Online bezahlen 30 Onlineshops im Check

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Günstig und sicher soll Kaufen im Netz sein. Finanztest hat die Bezahl­verfahren bei 30 umsatz­starken Shops verglichen.

Online bezahlen Alle Testergebnisse für Online-Bezahlsysteme 12/2015

Von Handys beim Onlineshop Alternate bis zum Hundefutter beim Internet­laden Zooplus – im Netz gibt es fast alles. Jeder zweite Deutsche kauft regel­mäßig per Klick. Gerade vor Weih­nachten spart das viel Zeit im Trubel. Doch beim Bezahlen gibts Über­raschungen.

Wir haben die Bezahl­verfahren von 30 Shops untersucht, darunter die umsatz­stärksten wie Amazon, Otto und Conrad Electronic. Fazit: Käufer, die vor dem Klick auf den Bezahlbutton prüfen, sparen oft Extra­kosten. Wer wenig Daten preis­geben will, sollte doppelt hinsehen (Unser Rat).

Wir wollten auch wissen, wie der Onlinekauf in der Praxis abläuft und haben zwei Käufe­rinnen beim Weihnachts­shopping begleitet: Die eine ist die 21-jährige Svenja Rohde, aufgewachsen mit Computer und Internet. Die andere die 78-jährige Gisela Nicodemus. Sie hat sich den Umgang mit dem Internet selbst beigebracht. Bei beiden läuft der Einkauf nicht problemlos.

Pullover für den Ehemann

Online bezahlen - 30 Onlineshops im Check

Gisela Nicodemus (78) verzichtet auf Weihnachts­trubel und will das Geschenk für ihren Mann online kaufen. © Stiftung Warentest / R. H. Lox

Gisela Nicodemus sucht ein Weihnachts­geschenk für ihren Mann. Da die 78-Jährige darauf achtet, dass er gut gekleidet ist, soll es ein schi­cker Pullover sein, am liebsten aus Kaschmir. Bestellen will sie beim Versandhändler Otto. Dort hat Nicodemus schon früher bestellt – per Telefon. Nun will sie es über das Internet probieren. Als Mitglied der Senioren-Computergruppe „Graue Mäuse“ hat sie sich den Umgang mit dem Netz selbst beigebracht. Auf der Home­page von Otto braucht sie zwar einen Moment, um sich zurecht­zufinden, steuert dann aber ziel­strebig die Angebote für Pullover an.

Zahlen bitte auf Rechnung

Als Nicodemus die Bilder männ­licher Models sieht, muss sie schmunzeln. „Das sind ja schicke junge Männer, aber für meinen Mann ist das nichts“, amüsiert sie sich. Nach einigem Suchen wird sie fündig: Ein einfacher, schwarzer Pullover mit V-Ausschnitt – zwar kein Cashmere, aber passend für viele Gelegenheiten.

Sie wählt eine Kleidergröße und legt das Stück in ihren Warenkorb. „Wie soll ich bezahlen?“, fragt sie sich stirnrunzelnd und scrollt mit der Maus nach unten. „Sicherer Kauf auf Rechnung“, liest sie und nickt. „Das ist das Richtige für mich“, sagt sie lächelnd, „weil ich dann die Ware schon habe und sehe, ob alles in Ordnung ist.“ Zufrieden klickt sie auf „Zur Kasse“.

Einkauf nur mit Registrierung

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Erfolg beim zweiten Shop: Nicodemus konnte bestellen, ohne sich registrieren zu müssen. © Stiftung Warentest / R. H. Lox

Gisela Nicodemus ist verwirrt. Plötzlich soll sie eine E-Mail-Adresse und ein Pass­wort eingeben. „Ich habe doch gar kein Pass­wort“, wundert sie sich. Dann entdeckt sie den Button „Neu bei Otto? Hier registrieren.“ Das will sie aber nicht. „Wenn ich mich anmelden muss, dann lasse ich das und bestelle woanders“, erklärt sie bestimmt. Sie will möglichst wenig über sich verraten und es gibt ja genügend Alternativen.

Zahlungs­ziel beachten

Von Otto geht es zu Tchibo. Ebenfalls ein Händler, den Gisela Nicodemus aus der echten Welt kennt. Schnell wird sie fündig. „Hier ist ein Cashmere-Pullover. Rot meliert. Kostet 79 Euro“, freut sie sich und legt ihn sogleich in ihren Warenkorb. Mit einem Klick auf „Zur Kasse gehen“ geht es weiter. „Hier muss ich mich nicht anmelden, sondern kann als Gast bestellen“, stellt sie fest und gibt Name und Adresse ein. Wieder möchte sie per Rechnung bezahlen. Als Zahlungs­ziel gibt der Händler 14 Tage an, bis dahin muss Nicodemus das Geld über­weisen. Sie prüft alles nochmals. Dann fällt ihr Blick auf den Endpreis: „Das ist ja schön, keine Versand­kosten!“ Zumindest in ihrem Fall. Kostenlos ist der Versand bei Tchibo ab 20 Euro.

Nicodemus muss mit den allgemeinen Geschäfts­bedingungen (AGB) einverstanden sein, so steht es auf der Seite. Die 78-Jährige nimmt das hin, aber nicht immer: „Ich verstehe wenig davon, was die schreiben. Bei einer Firma, die ich nicht kenne, würde ich deshalb nicht bestellen.“ Der Pullover soll in drei Tagen ankommen. Sie muss das Geschenk nur noch einpacken.

Notebook für das Studium

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Svenja Rohde (21) bestellt ihr Weihnachts­geschenk dieses Jahr selbst. Ihr ist eine schnelle Lieferung wichtig. © Stiftung Warentest / R. H. Lox

Für die 21-jährige Svenja Rohde geht es nicht um Klamotten, sondern um eine Investition in die Zukunft. Sie wird ab dem nächsten Jahr studieren und benötigt dafür ein neues Notebook. „Mein Altes ist einfach zu lang­sam“, sagt Rohde. Sie soll sich ihr Weihnachts­geschenk selbst aussuchen, weil ihre Eltern sich nicht so gut mit Computern auskennen. Für Rohde ist es naheliegend, sich dafür bei dem Elektronikhändler Notebooks­billiger.de umzu­schauen, schließ­lich trägt der Händler das Wört­chen „billiger“ bereits im Namen. Außerdem hat sie positive Kommentare über den Händler bei Preissuch­maschinen im Internet gelesen.

Elektronische Geldbörse Paypal

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Einkauf vom Sofa aus: Jeder Zweite shoppt regel­mäßig online – die künftige Studentin Svenja Rohde auch. Obwohl sie sich das Gerät selbst aussucht, soll es trotzdem als Geschenk verpackt unter dem Weihnachts­baum liegen. Das ist ihr wichtig. Es soll auch schnell geliefert werden, damit es garan­tiert zur Bescherung ankommt. Deshalb hat sich Rohde beim Bezahl­dienst­leister Paypal angemeldet. © Stiftung Warentest / R. H. Lox

Das amerikanische Unternehmen Paypal ist in Deutsch­land Markt­führer unter den Anbietern sogenannter E-Wallets – zu deutsch: „elektronische Geldbörse“. Jeder fünfte Euro im Online­geschäft wird inzwischen via Paypal über­wiesen. Das Prinzip ist einfach: Svenja Rohde erteilt Paypal entweder eine Einzugs­ermächtigung für ihr Giro­konto oder teilt ihre Kreditkarten-Daten mit. Sie muss diese nicht mehr jedem Händler geben, bei dem sie einkaufen will. Zum Bezahlen wird sie auf die Paypal-Seite umge­leitet und gibt dort ihre E-Mail-Adresse und ihr Kenn­wort ein. Paypal teilt dem Händler dann mit, dass er die Ware versenden kann und zieht das Geld später von Rohdes Konto oder Kreditkarte ein (Bezahlsysteme auf einen Blick).

Als Weihnachts­geschenk hat sich die junge Frau ein MacBook Pro von Apple ausgesucht. Knapp 1 400 Euro soll es kosten. Zuzüglich Versand von 7,99 Euro, so liest es Rohde auf der Seite. Sie legt das Notebook in den virtuellen Warenkorb und freut sich, dass sie sich bei dem Shop nicht registrieren, sondern nur ihre Liefer­adresse angeben muss. Bevor es ans Bezahlen geht, prüft sie nochmals alles, was sie einge­geben hat. Doch irgend­etwas stimmt nicht.

Über­raschung beim Bezahlen

„Jetzt kommen zu den 7,99 Euro auf einmal 22,65 Euro dazu!“, entfährt es der 21-Jährigen, als sie die Über­sicht der Versand­kosten liest. Notebooks­billiger.de erhebt eine Gebühr von 1,61 Prozent auf Paypal-Bezah­lungen. Bei einem Waren­wert von über 1 000 Euro macht das viel aus. Der Händler gibt die Gebühren, die Paypal von ihm verlangt, an den Kunden weiter. Für Rohde ist es ein Grund, hier nicht zu kaufen. „Billiger“ ist es nämlich nicht mehr.

Alternative ohne Zusatz­kosten

Statt­dessen versucht sie es beim Elektronikhändler Conrad, einem klassischen Einzel­händler mit Onlineshop. Ihr Freund, der Wirt­schafts­informatik studiert, hatte ihr den Laden empfohlen. Das MacBook kostet bei Conrad genau so viel wie bei Notebooks­billiger.de: knapp 1 400 Euro. Sie kann dort ohne Anmeldung bestellen. Als sie ihre Daten eingibt, wird sie gefragt, ob sie einen Newsletter mit Werbung abonnieren will. Dazu gebe es einen Einkaufs­gutschein. Rohde lehnt ab: „Da kriege ich viel Werbung, darauf habe ich keine Lust.“ Die Versand­kosten von 5,95 Euro muss sie nicht zahlen, sie hat für mehr als 300 Euro bestellt.

Bezahlung mit Paypal

Im nächsten Schritt klickt Svenja Rohde auf den Paypal-Button und wird auf die Seite von Paypal umge­leitet. Dort meldet sie sich wie gewohnt bei ihrem Benutzer­konto mit E-Mail-Adresse und Kenn­wort an. Sie bestätigt, dass Paypal dem Händler den Betrag über­weisen soll. Später bekommt sie eine Bestätigung per E-Mail, dass sie bezahlt hat. Conrad kann das Notebook losschi­cken. Damit sollte es recht­zeitig zum Fest unter dem Weihnachts­baum liegen.

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27 Kommentare Diskutieren Sie mit

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ZieglerControl am 01.05.2019 um 21:42 Uhr
Onlinekauf bei test.de

Danke für die Erklärung! So gefällt mir der "Leserservice" schon besser.
Es geht allerdings nicht nur um die Vorsteuer, die man als Unternehmer zurückholen will. Es geht auch um eine ordnungsgemäße Rechnung über den Betrag an sich, den man z. B. als Werbungskosten bei berufsbezogenen Themen geltend machen will. Es würde bei Kleinbeträgen ja schon genügen, wenn wenigstens der MwSt-Satz genannt wird. Zusammen mit der elektronisch gespeicherten Bestätigungsmail würden die Finanzämter das vermutlich als Beleg akzeptieren.

Profilbild Stiftung_Warentest am 30.04.2019 um 10:02 Uhr
Onlinekauf bei test.de

@ZieglerControl: test.de ist ein Portal, dass sich mit seinen Informationen an Verbraucher richtet. Die meisten Verbraucher wünschen (und benötigen) keine Rechnung. Wenden sich Leser an uns und wünschen eine Rechnung, vermuten wir, dass es sich dabei um Unternehmen handelt, die sich vom Finanzamt die bezahlte Umsatzsteuer zurückholen wollen. Für eine solche Rechnung benötigen wir die Angaben zur Rechnungsanschrift und UST-ID. Da auf test.de auch der halbanonyme Kauf möglich ist (ohne Login), benötigen wir auch Angaben zum Kauf und der Wahl des Bezahlmittels, um die konkrete Transaktion, für die die Rechnung erstellt werden soll, finden zu können. Denn wir müssen sicherstellen, dass für einen Artikel keine zwei Belege ausgestellt werden können. (maa)

ZieglerControl am 29.04.2019 um 21:38 Uhr
Onlinekauf bei test.de: Ein Erfahrungsbericht

Schön, dass sich die Stiftung dieses Problems annimmt! Wie geht sie aber selbst damit um beim Online-Kauf von Testberichten?
Man bekommt nach Zahlung des Betrags eine Bestätigung für den Kauf mit Nennung des Artikels und des Preises und kann dann den Bericht abrufen. Der MwSt.-Satz wird nicht genannt, will man dennoch für den Vorsteuerabzug eine ordentliche Rechnung, kommen solche Anfragen:
"Bitte teilen Sie uns die folgenden Angaben mit:
• Welchen Artikel haben Sie auf test.de gekauft?
• Ihre Postalische Rechnungsanschrift.
• Den Zeitpunkt des Kaufs auf test.de.
• Mit welchem Bezahldienstleister wurde bezahlt?
• Paypal-Kunden: Bitte um Zusendung der Bestätigungsmail.
• Handy-Zahlung: Bitte um Angabe der Handynummer
• Kreditkarte: Bitte um Angabe des Vor- und Zunamens des Inhabers der Karte"
Ein andermal wird auch noch die Angabe der USt.-ID verlangt.
Für mich war der Kauf bei test.de ein interessanter Testkauf. Geht das nicht ander

pferderanch am 09.02.2017 um 21:46 Uhr
Schlechte Zahlungsmoral von Endkunden

Auch wenn der Artikel schon älter ist, das Thema ist immer noch aktuell. Warum nur etwa 1/3 der untersuchten Online-Händler Rechnungskauf anbietet liegt meines Erachtens u.a. an der schlechten Zahlungsmoral der Kunden. Man läuft als Händler wochenlang seinem Geld nach und überlegt sich am Ende, ob man für den offenen Betrag ein Inkasso-Unternehmen einschaltet oder nicht. 10-20% Schwund kann da durchaus an der Tagesordnung sein, vor allem wenn sich herum spricht, dass bestimmte Händler kein Inkasso-Unternehmen einschalten, wenn die Rechnungsbeträge gering sind, aber es summiert sich enorm auf. Das Problem liegt an beiden Seiten: Händler und Käufer. Es gibt auf beiden Seiten viele schwarze Schafe. Es sind jedenfalls nicht immer die Händler die "Bösen". Es gibt ja auch Zahlungssysteme, die für beide Seiten sicher sind . Die sind zwar kostenpflichtig, aber geben BEIDEN Seiten Sicherheit. Da ist eine faire Sache, für Käufer und Verkäufer. Rechnungskauf ist von gestern und nicht notwendig.

Kathrinchen am 12.10.2016 um 18:57 Uhr
Beachten bei Paypal

Ich habe zweimal Probleme über Paypal lösen können.
Zum ersten: Ich hatte ein sehr teures Buch im Ausland bestellt und dann kam ein Buch gleichen Titels, aber deutlich schlechterer Druckqualität, nicht so umfangreich und auch noch beschädigt. Ich brauchte mich nicht selber zu kümmern Paypal hat das übernommen und mir das Geld zurück überwiesen.
Was aber zu beachten ist: Ich blieb auf den Rücksendekosten sitzen, die fast 30 € betrugen. Dafür kommt Paypal nicht auf. Insofern war es etwas schmerzhaft.
Beim 2. Mal hatte jemand abgebucht, dem ich gar keine Genehmigung erteilt hatte, bei dem ich aber früher mal Kunde gewesen war. Das Geld war nach meinem Anruf bei Paypal innerhalb 2 Stunden wieder auf meinem Konto.
Fazit: Wenn Ausland, dann können die Kosten hoch sein, aber man bleibt nicht auf allem sitzen und das Kümmern erledigt Paypal. Den Service habe ich als sehr gut empfunden.