
Von überall helfen. Technikaffine Menschen können andere nicht nur vor Ort am PC unterstützen - mit der richtigen Software klappt‘s auch aus der Ferne. © Westend61 / Maskot
Mit Programmen wie TeamViewer können Technikaffine den PC oder das Handy anderer Menschen fernsteuern, um IT-Probleme zu lösen. Stiftung Warentest zeigt, wie das geht.
Zeit sparen und Nerven schonen
Jedes Jahr macht kurz vor Weihnachten ein Meme die Runde, in dem es heißt: „Und Jesus sprach: Kehret heim in eure Dörfer und löset die IT-Probleme eurer Eltern.“ Dabei muss man gar nicht nach Hause fahren, um weniger technikaffinen Menschen zu helfen – das geht auch aus der Ferne. Programme wie TeamViewer, AnyDesk oder Ammyy Admin machen es möglich: Mit ihnen können erfahrene Nutzerinnen und Nutzer den Computer der Eltern oder Großeltern fernsteuern – wahlweise auch das Handy oder Tablet.
Die genannten Programme bieten Gratis-Varianten, die für den privaten Gebrauch meist völlig ausreichen. Sie sorgen für echte Win-Win-Situationen, indem sie allen Beteiligten Zeit sparen und die Nerven schonen: Opa braucht sich nicht mehr mit dem ganzen neumodischen Kram rumärgern oder Monate warten, bis die Enkelin zu Besuch kommt – und der Nachwuchs muss nicht mehr darüber verzweifeln, dass Opa nicht weiß, was ein Browser ist oder wo der Windows-Button liegt.
Am Beispiel von TeamViewer zeigen wir hier, wie Sie Fernwartungs-Programme einsetzen, um anderen zu helfen.
Computer fernsteuern in fünf Schritten
Schritt 1: Laden Sie TeamViewer auf Ihren Computer herunter. Alternativ können Sie den Rechner der anderen Person auch mit der mobilen TeamViewer-App von Ihrem Handy oder Tablet aus fernsteuern – das ist allerdings wesentlich umständlicher.
Schritt 2: Bitten Sie die Person, der Sie helfen wollen, das Programm ebenfalls auf den eigenen Computer herunterzuladen. Falls die andere Person das nicht schafft, übernehmen Sie den Download beim nächsten persönlichen Treffen.
Schritt 3: Öffnen Sie die Installationsdatei. Auf Windows-Rechnern muss TeamViewer nicht mal richtig installiert werden, hier reicht schon die Option „Nur starten“, um die Software zu nutzen. Bei Mac-Computern ist das Installieren hingegen notwendig.
Schritt 4: Nachdem Sie TeamViewer gestartet haben, bitten Sie die andere Seite, das Programm ebenfalls zu öffnen und Ihnen anschließend die angezeigte Nutzer-ID und das ebenfalls eingeblendete Passwort mitzuteilen. Am besten kommunizieren Sie dazu per Telefonat oder Videochat miteinander – beides geht auch direkt in TeamViewer unter dem Reiter „Kommunikation“.
Schritt 5: Nach Eingabe von ID und Passwort sowie einem Klick auf „Anmelden“ sehen Sie die Nutzeroberfläche des anderen Computers. Sie können den Rechner Ihres Gegenübers nun per Maus und Tastatur fernsteuern und so alles umsetzen, was der- oder diejenige sich wünscht. Alternativ kann die andere Person auch die Arbeit übernehmen, während Sie zuschauen und anleiten. Die Sitzung läuft so lange, bis einer von Ihnen die TeamViewer-Verbindung wieder abschaltet.
Voraussetzungen zum Steuern von Handys und Tablets
Wollen Sie ein mobiles Gerät fernsteuern, ist die Lage etwas komplizierter. Dazu braucht es einige Vorbereitungen. Hier die wichtigsten Infos:
1.) Sie als helfende Person brauchen entweder TeamViewer auf Ihrem Computer – oder TeamViewer für Fernsteuerung (Android) bzw. TeamViewer Remote Control (iOS) auf Ihrem Handy oder Tablet.
2.) Die Person, der Sie helfen wollen, braucht hingegen die App TeamViewer Quick Support (Android und iOS) auf ihrem Handy oder Tablet.
3.) Um die Fernsteuerung zuzulassen, müssen auf dem Gerät der anderen Person oft noch bestimmte Einstellungen angepasst werden. Die TeamViewer-App führt Nutzerinnen und Nutzer bei der Ersteinrichtung durch die notwendigen Schritte. Manchmal wird dabei noch eine Zusatz-App namens „TeamViewer Universal Add-On“ heruntergeladen.
4.) iPhones und iPads lassen sich gar nicht mit TeamViewer fernsteuern, da Apples mobile Betriebssysteme das verhindern. Sie können TeamViewer aber verwenden, um die andere Person anzuleiten und dabei zu sehen, was auf dem iPhone oder iPad Ihres Gegenübers geschieht.
Handy oder Tablet fernsteuern in fünf Schritten
Schritt 1: Laden Sie die Fernsteuerungs-App von TeamViewer aus dem Play Store (Android) oder App Store (iOS) herunter, falls Sie das Gerät der anderen Person über Ihr Handy oder Tablet steuern wollen. Möchten Sie das Gerät der anderen Person lieber mit Ihrem Computer steuern, laden Sie TeamViewer direkt vom Anbieter herunter.
Schritt 2: Bitten Sie die Person, der Sie helfen wollen, die App TeamViewer Quick Support (Android und iOS) auf das Handy oder Tablet herunterzuladen. Falls die andere Person das nicht schafft, übernehmen Sie den Download beim nächsten persönlichen Treffen.
Schritt 3: Starten Sie die Fernsteuerungs-App und bitten Sie die andere Seite, die App TeamViewer Quick Support zu öffnen und Ihnen anschließend die angezeigte Nutzer-ID mitzuteilen. Am besten kommunizieren Sie dazu per Telefonat oder Videochat miteinander.
Schritt 4: Geben Sie die ID der anderen Person ein und klicken Sie auf „Fernsteuerung“ (falls Sie Ihr Handy oder Tablet nutzen) oder „Verbinden“ (falls Sie Ihren Computer nutzen). Ihr Gegenüber erhält nun eine Anfrage, ob die Fernsteuerung zugelassen werden soll – dies muss bejaht werden. Ein Passwort ist bei den mobilen Apps nicht nötig.
Schritt 5: Nun sehen Sie die Nutzeroberfläche des anderen Handys oder Tablets. Sie können das mobile Gerät Ihres Gegenübers jetzt fernsteuern und alles machen, was der- oder diejenige sich wünscht (solange es kein iPhone oder iPad ist). Auf Apple-Geräten kann die andere Person stattdessen die Arbeit übernehmen, während Sie zuschauen und anleiten. Auf Android-Smartphones ist Anleitung statt Fernsteuerung ebenfalls möglich. Beide verwendeten Geräte müssen während der gesamten Sitzung eingeschaltet bleiben. Die Sitzung läuft so lange, bis einer von Ihnen die TeamViewer-Verbindung wieder abschaltet.
Zusatz-Tipps für Profis
1. Schneller machen: Bei der Fernsteuerung kann eine leichte Zeitverzögerung auftreten. Diese können Sie minimieren, indem Sie in TeamViewer auf „Ansicht“ klicken und dann die Option „Geschwindigkeit optimieren“ auswählen.
2. Dateien tauschen: Über „Dateien & Extras > Dateiübertragung öffnen“ können Sie während der Sitzung Dateien zwischen den zwei Geräten austauschen – das funktioniert in beide Richtungen.
3. Platz schaffen: Wenn Sie einen Computer fernsteuern, erscheint auf dem ferngesteuerten Gerät rechts unten ein TeamViewer-Fenster, das aufgrund seiner Platzierung mitunter stört. Bei Bedarf können Sie es minimieren oder verschieben.
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Wie ich den Artikel in der Ausgabe 3/23 gelesen habe, war auch mein erster Gedanke, dass ein entsprechender Warnhinweis fehlt, so wie in dem Beitrag vom
"AlterTester am 23.12.2022 unter Sicherheitsrisiko" beschrieben ist.
Guter Artikel. Ich möchte noch empfehlen, im Artikel den Hinweis aufzunehmen, dass Teamviewer (auch Teamviewer Quicksupport) nicht immer das erste Suchergebnis ist. Es kann deshalb gefährlich sein, Oma danach suchen und das erstbeste Ergebnis anklicken zu lassen.
Bei der (system-voreingestellten) Suchmaschine Bing ist z. B. das erste Ergebnis für Teamviewer aktuell gar nicht der Teamviewer selbst. Manchmal sind auch Betrugsmaschen in den ersten Ergebnissen der Suchmaschinen.
Man sollte aufgrund der Rechte aber unbedingt sicherstellen, dass die richtige Anwendung auf Omas PC landet. Hierfür kann man sich die Suchergebnisse z. B. mit einem (WhatsApp- o. ä.) Videoanruf zeigen lassen und dabei auf den zum Ergebnis zugehörigen Weblink achten (beginnt mit "https://www.teamviewer.com/").
Der Artikel über "TeamViewer und Co" ist sehr gelungen; allerdings hätte ich mir auch einen Warnhinweis gewünscht:
Gerade bei den von Ihnen genannten Beispielen *Hilfe für Oma, Opa, Mama, Papa...", also für Leute mit vielleicht wenig IT-Erfahrung, ist es wichtig, diesen zu sagen, dass auch Betrüger versuchen, über solche Programme Zugriff auf den eigenen Rechner zu bekommen. Nicht selten nehmen diese Leute über Telefon Kontakt auf, erklären irgendeine Geschichte über Probleme mit dem PC (zB ist die Masche "Ich bin von Microsoft" sehr aktuell) und, "hilfsbereit wie sie sind" würden sie auch über TeamViewer gerne schauen und Hilfe bei der Lösung leisten. Und wenn man dann mitmacht, können sie auf dem PC von Opa alles machen was sie wollen.
Daher die Warnung, einen Zugriff über (den dann ja bei Opa, Oma.. installierten) TeamViewer NIEMALS fremden Leuten zu gestatten, egal was sie für eine Begründung dafür geben.