Pflanzen mit starken Giften

Giftige Gesellen. Greiskraut (links) und Jakobskreuzkraut (rechts) enthalten Pyrrolizidinalkaloide.
Versehentlich mitgeerntete Wildkräuter können Kräutertee mit besonders kritischen Schadstoffen belasten.
Auf Feldern, auf denen Teepflanzen wachsen, wuchern mitunter auch Wildkräuter. Einige, wie Greiskraut und Jakobskreuzkraut, enthalten Pyrrolizidinalkaloide (PA) – starke Gifte, mit denen sie sich vor Fraßfeinden schützen. Meist werden Teekräuter maschinell geerntet. Dabei werden leicht andere Pflanzen mitgemäht. Bei Kamille mit ihren gelben, feinen Blüten ist das Risiko besonders hoch, kritische Wildkräuter zu übersehen. Werden sie nicht aussortiert, landet ihr Gift im Tee. Im Kusmi-Kamillentee, der extrem mit PA belastet war, konnten wir Greiskraut mit dem Mikroskop erkennen.
Potenziell krebserregend. Im Tierversuch erwiesen sich PA als krebserregend und erbgutschädigend. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) geht davon aus, dass sie „auch beim Menschen kanzerogen wirken können“. Im Extremfall können PA Leberschäden und Vergiftungen verursachen.
Berechnung des Risikos. Bislang ist gesetzlich keine Höchstmenge festgelegt, die Lebensmittel enthalten dürfen. Noch ist auch nicht für alle 660 bekannten PA klar, wie kritisch sie sind. Bei unserer Bewertung orientieren wir uns deshalb an einem Wert für die Summe aller PA, den das BfR und die Europäische Lebensmittelbehörde Efsa bezüglich der Krebsrisiken als wenig bedenklich einschätzen: Ein 60 Kilo schwerer Erwachsener sollte dauerhaft nicht mehr als 0,42 Mikrogramm am Tag aufnehmen, ein 16 Kilo schweres Kleinkind nicht über 0,11 Mikrogramm. Die Lebensmittelbehörden orientieren sich an einem Wert, der vor Leberschäden schützen soll. Danach muss Tee aus dem Handel, wenn ein Erwachsener damit täglich 6 Mikrogramm PA aufnehmen könnte. Ein Beutel des von uns untersuchten Kusmi-Kamille-Tees enthält 161 Mikrogramm.