Damit Anleger auch in Niedrigzinszeiten Geld verdienen können, empfiehlt Finanztest, sich ein sogenanntes Pantoffel-Portfolio aufzubauen. Es besteht aus einem Aktienindex- und einem Rentenindexfonds. Kunden, die mit dieser Idee zum Bankberater gehen, hören oft Einwände. Einer davon lautet: „Mein Berater sagt, Rentenfonds taugen nichts, ich soll lieber Mischfonds nehmen. Was raten Sie?“ Hier erklären die Finanztest-Experten, warum der Beratertipp auf die Pantoffel-Strategie nicht passt.*
Rentenfonds sollen für die Stabilität sorgen
Das Problem: Ein Mischfonds investiert in Aktien und Anleihen und ist daher kein Ersatz für Rentenfonds, die nur Anleihen kaufen. Mit einem Mischfonds würden Anleger ihr Risiko erhöhen: Aktien enthält ein Pantoffel-Portfolio ja ohnehin. Die Rentenfonds sollen im Pantoffel-Portfolio für die Stabilität sorgen. Deshalb empfehlen wir Fonds, die in als sicher geltende Anleihen investieren. Infrage kommen Fonds aus der Gruppe Rentenfonds Staatsanleihen Welt Euro. Sie investieren in Staatsanleihen der sichereren Euroländer. Ebenfalls geeignet sind Fonds der Gruppe Rentenfonds Welt Euro. Sie kaufen außer Staats- auch Unternehmensanleihen – ebenfalls nur von zuverlässigen Emittenten.
Rentenfonds passen auch im Niedrigzinsumfeld
Der Grund, warum viele Anlageberater von Rentenfonds derzeit abraten, ist das Niedrigzinsumfeld. Solange die Zinsen gesunken sind, konnten die Fonds von Kursgewinnen profitieren. (Anleihen steigen im Wert, wenn die Zinsen am Markt fallen.) Mittlerweile sind die Zinsen jedoch schon so niedrig, dass einige Fachleute fürchten, sie könnten demnächst steigen. Das hätte Kursverluste der Rentenfonds zur Folge. (Wenn die Zinsen am Markt steigen, sinkt der Wert von Anleihen.) Wir halten Rentenfonds auch im Niedrigzinsumfeld für geeignet – vorausgesetzt, Sie legen Ihr Geld langfristig an wie im Pantoffel-Portfolio. Warum?
- Erstens: Niemand weiß, wann die Zinsen wirklich wieder steigen. Schon vor Jahren hieß es, dass die Zinsen nun so niedrig seien, dass sie nicht mehr weiter fallen könnten. Doch genau das ist passiert, und Anleger mit Rentenfonds konnten sich in dieser Zeit sogar über Renditen von 5 Prozent pro Jahr und mehr freuen.
- Zweitens sind die Verluste, die Rentenfonds bei steigenden Zinsen zwangsläufig machen, in der Höhe nicht vergleichbar mit den Verlusten von Aktienfonds. Die Rentenfonds, die wir empfehlen, halten Anleihen verschiedener Laufzeiten. Steigen die Zinsen, können die Fonds alte, schlecht verzinste Papiere verkaufen und sie durch neue, besser verzinste Papiere ersetzen. Die höheren Zinserträge gleichen die Verluste nach und nach wieder aus. Je nach dem, wie stark und schnell die Zinsen steigen, kann das allerdings eine Weile dauern.
- Übrigens: Auch ein Mischfonds ist vor steigenden Zinsen nicht gefeit. Der Teil des Fondsportfolios, der aus Anleihen besteht, ist den Risiken genauso ausgesetzt wie Rentenfonds es sind.
Warum empfehlen Berater dann trotzdem Mischfonds?
Zum einen bescheren sie den Beratern mehr Provision als der Verkauf von börsengehandelten Indexfonds (ETF), mit denen ein Pantoffelportfolio bestückt wird. Zum anderen liegt es am Versprechen der Mischfonds, auf einfache Weise Anlegerbedürfnisse zu decken: mehr Rendite als mit Zinsanlagen, aber nicht zu viel Risiko. Schon seit Jahren führen die Fonds die Verkaufslisten an. Allein in diesem Jahr haben Anleger nach Angaben des Fondsverbands BVI rund 30 Milliarden Euro in Mischfonds eingezahlt (Stichtag 30. September 2015). Zum Vergleich: Aktien- und Rentenfonds zusammen sammelten in derselben Zeit nur rund 21 Milliarden Euro ein. Doch im Praxistest überzeugten die Verkaufsschlager nicht. Das haben die Experten von Finanztest in einer Untersuchung herausgefunden, in der sie die Fonds mit einer simplen Mischung aus Aktien- und Rentenindizes verglichen haben. Auch von den besten Mischfonds schaffte keiner ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis als die Indexmischung.
Tipp: Mehr dazu lesen Sie in dem Beitrag Investmentfonds: Mit Investmentfonds ein breites Portfolio aufbauen.
Pantoffeln schlagen Mischfonds
Im Grunde folgt ein Mischfonds auch keinem anderen Prinzip als das Pantoffel-Portfolio: Es geht um einen Mix aus chancenreichen und sicheren Papieren, sprich: Aktien und Anleihen. Das Welt-Pantoffel-Portfolio zum Beispiel besteht aus einem Indexfonds (ETF) auf den Weltaktienindex MSCI World und einem Indexfonds (ETF) auf einen Euro-Rentenindex. Je nach Risikoneigung wählen Anleger einen Aktienanteil von 25, 50 oder 75 Prozent. Mehr zum Aufbau der Pantoffel-Portfolios lesen Sie im Test Geldanlage für Bequeme. Obwohl ähnlich strukturiert, haben die Pantoffel-Portfolios in den vergangenen fünf Jahren besser abgeschnitten als Mischfonds, wie ein Vergleich der drei Weltpantoffelvarianten (offensiv, ausgewogen, defensiv) mit Mischfonds zeigt. Grund sind unter anderem die höheren Kosten der Mischfonds. Sie verlangen eine jährliche Verwaltungsgebühr, die oft zwischen 1,5 und 2 Prozent liegt. Die ETF im Pantoffel-Depot sind weit günstiger.
Tipp: Wie Sie bequem und entspannt Geld anlegen, erfahren Sie in unseren FAQ ETF - Anlagen & Sparpläne, wo wir viele weitere Fragen zum Thema beantworten.
*Dieser Artikel erschien als kurze „Frage-und-Antwort“-Meldung in Finanztest 12/2015. Er wurde am 18. November 2015 für test.de stark erweitert.