
Palmöl wird aus den Früchten der Ölpalme gewonnen. Es ist in vielen Lebensmitteln enthalten. © Thinkstock
Palmöl ist ein umstrittenes Pflanzenfett. Es gilt als ungesund und umweltschädlich. In Italien verbannen es Hersteller aktuell aus ihren Lebensmitteln. Der Grund: Palmöl soll krebserregend sein. Mit diesem Generalverdacht wird dem Öl jedoch Unrecht getan. test.de sagt, wo Palmöl überall eingesetzt wird – und wie das gesundheitliche Risiko einzuschätzen ist.
Auslöser ist eine Efsa-Stellungnahme
Palmöl ist das meistverwendete Pflanzenfett der Welt. Es ist preiswert, lässt sich leicht verarbeiten, schmilzt nicht bei Raumtemperatur und ist sehr lange haltbar. Daher steckt es in vielen Lebensmitteln, vor allem in Margarine, Fertigprodukten, Backwaren und Süßem. In Italien ist das Öl jüngst in die Kritik geraten. Der Vorwurf: Das Pflanzenfett sei krebserregend. Auslöser ist eine Stellungnahme zu Schadstoffen in Pflanzenölen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit Efsa, veröffentlicht im Mai vergangenen Jahres. Es geht um bestimmte Fettsäureester, 3-MCPD- und Glycidyl-Ester; sie entstehen vor allem, wenn Pflanzenöle bei über 200 Grad Celsius raffiniert werden. Bei der Verdauung werden daraus die Substanzen 3-MCPD und Glycidol freigesetzt. 3-MCPD ist als möglicherweise krebserregend eingestuft, Glycidol als wahrscheinlich krebserregend. Palmöl wird fast ausschließlich in der raffinierten Form verwendet. Beim Raffinieren verlieren Öle ihren Geschmack und ihre Farbe. Laut Efsa ist Palmöl am höchsten mit den bedenklichen Fettschadstoffen belastet. Aber: Auch andere raffinierte Pflanzenöle können wesentliche Mengen an Fettschadstoffen enthalten.
Ferrero argumentiert gegen Palmöl-Bann in Italien
In Italien haben mittlerweile verschiedene Unternehmen mit einem Palmöl-Bann auf die Efsa-Stellungnahme reagiert. Die größte italienische Supermarktkette Coop hat im Mai die „0% Olio di Palma“-Strategie gestartet und Palmölprodukte aus dem Sortiment genommen. Auch Barilla will künftig Palmöl in seinen Produkten ersetzen. Ferrero hat hingegen nicht vor, auf das Fett zu verzichten. Der Süßwarenhersteller verwendet es unter anderem in Nutella. Ferrero argumentiert gegen den Generalverdacht: Das Unternehmen setze bei der Produktion niedrigere Temperaturen ein, um die Entstehung kritischer Stoffe einzudämmen. Ferrero schreibt auf der deutschen Nutella-Seite, man wende „spezielle industrielle Verfahren an, um die Herstellung sicherer und qualitativ hochwertiger Produkte für seine Konsumenten zu gewährleisten und das Vorhandensein von Schadstoffen auf ein Minimum zu begrenzen – in völliger Übereinstimmung mit den von der EFSA festgelegten Parametern.“
Auch palmölfreie Produkte können belastet sein
Die Stiftung Warentest untersucht Lebensmittel regelmäßig auf Schadstoffe aus dem Fett, auch Nuss-Nougat-Cremes (test 4/2016). Während Nutella nur in sehr geringen Mengen mit den kritischen 3-MCPD- und Glycidyl-Estern belastet war, fiel ausgerechnet eine palmölfreie Creme auf Sonnenblumenölbasis wegen hoher Gehalte im Test durch. Diese exemplarischen Ergebnisse zeigen: Kritische Fettsäureester können in vielen Pflanzenfetten entstehen, wenn sie raffiniert werden. Sie sind noch nicht ganz vermeidbar. Durch optimierte Produktionsbedingungen und gezielte Auswahl der Rohwaren lassen sie sich aber minimieren. Palmöl ist also nicht per se krebserregend. Die Hersteller sind gefragt: Ein schlecht raffiniertes Sonnenblumenöl kann durchaus stärker mit Fettschadstoffen belastet sein als ein gut raffiniertes Palmöl.
Palmöl ist generell umstritten
Auch abseits der Krebsdebatte hat Palmöl keinen guten Ruf. Es zählt nicht zu den besonders gesunden Pflanzenfetten. Aus ernährungsphysiologischer Sicht ist es wegen seines hohen Anteils an gesättigten Fettsäuren nicht optimal. Die gesündesten Speiseöle sind Raps- und Olivenöl (siehe unsere FAQ Speiseöle). Daneben gilt es nicht gerade als nachhaltig. Der Palmölanbau verursacht unter anderem massive Umweltschäden. Europäische Lebensmittelproduzenten setzen daher überwiegend auf zertifiziertes Palmöl. Im Test von Nuss-Nougat-Cremes etwa legten alle Anbieter, die das Öl verwenden, Nachhaltigkeitszertifikate vor.
Tipp: Ob ein Produkt Palmöl enthält, erkennen Verbraucher an der Zutatenliste. Seit Ende 2014 regelt die EU-Lebensmittelinformationsverordnung, dass alle verwendeten Fette und Öle namentlich auf der Verpackung stehen müssen.
Newsletter: Bleiben Sie auf dem Laufenden
Mit den Newslettern der Stiftung Warentest haben Sie die neuesten Nachrichten für Verbraucher immer im Blick. Sie haben die Möglichkeit, Newsletter aus verschiedenen Themengebieten auszuwählen.
-
- Bis zu jede dritte Krebserkrankung lässt sich auf ungünstige Ernährung und zu wenig Bewegung zurückführen, schätzt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Übergewicht...
-
- Sonnenblumenöl könnte in Folge des Ukraine-Kriegs knapp werden. Wir sagen, wie Sie das Speiseöl beim Backen und Braten ersetzen können.
-
- Aromatisch nach gerösteten Nüssen – so schmeckt die beste Erdnussbutter. Die Stiftung Warentest hat 21 Produkte getestet. Ein Bio-Aufstrich ist mit Schadstoffen belastet.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@Sternenkleid: Aus ernährungsphysiologischer Sicht sind Raps- und Olivenöl eine gute Wahl. Bewertungen zu diesen Speiseölen finden Sie unter nachfolgenden Links:
www.test.de/Rapsoel-im-Test-1816151-0/
www.test.de/Olivenoel-im-Test-4971053-0/
Auch mit dem Thema Bienensterben haben wir uns beschäftigt und weiterführende Informationen finden Sie unter:
www.test.de/Bienensterben-Bestaeuber-in-Not-5428979-0/ (cr)
Ich werde nun versuchen, mehr Produkte ohne Palmenfett zu kaufen. Also mehr Oliven- und Rapsöl. Aber stammt nicht Rapsöl auch oftmals aus Monokulturen, die für Bienen schädlich sind? Wäre dann Olivenöl die beste Alternative?
Es wäre gut, wenn alle Hersteller von Lebensmitteln ihre Produkte mit "palmölfrei" kenzeichnen würden, oder mit wahren - ehrlichen zertifizierten Symbolen: Palmöl aus biologischer und nachhaltiger Landwirtschaft