Interview: Bauch, Beine oder Po?

Niemand sollte sich von Körperfettwaagen verunsichern lassen. Wichtiger ist, wo das Fett sitzt, sagt Dr. Joachim Latsch, Präventionsmediziner an der Deutschen Sporthochschule Köln.
Was halten Sie von Körperfettanalysen für den Hausgebrauch?
Personenwaagen, die das Körperfett nur über Fußelektroden ermitteln, sind sehr einfache Waagen. Sie messen nur die unteren Extremitäten.
Woran liegt das?
Der Messstrom sucht sich immer den kürzesten Weg zwischen den beiden Elektroden. Er fließt von einem Fuß zum andern über das Becken. Arme und Bauch sind ausgeblendet.
Wo kann ich meinen tatsächlichen Körperfettanteil bestimmen?
An medizinischen Zentren wie der Deutschen Sporthochschule verwenden wir Messsysteme mit Hand- und Fußelektroden. Fachleute ermitteln die Hautfaltendicke mit einer speziellen Messzange. Für Übergewichtige genügt es, beim Arzt den Bauchumfang bestimmen zu lassen. Der Körperfettanteil ist von untergeordneter Bedeutung. Für Normal- und leicht Übergewichtige sehe ich keinen Bedarf, ständig den Körperfettanteil zu ermitteln.
Welcher Fettanteil ist schädlich?
Lassen Sie sich nicht von hohen Messwerten der Analysewaagen verunsichern. Grundsätzlich gilt: Ein gewisser Fettanteil ist wichtig und gut. Entscheidend ist, wo der Speck sitzt. 30 Prozent sind kein Problem, sofern diese hauptsächlich im Unterhautfettgewebe lokalisiert sind. Stecken sie dagegen im Bauchbereich, bedeuten sie ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes, Bluthochdruck.
Die Waagen liefern Tabellen mit Richtwerten von schlank bis übergewichtig. Was sagen sie aus?
Es gibt derzeit keine für alle Altersgruppen gültigen Referenzwerte, anhand derer man genau beurteilen könnte, ab welchem Körperfettanteil es gefährlich wird. Die Richtwerte der Waagen sind ebenso wie die Messergebnisse nur tendenziell richtig. Niemand sollte diese allzu genau nehmen. Wichtig ist, stets unter gleichen äußeren Bedingungen zu messen, etwa morgens nüchtern ohne anstrengende Verrichtungen zuvor.