
Es grünt im Karton. Die Chance ist gut, dass Versandware im Garten wächst und gedeiht. © Fotolia / H. Almeida, Stiftung Warentest; iStockphoto (M)
Wie gut gedeihen Sträucher und Stauden aus dem Paket? Meist wachsen sie ordentlich bis prächtig, zeigt der Test. Aber nicht alle grünen Träume gehen in Erfüllung.
Alle Testergebnisse für Pflanzenkauf 04/2015
Vergangenes Frühjahr am Gartenzaun: „Jetzt ist sie durchgedreht“, raunt der eine Nachbar dem anderen zu und deutet auf die Straßenseite gegenüber. Dort quittiert Rentnerin Christel T. soeben beim Paketboten den Empfang einer großen Sendung. „Da sind bestimmt wieder Pflanzen drin. Gestern hab ich für sie auch schon zwei Pakete angenommen. Und auch in der letzten Woche kamen mehrmals Lieferungen. So viele Blumen kann die Frau doch gar nicht in ihrem Garten unterbringen.“
Stimmt. Aber die Seniorin hatte auch nie geplant, die Ware selbst einzupflanzen. Sie war im Undercover-Einsatz für die Stiftung Warentest tätig. Damit die Versender nichts von unseren Testabsichten bemerkten, ließen wir das bestellte Grün an normale Verbraucher wie Christel T. liefern. Bei den Tarnadressen blieben die Pflanzen nur für kurze Zeit. Unsere Mitarbeiter holten die Sendungen ab und transportierten sie schnellstmöglich zu ihrer neuen Heimat: einem fast 2 000 Quadratmeter großen Versuchsfeld mit idealen Voraussetzungen zum Wachsen und Gedeihen.
Acht Versender, drei Baumarktketten
Innerhalb weniger Wochen kauften wir rund 2 500 Pflanzen. Rechnungssumme: mehr als 13 000 Euro. Im Test sind acht Pflanzenversender mit breiter Produktpalette vertreten sowie – zum Vergleich – Gartencenter der Baumarktketten Bauhaus, Hornbach und Obi. Eine Saison lang hegten wir die Pflanzen und beobachteten, wie sie sich entwickeln. Das Ergebnis ist durchwachsen: Die Qualität der frisch gekauften Ware ließ mitunter zu wünschen übrig. Doch bei optimaler Pflege auf dem Feld blühten viele Pflänzchen auf. Allerdings nicht alle und nicht immer in der gewünschten Farbe. Am Ende lauten die test-Qualitätsurteile achtmal gut, zweimal befriedigend und einmal ausreichend.
Auspacken, kontrollieren, pflanzen

Ausgepackt. Beim ersten Blick auf die Bodendeckerrosen von Gärtner Pötschke zeigt sich viel Kunststoff. © Stiftung Warentest
Unsere Gartenexperten hatten alle Hände voll zu tun. Pakete auspacken, Ware kontrollieren, einpflanzen – das dauerte mitunter bis in den Abend und ins Wochenende hinein. Parallel zu den Bestellungen besuchten unsere Mitarbeiter drei Wochen lang Baumärkte. Auf jeweils drei Shoppingtouren pro Anbieter und in jeweils mehreren Filialen versuchten sie, ihre Einkaufszettel abzuarbeiten.
Keine Angst vorm Bestellen

Himbeeren. Die leckeren Früchte versüßten unseren Testern die Gartenarbeit. © Stiftung Warentest; iStockphoto (M)
Im Gartencenter haben die Kunden es selbst in der Hand, halbwegs ordentliche Gewächse nachhause schleppen zu können. Anders beim Versandhandel. Da kauft man die „Katze im Sack“ und riskiert obendrein Transportschäden. Ist die Paketware also grundsätzlich schlechter? Der Test gibt eine klare Antwort: Nein. Versender können gleichwertige Qualität liefern. Allerdings schafften dies nur die Guten. Die Zierpflanzen des Testsiegers Schlüter waren insgesamt sogar von besserer Qualität als die aus den Baumärkten.
Die grüne Ware mehrerer Versender hatte mitunter Mängel. Sie kam zum Beispiel zu klein an, zu nass oder mit zu wenig durchwurzelten Ballen. Die häufigsten Beanstandungen protokollierte unsere Expertin bei der Eingangskontrolle an Pflanzen der Firma Bakker. Zum Beispiel haftete auf etlichen, vom Mohn bis zur Johannisbeere, ein Schimmelpilzbelag.
Die meisten blühen auf

Lavendel. Ihre violetten Blüten krönten am Ende das Wachstum auf der Testplantage. © Stiftung Warentest; Flora Press; iStockphoto (M)
Im Test beobachteten wir auch, ob Stress beim Versenden womöglich zu Spätschäden führt. Eine Gartensaison lang kontrollierten wir das Wachstum. Die Versuchsergebnisse sind ermutigend und machen Lust auf die kommende Gartensaison. So entwickelten sich Erdbeeren, Dahlien und Fackellilien zu den Prachtstücken der Testfläche. Selbst die schimmeligen Johannisbeeren und die bei Anlieferung spärlich wirkenden Fackellilienwurzeln von Bakker wuchsen sehr gut, sodass die Pflanzen am Ende prächtig aussahen.

Falsches Gewächs. Rot blühenden Mohn hatten wir bei Baldur geordert. Was kam, war überraschend anders.
Geranien. Sie hegten und pflegten wir im Gewächshaus. Die meisten blühten prächtig auf. © Stiftung Warentest; iStockphoto (M)
Einzelne Sendungen bereiteten weniger Freude. So blieben einige Lavendel- und Mohnpflanzen auf der Strecke. Einige Baldur-Edelrosen überlebten den Sommer nicht. Die schon anfangs faulig und schimmlig wirkenden Himbeersträucher von Bakker wuchsen nicht an.
In Stroh gebettet

Umwickelt. Die Wurzeln sind von Torfgemisch umgeben, das eine Folie zusammenhält.
Nicht optimal. Noch gibts unten wenige feine Wurzeln. Aber einige oben an den Trieben.
Aufgeblüht. Die Pflanzen entwickelten sich prächtig – auch dank optimaler Pflege. Am Ende blühte „The Fairy“ schön rosafarben. Unser Urteil: Sehr gut. © Stiftung Warentest
Die Anbieter verschickten ihre Pflanzen entweder als Topfware oder wurzelnackt; mitunter umhüllte auch ein Gemisch aus Erde und Torf die Wurzeln. Der Test zeigt, dass alle Varianten zum Erfolg führen können. Problematisch scheint eine Umhüllung mit vielen Kunststofffolien ohne Luftlöcher. Sie erhöht das Risiko, dass wenig Luft an die Gewächse kommt und Schimmelpilze oder Fäulnisbakterien gedeihen.
Meist war die Lebendware zweckmäßig verpackt und kam ohne Transportschäden an. Die Mitarbeiter der Pflanzenversender haben Töpfe und Verpackungsmaterial in der Regel mit viel Geschick so kombiniert, dass selbst heftige Stöße sicher abgepuffert wurden. Die Baumschule Horstmann polsterte ihre Sendungen mit Stroh, das sich später prima zum Mulchen etwa von Erdbeeren nutzen lässt.
Der Test beweist, dass die untersuchten Pflanzen mehrere Tage im geschlossenen Paket gut überstehen können. Andererseits gilt: Je geringer der Stress und je schneller sie in die Erde kommen, desto besser.
Tipp: Bestellen Sie besser an kühlen Frühlingstagen als in der Sommerhitze. Niedrige Temperaturen wirken schonend beim Transport. Sorgen Sie dafür, dass die Paketannahme schon beim ersten Zustellversuch klappt. Nutzen Sie den Service einiger Versender (Ahrens+Sieberz, Baldur, Horstmann, Pflanzmich, Gärtner Pötschke, Schlüter) und vereinbaren Sie Wunschtermine. So haben Sie bessere Chancen, dass gelieferte Ware dann eintrifft, wenn Sie Zeit und Muße zum Einpflanzen haben.
Nur wenige Anbieter (Horstmann, Pflanzmich, Schlüter) kultivieren einen Teil ihrer Ware selbst. Alle anderen ordern komplett bei Gartenbaubetrieben oder im Großhandel. Die Pflanzen mussten also in ihrem kurzem Leben oft mehrere Transporte über sich ergehen lassen.
Tipp: Kontrollieren Sie den Einkauf. Falsche Sorten, abgebrochene Haupttriebe, Schädlingsbefall, Fäulnis oder auseinanderfallende Wurzelballen sind Reklamationsgründe. Machen Sie Fotos und informieren Sie den Anbieter. Die Chance ist groß, dass er zumindest auf Kulanzbasis eine Lösung sucht, um Sie als Kunden zu halten. Die oft mängelfreien allgemeinen Geschäftsbedingungen sprechen prinzipiell für die Seriosität der Versender im Test.
Nach der Blüte ist vor der Blüte
Wenn Pflanzen nicht in voller Blütenpracht oder übersät mit Früchten eintreffen, ist das kein Grund zur Beanstandung. Bietet ein Versender den Kunden ganzjährig eine große Auswahl an, darf naturgemäß zum Beispiel eine Staude nach der Blüte in zurückgeschnittenem Zustand wenig prächtig daherkommen. Da tröstet die alte Gärtnerweisheit: Nach der Blüte ist vor der Blüte.
Der Garten von Rentnerin Christel T. sieht übrigens so mustergültig aus, dass sie für sich im vergangenen Jahr keine Pflanzen im Versandhandel zu bestellen brauchte. Im Gegenteil: Sie exportiert. Nachbarn auf der Straßenseite gegenüber durften sich über Ableger freuen.
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Die Stiftung Warentest achtet doch sonst bei diversen Tests auf Ökologie. Wieso wird nicht ausgerechnet in diesem Beitrag kritisch auf die Punkte Biodiversität, Hybride, Samenfeste Sorten usw. hingewiesen, insbesondere, wie steril Versandhandel- & Gartencenter-Pflanzen sind und welche ökologischen Alternativen es gibt?
Garten Pötschke verspricht im Shop lieferbar und Lieferzeit 14 Tage.
Nach Bestellung ist die Hälfte der Pflanzen erst nächstes Jahr lieferbar laut Mail.
Im Shop stehen sie weiterhin auf lieferbar.
Das finde ich sehr ärgerlich.
Sehr geehrte StiWaTest-Redaktion,
die versch. Versender geben eine Lieferhöhe an. Auf den Webseiten findet man dazu kaum oder keine Angaben, wie diese gemessen wird. Gibt es hier Standards? Als Verbraucher würde ich intuitiv ab Wurzelballen messen, also den Teil, den ich am Ende sehe - also eine Wuchshöhe. Auf einer Seite habe ich Webseite einer Baumschule habe ich tatsächlich folgende, klare und transparente Angabe gefunden:
"Die Grundlage liefert dafür der BdB = Bund Deutscher Baumschulen. Die Berechnung der Lieferhöhe erfolgt ab der Oberkante bei Wurzelware, Ballenware und Topf- oder Containerware. Die Liefergrößen werden also immer ohne die Einbeziehung der Wurzelballen angeboten."
Das finde ich gut. Was sagen Sie dazu? Haben Sie solche Angaben überprüft?
MfG Obhof
@zesel52: Sie können unter „So haben wir getestet“ unsere Prüfbedingungen nachlesen. Da wir ja pro Anbieter die 7 verschiedenen Sorten 3x bestellt haben (je 7 bis 11 Exemplare) und daher pro Anbieter etwa 150 bis 230 getestet haben, hat sich dies pro Pflanze auf das Gruppenurteil ausgewirkt. Wären alle Pflanzen mangelhaft, wäre auch das Ergebnis mangelhaft gewesen. Wenn jedoch nur einzelne Pflanzen mangelhaft waren, dann wurde eben pro Pflanze abgewertet. (MK)
Nicht nur entsprechen die Ergebnisse überhaupt nicht meinen Erfahrungen, sondern eine mangelhafte Qualität der Pflanzen ist ein absolutes Ausschlusskriterium. Dann kann das Gesamtergebnis auch nur mangelhaft lauten.
Habe schon oft Gehölze und Beerenobst bei Horstmann bestellt und fast immer kräftige Pflanzen in prima Zustand erhalten, insofern kann ich die mäßige Bewertung der Pflanzen nicht nachvollziehen. Bei meiner einzigen Reklamation wegen einer nicht angegangenen Brombeerpflanze wurde schnell und anstandslos Ersatz geschickt. Bei Baldur hingegen würde ich nie wieder bestellen, nachdem ich zweimal probiert hatte und wirklich gar nichts Gutes dabei war und der Ersatz nach Reklamation auch nicht besser.
Ich wollte jetzt mal Ahrends und Sieberz ausprobieren und erhoffte mir eine Empfehlung oder ein Abraten.
Da es hier aber nur nicht nachvollziehbare Noten gibt und keine ordentliche qualitative Beschreibung des Tests hätte ich mir die 1,50 Euro für den Download auch sparen können.