Online-Rechts­beratung Bei welchen Fragen Anwalt­sportale helfen können

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Online-Rechts­beratung - Bei welchen Fragen Anwalt­sportale helfen können

© Lisa Rock

Wer Streit mit Arbeit­geber oder Vermieter hat, braucht oft anwalt­liche Hilfe. Online-Rechts­beratung wird dabei immer wichtiger. Auf Anwalt­sportalen wie Frag-einen-Anwalt.de, Juraforum und Deutsche Anwalts­hotline können Nutzer die gewünschte Auskunft online bekommen – gegen Honorar. Finanztest hat sich die sieben besucher­stärksten Platt­formen angeschaut. Fazit: Für eine erste Einschät­zung der Rechts­lage sind die Portale oft gut, der Umgang mit Nutzer­daten könnte aber besser sein.

Sieben Rechts­beratungs-Portale im Vergleich

Bei unserem Test haben wir die sieben besucher­stärksten Platt­formen für Online-Rechts­beratung unter die Lupe genommen: Advocado, Anwalt.de, Deutsche Anwalts­hotline, Frag-einen-Anwalt.de, Juraforum, JustAnswer und YourXpert. Bei allen Anwalt­sportalen haben wir Fragen zu fünf konkreten, typischen Fällen gestellt und die Antworten der Anwälte geprüft. Die Fälle kamen aus den Gebieten Arbeits­recht, Kauf­recht, Mietrecht, Tele­kommunikations­recht und Verkehrs­recht. Außerdem haben wir Nutzerfreundlich­keit (Service und Kontakt), Daten­sicherheit, Daten­schutz­erklärung und allgemeine Geschäfts­bedingungen untersucht.

Das bietet der Test Online-Rechts­beratung

Sieben Anwalt­sportale im Check. Unser Test klärt folgende Fragen: Wie gut ist die fachliche Qualität der Antworten? Welche Preismodelle gibt es? Was passiert mit den Nutzer­daten? Die Test­tabelle ermöglicht einen schnellen Vergleich hinsicht­lich Form und Ablauf der Rechts­beratung, Kosten, Zahl der erreich­baren Anwälte, Zusatz­services, sowie der Allgemeinen Geschäfts­bedingungen und Daten­schutz­erklärungen.

Fünf konkrete Testfälle. Auf allen getesteten Portalen haben wir typische Fälle aus wichtigen Rechts­gebieten wie Arbeits-, Kauf- und Mietrecht einge­stellt und eine Online-Beratung durch einen Anwalt erbeten.

Heft-Artikel als PDF. Wenn Sie das Thema frei­schalten, erhalten Sie auch Zugriff auf das PDF zum Artikel aus Finanztest 1/2018.

Legal tech. Wir haben auch zahlreiche sogenannte „legal techs“ getestet. Sie versprechen, auto­matisiert und kostengünstig Rat und Hilfe, etwa beim Abfassen eines Testaments oder beim Streit mit dem Reiseanbieter.

Rechts­schutz­versicherung. Sie wollen sich mit einer Rechts­schutz­versicherung ausstatten? Sie finden auf test.de einen Vergleich Rechtsschutzversicherung. Dort erfahren Sie auch, wie Anwälte das Abwick­lungs­verhalten der Versicherungen einschätzen.

Meist richtiger und hilf­reicher Rat

Auf unsere Fragen haben die Anwälte über­wiegend korrekt geant­wortet. Dabei waren ihre Beratungen unterschiedlich umfassend. Einige Juristen informierten nicht nur über die Rechts­lage, sondern gaben zusätzlich nützliche Hinweise, zum Beispiel auf einen Muster­brief der Verbraucherzentralen.

Manchmal bestimmt der Kunde den Preis

Die anfallenden Kosten sind je nach Portal unterschiedlich. In einigen Fällen kann der Nutzer selbst angeben, wie viel ihm die Rechts­beratung im Internet wert ist. Klingt zunächst gut, ist aber in der Praxis eine zwei­schneidige Sache. Denn Nicht-Juristen wissen oft nicht, wie viel Anwälte üblicher­weise für eine Rechts­auskunft verlangen können. Zudem geben alle Portale, bei denen der Nutzer den Preis selbst fest­legen kann, für die Online-Beratung durch einen Anwalt einen Mindest­preis vor. Dieser liegt zwischen 24 und 44 Euro, dazu kommt in einigen Fällen noch eine Nutzungs­gebühr von 2 Euro. Andere Portale schi­cken erst nach erfolgter Anfrage ein Preis­angebot.

Nutzer­daten meist sicher vor Hackern ...

Wer Portale für Online-Rechts­beratung nutzt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er seine Daten nicht nur dem beratenden Anwalt anver­traut, sondern auch dem Portal. Weil es bei Rechts­streitig­keiten meist um äußerst sensible Informationen geht, haben wir genau hingeschaut. Unser Ergebnis: Bei sechs der sieben Anbieter im Test waren die Nutzer­daten vor Hackern sicher. Einer patzte. Wir haben ihn informiert. Sein Daten­leck hat er inzwischen repariert.

... aber nicht vor Google, Facebook & Co

Warum wir in puncto Daten­sicherheit trotzdem keine Entwarnung geben können: Alle untersuchten Portale benutzen Tracking-Dienste wie Google Analytics. Schon wenn der Nutzer eine Seite aufruft, erfassen mindestens Google und meist auch andere Anbieter Daten zu seinem Besuch auf der ­Seite. Das ermöglicht gezielte ­Werbung und besondere Angebote. Besonders bedenk­lich: Bei einigen Anbietern erfahren soziale Netz­werke wie Facebook schon beim Aufruf der Seite den Namen des Rechts­beratungs­kandidaten, wenn dieser sich – wie oft üblich – vom selben Gerät aus beim jeweiligen Netz­werk ein- und nicht wieder ausgeloggt hat.

Nutzer­kommentare, die vor dem 11. Dezember 2017 gepostet wurden, beziehen sich auf eine frühere Unter­suchung.

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7 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • drmsttz am 22.02.2022 um 12:20 Uhr
    Aktualisierter Test der Online-Beratungsportale?

    Ich finde, es wäre an der Zeit, diese Online-Beratungsportale wieder unter die Lupe zu nehmen, um die Bewertungen zu aktualisieren.

  • Gesko am 10.03.2018 um 04:13 Uhr

    Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Verstoß gg. Netiquette (unbewiesene Behauptungen)

  • Profilbild test.de-Redakteur_Herrmann am 15.12.2017 um 10:49 Uhr
    Re: Wie passt unterschiedliche Sicherheitsbewertun

    Wenn ein Server fremde Script-Befehle akzeptiert und sich umfangreicher Code aus einer fremden Quelle nachladen lässt, ermöglicht das sehr mächtige Angriffe auf den betreffenden Server. Aus rechtlichen Gründen verbieten sich solche mächtigen Angriffe für uns. Wir können deshalb nicht sagen, ob tatsächlich heikle Daten in Gefahr waren oder nicht; es ist theoretisch nicht ausgeschlossen, dass der Juraforum-Server auch mächtigen Versuchen, unberechtigt auf heikle Daten zuzugreifen widerstanden hätte. Dass schon Cross-Site-Scripting als solches nicht möglich sein darf, ist allerdings unbestritten.

  • warg am 13.12.2017 um 00:56 Uhr
    Wie passt unterschiedliche Sicherheitsbewertung?

    Test.de sagt: schwere Sicherheitslücke.
    juraforum.de sagt: "theoretisches Sicherheitsrisiko, das sich nach Überprüfung durch die von Stiftung Warentest genutzte OWASP Suite jedoch nur als sehr gering zeigte"
    Wie passt das denn zusammen?

  • Profilbild test.de-Redakteur_Herrmann am 11.12.2017 um 10:02 Uhr
    Re: Online Rechtsberatung aktuell

    Sie finden hier jetzt unsere aktuelle Untersuchung von Anwaltsportalen mit Online-Rechtsberatung. Die bisherigen Kommentare beziehen sich auf die Vorgänger-Untersuchung.