
Nicht mit jedem Ökostromtarif können Verbraucher zur Energiewende beitragen. Das zeigt der Test von 19 Ökostromtarifen. Zwar liefern alle 100 Prozent Ökostrom – doch echter Umweltnutzen entsteht erst, wenn der Tarif konventionellen Strom vom Markt verdrängt und erneuerbare Energien ausgebaut werden. Das leisten nur zwei von drei Tarifen – sie kosten oft weniger als Normalstrom.
Zu diesem Thema bietet test.de einen aktuelleren Test: Stromtarife.
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Testergebnisse für 19 Ökostromtarife 2/2012Liste der 19 getesteten Produkte
Der persönliche Beitrag zur Energiewende
Mittlerweile bieten rund 730 Stromlieferanten in Deutschland einen Ökotarif an. test hat 19 Tarife untersucht und benotet, für die sich bundesweit jeder Verbraucher entscheiden kann. Die Auswahl beschränkte sich auf Angebote mit einer Vertragslaufzeit von maximal einem halben Jahr. Wie stark engagieren sich die Anbieter für den Wunsch der Kunden nach mehr Umweltschutz und Vorantreiben der Energiewende? Neben Tarifbedingungen wie etwa der Kündigungsfrist interessierte die Tester in erster Linie das „ökologische Engagement“, das der Anbieter mit seinem Tarif erkennen lässt.
Tarife fördern den Bau neuer Ökostromkraftwerke
Die Minimalanforderung an einen Ökostromtarif erfüllen alle getesten Tarife: Sie liefern 100 Prozent Ökostrom. Anders jedoch bei der Zubauwirkung. Nur zwei von drei der getesteten Tarife bieten sie. Der Bau neuer Ökokraftwerke wird vor allem auf zwei Arten gefördert: Entweder investieren die Stromanbieter einen Teil des Geldes direkt in neue Anlagen. Diese Aufpreistarife sind eher selten. Häufiger sorgen die Anbieter mit ihren Lieferverträgen dafür, dass der Strom für ihre Kunden stets aus Ökokraftwerken stammt, die ein Höchstalter nicht überschreiten. Auch dadurch werden laufend neue Kraftwerke gebaut.
Label und Zertifikate für Ökostrom
Die Zubauwirkung lassen sich die Anbieter mit einem Zertifikat bescheinigen: Die strengsten Maßstäbe legen das Ok-power-Label und das Grüner-Strom-Label an. Beide werden von Umwelt- und Verbraucherverbänden vergeben. Um diese Label zu erhalten, müssen die Anbieter beim Bau der Ökokraftwerke auch Umweltkriterien erfüllen. Auch manche Zertifikate vom Tüv-Süd garantieren einen gewissen Zubau, der Effekt ist aber schwächer. Der Typ dieser Zertifikate heißt EE01 und EE02. Andere Tüv-Zertifikate im Test garantieren keinerlei Zubau. Das gilt auch für die europäischen RECS-Zertifikate mit dem vielversprechenden Namen Renewable Energy Certificate System. Das sind nur Herkunftsnachweise. Und um die Verwirrung komplett zu machen: Manche Anbieter wie EWS Schönau und Greenpeace Energy setzen sich eigene, teils strengere, über die Label hinausgehende Maßstäbe, die sie vom Tüv Nord prüfen lassen. Die Stiftung Warentest hat jedes Zertifikat nach der Zubauwirkung bewertet.
Ökologisches Engagement der Anbieter
Um die Bestnote für ökologisches Engagement im Test zu bekommen, muss ein Anbieter aber mehr tun, als den Kraftwerksbau zu fördern. Er muss Initiative zeigen. Die reicht vom kostenlosen Verleih von Energiemessgeräten etwa bei den Stadtwerken München über eine persönliche Vor-Ort-Beratung zur Modernisierung der Heizung bei Greenpeace Energy bis hin zu Förderprogrammen für Privathaushalte bei Entega. Engagieren sich Anbieter in besonders innovativen Projekten, haben die Tester Pluspunkte vergeben. Lichtblick zum Beispiel installiert in Privathäusern Mini-Blockheizkraftwerke. Sie versorgen das Gebäude mit Wärme und erzeugen zugleich Strom, der ins öffentliche Netz gespeist wird. Das soll zu Spitzenlastzeiten schwankenden Wind- und Solarstrom ergänzen und die Netze entlasten. Oder Greenpeace Energy: Hier gab es unter anderem Pluspunkte für ein Carsharing-Pilotprojekt mit Elektroautos.
Kohle und Atom versus Ökostrom
Nicht bewertet haben die Tester, ob der Anbieter auch Kohle- und Atomstrom verkauft oder in diese Technologien investiert. Für viele ist das mit dem Gedanken eines Ökostromtarifs nicht vereinbar. Daher ist die Tabelle mit den Testergebnissen der Ökostromtarife geteilt: Oben reine Ökostromanbieter, die unabhängig von Kohle- und Atomwirtschaft agieren. Unten konventionelle Energieversorger, die Ökostrom anbieten, aber auch Kohle- und Atomstrom verkaufen oder mit Unternehmen verflochten sind, die dies tun. So kann jeder selbst entscheiden, wem er sein Geld geben möchte.
Auf die Tarifbedingungen achten
Die Vertragsbedingungen der getesteten Tarife sind etwa zur Hälfte gut, zur Hälfte befriedigend. Generell gilt: Finger weg von Vorkasse, die aber kein Anbieter im Test verlangte. Gut sind kurze Laufzeiten, maximal ein Jahr, um nicht lange gebunden zu sein. Ebenfalls gut: eine kurze Kündigungsfrist von vier Wochen. Schlecht ist dagegen, wenn Kunden für eine unterjährige Abrechnung viel Geld zahlen müssen. Hier werden bis zu 21 Euro pro Abrechnung verlangt. Aufpassen sollten Kunden auch bei Bonus und Preisgarantie: Im Kleingedruckten schränken viele Anbieter die Preisgarantie wieder ein und reichen Erhöhungen von Abgaben oder Steuern doch weiter. Preise sollten Kunden ohne Bonus vergleichen. Nur dann wird klar, was der Strom auch im zweiten Vertragsjahr kostet. Anbieter und Tarifrechner weisen hingegen die Preise gern mit Bonus aus.
Ökostrom kostet oft weniger als Normalstrom
61 Prozent der Verbraucher würden laut einer aktuellen Forsa-Umfrage mehr für ihren Strom bezahlen, um die Energiewende voranzubringen. Doch Ökostrom muss gar nicht teuer sein. Wer noch nie seinen Tarif gewechselt hat, kann mit Ökostrom sogar sparen. Er steckt dann in der Grundversorgung, dem meist teuersten Tarif. Im Januar 2012 zahlt eine Familie mit 4 000 Kilowattstunden Verbrauch in den Grundversorgungstarifen der örtlichen Stromanbieter im Schnitt 1 046 Euro – für einen Ökotarif mit Gütesiegel würde sie nur 1 010 Euro zahlen.
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Wer sich für Ökostrom entscheidet, der will damit in der Regel die Energiewende in Deutschland fördern und den Bau von umweltfreundlichen erneuerbaren Energieanlagen vorantreiben.
Leider gelingt das nicht mit allen Ökostromtarifen. Um zu verhindern, dass man als Ökostromkunde doch indirekt Kohle- und Atomkraft mitfinanziert, sollte man bei der Auswahl eines Anbieters sehr genau informieren. Eine fundierte Zusammenfassung der Ökostrom-Thematik liefert der folgende Artikel: http://bit.ly/oeko-strom
Beste Grüße,
Michael Brey
Hallo,
Ich versuche gerade ein Überblick über dieses Thema zu bekommen.
Letzte Woche war bei uns einer von http://www.lekker-energie.de und hat und einen Wechsel vorgeschlagen. Dabei waren die Strom Preise von Lekker tatsächlich günstiger, als die von unserem alten Stadt-Stromanbieter.
Aber jetzt lese ich an manchen Stellen, nur weil ein Unternehmen Ökostromtarife angibt, es nicht direkt heißt, dass unser Geld für Ökostrom Förderungen benutzt wird von den Unternehmen?
Das ist doch eine arglistige Täuschung in meinen Augen, keiner hat auch heutzutage Zeit sich die ganzen AGBs durchzulesen.
Hm...
Kommentar vom Autor gelöscht.
@Tschepe: Danke für den Hinweis. Die beiden Nutzer hatten tatsächlich in diversen Artikeln ausschließlich Schleichwerbung für Vergleichsrechner gepostet.
"celinabina", "handwerker-hans" und andere Profile wurden nur zur Schleichwerbung mit gefaketen Fragen und Antworten eingerichtet und benutzt. Die hier aggressiv beworbenen verschiedenen *.de.vu-Adressen sind lediglich Umleitungen zu Vergleichsportalen zweifelhafter Qualität, die dem Besitzer der Trash-Adressen und Verursacher der Schleichwerbung offenbar Provisionen für jeden Seitenbesucher zahlt. Hier ist besonders lustig, dass der Verursacher ausnahmsweise vergessen hat, "celinabina" auszuloggen und sich für die Antwort als "handwerker-hans" wieder einzuloggen... FAIL! :oD