Ozempic und Wegovy Für wen sich die begehrte Abnehm-Spritze eignet

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Ozempic und Wegovy - Für wen sich die begehrte Abnehm-Spritze eignet

Präparat Wegovy. In den USA ist es in der oben gezeigten Form schon länger erhältlich. Nun können es Ärztinnen und Ärzte auch in Deutsch­land verordnen. © picture alliance / AP / Handout

Die Fettweg-Spritze Wegovy mit dem Wirk­stoff Semaglutid ist nun in Deutsch­land verfügbar – aber längst nicht für jeden geeignet. Ähnliches gilt für das Mittel Ozempic.

Wunder­spritzen namens Ozempic und Wegovy

Sich selber einmal pro Woche eine Spritze setzen – und schon purzeln die Pfunde. Diese Botschaft geistert schon länger durch soziale Netz­werke und die Medien. Die Rede ist von den Präparaten Ozempic und Wegovy, beide mit dem Wirk­stoff Semaglutid. Was steht dahinter?

Wegovy nun auch in Deutsch­land erhältlich

Semaglutid wirkt in ähnlicher Weise wie ein körper­eigenes Hormon namens GLP-1, das unter anderem den Appetit hemmt. Als Wirk­stoff der Injektions­lösung Ozempic ist es seit einigen Jahren zur Therapie von Typ-2-Diabetes zugelassen. Beim Einsatz zeigte sich, dass viele Anwendende als güns­tigen Neben­effekt Gewicht verlieren.

Um diese Wirkung noch zu verbessern, wurde Wegovy entwickelt – ein noch höher dosiertes Arznei­mittel als Ozempic, das ebenfalls als Injektions­lösung im Fertigpen verabreicht wird. Die EU-Kommis­sion hat Wegovy Anfang 2022 zum Einsatz bei starkem Überge­wicht zugelassen – seit Juli 2023 ist es nach längerer Verzögerung auch in Deutsch­land erhältlich.

Hersteller bittet um verantwortungs­volles Verordnen

Wie uns Wegovy-Hersteller Novo Nord­isc auf Nach­frage mitteilte, rechnet er mit einer hohen Nach­frage und einem begrenzten Angebot – und bittet Ärzte und Ärztinnen darum, „verantwortungs­voll zu verschreiben“.

Nur für bestimmte Patienten­gruppen zugelassen

Zugelassen ist Wegovy in Kombination mit einer Diät und körperlicher Aktivität für:

  • Erwachsene mit Adipositas, also einem Body-Mass-Index (BMI) über 30 sowie
  • Erwachsene mit erhöhtem Überge­wicht (BMI über 27) und damit verbundenen Gesund­heits­problemen wie Typ-2-Diabetes oder Bluthochdruck,
  • Jugend­liche ab 12 Jahren mit Adipositas und einem Körpergewicht von mehr als 60 Kilo.

Wichtig: Für den Einsatz bei leichtem Überge­wicht und ohne Diabetes ist der Wirk­stoff Semaglutid nicht vorgesehen und geprüft – und außerdem rezept­pflichtig. Interes­sierte klären also mit Arzt oder Ärztin, ob die Spritze infrage kommt. Krankenkassen erstatten sie zum jetzigen Zeit­punkt nicht. Die Kosten für Wegovy belaufen sich nach Angaben von Novo Nord­isc auf etwa 300 Euro pro Monat.

Andere Wege, Überge­wicht in den Griff zu bekommen

  • Essens­pausen einlegen. Intervallfasten kann dabei unterstützen, etwas Gewicht zu verlieren und hat positive Effekte auf die Gesundheit. Die Wirkung von Detox-Kuren ist hingegen nicht erweisen.
  • Bewusst genießen anstelle verzichten. Unser Buch Besser essen nebenbei hat viele Anregungen parat, die Essgewohn­heiten umzu­stellen – unter anderem mit 30 einfachen und schnellen Rezepten.
  • In Schwung kommen. Von E-Bike über Cross­trainer bis zu Yoga - auf unserer Themenseite Fitness- und Outdoorausrüstung geben wir zahlreiche Empfehlungen für körperliche Aktivitäten.

Studien zeigen deutlichen Gewichts­verlust

Mehrere Studien belegen, dass Wegovy Menschen mit starkem Überge­wicht beim Abnehmen helfen kann. Für die größte dieser Unter­suchungen wurden knapp 2 000 schwer Überge­wichtige – mehr­heitlich Frauen, die im Schnitt rund 105 Kilogramm wogen – zufäl­lig in zwei Gruppen aufgeteilt.

Ergebnis: Jene, die sich einmal wöchentlich Semaglutid spritzten, verloren in 17 Monaten im Schnitt 15,3 Kilo, also ungefähr 15 Prozent ihres Körpergewichts. In der Vergleichs­gruppe waren es nur 2,6 Kilo. Damit war der Gewichts­verlust deutlicher als in Studien mit anderen Medikamenten.

Kalorien einsparen und bewegen

Die Risiken einer Lang­zeit­anwendung sind allerdings noch nicht ausreichend erforscht. So prüft die europäische Arznei­mittel­behörde EMA derzeit, ob Wegovy – sowie auch Ozempic und ein weiteres Mittel namens Saxenda mit dem Wirk­stoff Liraglutid – das Risiko für Selbst­mord­gedanken erhöhen. Hintergrund sind Fall­berichte aus verschiedenen EU-Staaten. In den Zulassungs­studien waren solche Gefahren noch nicht aufgefallen, sondern lediglich häufige Neben­wirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden.

Die Studien­beteiligten wurden intensiv dabei unterstützt, Kalorien einzusparen und sich mindestens 150 Minuten pro Woche zu bewegen. Solche Veränderungen des Lebens­stils bleiben auch beim Abnehmen mit Spritze niemandem erspart. Ansonsten kehren die Pfunde nach dem Absetzen nur allzuleicht wieder zurück.

Tipp: Wir haben verschiedene rezept­pflichtige und rezept­freie Präparate zum Abnehmen bewertet. Mehr Infos dazu finden Sie in unserem Test von Schlankheitsmitteln.

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  • Landkarte12 am 09.08.2023 um 19:59 Uhr
    Erfahrunsgbericht

    Ich nehme diese Art von Medikamenten seit fast einem Jahr, erst Saxenda, dann Ozempic, jetzt Wegovy und habe von 109 auf 92 kg abgenommen. Es ist keine "Fett weg Spritze", sondern hilft einfach nur weniger zu Essen und trotzdem "satt" zu sein. Das kennen wir Übergewichtigen oft nicht mehr. Man muss aber schon auch trotzdem noch Abnehmen wollen, weniger Essen und Sport machen.. Aber das Abnehmen fällt einfach deutlich leichter. Die Nebenwirkungen sind Teil der Therapie. Einem wird schlecht, wenn man zu viel isst. Mit der richtigen Dosierungsanpassung kann man seine Wohlfühldosierung erreichen ( nicht zu viel Übelkeit, trotzdem kontinuierliche Abnahme). Die Maximaldosierung von Wegovy ist eigentlich zu viel. Ich habe bisher noch nicht einmal die halbe Dosierung benötigt. Man muss sich auch Zeit geben. Habe bisher ca. 2500 EUR bezahlt. Das Abnehmmedikamet Wegovy kostet doppelt soviel wie genau der gleiche Wirkstoff vom Diabetesmedikament Ozempic. Adipöse sind Kranke zweiter Klasse.