
Die Stadtwerke Konstanz bieten seit kurzem deutschlandweit unter dem Namen „Enspire“ einen neuartigen Ökostrom-Tarif an: Er kombiniert ein Stromangebot mit vergünstigten Tourismusangeboten und einer Geldanlage. Der Schnelltest zeigt: Der Strom-Tarif ist unter Öko-Gesichtspunkten top – aber nicht billig. Die Geldanlage ist vergleichsweise riskant und schlecht verzinst, die Tourismusangebote Geschmackssache.
Tarif mit echtem Ökostrom
Der „Enspire“-Vertrag mit den Stadtwerken Konstanz läuft mindestens bis Ende 2013. Der Strom kostet 25 Cent pro Kilowattstunde plus einer jährlichen Grundgebühr von 110 Euro. Positiv: Der Tarif hat das Zertifikat grüner Strom-Label in Gold. Pro Kilowattstunde werden so 1,19 Cent in den Ausbau der erneuerbaren Energien investiert. Hierdurch fördert der Kunde tatsächlich diesen Ausbau. Anders ist das bei manch anderen Ökostrom-Angeboten, die lediglich konventionell erzeugten Strom durch den Kauf bestimmter Zertifikate als Ökostrom ausweisen. Sie haben keinen Umweltnutzen, wie der Ökostrom-Test der Stiftung Warentest zeigt.
Preisgarantie bis zum Ende der Laufzeit
Beim Enspire-Tarif erhält der Kunde bis zum Ende der Laufzeit eine Preisgarantie auf den Energiepreis (incl. Grundgebühr), die Konzessionsabgabe und die Netzentgelte. Das betrifft mehr als 60 Prozent des Gesamtpreises. Der Rest besteht aus Steuern und Abgaben. Sollten sie erhöht werden, erhalten auch die Enspire-Kunden eine Preiserhöhung. Positiv ist, dass die Preisgarantie und die Vertragslaufzeit gleich lang sind.
Kreuzfahrten, Luxushotels und Rabatte auf ein E-Bike
Der dritte Bestandteil des Enspire-Angebots umfasst Vergünstigungen auf bestimmte Tourismusangebote. Enspire-Kunden können diese Angebote einmal im Jahr buchen. Sie müssen aber extra bezahlt werden. Im Angebot sind beispielsweise eine achttägige Segeltour durch die Griechische Ägäis für 936 Euro anstatt 1 040 Euro oder zwei Übernachtungen im Steigenberger Inselhotel Konstanz mit Schifffahrt und Verpflegung für rund 639 Euro. Außerdem gibt es beim Kauf eines E-Bikes über einen bestimmten Fahrradhändler 10 Prozent Rabatt.
Schlechtverzinste Geldanlage
Enspire-Kunden können zudem exklusiv ein Beteiligungsdarlehn an den Stadtwerken Konstanz zeichnen, das bis Ende 2017 läuft. Die Stadtwerke wollen auf diesem Weg bis zu 3 Millionen Euro einsammeln. Die Mindestanlage beträgt 500 Euro. Der Zins ist festgeschrieben und liegt bei 2,5 Prozent Zinsen pro Jahr. Das Beteiligungsdarlehn für die Stadtwerke Konstanz ist für sicherheitsorientierte Anleger nicht empfehlenswert: Anders als ein Sparbrief von der Bank ist das Anlegergeld im Fall einer Pleite der Konstanzer Stadtwerke nicht durch ein Einlagesicherungssystem geschützt. Schlimmer noch: Der Anspruch der Sparer würde im Insolvenzfall erst nachrangig bedient werden. Selbst wenn eine Pleite der Stadtwerke nicht sehr wahrscheinlich ist, gibt es für Geldanlagen, die besser geschützt sind, höhere Zinsen. Für eine Laufzeit von fünf Jahren zahlt zum Beispiel die deutsche akf Bank aktuell 4,1 Prozent Zinsen jährlich (Stand 6. Juni 2012). Die Mindestanlagesumme ist aber mit 2 500 Euro etwas höher als beim Beteiligungsdarlehn der Stadtwerke. Bei akf Bank sind höchstens 100 000 Euro durch die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) geschützt.
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[Hinweis 18. März 2103]: In einer älteren Fassung hatten wir den Umfang der Preisgarantie des Enspire-Tarifs nicht korrekt dargestellt. Wir haben die Zahlen korrigiert und bitten den Fehler zu entschuldigen.