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Kamera hochwerfen, wieder auffangen, einige Minuten warten, fertig ist das Kugelpanorama. Die Idee des Berliner Studenten Jonas Pfeil, eine solche Kamera für Normalverbraucher zu bauen, wurde dank Crowdfunding bis zur Serienreife entwickelt. Nun hat der Anbieter Panono Insolvenz angemeldet. test.de erklärt, was Nutzer von der rund 1 500 Euro teuren Panono-Ballkamera erwarten können – und womit Kunden rechnen müssen, die das Produkt jetzt noch kaufen.
36 Kameras auf eine Kugel verteilt
Die Panono Camera hat die Form einer Kugel mit einem Durchmesser von etwa elf Zentimetern. Im Inneren der Kugel sind 36 Fixfokus-Kameras montiert, deren Objektive in gleichmäßigen Abständen über die Kugel verteilt sind. Bei einer Aufnahme werden alle 36 Kameras gleichzeitig aktiv. Ausgelöst werden kann die Panono auf dreierlei Art:
- automatisch (nach dem Hochwerfen, über einen Bewegungssensor am höchsten Punkt)
- manuell via App über Smartphone oder Tablet oder
- über den Auslöseknopf, der an der Kamera montiert ist.
Update 8. Juli 2020: Speicherdauer begrenzt
Der Anbieter Panono teilt seinen Nutzern in einer E-Mail mit, dass er die Bilddateien, die auf seinem Server abgelegt sind, ab August standardmäßig zwei Jahre nach den Hochladen löscht. Wer verhindern will, dass Panono seine Bilder löscht, muss aktiv werden und die Dateien auf dem Panono-Portal noch einmal abspeichern. Panono gibt dafür eine englischsprachige Anleitung.
Video: Die Panono-Kamera im Schnelltest
Beim Laden des Videos erhebt Youtube Daten. Hier finden Sie die test.de-Datenschutzerklärung.
Einzelfotos werden zu einem Panoramabild zusammengefügt
Nach dem Auslösen benötigt die Kamera etwa zwölf Sekunden zum Speichern der Bilddaten, die aus 36 Einzelfotos bestehen. Diese haben zusammen eine Größe von etwa 108 Megapixeln. Die Bilddaten via WLan von der Kamera aufs Smartphone zu übertragen dauert rund fünf Sekunden, das Laden vom Smartphone in die Panono-Cloud etwa eine Minute. Auf dem Panono-Server werden die 36 Einzelaufnahmen zu einem einzigen Kugelpanorama-Bild zusammengerechnet. Für diese aufwendige Berechnung benötigt der Panono-Server etwa zehn Minuten. Anschließend bekommt der Fotograf einen Link zugeschickt. Damit er das Bild überhaupt zum Server senden kann, muss er sich allerdings zuvor mit seiner E-Mail-Adresse registriert haben. Das Einloggen über die App funktionierte bei unserem Test allerdings nicht auf Anhieb, beim zweiten Versuch mit neuer Mailadresse und neuem Passwort ging es jedoch ohne Probleme.
Wenig manuelle Einstellmöglichkeiten
An der Kamera selbst gibt es keine manuellen Einstellmöglichkeiten; außer dem Ein-/Aus-Schalter, der auch als Auslöser dient. Über die zugehörige App können die Verschlusszeit, die ISO-Einstellung und der Weißabgleich eingestellt werden. Verschlusszeit und ISO-Einstellung können nicht unabhängig, sondern nur zusammen auf „automatisch“ eingestellt werden. Manuell kann der Nutzer zwischen Verschlusszeiten zwischen 1/4000 Sekunde und zwei Sekunden sowie zwischen einem ISO-Wert zwischen ISO 50 und ISO 800 wählen. Der Weißabgleich kann auf fünf Werte zwischen 3 000 und 8 000 Kelvin eingestellt werden – je nachdem, bei welchem Umgebungslicht fotografiert werden soll.
Besser nicht fallen lassen

Geschicklichkeit ist nicht von Nachteil, wenn man die Ballkamera in die Luft wirft. Und hier gibts das Kugelpanorama-Bild zum Reinzoomen
Einfacher als mit der Panono-Kamera lassen sich Kugelpanorama-Fotos kaum schießen. Allerdings sollte der Nutzer die etwa 480 Gramm schwere Kugelkamera nach dem Hochwerfen wieder sicher auffangen und Fehlgriffe tunlichst vermeiden – einen Sturz aus mehreren Metern Höhe auf einen Steinboden dürfte die Panono wahrscheinlich nicht unbeschadet überstehen. Zumindest garantiert der Hersteller nicht dafür und weist ausdrücklich darauf hin, dass sie nur geworfen werden darf, wenn sie sicher gefangen werden kann.
Bildqualität bei Außenaufnahmen passabel
Bei Außenaufnahmen ist die Bildqualität durchaus passabel. Die Farben werden ordentlich wiedergegeben, die Einzelbilder nahezu nahtlos zusammengefügt. Ist die Sonne im Bild, wirkt diese allerdings an den Rändern ziemlich ausgefranst. Bei Innenaufnahmen sind deutlich mehr Bildfehler zu sehen, beispielsweise, dass Bildkanten nicht korrekt aneinandergefügt sind. Nahaufnahmen in einem Bereich von weniger als einem Meter weisen die meisten Fehler auf.
Bilder können nur auf dem Panono-Server angeschaut werden
Um andere an seinen Panoramaaufnahmen teilhaben zu lassen, verschickt der Fotograf einfach via E-Mail oder Messenger-App den entsprechenden Link zum Panono-Server an seine Freunde und Bekannten. Betrachter können die Fotos auf dem Bildschirm nach Belieben in alle Richtungen drehen und auch in diese hineinzoomen.
Kaum Kontrollmöglichkeiten bei der Aufnahme
Ein Foto mit hochgeworfener Ballkamera ist mehr oder weniger immer ein Zufallsprodukt. Es erfordert einige Übung, die Kamera senkrecht so hochzuwerfen, dass diese sich dabei nicht allzu sehr dreht. In letzterem Fall wird die Aufnahme nämlich unscharf – oder die Kamera löst gar nicht erst aus. Bedauerlich ist, dass sich die fertigen Panoramen beim Betrachten nicht horizontal ausrichten lassen, wenn sie bei der Aufnahme nicht zufälligerweise bereits parallel zum Horizont aufgenommen wurden. Wie uns der Anbieter mitteilte, können angemeldete Nutzer ihre Panoramen manuell auf dem Panono-Server ausrichten. Das geschieht mit drei Reglern und ist wenig intuitiv. Da kein Raster oder Lineal eingeblendet wird, klappt das eher nach der Methode „Versuch und Irrtum“.* Befestigt der Fotograf die Panono bei der Aufnahme an einem Stab oder Stativ, sind die Kontrollmöglichkeiten diesbezüglich besser. Ein solcher Stab (Stick) ist als optionales Zubehör im Panono-Shop erhältlich.
Panono-Server stehen in Irland
Obwohl Panono ein deutsches Unternehmen ist, stehen die Panono-Server in Irland. Dort sind die Datenschutzbestimmungen bekanntermaßen erheblich laxer als hierzulande. So schreibt Panono in seinen Datenschutzbestimmungen beispielsweise: „Panono nutzt die durch das Setzen von Cookies gespeicherten Daten, um auf den Nutzer und seine Interessen abgestimmte Werbung zu erstellen (sogenanntes Onsite-Targeting). Panono nutzt diese Informationen ausschließlich in pseudonymisierter Form zur Verbesserung des eigenen Internetangebots sowie zum Versand individueller Werbung, die für den Nutzer interessant und nützlich ist.“ Wer eine Panono-Kamera benutzt, muss einen solchen Umgang mit seinen Daten akzeptieren.
Auf dem eigenen Rechner zusammensetzen
Angemeldete Nutzer können die 36 Einzelfotos ihrer Panoramen in einem speziellen Dateiformat (Unstitched Picture Format, UPF) herunterladen, mit dem kostenlosen Panono UPF Converter in das gebräuchliche JPEG-Format umwandeln und mit einem für die Montage von Panoramen geeigneten Bildbearbeitungsprogramm selbst zusammensetzen.*
Wo gibt es die Panono zu kaufen?
Erhältlich ist die Panono-Kamera in einigen ausgewählten Media-Märkten und direkt über die Panono-Website. Die Bestellung wird laut Anbieter in der Regel binnen 24 Stunden bearbeitet.
Fazit: Die teuerste Automatik-Knipse der Welt
Die Panono Camera ist ein nettes Experimentierspielzeug für verspielte Foto-Enthusiasten, die 1 500 Euro übrig haben und gezielt werfen und gut fangen können. Eine wesentlich bessere Bildqualität lässt sich aber schon für deutlich weniger Geld erzielen: Die entsprechende Kamera muss dazu entweder eine Panoramaschwenk-Funktion haben oder eine Panoramazusammenfügung ermöglichen. In ersterem Fall nimmt die Kamera einen Videoclip auf, während sie geschwenkt wird, und setzt anschließend geeignete Einzelbilder automatisch zu einem Panoramabild zusammen. Im zweiten Fall nimmt der Fotograf mehrere Einzelbildaufnahmen auf, während die Kamera geschwenkt wird, und die Kamera oder eine Computersoftware setzt die Einzelbilder automatisch zu einem Panoramabild zusammen. Ausführliche Testergebnisse zu mehr als 1 500 Kameras finden Sie in unserem Produktfinder Digitalkameras. Die Testergebnisse zu den beiden oben genannten Gruppen von Kameras finden Sie unter den folgenden Links:
Kameras, die Panorama aus Videoschwenk ermöglichen
Kameras, die Panorama aus Einzelbildern ermöglichen
[Update 1.6.2017] Was die Insolvenz für Panono-Kunden bedeutet
Im Mai 2017 gab Panono bekannt, zahlungsunfähig zu sein. Kaufinteressenten können die Kamera derzeit trotzdem noch erwerben – zum Beispiel über den Online-Shop des Herstellers oder bei Amazon. Der Kauf ist allerdings mit Risiken verbunden: Sollte das Gerät Probleme aufweisen, ist der Händler zwar innerhalb der ersten zwei Jahre zu einer Reparatur oder einem Umtausch verpflichtet. Ob sich diese Pflicht auch in der Praxis umsetzen lässt, ist aber ungewiss angesichts der Insolvenz des Herstellers. Klappen Reparatur oder Umtausch nicht, so hat der Kunde Anspruch auf Rückzahlung oder Minderung des ursprünglichen Kaufpreises – doch auch hierbei ist zweifelhaft, ob der Käufer sein Recht tatsächlich durchsetzen könnte.
Tipp: Fragen zu den Themen Garantie, Gewährleistung, Umtausch und Reklamation beantworten wir in unseren FAQ Kaufrecht.
Dieser Schnelltest ist am 7. März 2016 auf test.de erschienen. Er wurde am 1. Juni 2017 überarbeitet – anlässlich der Insolvenz von Panono. Ein weiteres Update erfolgte am 8. Juli 2020.
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@hevosenkuva: Richtig ! Und: "langsames Netz = langes Hochladen."
...und: "begrenztes Datenvolumen = teures Hochladen." (SG)
"... das Laden vom Smartphone in die Panono-Cloud (dauert) etwa eine Minute." - bei entsprechender Internetverbindung natürlich.
Kein Netz = kein Upload, oder?
Was für ein Schwachsinn.