
Kreative Winzer vergären weiße Trauben nach einer 8 000 Jahre alten Methode – das Ergebnis sieht orange aus. © StockFood / H. Lehmann
Orange Wine, Naturwein, Amphorenwein – so raunen sich Weinkenner einen Trend zu, der den breiten Handel noch nicht erreicht hat. Sie meinen Weine, die praktisch ohne Hilfsstoffe gekeltert und gereift sind. Die Technik soll 8 000 Jahre alt sein. Georgier haben sie bis heute für ihren Quevri-Wein bewahrt. Jetzt tüfteln deutsche Winzer an ähnlichen Tropfen.
Wie beim klassischen Rotwein
Viele Winzer produzieren den neuen Wein aus weißen Trauben in Ton- und Betongefäßen. Sie orientieren sich an Verfahren für klassischen Rotwein: Die Trauben gären mitsamt Schale, Kernen und Stielen. Anders als bei vielen Standard-Weißweinen kommen weder Zuchthefen noch konservierender Schwefel zum Einsatz. Wilde Hefen auf den Traubenschalen verwandeln den Zucker zu Alkohol, sie bilden auch etwas Schwefel – aber wenig.
„Es kann einiges schiefgehen“
Im Laufe von Monaten entstehen die Aromen. Das Problem: „Es kann einiges schiefgehen“, sagt Erik Schweickert, Professor für internationale Weinwirtschaft an der Hochschule Geisenheim. Wenn ein paar Trauben nicht in Ordnung waren oder das Kellerklima nicht stimmt, können die Weine völlig ungenießbar werden.
Robust im Aroma – Anklänge an Apfelwein und Sherry
Die kaum behandelten Weine sind eher trüb. Die Farbe reicht von gelb bis orange – je nachdem wie viel Luft beim Reifen im Spiel war. Viele schmecken robust, teils nach Apfelwein und Sherry. „Die Weine haben Ecken und Kanten“, sagt Schweickert.
Warum Orange Wine nicht „Naturwein“ heißen darf
Die Weine haben noch keinen offiziellen Namen, der auf dem Etikett stehen darf. Das Weinrecht lässt nur die Bezeichnungen Weißwein, Rotwein, Rosé und Rotling zu. Sie passen nicht zu den Neulingen. Der Bund Deutscher Oenologen hat angekündigt, aktiv zu werden. So könnte eine neue Kategorie Orange Wine heißen, auf keinen Fall Naturwein. Begriffe mit „Natur“ sind in der EU generell für Wein verboten. Amphorenwein schließt Weine aus, die in Beton-Eiern reifen.
Handarbeit hat ihren Preis
Orange Wine ist oft nur als einfacher „Landwein“ im Handel, er lässt sich in Fachgeschäften und Restaurants finden. 30 Euro und mehr pro Flasche sind üblich. Winzer erklären die hohen Preise mit viel Handarbeit. Nur beste Trauben eigneten sich für die sensible Produktion.
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