
Weit gereist. Der Orangensaft im Supermarktregal kommt oft aus Süd- und Mittelamerika. © A. Plewinski
Direktsaft aus dem Kühlregal ist oft teurer als Orangensaft aus Konzentrat. Ist er auch besser? Wir haben 26 Säfte geprüft, darunter 8 Direktsäfte und 18 Säfte aus Konzentrat. Dabei zeigte sich: Gute Säfte gibt es ab 95 Cent pro Liter.
Deutschland ist Weltmeister – im Fruchtsafttrinken. In keinem Land der Welt wird Fruchtsaft mehr geliebt. Allein 22 Liter trank jeder Deutsche 2012 im Schnitt. Jahr für Jahr liegt Orangensaft neu im Wettstreit mit Apfelsaft um den ersten Platz in der Beliebtheitsskala. Dem Apfel verdankt die Orange auch ihren deutschen Namen: Apfelsine, was so viel heißt wie „Apfel aus China“. Von dort hat sie im 15. Jahrhundert ihre Reise nach Europa angetreten. Heute wachsen die Orangen für den Orangensaft, der in Deutschland getrunken wird, meist in Süd- und Mittelamerika (siehe CSR-Test: Produktionsbedingungen von Orangensaft).
Rund 80 Prozent davon sind aus Konzentrat rückverdünnter Saft. Der Rest wird als Direktsaft importiert. Direktsaft ist teurer – und steht hierzulande immer öfter im Kühlregal. Viele halten ihn für hochwertiger als Saft aus Konzentrat. Unser Test von 26 Orangensäften zeigt: Alle 8 Direktsäfte schneiden gut ab. Aber viele der 18 Orangensäfte aus Konzentrat können mithalten. Zur Herstellung siehe Grafik. Für 14 von ihnen lautet das test-Qualitätsurteil ebenfalls gut, darunter die 3 Biosäfte im Test.
Wer auf Fruchtfleisch, das alle geprüften Direktsäfte haben, keinen Wert legt, kann getrost zu einem guten Orangensaft aus Konzentrat greifen. Die Konzentratsäfte im Test kosten im Schnitt 40 Cent je Liter weniger als die Direktsäfte.
Besser ist nur frisch gepresster

Unübertroffen. An das intensive Aroma von frischgepresstem Saft kommen auch die Besten im Test nicht heran. © Fotolia / Th. Muellek; Thinkstock
Ein guter Orangensaft ist deutlich gelb, schmeckt stark nach Orange, deutlich süß und auch säuerlich. Das trifft auf 20 der 26 getesteten Produkte zu. Überbieten kann das nur einer: frisch gepresster Orangensaft. An sein intensives, frisches Orangenaroma kommen selbst die besten Säfte im Test nicht heran, auch nicht die Direktsäfte. Denn jeder industriell hergestellte Orangensaft, ob Direktsaft oder aus Konzentrat, wird mindestens einmal pasteurisiert, also durch Erhitzen haltbar gemacht. Dabei leidet das Aroma, das für den Frischecharakter verantwortlich ist. Direktsaft steht übrigens im Kühlregal, um seine sensorische Qualität länger zu bewahren, – nicht, um ihn mikrobiologisch sicher zu machen.
Volumen auf ein Sechstel verkleinert
Bevor der Orangensaft bei uns in den Supermarkt kommt, legt er einen weiten Weg zurück. Hauptanbaugebiet der Saftorangen ist Brasilien. Bereits im Anbauland werden die Früchte entsaftet. Der kleinere Teil des Saftes geht dann als Direktsaft auf die Reise. Der Großteil wird zu Konzentrat verarbeitet. Durch Vakuum-Verdampfung wird dem Orangensaft Wasser entzogen. Dabei entweichen wertvolle flüchtige Aromastoffe, die in speziellen Anlagen aufgefangen werden. Durch das Konzentrieren verkleinert sich das Volumen des Saftes auf ein Sechstel. Das spart Platz, Gewicht und Kosten beim Transport.
In Deutschland wird aus dem Konzentrat wieder Orangensaft: Die Hersteller verdünnen es mit Wasser, fügen die aufgefangenen Aromastoffe wieder zu. Die müssen allerdings nicht aus denselben Orangen wie das Konzentrat stammen. Das Endergebnis, der Orangensaft aus Konzentrat also, muss jedoch gleichartige analytische und sensorische Eigenschaften haben wie ein Durchschnitts-Direktsaft. Sonst darf er sich nicht Orangensaft nennen. So verlangt es die deutsche Fruchtsaftverordnung.
Karibischem Saft fehlen Aromastoffe
Die sogenannte Rearomatisierung war im letzten Test 2006 noch ein großes Problem: 8 von 20 Konzentratsäften fielen wegen mangelhafter Aromaqualität durch. Das Orangenaroma war bei der Rückverdünnung nicht wieder hergestellt worden – die flüchtigen Aromastoffe fehlten. Diesmal haben fast alle Orangensäfte eine gute Aromaqualität. Mangelhaft ist sie nur bei Edeka Karibische Orange. Laut Edeka ist dieses Produkt mittlerweile nicht mehr im Handel. Nur teilweise rearomatisiert ist der Konzentratsaft Trimm von Norma.
Schlechte Noten in der Aromaqualität bedeuten nicht unbedingt einen fehlerhaften Geschmack. So stellten die geschulten Prüfer beim Orangensaft von Norma keinen Fehler in Geruch oder Geschmack fest. Ob Edeka Karibische Orange deutlich bitter schmeckt, weil er überhaupt nicht rearomatisiert war, lässt sich nicht sagen. Und der Orangensaft Ja! von Rewe hat trotz guter Aromaqualität eine rauchige Fremdnote in Geruch und Geschmack.
Das zeigt: Die sensorischen Befunde bestätigen nicht immer die Laboranalysen. Doch die vollständige Rearomatisierung ist ein Muss. So stellt der Gesetzgeber sicher, dass auch Säfte aus Konzentrat eine bestimmte Mindestqualität haben.
Nur gelegentlich: Saft statt Frischobst
Orangensaft ist nicht nur lecker, sondern punktet auch mit Vitaminen und Mineralstoffen. Von Natur aus hat er außerdem einen hohen Zuckergehalt. Deshalb zählt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Orangensaft wie alle Fruchtsäfte nicht zu den Getränken, sondern zu pflanzlichen Lebensmitteln. Die DGE empfiehlt fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag, möglichst verteilt auf zwei Portionen Obst und drei Portionen Gemüse. Wer kurzerhand nur noch zu Säften greift, den muss Antje Gahl von der DGE enttäuschen: „Der Obst- und Gemüseverzehr sollte nicht komplett durch Fruchtsaft ersetzt werden.“ Ein Glas Orangensaft kann aber gelegentlich eine Alternative zu frischem Obst sein.
Ein Durstlöscher ist Fruchtsaft pur auch nicht: Ein Liter Orangensaft hat bis zu 100 Gramm fruchteigenen Zucker. Das entspricht 33 Stück Würfelzucker – fast so viel, wie Cola, Limo und Brause enthalten.
Klassischer Vitamin-C-Lieferant
Beliebt ist Orangensaft auch wegen des hohen Vitamin-C-Gehalts. Ein 0,2-Liter-Glas frisch gepresster Orangensaft enthält bis zu 100 Milligramm. Damit hätte ein Erwachsener den Tagesbedarf gedeckt. Die Säfte im Test ohne Zusatz von Ascorbinsäure oder Vitamin C kommen im Schnitt auf 70 Milligramm. Das verwundert wenig: Vitamin C ist empfindlich – fehlender Lichtschutz, hohe Temperaturen und lange Lagerung fördern seinen Abbau.
Steht in der Nährwerttabelle auf dem Etikett ein Vitamin-C-Gehalt, muss er auch am Mindesthaltbarkeitsdatum noch stimmen. Wird ein Saft als „reich“ an Vitamin C ausgelobt, heißt das nicht, dass er deutlich mehr Vitamin C hat als andere. Aber das Vitamin C stammt dabei nur aus den verarbeiteten Orangen, sein Mindestgehalt beträgt 300 Milligramm je Liter. So steht es in den Leitsätzen für Fruchtsaft. Das sind 60 Milligramm je Glas. Hohes C und Pfanner loben ihre Säfte als Vitamin-C-reich aus. Sie entsprechen den Vorgaben.
Anreicherung mit Vitamin C unnötig
Im Zutatenverzeichnis von sieben Konzentratsäften steht „Antioxidationsmittel Ascorbinsäure“ oder „Vitamin C“. Ascorbinsäure wirkt im Körper wie Vitamin C. Entscheidend für die Kennzeichnung des Zusatzes ist, welchen Zweck der Anbieter verfolgt: Als Antioxidationsmittel soll Ascorbinsäure Geschmack und Farbe des Orangensafts bewahren, als Vitamin den Vitamingehalt erhöhen. Eine Anreicherung mit Vitamin C ist unnötig, erst recht bei Zitrussäften. In Deutschland herrscht kein Vitamin-C-Mangel. Wer sich ausgewogen und abwechslungsreich ernährt, ist gut versorgt. Im Test sind nur Trimm von Norma und Dittmeyer’s Valensina Frühstücks-Orange mit Vitamin C angereichert, Letzterer so hoch, dass schon ein Glas mehr Vitamin C liefert, als ein Erwachsener täglich braucht. Gesundheitsschädlich ist das nicht, bringt aber auch keine Vorteile.
Pestizide sind kein Problem

Das richtige Glas. „Sensus“ heißt dieses DIN-Weinprüfglas. Form und Größe sind perfekt zum Verkosten, auch von Fruchtsaft. © Stiftung Warentest
Für industriell hergestellten Orangensaft werden frisch gepflückte Orangen verwendet. Da die Früchte im Anbauland verarbeitet werden, bleibt ihre Schale unbehandelt. Wir wiesen allenfalls Spuren von Pflanzenschutzmitteln aus dem Anbau nach.
Wer seinen Orangensaft selbst presst, muss auf Tafelobst zurückgreifen. Das ist häufig mit Oberflächenbehandlungsmitteln besprüht, damit die Früchte auf dem Transport nicht schimmeln. Beim Pressen kann ein Teil in den Saft gelangen. Es ist also ratsam, behandelte Früchte vor dem Auspressen warm zu waschen und trockenzureiben. Während sich pasteurisierter Saft ein paar Tage geöffnet im Kühlschrank hält, verdirbt selbstgepresster schnell.
Tipp: Ob frisch gepresst oder industriell hergestellt – trinken Sie Orangensaft auch zuhause mal aus einem passenden Weinglas (siehe Foto: Das richtige Glas). Dadurch gewinnt der sensorische Gesamteindruck.
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Ich bin die Plastikverpackungen und Einwegverpackungen leid! - Ich warte auf Ihren längst überfälligen Orangensaft-Test, aber bitte auch in Glasflaschen.
PS: In meiner Stadt (Hamm/ Westfalen) wurde unlängst ein großer EDEKA-Laden umgebaut und nach einigen Tagen neu eröffnet; in der Obstabteilung stand eine Orangenpresse für direkt gepressten Orangensaft; super Idee! - Aber leider nur für Plastikflaschen der Fa EDEKA! Eigene Glasflaschen (Typ Milchflasche, große Öffnung, mit Drehverschluss), die ich selber reinige und in der Spülmaschine bei 55 Grad Celsius spüle, waren nicht erlaubt. - Folge: Ich habe nicht eine Flasche gekauft. Der Stand wurde nach wenigen Tagen abgebaut. Insgesamt kein Käufer-Interesse. - Schade!
Frohe Weihnachten!
Reiner Schmidt, Hamm
@Peregrino303: Danke für den Hinweis. In der Tat sind alte Testberichte und Testergebnisse häufig nicht mehr hilfreich. Und tatsächlich entfernen wir nutzlos gewordene ältere Inhalte auf test.de nun konsequent, zumeist dann, wenn ein Themenbereich - etwa durch einen neuen Test - eine Aktualisierung erfährt. Beim Orangensaft ist das noch nicht geschehen. Aber auch hier werden wir tätig. (LW/SL)
Welche Tests aus dem Jahre 2004- 2015 bieten sie den Verbraucher sonst noch an? Es ist traurig als Flat
Kunde diese uralten Test zu lesen ,um daraus irgend welche Schlüsse zu ziehen.
Man kann ja verstehen dass zwei Jahre alte Tests noch wert sind, veröffentlicht zu werden,doch was älter ist ,ist nicht mehr das Papier wert, auf dem sie stehen.
Auch das ist Verbraucherorientierung.
@IrisGruber: Vielen Dank für Ihre Testanregung, die wir gerne entgegennehmen. Allerdings gibt es eine Vielzahl an Themen, die in der Planung stehen, so dass wir nicht alle Testvorschläge in absehbarer Zeit realisieren können. (PF)
Ich wünsche mir häufigere Tests von Lebensmitteln, deren Qualität sich ändert. Ein Orangensafttest aus dem Jahr 2014 bringt mir im Jahr 2018 rein gar nichts mehr, zumal ich als Käuferin von Bio Lebensmitteln von einem heutigen Test mehr Bio Orangensäfte im Test erwarte, die es 2014 in der Anzahl noch gar nicht gab. Ein jährlicher Test wäre sicherlich sinnvoll und wünschenswert und würde auch die Hersteller mehr unter Druck setzen, Schadstoffe möglichst gering zu halten, danke!