Wir haben Kräuter geprüft. In Schnittlauch fanden wir fast keine Pestizide. Ganz anders bei einer Minze aus Vietnam.
Alle Testergebnisse für Frische Kräuter 05/2012
Sie sind wahre Aromabomben. Frische Kräuter würzen viel intensiver als getrocknete. Sie setzen Speisen das i-Tüpfelchen auf. Genießer wissen das zu schätzen. Der Markt wächst. Die Deutschen kauften 2011 knapp fünf Prozent mehr als im Vorjahr, rund 9 200 Tonnen insgesamt oder zirka 230 Gramm pro Haushalt.
Rückstände von Pflanzenschutzmitteln können die Freude an Petersilie und Co. dämpfen. 2010 beanstandete die Lebensmittelüberwachung jede zehnte Kräuterprobe wegen Überschreitens der zulässigen Rückstandshöchstgehalte – vor allem Ware aus Thailand, Israel und Ägypten. Kein anderes Lebensmittel war so oft belastet.
Schnittlauch fast pestizidfrei
Wir haben jetzt Küchenkräuter auf etwa 500 Pestizide untersucht. Wir wählten Petersilie, Basilikum und Schnittlauch – die beliebtesten Kräuter – , aber auch die Aufsteiger Rosmarin, Koriander und Minze. Darunter sind sowohl Kräuter im Topf als auch geschnittene verpackte und tiefgekühlte. Am besten schneidet Schnittlauch ab: Er ist fast völlig pestizidfrei. Durchweg ohne Rückstände ist keine Kräuterart. Doch nur eine der 47 Proben im Test ist stark belastet. Vier weitere sind deutlich belastet.
Eine Minze ist stark belastet
In der frischen Minze aus Vietnam vom asiatischen Supermarkt Vinh-Loi haben die Tester höhere Rückstände gefunden als zulässig – und das gleich von zwei Pflanzenschutzmitteln. Vom Insektizid Cypermethrin wiesen sie rund das Zweifache des gesetzlichen Höchstgehalts nach, vom pilzhemmenden Mittel Carbendazim sogar das 56-Fache. Carbendazim gilt als erbgutverändernd. Die vietnamesische Minze war so stark belastet, dass sie gar nicht hätte verkauft werden dürfen.
Ist diese Minze gefährlich für die Gesundheit? Nicht, wenn man wie die meisten Menschen Minze in geringen Mengen verzehrt. Ein Erwachsener, der 70 Kilogramm wiegt, könnte nach heutigem Wissen gefahrlos an einem Tag 250 Gramm, also fünf Packungen, dieser Minze essen. Kritisch kann es werden, wenn er am selben Tag noch andere stark belastete Produkte mit den gleichen Pestizidrückständen isst.
Petersilie mehr belastet als Basilikum
Die Tester kauften nicht nur in Supermärkten ein, bei Discountern, in Asialäden, Bio- und türkischen Supermärkten, sondern auch in Baumärkten. Aus dem Hellweg-Baumarkt kam die einzige Petersilie, die deutlich belastet war. Es handelte sich um deutsche Petersilie im Topf. Deutlich belastet heißt: Mindestens ein Pestizid schöpfte mehr als die Hälfte des zulässigen Höchstgehalts aus. Das gilt auch für ein geschnitten angebotenes Basilikum aus Spanien.
Bis auf die beiden Ausreißer sind Basilikum und Petersilie aber unauffällig, egal ob im Topf, geschnitten oder tiefgekühlt. Basilikum schneidet im Test etwas besser ab als Petersilie. Für alle Kräuter gilt: Anders als etwa Zitrusfrüchte haben sie keine Schale, ihr essbarer Anteil ist vor Pestiziden nicht geschützt.
Rosmarin ist zweimal deutlich belastet
Bei Rosmarin sind die Ergebnisse durchwachsen. Zwei sind deutlich mit Kupferrückständen belastet. Beide Male handelt es sich um Rosmarin im Topf: von Kaufland und Pflanzen Kölle. Kupfer kann von Natur aus in höheren Gehalten im Boden vorkommen, aber auch gegen Pilzbefall gespritzt worden sein. Hier weisen die Kupfermengen auf einen gezielten Einsatz hin.
Koriander hält Höchstgehalte ein
Bei Einfuhrkontrollen am Frankfurter Flughafen fiel im vergangenen Jahr jede fünfte Probe Koriander aus Thailand negativ auf. In diesem Jahr scheint sich die Rückstandssituation zu bessern. Auch bei uns halten die vier Proben Koriander im Test, drei aus Thailand und eine aus Israel, die Höchstgehalte ein. Im Thai-Veggi-Koriander aus einem asiatischen Supermarkt fanden die Tester aber gleich vier Pestizide.
Bis zu sieben Pestizide in einem Kraut
Bei insgesamt 17 Kräutern wiesen die Tester Mehrfachrückstände nach, bis zu sieben Pestizide in einer Probe – meist in geringen Mengen. Pflanzenschutzexperten halten es für sinnvoll, verschiedene Pestizide gegen Pilze, Krankheiten, Unkraut oder Blattläuse in geringen Mengen zu spritzen. Das ist gezielter als ein Mittel massiv mit Breitbandwirkung einzusetzen und beugt auch der Bildung von Resistenzen vor. Die Auswirkungen von Mehrfachrückständen auf die Gesundheit des Menschen sind jedoch umstritten. Bis heute ist unklar, wie Mehrfachrückstände im Körper wirken.
Auch Biokräuter sind gering belastet
Im Biolandbau sind chemisch-synthetische Pestizide tabu. Tatsächlich sind die Biokräuter im Test weniger belastet als die konventionellen. Völlig rückstandsfrei sind aber auch sie nicht alle. Jedem zweiten Biokraut attestieren die Tester „keine“ Pestizidbelastung, bei den herkömmlichen nicht einmal jedem fünften. Die sehr geringen und geringen Rückstandsmengen in den restlichen Biokräutern bedeuten nicht unbedingt, dass da unerlaubt gespritzt wurde. Sie können zum Beispiel durch Kontakt mit behandelten Erzeugnissen auf die Biokräuter gekommen sein oder über die Luft. Das kann auch die geringe Belastung einiger konventioneller Kräuter erklären.
Für Bio- und herkömmliche Produkte gelten dieselben EU-Rückstandshöchstgehalte. Der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) hat zusätzlich für Biowaren zur Orientierung einen niedrigeren Wert festgelegt: 0,01 Milligramm je Kilogramm. Bei Überschreiten muss der Erzeuger prüfen, woher die Rückstände stammen. Im Test halten alle Biokräuter den Pestizidorientierungswert vom BNN ein.
Topfkräuter meist aus dem Emsland
Die meisten Kräuter im Test kommen aus Deutschland. Die Topfkräuter werden überwiegend sogar in einer Region, dem Emsland, produziert – für den Marktführer von Topfkräutern: die Gartenbauzentrale Papenburg. Das verrät die GGN-Nummer auf der Plastikhülle um die Töpfe. Sie stammt von der Organisation Globalgap, nach deren freiwilligen Standards landwirtschaftliche Produkte zertifiziert werden. Die beliebtesten Kräuter sind heute ganzjährig erhältlich. Topfkräuter werden meist in Gewächshäusern gezogen, die geschnitten angebotenen Kräuter stammen in der Regel vom Feld. Im Winter werden sie oft importiert. Die Herkunft muss im Lebensmitteleinzelhandel angegeben sein – bei tiefgekühlter Ware jedoch nicht.
Tipp: Achten Sie vor allem bei geschnittenen Kräutern auf die Herkunft. Muss es wirklich Schnittlauch aus Südafrika sein? Damit er frisch bei Ihnen landet, wird er eingeflogen. Das schadet dem Klima.
Kräuter als Heilmittel
Seit der Antike setzen Heilkundler auf die Inhaltsstoffe von Kräutern: auf die ätherischen Öle, Harze, Vitamine und sekundären Pflanzenstoffe. In klinischen Studien ist die gesundheitsfördernde Wirkung von Kräutern dagegen weniger gut untersucht. Das hindert aber nicht daran, sie zu genießen. Kräuter machen viele Speisen erst zu dem, was sie sind, wie Frankfurter Grüne Soße mit traditionell sieben Kräutern. Wer Kräuter reichlich dosiert, braucht oft nur mit wenig Salz abzuschmecken. Probieren Sie doch mal unser Tabbouleh-Rezept.
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in türkei gibt viel Kräuter und für gesund haben resept und oben stet für essen auch mach essen schmekt :)