Die Pflanzen in der Urlaubszeit automatisch gießen – davon träumen viele. Für Käufer der „Royal Gardineer Automatische Bewässerungsanlage“ vom Online-Versandhändler Pearl kann dieser Wunsch zum Alptraum werden. Es droht ein Stromschlag. Zudem hatten die Pflanzen im Praxistest nur geringe Überlebenschancen. Wir haben den Anbieter mit unseren Testergebnissen konfrontiert – nun will Pearl das Produkt zurückrufen.
Die Stiftung Warentest hat aktuell 16 Bewässerungssysteme getestet: Einige wässern wochenlang automatisch, bei anderen muss man nach einigen Tagen Wasser nachfüllen. Zwei Produkte versagen, zehn Produkte schneiden gut ab. Zum Test Pflanzenbewässerungssysteme.
Finger können an stromführende Kontakte gelangen
„Toll auch als Pflanzensitter für Ihren Urlaub“ warb Online-Händler Pearl bis vor kurzem für sein turmartiges buntes Bewässerungssystem. Jetzt ist es aus dem Sortiment geflogen. Der Anbieter reagierte damit auf einen Hinweis der Stiftung Warentest. Unsere Tester hatten gravierende Sicherheitsmängel entdeckt: Stromführende Kontakte des Netzteils – mit 230 Volt – lassen sich mit dem Finger berühren. Auch problematisch: Der Turm soll sich „perfekt“ für Tomaten und „toll“ für Erdbeeren eignen. Doch er ist weder vor Regen noch vor Gießwasser geschützt. Warnungen vor dem Einsatz im Außenbereich suchten die Tester allerdings vergeblich.

Das Netzteil des Bewässerungssystems von Pearl: Wer hier hinfasst, muss mit einem Stromschlag rechnen.
Pearl bestätigt Rückruf
Über die Sicherheitsmängel ist auch das zuständige Aufsichtsamt informiert worden. Anbieter Pearl teilte gegenüber test.de mit, dass man sich gemeinsam mit dem Regierungspräsidium auf einen freiwilligen Produktrückruf geeinigt habe. Die Käufer sollen in den nächsten Tagen per E-Mail informiert werden. Die Stiftung Warentest rät: Ziehen Sie den Netzstecker und kontaktieren Sie den Anbieter.
Pflanzen droht Durststrecke
Gefahr droht nicht nur den Nutzern, sondern auch den Pflanzen. Im Praxistest versagte die angeblich „ganz zuverlässige“ Anlage kläglich. Ein Feuchtigkeitssensor ging nach kurzer Zeit kaputt; seine Kontakte lösten sich elektrochemisch auf. Die Folge: Die Pumpe förderte kein Wasser mehr aus dem Vorratsbehälter zu den Pflanzen. Passiert so etwas während des Urlaubs, vertrocknen die Gewächse.
Der Murks kommt als Bausatz
Online-Händler Pearl verkaufte den Turm im Sonderangebot für 45,90 Euro – statt eines angeblichen Normalpreises von 299,90. Geliefert wurde ein Bausatz. Das Prinzip: Der Sockel des Bewässerungssystem dient zugleich als Vorratsbehälter für das Gießwasser. Darin befindet sich eine Tauchpumpe, um Wasser in alle Töpfe bis hinauf zur Turmspitze zu fördern. Überflüssiges Wasser soll zurück in den Vorratstank laufen.
Schwierige Montage und ungleichmäßige Wasserversorgung
Die Montage erwies sich als aufwendig und schwierig. Die Anleitung lässt sehr zu wünschen übrig. So kann es beim Turmbau leicht passieren, das einzelne Teile nicht an der richtigen Stelle montiert werden. Dann funktioniert das System von Anfang an nicht und muss zumindest teilweise wieder demontiert werden. Ein weiteres Problem ist die ungleichmäßige Wasserversorgung. Oben stehende Pflanzen erhalten weniger Wasser als die im unteren Bereich. Neigt sich der Turm etwas zur Seite, läuft das Wasser obendrein ungleichmäßig ab. Der Feuchtigkeitssensor, der bei Wasserbedarf die Pumpe einschalten soll, steckt nur in einem einzigen Pflanzgefäß.
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