
Viele Windenergieprojekte finanzieren sich über Nachrangdarlehen. © Getty Images / EyeEm
Wer auf Wind, Sonne oder Biogas setzen will, stößt oft auf UDI, einen großen, bankenunabhängigen Direktvertrieb für ökologische Kapitalanlagen aus Roth bei Nürnberg. Einige der rund 17 500 Anleger müssen aber um ihr Geld bangen: Bei mehreren Angeboten stocken Zins- oder Rückzahlungen. UDI hat sie vermittelt oder Gesellschaften der UDI-Gruppe haben sie aufgelegt. Es sieht nicht gut aus.
[Update 13.11.2020] Kein gutes Zeichen
Die UDI-Gruppe und alle Vermögensanlagen der Reihen UDI Energie Festzins, UDI Immo Sprint, Te Solar, Te Energy Sprint wurden verkauft. Neue Eigentümerin ist die Dalasy Beteiligungs- und Kapitalmanagement GmbH aus Düsseldorf, deren Geschäfte die Galoria GmbH aus Meerbusch führt. Bei beiden ist Rainer Langnickel Geschäftsführer. Die Immobilienprojekte M41 und Hansapark bleiben bei der bisherigen Eigentümerin, der Münchener Te-Gruppe. Der Wechsel ist kein gutes Zeichen für Anleger. Weder bei Langnickel noch den beiden Gesellschaften ist hohe Expertise im Bereich erneuerbarer Energien ersichtlich. Dalasy ist auf Beteiligungen „in Sondersituationen“ spezialisiert. Finanztest hat mehrfach über Probleme bei Gesellschaften der UDI-Gruppe berichtet (Warnliste).
„Festzins“-Angebote sind riskante Nachrangdarlehen
Seit 1998 warb UDI eine halbe Milliarde Euro ein – vor allem für 383 Windkraftanlagen, 46 Biogasanlagen und 90 Solarprojekte, unter anderem über Nachrangdarlehen mit dem missverständlichen Namensteil „Festzins“. Sie sind riskant. Läuft das Geschäft nicht wie geplant, können sich Zinsen und Rückzahlung verzögern oder ganz ausfallen. Anleger erfahren zudem oft allenfalls im Nachhinein, wohin ihr Geld geflossen ist.
Unser Rat
- Warnliste.
- Die UDI Energie Festzins 14 GmbH & Co. KG bietet ein Nachrangdarlehen mit Zinsen ab 4 Prozent pro Jahr an. Wir setzen es wegen hoher Risiken auf unsere Warnliste Geldanlage: Seine konkreten Projekte sind nicht bekannt, mehrere andere Angebote zahlen Zinsen unter Plan.
UDI-Chef will bestehende Schwachstellen beheben
UDI-Geschäftsführer Stefan Keller kündigte im Dezember 2018 unter anderem an, er wolle „bestehende Schwachstellen beheben“. Seine Te-Management-Gruppe aus Aschheim hatte kurz zuvor die Gruppe bis auf die UDI Bioenergie GmbH von Gründer und Langzeit-Chef Georg Hetz übernommen. Keller stellte in Aussicht, dass „weiterhin finanzielle Mittel“ eingebracht werden sollen. Anlegern bringt das aber nur etwas, wenn dann die Gesellschaft, die ihr Anlageangebot aufgelegt hat, Verpflichtungen erfüllen kann.
Wackelkandidat bekommt Geld
Die Risiken illustriert die UDI Sprint Festzins IV GmbH & Co. KG: Sie lieh im September 2016 Geld an die UDI Biogas Otzberg-Nieder-Klingen GmbH & Co. KG, obwohl Wirtschaftsprüfer an einem Gutachten arbeiteten, das zeigen sollte, ob es überhaupt möglich erschien, diese fortzuführen. Laut Sprint-Festzins-IV-Prospekt vom Juni 2016 mussten Biogasprojekte aber gemäß Plan rentabel sein und Zins und Tilgung leisten können.
Wurden mit Anlegergeldern Löcher gestopft?
Der Biogas-Wackelkandidat zahlte dafür Mittel aus den Nachrangdarlehen UDI Sprint Festzins I und UDI Energie Festzins VI zurück. Stopfte Anlegergeld Löcher? UDI weist das von sich: Bereits im März 2016 habe ein „vorläufiger Entwurf“ des Gutachtens vorgelegen. Fertig war es mit positiver Prognose erst im Dezember 2016. Im Juni 2018 meldete die Biogasfirma Insolvenz an, UDI Sprint Festzins IV und die weitere Geldgeberin UDI Biogas 2011 GmbH & Co. KG warnten vor der Gefahr, Verpflichtungen nicht voll erfüllen zu können.
Weniger Zinsen gezahlt
Seit 2016 zahlen die Gesellschaften der Nachrangdarlehen UDI Energie Festzins II bis VII sowie zwei ähnlich riskante UDI-Genussrechte deutlich niedrigere Zinsen als geplant (siehe Grafik). Sie investierten laut UDI in dieselben Öko-Projektgesellschaften, die unter anderem unter Regeländerungen, Diebstahl von Solarmodulen und Herstellerinsolvenzen litten. Maßnahmen seien eingeleitet.
UDI gibt sich zuversichtlich
Die UDI-Gesellschaften wollen auch alles nachzahlen und hoffen, Zinsen künftig wieder voll leisten zu können. Dafür müssten die Projekte aber sehr gut laufen. UDI ist zuversichtlich, etwa weil ursprüngliche Prognosen keine Verkaufserlöse zum Ende des Betrachtungszeitpunkts enthielten, sie aber aus aktueller Sicht realistisch erzielbar seien.
Weniger Zinsen als zugesagt
Sechs UDI-Festzins-Angebote zahlen Anlegern seit 2016 weniger Zinsen als geplant. Die Kluft könnte sich noch vergrößern. Die Firmen wiesen auch einen hohen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag aus.

© Stiftung Warentest

Jahresabschlüsse mit Fehlbeträgen
Die Erlöse würden wohl eher bei der Rückzahlung an Anleger helfen. In den Jahren 2022 und 2025 werden jeweils zwischen 6 und 9 Millionen Euro fällig. Um genug Kapital zu haben, muss sich die Lage der Emittentinnen deutlich verbessern: Sie wiesen in den jüngsten Jahresabschlüssen Verlustanteile aus, die nicht durch Vermögenseinlagen gedeckt sind. UDI erläutert, Anlaufkosten im Emissionsjahr führten immer zu einem Fehlbetrag und würden über die Laufzeit beglichen. Da die Emissionen Jahre zurückliegen, erklärt das allerdings nicht die Lücken von zum Teil der Hälfte des eingezahlten Kapitals.
Hohe Wertberichtigungen
Zwei weitere UDI-Gesellschaften, die UDI Energie Festzins IX GmbH & Co. KG und die UDI Energie Festzins 12 GmbH & Co. KG, schrieben 2017 Investments auffällig schnell ab. Warum? Zum Löcherstopfen? UDI begründet die Wertberichtigungen 2017 schwerpunktmäßig mit Projekten in Italien und erwartet, sie künftig wieder zurücknehmen zu können, denn für die Projekte wichtige Dekrete zu Biogas seien in Italien erst im März 2018 in Kraft getreten.
Weiterverkauf nicht wie geplant
Auch bei den Te-Management-Gesellschaften unter Kellers Führung gibt es Auffälligkeiten (siehe Grafik unten). Sind Verbindlichkeiten und Forderungen über Kreuz nicht hinderlich für das erklärte Ziel, Teile der Investments an professionelle Investoren weiterzuverkaufen? Ein erster Deal gelang, danach stockten die Geschäfte. Anleger bekamen in einem Fall ihr Geld verspätet zurück, in zwei weiteren Fällen warten sie trotz Fälligkeit noch darauf. MEP erklärte, dass die Überkreuzstruktur für den ersten Deal nötig gewesen sei. Geschäftsführer Keller erläuterte die Gründe auf Finanztest-Anfrage nicht.
Unübersichtliche Struktur
Vermittelt durch UDI liehen Anleger jeweils einer von vier Te-Solar-Gesellschaften Geld. Diese vergaben Kredite an Projektgesellschaften der MEP-Gruppe. Seltsam: Dafür stehen zum Teil jeweils andere MEP-Firmen ein.

UDI-Chef Stefan Keller führt bei allen Firmen bis auf MEP Solar Miet & Service IV GmbH die Geschäfte.
1) Anlegern 2018 drei Monate verspätet zurückgezahlt.
2) Rückzahlung mehr als sechs Monate verspätet für Anfang 2019 geplant.
3) Fällig Ende 2018, Rückzahlung steht aus.
Quelle: Wertpapierprospekt MEP Vermögensverwaltung I GmbH vom 13. Dezember 2017 © Stiftung Warentest

1) Anlegern 2018 drei Monate verspätet zurückgezahlt.
2) Rückzahlung mehr als sechs Monate verspätet für Anfang 2019 geplant.
3) Fällig Ende 2018, Rückzahlung steht aus.
Quelle: Wertpapierprospekt MEP Vermögensverwaltung I GmbH vom 13. Dezember 2017 Download © Stiftung Warentest
Tipp: Mehr zu den Verzögerungen bei Te-Solar-Sprint-Gesellschaften in unserer Meldung Solar Sprint Festzins II reißt Rückzahlungsfrist.
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