
Mit gescheiterten Immobilienfonds hatten Anleger viel Ärger und hohe Verluste. Sogar kleine Restbestände im Depot machen noch Probleme. Denn es lassen sich nur ganze Fondsanteile verkaufen. Die Folge: Anleger müssen eigentlich nicht mehr benötigte Depots weiter behalten.
Rückgabe nicht möglich
Eigentlich haben Monika und Karl Gerstner* mit dem offenen Immobilienfonds Axa Immoselect schon lange abgeschlossen. Im Jahr 2012 verkauften sie im Rahmen eines Depotwechsels ihre Fondsanteile über die Börse, ein erheblicher Teil des Anlagebetrags ging dabei verloren. Die eigentlich vorgesehene Rückgabe der Anteile an die Fondsgesellschaft ist bei offenen Immobilienfonds, die sich im Status der Auflösung befinden, nicht möglich (siehe weiter unten). Doch der Axa Immoselect verfolgt die Eheleute bis heute. Zwei Bruchteile mit aktuellem Gesamtwert von gut 10 Euro blieben in ihrem Depot der Fondsbank Ebase liegen. Bruchteile lassen sich nicht auf ein anderes Depot übertragen und auch nicht über die Börse verkaufen. So müssen die Gerstners das ansonsten nicht mehr genutzte Ebase-Depot behalten – und weiterhin die jährliche Depotgebühr von 24 Euro von ihrem Verrechnungskonto zahlen.
Nicht einmal geschenkt
Ihre Versuche, die Bruchteile loszuwerden, waren erfolglos. Ebase wollte sie nicht einmal geschenkt: „Die ebase unterhält keinen Eigenbestand und kann so die Bruchstücke auch nicht als ‚Geschenk‘ des Kunden annehmen“, erläuterte die Fondsbank auf Anfrage. Für betroffene Anleger ist das natürlich ärgerlich. Allerdings verweist Ebase zu Recht darauf, dass ihr durch die Formalitäten rund um die Aussetzung und Abwicklung der gescheiterten Immobilienfonds bereits sehr hohe Kosten entstanden seien.
Comdirect zeigt sich weniger bürokratisch
Kunden wie die Gerstners müssen also weiterhin die jährlichen Depotkosten hinnehmen – oder ihr Verrechnungskonto leerräumen. „Wichtig ist, dass die ebase dieses Kundenkonto nicht ins Minus laufen lässt! Eine Abrechnung erfolgt maximal in der Höhe des bestehenden Guthabens“, teilte uns die Depotbank mit. Dass man das Problem auch unbürokratisch und eleganter lösen kann, zeigt die Direktbank Comdirect, die unsere Anfrage so beantwortete: „Wenn ein Kunde das Depot löschen möchte und dies an den Bruchstücken scheitert, dann stellen wir das Depot entgeltfrei, bis die Löschung vorgenommen werden kann.“
Jahrelange Hängepartie für Anleger
Offene Immobilienfonds galten lange Zeit als sehr sichere Anlage, doch sie haben einen Konstruktionsfehler: Wenn viele Anleger auf einmal an ihr Geld wollen, gibt es Probleme, weil sich der Teil des Fondsvermögens, der in Gebäuden und Grundstücken steckt, nicht schnell zu Geld machen lässt. Ab 2008 wurde das vielen Fonds zum Verhängnis, denn damals zogen Großanleger, die Immobilienfonds zum Geldparken missbraucht hatten, plötzlich hohe Millionenbeträge wieder ab. Viele Fonds wurden daraufhin zunächst für zwei Jahre eingefroren und später abgewickelt. Das heißt, ihre Immobilien werden nach und nach verkauft. Die Abwicklung gescheiterter Fonds wie CS Euroreal oder SEB Immoinvest zieht sich über viele Jahre hin. Selbst wenn all ihre Immobilien verkauft sind, kann aus rechtlichen Gründen noch mal mehr als ein Jahr vergehen, ehe das Kapitel endgültig geschlossen ist.
Gesetzesänderung zwingt Neuanleger zu langer Haltedauer
Die verbliebenen und auch neu aufgelegten Immobilienfonds sind heute gefragter denn je, weil Anleger zurzeit auf Immobilien fliegen. Für Stabilität sorgt auch die Gesetzesänderung 2013, die Neuanleger auf lange Haltedauern verpflichtet.
* Name geändert.