
Blumenkasten. Mehrere Systeme bewässerten die Pflanzen im Test zuverlässig.
Die besten Wasserspender und Gießsysteme schaffen es, dass Zimmer- und Balkonpflanzen bei der Rückkehr prächtiger aussehen als bei der Abreise.
Sandra N. ist entmutigt: Ein Teil ihrer Pflanzen droht zu vertrocknen – trotz des Bewässerungssystems Bellissa-Tropfer vom Versandhändler Baldur. Damit hatte sie die Töpfe bestückt und mit viel Feingefühl versucht, die Durchflussmenge fürs lebenserhaltende Nass zu justieren. Doch die Mühe ist vergeblich. Mal strömt zu viel Wasser, mal zu wenig. Sandra muss das Elend protokollieren und darf nicht eingreifen. Sie gärtnert als Prüferin für die Stiftung Warentest.
Von prima bis gefährlich
Wie sollen die geliebten Gewächse die Abwesenheit des grünen Daumens überleben? Die Frage quält viele Pflanzenfreunde vor dem Urlaub. Antwort: Das Grün kann sogar prima überleben, wie der Test von 16 Bewässerungssystemen für Zimmer-, Balkon- und Terrassenpflanzen zeigt. Einige funktionieren wochenlang automatisch, bei anderen müssen Nachbarn oder Freunde zwischendurch Wasser nachfüllen.
Zwei Drittel der geprüften Produkte schneiden gut ab. Doch nicht nur der Belissa-Tropfer schwächelt. Bei insgesamt fünf Testkandidaten haben wir Noten abgewertet, auch wegen drohender Wasserschäden oder sogar wegen Stromschlaggefahr.
Ohne Wasseranschluss
Projektleiter Ralf Gaida hat für diesen Test gezielt nur Systeme ausgewählt, die ohne Anschluss an eine Wasserarmatur funktionieren. „Im Fokus stehen die Pflanzen auf dem Balkon und im Zimmer. Auch wenn es dort einen Wasserhahn gibt, sollte man kein Bewässerungssystem daran anschließen. Das Risiko eines Wasserschadens ist bei Abwesenheit viel zu groß.“
Fußboden gewässert
Prüferin Sandra N. und die anderen Tester mussten gleich mehrfach zum Wischlappen greifen. Auch kleine Vorratsbehälter können Überschwemmungen verursachen. Drei Systeme für Zimmerpflanzen erzielen im Prüfpunkt Sicherheit aus diesem Grund keine guten Noten. Eines ist sogar mangelhaft. Aus dem Wassersack vom Versender „Die moderne Hausfrau“ strömte innerhalb weniger Stunden der komplette Inhalt – auch auf den Fußboden.

Links: Flop von Baldur. Steckhalter und Tropfer arbeiteten unzuverlässig.
Rechts: Gut belüftetes Gewächshaus. Darin untersuchen wir Systeme für Balkon und Terrasse.
Im Test installierten wir Vorratsbehälter der unterschiedlichsten Art – von zweckentfremdeten Wasserflaschen bis zu großen Tanks aus dem Baumarkt (siehe Foto). Verfügt ein System nur über einen kleinen integrierten Wasservorrat, schlüpften die Tester in die Rolle netter Nachbarn, die bei Bedarf nachgießen. Mit einem Unterschied: Die Tester protokollierten exakt den Wasserverbrauch und ermittelten, wie oft die Nachbarschaftshilfe notwendig ist.
Durst von 70 bis 285 Milliliter

Bördy. Das Design ist Geschmacksache, aber der Vogel wässert gut.
Als Testgewächse setzten wir Pflanzen mit unterschiedlichem Durst ein: in den Balkonkästen zum Beispiel das pinkblühende Zauberglöckchen mit hohem Wasserbedarf, als Zimmerpflanze die genügsame Kanonierblume. Im Durchschnitt trank eine drinnen stehende Testpflanze täglich 70 Milliliter. Draußen – unter Einfluss von Sonne und Wind – schlürfte jedes Gewächs 285. „Pflanzenfreunde müssen abschätzen, wie viel Wasser ihr Grün während der Abwesenheit benötigt und die Behälter entsprechend voll füllen“, sagt Testleiter Gaida.
Die Kästen und Kübel von Emsa, Geli und Lechuza verstecken ihren Wasservorrat im doppelten Boden. Bei anderen Systemen ist das Aufstellen des Tanks dagegen oft eine Platzfrage. Manchmal muss er tief stehen, oft aber hoch. So verlangt die Oasis-Gebrauchsanleitung von Claber, dass der Behälter mindestens 70 Zentimeter über den Tropfern thront. „Das ist tatsächlich wichtig. Als wir den Tank nur wenig tiefer aufgestellt hatten, floss zu wenig Wasser. Wir mussten ihn höher positionieren“, bestätigt Prüferin Sandra.
Der gute Ton

Tropf-Blumat. Der Tonkegel reguliert den Wasserfluss bedarfsgerecht.
Einige Systeme brauchen einen Stromanschluss für ihre Pumpe oder eine Batterie fürs Magnetventil, um den Wasserfluss zu regulieren. Andere kommen ohne derartige Technik aus und machen sich die Wasserdurchlässigkeit von gebranntem Ton zunutze. Beim Tropf-Blumat funktioniert der wassergefüllte Tonkegel wie ein Feuchtesensor: Je mehr das Erdreich drumherum trocknet, desto stärker der Drang des im Kegel eingeschlossenen Wassers nach außen zu gelangen. Der kräftige Saugdruck öffnet ein Ventil am Kopf des Kegels, sodass Wasser aus einem dünnen Schlauch tropft – so lange, bis es bei abnehmendem Saugdruck wieder schließt.
Projektleiter Ralf Gaida rät, den Aufwand fürs Installieren und Einstellen nicht zu unterschätzen. „Um die Pflanzen optimal zu versorgen, sollte man die Produkte nicht erst kurz vor der Urlaubsreise installieren, sondern schon vorher ausprobieren.“
Vor Stromschlag gewarnt
Beim Royal-Gardineer-Bewässerungssystem vom Versandhändler Pearl besteht Stromschlaggefahr. Deshalb haben wir bereits während der Testphase davor gewarnt (Schnelltest Pflanzenbewässerung von Pearl). Prüferin Sandra N. hat das System damals installiert und noch heute ein mulmiges Gefühl. „Ich bin froh, dass nichts passiert ist.“