
Werkzeuge für Profis und ambitionierte Amateure: Die zwei neuen Vollformatkameras SR1 (47 Megapixel) und S1 (24 Megapixel) von Panasonic. Bis auf die Typenbezeichnung sehen beide Modelle identisch aus. © Stiftung Warentest
Mit den Systemkameras S1R und S1 steigt jetzt auch Panasonic ins Vollformatsensor-Segment ein, das bisher von Sony, Nikon, Canon und Leica bespielt wird. Ob die beiden neuen „Großen“ von Panasonic ein gelungenes Debüt hinlegen können, lesen Sie hier in unserem Schnelltest. Die kompletten Testergebnisse mit Qualitätsurteil gibts in unserem großen Kamera-Test.
Panasonics Neue sind schwer, voluminös – und teuer
Schon auf den ersten Blick – und vor allen Dingen, wenn man sie das erste Mal in die Hand nimmt – fällt auf: Die beiden neuen Panasonics sind ordentliche Brocken: Mit dem Set-Objektiv Panasonic Lumix S 24–105 Macro F4 O.I.S. wiegen die voluminösen S1 und S1R jeweils annähernd 1,8 Kilogramm, das Gehäuse mit Akku und Speicherkarte allein bringt schon fast 1,1 Kilogramm auf die Waage. Äußerlich unterscheiden sich die beiden Modelle bis auf die Typenbezeichnung nicht, jedoch bei ihren inneren Werten: In die S1R hat Panasonic einen Vollformatsensor mit 47 Megapixeln einbaut, in die S1 einen mit 24 Megapixeln. Das zieht einen erheblichen Preisunterschied nach sich: Die S1R kostet 3700 Euro ohne Objektiv, die S1 2500 Euro. Beim Kauf mit dem Set-Objektiv Panasonic Lumix S 24–105 Macro F4 O.I.S. sind jeweils zusätzliche 900 Euro fällig.
Erstmals bei Vollformat: doppelte Bildstabilisierung
Die beiden Neuen warten mit einigen Neuerungen auf, die es bisher im Vollformatsegment noch nicht gab. Besonders bemerkenswert: Sowohl im Kameragehäuse als auch im Objektiv sind Bildstabilisatoren verbaut, die miteinander synchronisiert arbeiten: Durch diese doppelte Bildstabilisierung kann der Fotograf auch bei außergewöhnlich langen Belichtungszeiten unverwackelte Fotos aus der Hand schießen. Doppelte Bildstabilisierung boten bislang nur einige Kameras mit Micro-Four-Thirds-Sensoren (MFT) von Panasonic und Olympus. MFT-Sensoren sind flächenmäßig etwa viermal kleiner als Vollformatsensoren.
Einmalig: 60 Vollbilder in 4K pro Sekunde
Videofilmer dürften mit den neuen Panasonics viel Spaß haben, vor allem mit der S1: Mit ihr lassen sich Videos mit 60 Bildern pro Sekunde in ultrahochauflösender 4K-Qualität drehen: Das heißt, 60 Vollbilder mit 3840 x 2160 Bildpunkten pro Sekunde. Das zieht Datenraten von 150 Megabit pro Sekunde mit sich. Zeitlupen- und Zeitrafferaufnahmen sind möglich. Platz für zwei Speicherkarten ist vorhanden.
Bildqualität bei manchen Konkurrenten noch besser
Auch Profifotografen und ambitionierte Fotoamateure dürften an den neuen Panasonic-Flaggschiffen viel Freude haben: Bei Fotos mit automatischen Einstellungen erreichen beide Modelle überzeugende Ergebnisse beim Sehtest. Auch was dynamischen Umfang und Gegenlichtreflexe angeht, hatten unsere Prüfer nicht viel zu beanstanden. Bestnoten vergaben sie in den Prüfpunkten Auflösung, Verzeichnung, Helligkeitsverteilung und Verwacklungsschutz. Lediglich in der Prüfung „Fotos bei wenig Licht“ kann die teurere S1R mit ihren extrem vielen Bildpunkten (Pixel) höchste Erwartungen nicht vollends erfüllen und mit der S1 mit halb so vielen, aber doppelt so großen Bildpunkten nicht ganz mithalten. Bei manuellen Einstellungen sind die Bildergebnisse bei beiden Kameras rundum prima. Einige Modelle der Konkurrenz schnitten bei den Sehtest-Prüfungen allerdings noch ein bisschen besser ab. Welche das sind, erfahren Sie, wenn Sie unseren großen Kameravergleich freischalten.
Umfangreiche Ausstattung lässt kaum Wünsche offen
In puncto Ausstattung lassen die S1R und S1 kaum Wünsche offen.
Wetterfest und alltagstauglich. Die robusten, schwarzen Gehäuse bestehen aus einer Magnesiumlegierung und sind wetterfest, sprich spritzwasser- und staubgeschützt - wie auch das Set-Objektiv. Schärfe und Brillanz des Suchers und des berührungsempfindlichen Monitors mit einer Bilddiagonale von rund acht Zentimetern sind hervorragend. Der Monitor ist klappbar (um 135 Grad) und schwenkbar (um 60 Grad).
Schnell und einfach. S1R und S1 sind von der schnellen Truppe: beim Start, beim Auslösen – dank des flotten Autofokus – und auch beim Verarbeiten der Daten. Grundlegende Handgriffe funktionieren einfach und schnell. Eine Akkuladung reicht laut Panasonic für etwa 360 Fotoaufnahmen. Besonderheiten wie zum Beispiel Fokus-Bracketing, Fokus-Peaking, Fokus-Stacking und Post-Fokus eröffnen neue fotografische Möglichkeiten im Vollformat. Netzwerkfähig sind die großen Panasonics ebenfalls: Über WLan können Bilder problemlos auf Smartphone, Tablet oder PC überspielt werden.
Glossar
- Fokus-Bracketing:
- Aufnahmereihe mit Scharfstellung auf unterschiedliche Entfernungen.
- Fokus-Stacking:
- Aufnahmereihe von Einzelbildern mit Scharfstellung auf unterschiedliche Entfernungen, die sich hinterher zu einem vom Vorder- bis zum Hintergrund scharfen Bild zusammengesetzt wird.
- Post-Fokus:
- Mit Hilfe einer speziellen Funktion können Motive im Nachhinein auf einer beliebigen Entfernungsebene scharfgestellt werden.
- Fokus-Peaking:
- Farbige Hervorhebung der eingestellten Entfernungsebene beim manuellen Scharfstellen.
- O.I.S.:
- Kurz für Optical Image Stabilization, übersetzt optische Bildstabilisierung.
Kooperation mit Leica und Sigma
Panasonic kooperiert mit Leica und Sigma: Das heißt, es können auch Objektive dieser Hersteller an der S1R und S1 verwendet werden. Das Angebot an bildstabilisierten Panasonic-Objektiven mit Leica-L-Bajonett ist zurzeit noch sehr überschaubar: Panasonic Lumix S 24–105 F4 Macro O.I.S. und Panasonic Lumix S Pro Leica 70-200 F4 O.I.S. Laut Panasonic soll das Sortiment an bildstabilisierten Objektiven bis 2020 erheblich ausgeweitet werden. Das vorhandene Angebot an Leica-Objektiven mit L-Bajonett ohne Bildstabilisator ist bereits jetzt umfangreich und lässt kaum fotografische Wünsche offen. Elf günstigere Festbrennweiten hat Sigma noch für 2019 angekündigt.
Fazit: Gelungenes Debüt
Mit den Systemkameras S1R und S1 gelingt Panasonic ein gelungenes Debüt im Vollformat-Segment. Die beiden Neuen sind robuste, wetterfeste Spitzen-Systemkameras für höchste Ansprüche. Die überzeugende Foto- und Videoqualität, der tolle elektronische Sucher und Monitor, das rasante Arbeitstempo sowie die im Vollformatsegment einmalige, doppelte Bildstabilisierung konnten unsere Tester rundum überzeugen. Beide sind allerdings nichts für Fans von Leichtgewichtsausrüstung: Die S1R und die S1 sind außerordentlich groß und voluminös - und teuer. Ausführliche Testergebnisse und detaillierte Informationen zu Ausstattung sowie Infos zu 416 Kameras finden Sie in unserem großen Kamera-Test.
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