. Was mir geholfen hat? Ab und zu die eigene Kraft zu prüfen. Wir trauen uns manchmal zu viel zu. Es ist richtig, dann eine Beratungsstelle aufzusuchen.“ Petra Niessner, 58, Berlin
Die meisten Menschen wollen so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden bleiben – auch wenn sie pflegebedürftig werden. Dazu muss sich das Zuhause allerdings auch eignen oder zumindest entsprechend anpassen lassen. Duschhocker, Haltegriffe, Stolperfallen weg – schon kleine Veränderungen in der Wohnung erleichtern die häusliche Pflege.
Wenn es schnell gehen muss
Stolperfallen beseitigen. Meistens machen schon kleine Veränderungen kurzfristig aus Wohnung oder Haus ein sicheres Umfeld. Manche sind in jedem Fall für ältere Menschen empfehlenswert – unabhängig davon, ob sie noch selbstständig sind oder auf Hilfe angewiesen. Sinnvoll ist es zum Beispiel, typische Stolperfallen zu beseitigen – Teppiche, Kabel und Fußläufer können befestigt oder entfernt werden.
Haltegriffe montieren. Sturzgefahr herrscht in vielen Wohnungen auch, weil sie zu üppig und unpraktisch möbliert sind. Wacklige Tische oder Kommoden sollten weichen, nur wirklich standfeste und ausreichend hohe Tische, Schränke und Kommoden bleiben. Ohne großen Aufwand lassen sich auch Haltegriffe montieren, die in der Dusche, neben der Toilette oder nah an Türen zusätzliche Stabilität bieten.
Beleuchtung verbessern. Wichtig sind auch gute Lichtverhältnisse. Alle Wege innerhalb der Wohnung sollten gut beleuchtet sein, damit vor allem nachts nichts schiefgeht.
Tipps vom Wohnberater
Beraten lassen. Egal, ob Bad, Küche oder Schlafzimmer – die eine Lösung für alle Räume gibt es nicht. Einen ersten Überblick darüber, worauf es ankommt, gibt unsere Checkliste. Wie Bewohner ihre eigenen vier Wände alters- und pflegegerecht anpassen, erfahren sie etwa in einer Wohnberatungsstelle. Über Adressen und Ansprechpartner informiert die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung.
Schwachstellen identifizieren. Auf Anfrage kommen speziell geschulte Berater zum Pflegebedürftigen nach Hause. Sie machen Vorschläge, wie einzelne Räume sicherer werden und welche Mängel sich beseitigen lassen. Eine Wohnberatung kann zeigen, welche Anpassungen in der Wohnung notwendig sind, um eine häusliche Pflege möglich zu machen. Eine solche Erstberatung ist in der Regel kostenfrei.
Finanzierung klären. Auch bei der Planung der Maßnahmen helfen die Wohnberater. Sie informieren außerdem über Finanzierungsmöglichkeiten, kennen geeignete Handwerksbetriebe und kümmern sich um die Beschaffung von Hilfsmitteln. Fallen Beratungsgebühren an, können anerkannte Pflegebedürftige sie von ihrer Pflegekasse erstattet bekommen.
Kassen bezuschussen Hilfsmittel
Finanztöpfe kennen. Ob kleine oder große Veränderungen im eigenen Heim oder Hilfsmittel – die Kosten müssen Bewohner selten allein tragen. Wer weiß, welche Finanztöpfe es gibt, kann sie auch anzapfen. So zahlen Krankenkassen zum Beispiel Rollatoren und Toilettensitzerhöhungen – vorausgesetzt, ein Arzt hat sie verordnet. Pro Hilfsmittel muss der Versicherte normalerweise zwischen 5 und 10 Euro zuzahlen. Hilfsmittel, die vor allem den Pflegenden selbst dienen, übernehmen die Pflegekassen. Voraussetzung: Der Antragsteller hat einen Pflegegrad. Pflegehilfsmittel sind zum Beispiel Pflegebett und Hausnotruf. An diesen Kosten muss sich ein Pflegebedürftiger mit bis zu 25 Euro beteiligen.
Hilfsmittel beantragen. Jedes Hilfsmittel muss der Versicherte beantragen. Oft kann er jedoch kaum einschätzen, ob Krankenkasse oder Pflegekasse zuständig sind. Eine mobile Rampe zum Beispiel würde die Krankenkasse bezuschussen, den fest installierten Treppenlift aber die Pflegekasse. In der Praxis ist das aber kein Problem. Geht ein Antrag fälschlicherweise an die Krankenkasse, leitet sie ihn weiter an die Pflegekasse und umgekehrt.
Widerspruch einlegen. Lehnt eine Kasse einen Antrag ab, erhält der Pflegebedürftige darüber einen Bescheid. Er hat einen Monat Zeit, Widerspruch einzulegen.
Geld für umfangreichere Maßnahmen
Nicht immer reichen ein paar Handgriffe und Hilfsmittel, manchmal ist ein größerer Umbau erforderlich – vor allem bei einer häuslichen Pflege auf Dauer. Da können zum Beispiel Rampen oder eine ebenerdige Dusche notwendig werden. Solch eine Anpassung kann schnell mehrere Tausend Euro kosten. Auch für diese Zwecke gibt es spezielle Zuschüsse und Kredite. So beteiligt sich die Pflegeversicherung auf Antrag an baulichen Verbesserungen, etwa Verbreiterungen von Türen oder Umbauten im Bad – vorausgesetzt, die häusliche Pflege wird dadurch erleichtert und der Bewohner hat mindestens Pflegegrad 1. Dann zahlt die Pflegekasse bis zu 4 000 Euro pro Maßnahme. Sind später weitere Anpassungen nötig, zahlt sie dafür erneut. Mieter, die größere Veränderungen planen, müssen sich die – am besten schriftliche –Zustimmung ihres Vermieters holen.
Fördermittel von der KfW
Wer in der eigenen Immobilie wohnt, kann sich einen Umbau von der staatlichen KfW-Bank fördern lassen. Die Unterstützung gibt es entweder als zinsvergünstigten Kredit von bis zu 50 000 Euro (KfW-Programm 159) oder als Zuschuss von bis zu 6 250 Euro (KfW-Programm 455 B). Auch viele Länder und Kommunen bieten Förderprogramme für diesen Zweck. Auskünfte darüber geben Wohnberatungsstellen.
Freunde, Fußpflege und Friseur
Wichtig: Ein Umbau lohnt sich nur, wenn das Wohnumfeld stimmt. Eine noch so barrierefreie Wohnung nützt wenig, wenn Hausarzt, Supermarkt oder Friseur nur schwer erreichbar sind – sei es, weil die Entfernungen zu groß sind oder die Wege nicht stolperfrei. Je mehr dieser Anlaufstellen vielleicht sogar fußläufig erreichbar sind, desto besser. Sie tragen dazu bei, dass Ältere und auch Pflegebedürftige möglichst lange selbstständig in ihrem Haushalt leben können. Im Idealfall gibt es weitere Angehörige in der Nähe, können Nachbarn und Freunde mal bei Bedarf aushelfen. Dann stimmen die Voraussetzungen für gute Pflege zu Hause.