
Da sein. Eine Betreuungskraft hilft auch im Haushalt. © Getty Images
Rundum versorgt dank osteuropäischer Betreuungskraft. So lautet das Werbeversprechen von Vermittlungsagenturen. Stiftung Warentest hat 13 bundesweit tätige Agenturen getestet.
Testergebnisse für 13 Vermittlungsagenturen 05/2017
Liste der 13 getesteten Produkte
Hilfe, um zu Hause zu bleiben
Bis zu 300 000 Betreuungskräfte aus Osteuropa, die allermeisten davon Frauen, wohnen und arbeiten in deutschen Haushalten, wo sie Pflegebedürftige betreuen. „Polnische Pflegekräfte“ hat als Begriff bei Suchmaschinen Konjunktur. Das Geschäft gründet auf doppelter Not. Auf der einen Seite stehen zahlreiche Menschen, die trotz Einschränkung in ihrer vertrauten Umgebung bleiben möchten, aber nicht wissen wie sie das organisieren und bezahlen sollen. Hilfe durch deutsches Personal rund um die Uhr ist für Normalverdiener kaum finanzierbar. Auf der anderen Seite stehen zahlreiche Menschen aus Ländern mit niedrigen Löhnen und schlechten Jobaussichten, die die berufliche Chance als Betreuungskraft ergreifen – selbst wenn das bedeutet, weit weg von Familie und Freunden zu sein.
1 470 bis 3 400 Euro monatlich
Viele der der Pflegekräfte aus Polen und anderen osteuropäischen Ländern kommen über Vermittlungsagenturen. Die werben oft mit einer „24-Stunden-Pflege“ oder „Rund-um-die-Uhr-Betreuung“. Meist kooperieren sie mit osteuropäischen Firmen, die die Betreuungskräfte rekrutieren und die Personalverantwortung für sie tragen. Die Agenturen kümmern sich um die deutschen Kunden, nehmen ihnen viele organisatorische Dinge rund um die Vermittlung der Betreuungskräfte ab und unterstützen sie oft auch langfristig, etwa bei Problemen. 13 bundesweit tätige Agenturen haben wir geprüft. Die Kunden zahlen monatliche Betreuungskosten von 1 470 bis 3 400 Euro.
Hinweis: Sie können oder möchten keine ausländische Betreuungskraft als Hilfe haben, wollen aber weiter zu Hause wohnen? Dann könnten Sie auch verschiedene Hilfsangebote vor Ort nutzen – von ambulantem Pflegedienst über Tagespflege bis zu Essen auf Rädern. Was diese Angebote kosten und wie sie am besten kombiniert werden, erfahren Sie in unserem Artikel Pflege zu Hause: Hilfen gut kombinieren. Die beiden Artikel zum Thema „Pflege zu Hause“ und viele weitere Tests und Reports zu den Themen Pflege und Pflegeversicherung finden Sie auch in unserem Special Pflegeversicherung.
13 Agenturen für Betreuungskräfte im Test
Vermitteln die Agenturen Betreuungskräfte, die zum Bedarf der Hilfesuchenden passen? Gehen sie rechtlich korrekt und sozial verantwortlich vor? Wir haben den Firmen umfassende Fragebögen geschickt und mehr als 900 Dokumente gesichtet, die sie zum Beleg einreichten, zudem Webseiten, Infomaterial, Verträge. Vor Ort begutachteten wir je drei Kundenakten. Das Ergebnis ist durchwachsen. 9 der 13 geprüften Agenturen sind hilfreich bei der Vermittlung, die anderen nur bedingt bis wenig. Bei allen fanden wir Mängel in den Verträgen. Diese gehen vor allem zu Lasten der Pflegekräfte aus Polen und anderen Ländern Osteuropas. Wir fanden deutliche Hinweise, dass ihre Rechte ausgehöhlt werden, etwa bei Arbeits- und Ruhezeiten.
Die A1-Bescheinigung ist wichtig
Keine Agentur im Test informiert ihre Kunden gut, das gilt vor allem für rechtliche und finanzielle Aspekte. Wichtig ist, eine neue Betreuungskraft nach ihrer A1-Bescheinigung zu fragen. Das mehrseitige Dokument wird von Behörden im Heimatland auf Antrag ausgestellt. Es belegt, dass die Sozialversicherungsbeiträge dort fällig werden. Das nützt auch der deutschen Familie im unwahrscheinlichen, aber nicht ausgeschlossenen Fall, dass der Zoll vor der Tür steht und eine Kontrolle macht.
Arbeitsbedingungen selber gestalten
Ansonsten hat jeder die Arbeitsbedingungen seiner Betreuungskraft selber mit in der Hand. Um sie zu entlasten, ihr etwa ihren freien Tag in der Woche zu ermöglichen, können Angehörige einspringen. Auch professionelle Angebote wie soziale Dienste, Verhinderungs- und Tagespflege lassen sich nutzen. Die Pflegekassen finanzieren viele dieser Möglichkeiten. Wenn Sie den Artikel freischalten, erfahren Sie außerdem, wie Sie vorgehen müssen, wenn Sie selbst Arbeitgeber werden und Ihre Betreuungskraft direkt anstellen wollen.
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Habe mir die Zeit genommen und die vielen Kommentare gelesen. Auch ich möchte hier meine Erfahrung teilen. Seit 2015 also gute fünf Jahre habe ich für meine Eltern eine Betreuungskraft bzw. Betreuungskräfte arrangiert. Die ersten drei Agenturen waren ein Reinfall. Dier Zusammenarbeit dauerte nicht länger als 10 Monate. Man muss aber hier erwähnen, es waren auch gute Damen dabei. Problem? Es kommt auf die Kräfte meistens an und nicht auf die Firmengröße, Werbung oder Tests. Schöne Personalbögen sind nur die Verpackung. Die Verpackung kann noch so toll sein wenn der gute Inhalt fehlt. Gewechselt habe ich die Agenturen, da ich nicht wie am Fließband behandelt werden wollte. Erst bei der vierten Agentur (eine aus Hildesheim: P...-Pflege...) bekam ich den Eindruck, hier schaut man auf die Wünsche der Kunden. Immer der gleiche Ansprechpartner, keine Warteschlange am Telefon usw. Fazit: Die Kräfte sind wichtig , nicht die Anzahl der Vorschläge. Verständnisvoller Ansprechpartner sind A u. O!
Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: wegen Überprüfung auf Schleichwerbung
Die Eltern meiner Freundin wurden angezeigt und hatten eine Kontrolle wegen ihrer polnischen Pflegerin. Die Pflegerin hatte keine richtigen Papiere. Ein Drama für die Familie und die Pflegerin. Der Vermittler stellte sich taub. Ich kann nur nochmals den Testsieger Küffel vom Test hier empfehlen. Die Papiere kommen automatisch mit der Pflegerin und wir haben die vom Anwalt rechtlich prüfen lassen und alles ist in Ordnung. Jeder sollte darauf wert legen um nicht vor Gericht zu landen. Das können wir nur dringend empfehlen.
@Robert6: Vielen Dank für Ihre Anregung. (maa)
Hallo,
die Stiftung Warentest würde den Verbrauchern ganz besonders helfen wenn sie die Vertäge der sogenannten Agenturen prüfen würde!
Auch wir sind auf Pfleger angewiesen und haben mit den Argenturen immer wieder großen Ärger.
Sehr viel seltener gibt es Ärger mit den Pflegern, die in der Überzahl gute Arbeit leisteten und auch Menschlich meist ein Gewinn sind.
Es gäbe aber Pfleger die bei uns schon waren und die wir gerne wieder hätten obwohl sie für die Argentur aus versändlichen Gründen nicht mehr arbeiten.
Sind denn diese Knebelverträge aus Bulgarien und aus Polen rechtens???
Z.B.
Obwohl der Pfleger keinerlei Ausbildung von der Argentur erhalten hat.
Der Pfleger sein Gehalt nur zum Teil erhielt?
Die Rente und/oder Krankenversicherungsbeiträge durch die Agentur nicht oder nur zum Teil bezahlt wurden?
Und laut der Zusicherung eines Pflegers, er nie einen Vertrag mit der Agentur unterzeichnet hat?
Also scheinbar der Pfleger mit gefälschte A1 bei uns war?