Zusatzversicherungen: Leistung garantiert

Auch privater Zusatzschutz für die Pflege wird nun umgestellt. Die Versicherer gehen unterschiedlich vor.
Gesetzliche Pflegeleistungen werden auch künftig nicht reichen, um alle Pflegekosten zu decken. Mit einer Pflegezusatzversicherung lässt sich diese Lücke von oft vielen Hundert Euro im Monat schließen, wenn eigenes Einkommen oder Vermögen nicht reichen. Was ändert sich hier 2017?
Die Pflegereform wirkt sich auch auf die privaten Zusatzversicherungen aus. Denn je nach Art der Versicherung hängt ihre Leistung von der Einstufung der Pflegebedürftigkeit in der gesetzlichen Pflegeversicherung ab. Teilweise sind ihre Leistungen sogar direkt an die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung gekoppelt.
Weil der Pflegebedürftigkeitsbegriff weiter gefasst wird – fünf Grade statt vier Stufen – können mit der Reform ab 2017 mehr Menschen Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung erhalten, besonders durch den neuen Pflegegrad 1. Zudem steigt für viele, abhängig von Pflegesituation und -grad, der Zuschuss aus der gesetzlichen Pflegeversicherung.
Die privaten Versicherer wollen nun viele Zusatzversicherungen zügig ebenfalls von Pflegestufen auf Pflegegrade umstellen. Das ergab unsere Umfrage bei 23 Unternehmen, deren Angebote wir in vergangenen Tests beurteilt hatten.
Umstellung je nach Versicherung
Es gibt drei Arten von privaten Zusatzversicherungen für die Pflege:
- Pflegetagegeldversicherung: Der Versicherer zahlt je nach Pflegestufe, künftig Pflegegrad, ein vereinbartes Tagesgeld aus.
- Pflegekostenversicherung: Der Versicherer zahlt nachgewiesene Pflegekosten bis zu einer Obergrenze.
- Pflegerentenversicherung: Kunden erhalten je nach Pflegebedürftigkeit eine unterschiedlich hohe Rente.
(Siehe auch Das ändert sich bei Pflegekosten- und Pflegerenten-Policen)
Unter den 23 Anbietern, die wir zur Umstellung befragt haben, sind alle neun Anbieter von Pflegetagegeldpolicen, die im jüngsten Test Private Pflegeversicherung (Finanztest 5/2015), mit mindestens gut bewertet wurden. Ihre Policen leisten in allen Pflegestufen und auch bei Demenz. Und wir befragten die drei Anbieter von Pflegekostentarifen und die elf Anbieter von Pflegerentenversicherungen aus dem Test Besser leben im Alter (Finanztest 6/2016).
Fazit: Pflegetagegeld- und Pflegekostenversicherungen werden weitgehend zügig umgestellt. Bei der Pflegerentenversicherung ändert sich zunächst wenig. Wichtig: Wer schon Leistungen erhält, hat in allen Policen eine Leistungsgarantie. Er kann nicht weniger bekommen als bisher.
Laut Gesetz müssen bestehende Zusatzversicherungen gar nicht umgestellt werden. Ausnahme: Pflege-Bahr-Tarife. Für diese mit 5 Euro staatlich geförderte Variante der Tagegeldpolicen gilt die Frist zum 1. Januar 2017. Diese Versicherungen müssen künftig im Pflegegrad 5 mindestens 600 Euro im Monat an den Pflegebedürftigen zahlen, bisher galt das für Pflegestufe III.
Einige Versicherunternehmen haben uns berichtet, dass der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) ihnen empfiehlt, auch ihre anderen Verträge im Laufe des Jahres 2017 an den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff anzupassen.
Neue Pflegetagegeldversicherungen
Unsere Abfrage ergab für die Pflegetagegeldversicherung: Wer heute eine Police hat, die in allen Pflegestufen und bei Demenz leistet, bekommt künftig eine Absicherung in allen fünf Pflegegraden.
Weil durch Pflegegrad 1 mehr Versicherte Leistungen erhalten, werden die Beiträge leicht steigen. Außerdem werden die Versicherer in den Pflegegraden 3 bis 4, zumindest im ambulanten Bereich, meist etwas weniger als vorher in den vergleichbaren Pflegestufen II und III zahlen.
Fast alle befragten Anbieter wollen ihre Tarife Anfang 2017 umstellen. Einige werden für alte und neue Kunden denselben Tarif haben, andere stellen den alten um und bieten im Neugeschäft einen anderen an.
Frist für Kundeninformation
Die Allianz geht so vor: Sie passt ihre Tarife PZTB03, PZTE03 und PZTA03 zum 1. Januar 2017 an und erhöht den Beitrag für unseren damaligen Modellfall (55-Jähriger mit 87 Euro Beitrag) minimal. Die umgestellten Tarife bietet sie auch Neukunden an.
Die Axa stellt ihren Tarif für Bestandskunden zum Januar um. Für neue Kunden hat sie bereits einen neuen Tarif im Programm.
Die Bayerische Beamtenkrankenkasse und die UKV bieten Interessenten jeweils zwei neue Tarife an. Ihre Tarife für Bestandskunden passen sie an, nehmen diese aus dem Neugeschäft aber heraus.
Die Huk Coburg nennt noch keine Tarifdetails, will aber für Bestands- und Neukunden denselben Tarif anbieten. Das Tagegeld, das sagt der Versicherer schon jetzt, soll in den Pflegegraden 1 und 2 gleich hoch sein.
Auch die Württembergische wird Neu- und Altkunden den gleichen Tarif anbieten, aber ihre Leistungen im Modell in den Pflegegraden 3, 4 und auch 5 etwas senken.
Alle Versicherer, die Tarife für Bestandskunden anpassen oder auf neue Tarife umstellen, müssen ihre Kunden informieren. Wird zum Januar 2017 umgestellt, müssen Kunden das im November 2016 erfahren.
Beiträge sollen nur leicht steigen
Unsere Abfrage lässt vermuten: Die Tarifumstellung erfolgt vergleichsweise lautlos. Kleinere Leistungseinbußen wollen Anbieter an anderer Stelle durch zusätzliche Leistungen ausgleichen. Beiträge sollen nur leicht steigen. Es ist anzunehmen, dass umfassende Tarife der von uns nicht befragten Unternehmen mit Leistung in vier Pflegestufen einschließlich 0 künftig ebenfalls in allen Pflegegraden leisten werden.
Nicht einfach kündigen
Falls ein Kunde mit Preis und Leistungen seines Vertrags nach der Umstellung nicht mehr zufrieden ist, sollte er nicht einfach kündigen. Denn dann erlischt sein Versicherungsschutz, die eingezahlten Beiträge sind weg. Hinzu kommt, dass es im Alter teurer wird, einen neuen Vertrag abzuschließen oder es wegen des Gesundheitszustandes gar nicht mehr möglich ist.
Kunden könnten bei ihrem Versicherer ohne Gesundheitsprüfung in einen anderen Tarif wechseln, sofern der nicht mehr Leistungen bietet. Es gibt ein gesetzliches Tarifwechselrecht, Wechseloptionen stehen oft auch im Vertrag. Die Anbieter haben aber kaum alternative Angebote und wenn doch, können die teurer sein.