Der Versicherer Europ Assistance hat die Versicherungsbedingungen für seine Paypal-Reiserücktrittsversicherung nachgebessert und damit auf eine Abmahnung durch den Bund der Versicherten (BdV) reagiert. Die Verbraucherschützer hatten bestimmte unkonkrete Klauseln kritisiert. Sie sahen darin einen Verstoß gegen geltendes deutsches Recht. Der Kunde könne nicht erkennen, in welchen Fällen er Leistungen aus der Versicherung erhalte.
Die Paypal-Versicherung gibt es in drei Varianten
Die Reiserücktrittsversicherung gibt es in drei Varianten, mit jeweils 12 Monaten Laufzeit. Eine der Policen ist kostenfrei. Die beiden anderen Tarife sind für den Reisenden kostenpflichtig.
Kostenfreie Variante. Erstattet werden im Versicherungsfall einmalig bis zu 300 Euro, wenn der Kunde die betreffende Reise per Paypal bezahlt hat. Der Police liegt ein Gruppenversicherungs-Vertrag zugrunde. Paypal fungiert dabei als Versicherungsnehmer und kann Inhaber eines Paypal-Accounts in den Versicherungsschutz einbeziehen. Der Kunde muss die Versicherung zuvor über eine Website aktiviert haben.
Premiumpolice. Hier wird der Reisebuchende selbst zum Versicherungsnehmer. Einziger Unterschied zur kostenfreien Police: Dem Versicherten werden insgesamt während der Laufzeit bis zu 2 500 Euro erstattet. In diesem Rahmen kann der Kunde mehrere Versicherungsfälle melden. Übersteigt der erste Versicherungsfall 300 Euro, fällt für den Versicherten ein Selbstbehalt von 30 Euro an.
Familienpolice. Hier gelten weitgehend dieselben Bedingungen wie bei der Premiumpolice. Bei der Familienpolice darf die Schadenssumme für alle versicherten Personen zusammen höchstens 2 500 Euro betragen.
Neue Versicherungsbedingungen. Europ Assistance hat jetzt nachgebessert und die drei Paypal-Policen mit neuen Versicherungsbedingungen versehen.
Wichtig: Die Paypal-Policen werden von der irischen Niederlassung von Europ Assistance herausgegeben und sind nicht zu verwechseln mit den Tarifen der Europ Assistance Deutschland, die wir in unserem aktuellen Vergleich von Reiserücktrittsversicherungen bewertet haben.
Unwirksame Klauseln
Die vom Bund der Versicherten bemängelten Punkte hat der Versicherer inzwischen geändert.
Höhere Gewalt. Der Bund der Versicherten bemängelte, dass die Versicherungsbedingungen in vielen Punkten deutlich hinter deutschen Standards zurückblieben. Während die auch in unserem Test bewerteten Versicherungsbedingungen bestimmte ausdrücklich versicherte Ereignisse beschreiben, etwa eine unerwartet schwere Erkrankung, verlangten die Bedingungen der Paypal-Policen „höhere Gewalt“ als Rücktrittsgrund. Der Versicherte könne so nicht erkennen, in welchen Fällen er Leistungen aus der Versicherung erhalte, bemängelte der BdV.
Grobe Fahrlässigkeit. Die Verbraucherschützer hatten auch eine Klausel ins Visier genommen, die bestimmte Fälle von grober Fahrlässigkeit betrafen. Die Europ Assistance hielt sich in solchen Fällen für völlig leistungsfrei. Die Klausel gab es in allen drei Varianten.
Unser Rat
Trotz der vorgenommenen Änderungen können wir die Paypal-Versicherungen – vor allem die kostenpflichtigen – nach wie vor nicht empfehlen. Tarife mit besseren Versicherungsbedingungen finden Sie in unserem aktuellen Test von Reiserücktrittsversicherungen. Sie sind bereits versichert, zum Beispiel über Ihre Kreditkarte? Mithilfe unserer Checkliste können Sie überprüfen, ob Ihre Police Ihnen ausreichend Schutz bietet.
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