
Mit ihrem beweglichem Sensor kompensiert die Olympus OM-D E-M5 Mark II zittrige Hände oder fügt im „High Res Shot“ acht Einzelaufnahmen zu einem Bild mit 40 Megapixel Auflösung zusammen. test.de hat sich die hochwertige Systemkamera (Preis: je nach Objektiv zwischen 1 300 und 2 400 Euro) einmal näher angeschaut und sagt, welche Folgen diese Funktion fürs Bild hat – und wie groß der Einfluss des verwendeten Objektivs ist.
Mehr Pixel auf Knopfdruck
Beim Pixelshift werden kurz hintereinander mehrere Bilder geschossen, wobei die nachfolgenden um allerkleinste Subpixel versetzt werden. Diese Funktion dient der Detailverbesserung und war bislang Studiokameras mit Mittelformat-Sensor (etwa 45 x 60 mm) vorbehalten. Die Olympus OM-D E-M5 Mark II ist die erste „normale“ Kamera mit einer solchen Funktion. Das gegenüber dem Vorgänger-Modell Olympus OM-D E-M5 neue Feature High Res Shot soll für eine sichtbar höhere Auflösung bei sehr feinen und kontrastreichen Strukturen sorgen. Wie manche Studiokamera fügt auch die Olympus mehrere Einzelaufnahmen zu einem Bild mit 40 Megapixel (MPix) zusammen.


High Res Shot nur bei unbewegten Motiven sinnvoll
Der Trick: Für jedes der acht „Teilfotos“ verschiebt die Kamera den Bildsensor minimal und montiert die überlappenden Teilfotos. In der Praxis ist die Funktion High Res Shot nur bei unbewegten Motiven sinnvoll, auch Porträts gewinnen deutlich. Weitere Bedingung: ein felsenfestes Stativ. Der Trick mit den acht montierten Einzelbildern limitiert allerdings die Empfindlichkeitseinstellung: Mehr als Iso 1 600 ist nicht drin. Das erfordert ausreichend Licht im Studio.


Nebenwirkung: Der minimale Versatz bei den Teilbildern für High Res Shot reduziert das bei 16 MPix sichtbare leichte Farbrauschen, führt aber zu etwas mehr Helligkeitsrauschen. Diese Störungen sind bei Iso 1 600 nur minimal. Das angedeutete Helligkeitsrauschen kann sogar als willkommenes Stilmittel gelten, so als hätte der Fotograf analog mit Film gearbeitet. Alternativ kann er die Bilder aber am Mac oder PC entrauschen. Das schmälert allerdings den Gewinn an Feinzeichnung.
Besser mit hochwertigen Objektiven


Wir prüften die Olympus mit drei Objektiven. Die Kamera ist so gut, dass nur hochwertige Objektive ihr Potenzial ausschöpfen: Die Festbrennweite Panasonic Leica Nocticron 42,5 mm 1:1,2 (zirka 1275 Euro) und das Zoomobjektiv Olympus M.Zuiko ED 12-40 Pro 1:2,8 (zirka 1 000 Euro) schlagen das Olympus M.Zuiko ED 12-50 EZ 1:3,5-6,3 (zirka 280 Euro). Letzteres bietet etwas mehr Telewirkung und ist vor allem um Einiges billiger. Sein Nachteil: Es liefert weniger Kontrast und Auflösung, es ist zudem lichtschwächer. Es ist ein Irrglaube, mit der Funktion High Res Shot ein billiges Objektiv aufwerten zu können. Bei High Res Shot sind die Bildqualität und der Gewinn deutlich geringer als mit hochwertigen Optiken.


Fazit: Ausgereifte Kamera für anspruchsvolle Amateure
Die OM-D E-M5 Mark II von Olympus ist eine Systemkamera der gehobenen Klasse. Sie eignet sich für anspruchsvolle Amateure, aber auch für den semiprofessionellen Einsatz. Die gegen Staub und Spritzwasser geschützte Kamera im Retro-Look liefert unter Tageslichtbedingungen besonders gute Bilder. Bei wenig Licht kommt der MFT-Sensor an seine Grenzen. Die Funktion High Res Shot bewährt sich vor allem unter Studiobedingungen und setzt ein stabiles Stativ voraus. Das Potenzial der Olympus OM-D E-M5 Mark II schöpfen allerdings nur hochwertige Objektive aus. Wer daran sparen möchte, kauft besser eine weniger potente Kamera. Ansonsten ist die OM-D E-M5 Mark II die perfekte Kamera für Pixeljunkies, die besonders große Abzüge machen wollen, an die der Betrachter dicht herangehen kann.
Tipp: Die ausführlichen Testergebnisse zur Olympus OM-D E M5 Mark II (+ ED 12–50 EZ oder + ED 12–40 Pro) und zu über 1 500 anderen Digitalkameras finden Sie im Produktfinder Digitalkameras.
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Vielen Dank für die ausführliche Darstellung. Bitte erlauben Sie uns, ebenfalls ausführlich zu antworten: In Einzelfällen haben wir bereits Kameras mit verschiedenen Kombinationen aus Gehäuse und Objektiv getestet (siehe Produktfinder, Produktgruppe „Systemkameras“), und wir werden versuchen, für mehrere wichtige ausgewählte Kameragehäuse in Zukunft mehr als nur ein Standardzoomobjektiv zu testen. Insbesondere ist in Planung, einfache Standardzoomobjektive höherwertigen Modellen gegenüberzustellen und auch ein paar Festbrennweitenobjektive als interessante Alternative unter die Lupe zu nehmen.
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Zur Nikon D 810: Die Kamera (bestehend aus Gehäuse und dem Objektiv AF-S 24-120 G ED VR) erzielte ein sehr gut im Sehtest, die Note fürs Bild wurde aber wegen der starken Verzeichnung in der Grundeinstellung abgewertet. Wir würden von einem Objektiv für 900 Euro nicht erwarten und nicht behaupten, dass es „minderwertig“ sei. Es ist halt relativ stark verzeichnend, weil das Zoomobjektiv über einen ziemlich großen Bildkreis verfügen muss (Stichwort „Vollformat“) und weil das Kameragehäuse die Bildfehler nicht standardmäßig ausgleicht – aus welchen Gründen auch immer (vermutlich, wollen die Anbieter vermeiden, dass es Reklamationen wegen des nach dieser Bildkorrektur dann nicht mehr übereinstimmenden Bildausschnitts zwischen der Aufnahme und dem optischen Spiegelreflexsucher gibt. Nach unseren Messungen wird die Bildverarbeitung in der Kamera dadurch jedenfalls nicht nennenswert langsamer). Kamerasysteme mit elektronischem Sucher (oder nur mit Monitor) sind in diesem Punkt überlegen, da hier immer das korrigierte Bild angezeigt werden kann.
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Es kann gar kein Objektiv für alle Kameragehäuse geben, mit dem sich diese vergleichen ließen. Denn:
• Ein modernes Objektiv kann mit einem ideal passenden digitalen Kameragehäuse herausragende Bilder erzeugen, mit einem schlecht passenden Kameragehäuse allerdings nur durchschnittliche Ergebnisse erzielen. Dies liegt unter anderem daran, dass moderne Objektive eigene Digitalprozessoren haben, die wichtige Information über die Einstellungen des Objektivs und hierbei zu erwartende Abbildungsfehler an das Kameragehäuse übermitteln. Das Kameragehäuse kann diese Information weiterverarbeiten und gegebenenfalls sogar eine Reihe von Abbildungsfehlern vollautomatisch korrigieren, wie zum Beispiel die Verzeichnung, den Farbquerfehler oder die Vignettierung inklusive dem natürlichen Randlichtabfall.
• Die Konstruktion des Bildsensors im Kameragehäuse sollte möglichst gut auf den Strahlengang eines Objektivs abgestimmt sein, um eine optimale Bildqualität zu erhalten. Ein Bildsensor, der mit einem bildseitig telezentrisch gerechneten Objektiv bestens harmoniert, kann mit einem herkömmlichen Objektiv gleicher Brennweite und Lichtstärke, das auf dem Bildsensor auch steile Einfallswinkel erzeugt, schlechtere Bilder aufnehmen.
• Der Bildkreisdurchmesser des Objektivs muss je nach Bildseitenverhältnis mit der entsprechenden effektiven Bilddiagonale des Bildsensors abgestimmt sein, damit es zum Beispiel nicht zu unterbelichteten Bildecken kommt. Die Bildsensoren können zwar je nach Bilddiagonale in Bildsensorklassen eingruppiert werden, haben aber auch innerhalb eines Kamerasystems durchaus nennenswerte Größenunterschiede, die in Bezug auf die Bildqualität einen Einfluss haben.
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Fazit: Ohne die Berücksichtigung dieser Fakten können Kameras heute nicht mehr vollständig bewertet werden. Ebenso schwierig ist eine Kombination der getrennten Bewertung von Kameragehäusen und Objektiven: ein gutes Kameragehäuse kombiniert mit einem guten Objektiv gewährleistet nicht notwendigerweise auch ein gutes Bild. (Bu)
Es freut mich, dass Sie endlich auf die grosse Bedeutung der Objektive hinsichtlich der Bildqualität hinweisen. Es wäre deshalb durchaus wünschenswert, wenn Sie auch andere Kameras mit mehreren Objektiven testen würden um das wahre Potential der Kameras herauszustreichen. Ideal wäre es natürlich wenn alle Geräte mit dem gleichen Objektiv getestet würden um eine wirkliche Vergleichsmöglichkeit zu haben. Allerdings dürfte es beinahe unmöglich sein ein solches Objektiv im Handel zu finden. Aber so lange dies nicht der Fall ist werden ihre Testergebnisse der Kameras mit Wechselobjektiven weniger die Qualität der Kameras als vielmehr die der eingesetzten Objektive darstellen. Es ist doch immerhin bemerkenswert, dass eine hochwertige und teure Profikamera wie die D810 von Nikon einen hinteren Platz belegt, bloss weil sie mit einem minderwertigen Objektiv getestet wurde. Es sollte auch bedacht werden, dass sehr viele anspruchsvolle Fotoamateure ihre Kameras ohne Objektiv kaufen.
Sie schreiben, "in der Praxis ist die Funktion High Res Shot nur bei unbewegten Motiven sinnvoll, auch Porträts gewinnen deutlich. Weitere Bedingung: ein felsenfestes Stativ." Wenn also ein felsenfestes Stativ unbedingt nötig ist, um unbewegliche Motive aufzunehmen, wie bitteschön soll das dann im Portraitbereich möglich sein? Welches Model sitzt denn wirklich völlig unbeweglich und felsenfest vor der Kamera?