Pfefferminz, Fenchel, Kamille & Co

Pflanzen mit starken Giften

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Pfefferminz, Fenchel, Kamille & Co - Nur jeder zweite Kräutertee über­zeugt

Giftige Gesellen. Greiskraut (links) und Jakobs­kreuzkraut (rechts) enthalten Pyrrolizidinalkaloide. © D. Janssen, Ch. Fischer (M)

Versehentlich mitgeerntete Wild­kräuter können Kräutertee mit besonders kritischen Schad­stoffen belasten.

Pfefferminz, Fenchel, Kamille & Co Testergebnisse für 64 Kräuter­tees 04/2017 freischalten

Auf Feldern, auf denen Teepflanzen wachsen, wuchern mitunter auch Wild­kräuter. Einige, wie Greiskraut und Jakobs­kreuzkraut, enthalten Pyrrolizidinalkaloide (PA) – starke Gifte, mit denen sie sich vor Fraß­feinden schützen. Meist werden Teekräuter maschinell geerntet. Dabei werden leicht andere Pflanzen mitgemäht. Bei Kamille mit ihren gelben, feinen Blüten ist das Risiko besonders hoch, kritische Wild­kräuter zu über­sehen. Werden sie nicht aussortiert, landet ihr Gift im Tee. Im Kusmi-Kamillentee, der extrem mit PA belastet war, konnten wir Greiskraut mit dem Mikroskop erkennen.

Potenziell krebs­er­regend. Im Tier­versuch erwiesen sich PA als krebs­er­regend und erbgutschädigend. Das Bundes­institut für Risiko­bewertung (BfR) geht davon aus, dass sie „auch beim Menschen kanzerogen wirken können“. Im Extremfall können PA Leberschäden und Vergiftungen verursachen.

Berechnung des Risikos. Bislang ist gesetzlich keine Höchst­menge fest­gelegt, die Lebens­mittel enthalten dürfen. Noch ist auch nicht für alle 660 bekannten PA klar, wie kritisch sie sind. Bei unserer Bewertung orientieren wir uns deshalb an einem Wert für die Summe aller PA, den das BfR und die Europäische Lebens­mittel­behörde Efsa bezüglich der Krebs­risiken als wenig bedenk­lich einschätzen: Ein 60 Kilo schwerer Erwachsener sollte dauer­haft nicht mehr als 0,42 Mikrogramm am Tag aufnehmen, ein 16 Kilo schweres Kleinkind nicht über 0,11 Mikrogramm. Die Lebens­mittel­behörden orientieren sich an einem Wert, der vor Leberschäden schützen soll. Danach muss Tee aus dem Handel, wenn ein Erwachsener damit täglich 6 Mikrogramm PA aufnehmen könnte. Ein Beutel des von uns untersuchten Kusmi-Kamille-Tees enthält 161 Mikrogramm.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Trisha89 am 02.11.2018 um 15:07 Uhr

    Kommentar vom Autor gelöscht.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 01.03.2018 um 11:13 Uhr
    welche Chargen noch im Handel

    @Ex-Kd: Bei Lebensmitteltests handelt es sich immer um eine Momentaufnahme. Ob noch getestete Chargen im Handel erhältlich sind, ist uns nicht bekannt. Der Test gibt aber einen guten Überblick welche Teesorten wenig bis nicht belastet sind. So sind Fencheltees frei von Pestiziden und PA aus Wildkräutern. Das gilt auch für die meisten Pfefferminztees. Während Kamille z.B. bei der Ernte leicht mit Wildkräutern verwechselt werden kann und die Tees daher vermehrt PA enthalten können. (bp)

  • Ex-Kd am 27.02.2018 um 10:37 Uhr
    gute und sehr gute Tees im Test

    @Stiftung_Warentest
    Da Sie empfehlen Ihren Test als Entscheidungsgrundlage zu nehmen, was denken Sie, welche der getesteten Chargen noch zu bekommen sind?

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 16.02.2018 um 13:03 Uhr
    gute und sehr gute Tees im Test

    @Axel4Home: Welche Teesorten wir empfehlen, können Sie in diesem Test nachlesen. Nach dem Freischalten des Tests, können Sie die interaktive Tabelle gut dafür nutzen, um diejenigen Tees anzeigen zu lassen, die hinsichtlich der Schadstoffbelastung mit sehr gut und gut bewertet wurden. (PF)

  • Alex4Home am 16.02.2018 um 10:51 Uhr
    Welche Teesorte, kann man sorglos trinken?

    Den aktuellen Meldungen zufolge scheinen mir die Hersteller die Schadstoffe nicht im Griff zu haben. Gibt es noch Teesorten, die z.B. bedingt durch die Herkunft oder die Anbauweise, unbedenklich sind?