Aus der Wintermode sind Pelzkragen und Fellbommel nicht mehr wegzudenken. Für die Accessoires sterben jedes Jahr Millionen Tiere. Selbst wer Kleidung mit Kunstpelz kaufen will, bekommt teilweise echtes Fell untergejubelt – das zeigen unsere Testkäufe in mehreren Geschäften. test.de geht dem Pelz-Schwindel auf die Spur und erklärt, wie sich echter Pelz von unechtem unterscheiden lässt.
Kleidung mit Fell boomt
Pelz ist zurück. Fell ziert Jacken, Mützen und Schuhe. Kleidung mit Fellbesatz hat den Massenmarkt erreicht und ist für jeden erschwinglich. Rund 87 Millionen Felle hat die Pelzindustrie im Geschäftsjahr 2013/2014 nach eigenen Angaben weltweit veräußert. Der Umsatz der Branche stieg innerhalb von zehn Jahren um 44 Prozent – auf mehr als 14 Milliarden Euro. Viele Verbraucher allerdings lehnen Pelz ab, wie verschiedene Umfragen zeigen. Wie passt das zusammen?
Anbieter deklarieren häufig falsch
Wenn Mützenbommel oder Mantelkragen aus echtem Pelz bestehen, muss dies mit dem Hinweis „Enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs“ gekennzeichnet sein. So schreibt es eine EU-Verordnung vor (So erkennen Sie Echtpelz). Tierschutzverbände berichten immer wieder, dass sich Anbieter nicht daran halten, Tierfell zum Teil falsch oder gar nicht deklarieren. Kunden, die Kunstpelz kaufen wollen, laufen so Gefahr, unfreiwillig echtes Fell nach Hause zu tragen.
Video: Felltäuschung erkennen
Beim Laden des Videos erhebt Youtube Daten. Hier finden Sie die test.de-Datenschutzerklärung.
Stichproben im Labor untersucht
Wir haben uns in Berlin auf Einkaufstour begeben und nach Kleidung mit Pelzbesatz gesucht. Sah er nach echtem Fell aus, das aber nicht gekennzeichnet war, ließen wir es im Labor untersuchen. Außerdem haben wir Modeanbieter gefragt, welche Pelze sie verwenden und woher sie stammen. Bei unseren Stichproben in etwa 20 Geschäften, darunter Kaufhäuser, Filialen von Modeketten sowie kleine Boutiquen mit Edel- und Billigmarken, stießen wir mehrfach auf Jacken und Mützen mit Pelzbesatz, der verdächtig echt aussah, aber nicht als solcher gekennzeichnet war.
In allen Fällen echter Pelz statt Kunstpelz
Wir kauften vier Jacken und eine Mütze mit vermeintlichem Kunstpelz und ließen sie im Labor analysieren. Das Ergebnis war eindeutig: Alle fünf Textilien sind mit echtem Pelz bestückt. Von welchen Tieren er stammt, sollte eine DNA-Analyse zeigen. Doch sie lieferte keine Ergebnisse, weil die Felle chemisch zu stark bearbeitet worden waren.
Ahnungslose Verkäufer
Viele Verkäufer scheinen nicht zu wissen, was bei ihnen über den Ladentisch geht. Unseren Testkäufern versicherten sie in allen Geschäften, die Felle seien künstlich, für den Preis sei kein echter Pelz zu haben. Die untersuchten Textilien kosteten zwischen 6 und 90 Euro.
Nur zwei der befragten Händler oder Hersteller reagieren
Warum waren die Pelze falsch deklariert, welche Konsequenzen folgen daraus? Das fragten wir die Händler und Hersteller. Nur zwei haben reagiert (Etikett und Wirklichkeit: Ergebnisse und Reaktionen). Der Anbieter der Be-Cool-Jacke sagte, er werde künftig richtig kennzeichnen. Der Händler der One-Public-Jacke gab an, er habe die betroffene Jacke aus dem Sortiment genommen und werde sie an den Hersteller zurückschicken. Wir haben auch den Hersteller um eine Stellungnahme gebeten, erhielten aber keine Antwort. Ebenfalls unbeantwortet blieb unsere Anfrage zur Orice-Style-Jacke bei dem Händler Steinbruch, der wie die Modeketten Kult und Olymp & Hades zur Kölner Görgens-Gruppe gehört. Auch die Tierschutzorganisation Animals Liberty und der Norddeutsche Rundfunk haben der Gruppe bereits vorgeworfen, in ihren Modeläden nicht-deklarierten Echtpelz verkauft zu haben.
Echter Pelz oft billiger als Kunstpelz
Was sind die Gründe für den Schwindel? Zum einen Profit: Vor allem Felle von Marderhunden werden sehr billig auf dem Markt angeboten. In China werden Marderhunde massenhaft in Farmen gehalten, oft unter erbärmlichen Bedingungen, wie Tierschützer berichten. In kleinen Drahtkäfigen fristen sie ihr Dasein, bevor sie vergast oder erschlagen werden. „Das Fell des Marderhunds aus chinesischen Farmen ist oft billiger oder zumindest genauso billig wie Kunstfell“, sagt Lea Schmitz, Biologin beim Deutschen Tierschutzbund. „Daher wird oft Echtfell verwendet, ohne dass der Käufer darüber aufgeklärt wird.“
Bewusste Verbrauchertäuschung oder Nachlässigkeit?
Vielleicht werden Verbraucher getäuscht, weil Händler fürchten, dass Kunden als Echtfell deklarierte Produkte nicht kaufen. „Zum Teil ist es aber auch Nachlässigkeit, wenn zu wenig Wert auf die Rückverfolgung der Produkte gelegt wird“, sagt Tierschützerin Schmitz. „Findet schon während der Pelzgewinnung und -verarbeitung keine korrekte Kennzeichnung statt, kann ein unkritischer Hersteller oder Händler getäuscht werden und an Ware gelangen, die nicht das ist, wofür er sie hält.“
Mütze mit falschem Waschbär
Immer wieder decken Tierschutzorganisationen auch eine weitere Form der Verbrauchertäuschung auf: Hersteller geben Fell vom Marderhund als eine andere Tierart aus, meist als Waschbär. Wir kauften deshalb exemplarisch neben den nicht deklarierten Pelzen auch eine Mütze der Marke Mauritius, die laut Etikett eine Waschbär-Bommel ziert. In Wirklichkeit erwies sich der Pelzbesatz im Labor als Fell eines Marderhunds. Beide Tiere sehen sich zwar ähnlich, sind aber nicht verwandt. Marderhunde gehören biologisch zur Familie der Echten Hunde, Waschbären zur Familie der Kleinbären. Waschbärfell ist selten auf dem Markt. Anders als Marderhunde werden Waschbären nicht in Käfigen gehalten, sondern in freier Natur gejagt. Mauritius, ein deutsches Unternehmen für Lederbekleidung, weigerte sich, zu der falsch deklarierten Mütze Stellung zu beziehen.
„Waschbär“ klingt besser als „Marderhund“
Lea Schmitz kennt einige Gründe, warum manche Anbieter den Pelz vom Marderhund als Waschbärfell ausgeben: „Marderhund klingt weniger hochwertig als Waschbär“, sagt die Biologin. „Außerdem haben die Bilder von den Zuständen in chinesischen Farmen bereits die Runde gemacht.“ Viele Anbieter würden sich auch davor scheuen, das Wort „Hund“ oder „Dog“ auf dem Etikett anzubringen – auf englisch heißt der Marderhund Raccoon Dog. Stattdessen schreiben Hersteller dann Finn-Raccoon oder Chinese-Raccoon aufs Etikett.
Verstöße werden kaum geahndet
Ob falsch oder nicht gekennzeichnet, die Label-Tricksereien haben für Händler und Hersteller kaum Folgen. Laut Gesetz darf die Etikettierung zwar nicht irreführend sein, bei Verstößen sieht es aber kein Bußgeld vor. Verbraucherzentralen haben einige Anbieter abgemahnt und sie aufgefordert, den Verkauf zu stoppen.
Kein Pelz ohne Tierleid
Anhand des Preises lässt sich Echtfell wegen der Billigpelze aus Asien längst nicht mehr erkennen. Für das Wohl der Tiere spielt er ohnehin keine Rolle. Egal ob sie ihr Leben für eine Luxus- oder Billigmarke lassen – tiergerecht werde in der Pelzbranche kein Tier gehalten, sagt Elke Rauch, Wissenschaftlerin an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. „Das größte Manko ist die Käfighaltung an sich. Die Tiere leben zu beengt und können ihr natürliches Verhalten nicht ausüben.“
Nerze entwickeln Verhaltensstörungen
Die Fachtierärztin für Tierschutz forschte sieben Jahre zu Verhalten und Gesundheit von Nerzen in Gefangenschaft. Durch fehlende Bewegungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten komme es bei den Tieren immer wieder zu Verhaltensstörungen. „Vor allem Stereotypien wie ständiges Hin- und Herbewegen oder intensives Kratzen am Käfig treten auf,“ sagt Rauch. „Vereinzelt verstümmeln sich die Tiere, beißen sich etwa in den Schwanz.“ Die Deutsche Pelzindustrie hält dagegen, Zuchtnerze und -füchse seien längst keine Wildtiere mehr. „Sie sind unter den derzeitigen Zuchtbedingungen sehr wohl tiergerecht zu halten“, sagt Susanne Kolb-Wachtel, Sprecherin der Pelzbranche. Laut Nerzforscherin Rauch hat die Domestikation beim Nerz zwar begonnen, aber: „Er ist definitiv kein domestiziertes Nutztier.“ Die Tiere würden beispielsweise nicht zahm werden. „Die Haltung in Gefangenschaft kann ihnen unter den bisherigen Bedingungen nicht gerecht werden“, sagt Rauch.
Füchse und Katzen in Käfigen
Nach Branchenangaben gibt es in Deutschland noch neun Nerzfarmen mit etwa 100 000 Tieren. Deutsche Farmen machen nur einen Bruchteil der weltweiten Pelzindustrie aus. Wichtige Lieferanten der EU sind Finnland, Dänemark und Polen. Weltweit hat China die Nase vorn. Immer wieder decken Tierschützer grausame Praktiken auf. So zeigen Filmaufnahmen der gemeinnützigen Organisationen Soko Tierschutz und Animal Equality, wie in China Füchse, Marderhunde, aber auch Hunde und Katzen in Käfigen hausen, die kaum größer sind als sie selbst. Die Gitterböden schneiden in die Pfoten der Tiere, teilweise haben sie sich wund gekratzt oder selbst verstümmelt.
Tiere werden mit Knüppeln erschlagen
Friedrich Mülln von Soko Tierschutz filmte 2013 verdeckt auf einem der größten Pelzmärkte in China: „Über 10 000 Tiere wurden da angeboten, vor allem Marderhunde und Füchse. Sie werden meist mit Knüppeln erschlagen und anschließend gehäutet. Teilweise leben sie dann noch.“ Anschließend landen die Felle bei großen Auktionshäusern – in der Regel über zahlreiche Zwischenstationen von der Gerberei über das Färben und Zuschneiden des Fells bis hin zum Aufnähen auf Vorprodukte. „Dort geht es nur nach Qualität“, sagt Mülln. „Woher der Pelz stammt, ist dann nicht mehr feststellbar.“
Burberry, Karstadt & Co geben keine Auskunft
Die Tiere lassen ihr Leben für einen modischen Trend. Fellbesatz ist Zierde, wärmen soll er nicht. Vor allem Edelmarken sowie kleine, oft günstige Labels verarbeiten echten Pelz. Von 23 Anbietern wollten wir wissen, welche Pelze sie verwenden und woher diese stammen. 17 reagierten auch auf Nachfrage nicht, darunter bekannte Namen wie Burberry, Woolrich, Canada Goose, Bogner, Roeckl und Fendi sowie die Warenhäuser Karstadt und Breuninger.
„Der Markt gibt uns das vor“
Das schwäbische Modehaus Marc Cain schrieb uns, es würde ausschließlich Felle von Nutztieren verarbeiten, in der Regel Lamm oder Ziege. Auf unseren Hinweis, dass die Jackenkragen der aktuellen Kollektion nicht nach Nutztier aussehen, räumte die Firma ein: Die Nutztierregelung gelte erst ab der kommenden Saison. Derzeit verwende das Unternehmen unter anderem Marderhundfell. Woher es stammt, verriet Marc Cain nicht. Auch auf die Frage, warum sie echten Pelz statt Webpelz verwenden, erhielten wir keine Antwort. Die jungen Labels Parajumpers und Blonde No.8 nennen den Kundenwunsch als Grund. „Der Markt gibt uns das vor“, sagt Claudia Pauly, Pressesprecherin von Blonde No.8.
Es geht auch anders
Viele große Markenanbieter sehen das anders. Sie lassen Pelzbesätze nur noch aus Textil fertigen. Moderiesen wie H&M, C&A, Esprit, Zalando, Otto, Galeria Kaufhof und Jack Wolfskin haben sich der Initiative Fur Free Retailer angeschlossen. Sie verpflichten sich, keine Produkte herzustellen oder zu verkaufen, die Echtpelz enthalten.
Gift im Pelz
Pelz zu tragen, birgt noch ein anderes Problem. Es kann die Gesundheit des Menschen beeinträchtigen. Das legen Studien zu Schadstoffgehalten in Pelzmode nahe. Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten berichtete 2011 über Pelzartikel, die mit giftigen Chemikalien belastet waren. Das ARD-Magazin Plusminus kam im vergangenen Jahr zu ähnlichen Ergebnissen.
Formaldehyd kann Allergien auslösen
Da unsere Laboranalyse ergeben hatte, dass die von uns gekauften Pelze stark chemisch behandelt worden waren, haben auch wir nach Rückständen in den Bommeln und Kragen gesucht. In allen Proben fanden wir erhöhte Gehalte an Formaldehyd. Der Stoff kann beim Einatmen Krebs erzeugen. Dies ist aber nur bei hoher Konzentration in der Atemluft relevant. Dazu dürften diese Produkte nur einen geringen Beitrag liefern. Allerdings kann Formaldehyd bei längerem Hautkontakt Allergien auslösen. Ein Grund mehr, nicht jedem Trend zu folgen.
-
- Wie steht es um die Qualität von frischen Hähnchenschenkeln? Wie werden die Hühner gehalten? Das hat die Stiftung Warentest für 17 Hähnchenschenkel-Produkte untersucht.
-
- Hellblaue Businesshemden sind ein Klassiker. Die Stiftung Warentest hat Herstellungsbedingungen sowie die Qualität von 14 Modellen geprüft. Ein günstiges liegt vorn.
-
- Konventionell oder Bio, Heu- oder Weidemilch? Im Vollmilch-Test schneiden viele Produkte gut ab, einige sogar sehr gut. Top-Qualität kostet aber etwas mehr.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Na Kuschelpuschel & Remenber_Carthage, es ist sehr bezeichnend ,wie hier gegen uns Pelzliebhaber von pseudo Tierfreunden??? gehetzt wird. Dann sollen diese aber komplett in Plastik gekleidet herumlaufen. Na lassen wir uns von solch Oberlehrerhaften Typen nicht den Tag vermiesen.Pelz ist gottsei Dank wieder im Kommen, sehr zum Leidwesen, von solch geldgierigen Organisationen wie PETA ,die nur von Spenden von irregeleiteten Gutmenschen ,die auch anderwo viel Unheil anrichten wir alle wissen wo, existieren aber außer ihrer hetzkampaknen nichts auf die Reihe bekommen. Werde weiterhin meine Meinug vertreten ob solche es gefällt oder nicht oder gerade deshalb ist es wichtig unsere Stimme zu erheben und nicht klein beizugeben.Auf weiterhin gut angezogen sein auch in Naturpelz.
Nur gut das nicht die Mehrzahl den Hetzern von Peta ,die ja nur existieren weil Idioten denen ihr Geld hinterherschmeißen, auf den Leim geht und sotrotz allem Pelz trägt. Das nun mal Tiere erst existieren weil sie zur Zucht am Leben sind und natürlich geschlachtet werden und nicht totgestreichelt ist scheinbar die sich hier so brüsten nicht klar. Schon mal ein Tier geschlachtet neinaber meckern auch eine Kuh muß getötet werden um das ihr heuchler Schuhe tragen könnt. Ich trage leiber echten Pelz als diesen Kunstdreck der aussieht als wenn das die die Raute gehabt hat. Na dann wandelt doch alle in Plastik fresst Tofu und seid glücklich das ihr den Heuchlern von Peta hinten rein gekrochen seid. Bei so viel Idiodie platzt mir fast der Kragen
Tiere auf Pelzfarmen verbringen ihr kurzes Leben in winzigen, verdreckten Drahtkäfigen. Nerze und Füchse leiden hinter Gittern unter eitrigen Infektionen, Selbstverstümmelung und Verhaltensstörungen. Tiere in Freiheit werden in heimtückisch angebrachten Fallen schwer verletzt und verstümmelt, bevor ein Pelzjäger ihr Leben durch einen Tritt oder Schuss ins Herz beendet.
leider ist der Test durch Scheiteln nur eindeutig, wenn Leder auftaucht.
Bei Gewebe kann es dennoch sein, das die Haare eines Tieres zu Webpelz verarbeitet wurden.
Da aber leider diese Tiere wie bei jedem anderen Pelz gequält werden, sollte auch bei Webpelz immer die Brennprobe gemacht werden, die ist als Einziges bislang zuverlässig.
@SirGreg007: Die Fellkragen der Blonde No 8-Jacken, die Zalando verkauft, sind aus Kunstpelz. Für einige Kapuzen wurde laut Anbieter aber auch Lammfell verwendet. (Se)