Nuss­schokolade Jede dritte ist gut

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Die Edelmarken Lindt, Feodora, Hachez und Swiss + Confisa sind eher teuer, aber ein Genuss. Rapunzel, [Passage gelöscht *] und K-Classic sind mangelhaft.

Nuss­schokolade Testergebnisse für 26 Nussschokolade 12/2013 freischalten

Mal verzaubert zart schmelzende Schokolade, mal krachen geröstete Haselnüsse – Stück für Stück eine Über­raschung. Nuss­schokolade ist eine der beliebtesten Schoko­laden­sorten der Deutschen.

Voll auf die Nuss oder nur ein biss­chen – vorgeschrieben ist der Nuss­anteil in der Schokolade nicht. Jeder Hersteller darf frei entscheiden, wie er sie bestückt. Die Tafel Lindt zum Beispiel besteht zu 31 Prozent aus ganzen Haselnüssen, Alpia von Stoll­werck nur zu 9 Prozent aus Nuss­stück­chen.

Auch sonst sorgen die Anbieter für individuelle Eindrücke. Keine andere ist so cremig wie die Lindt-Schokolade, sie schmeckt nach Milch, deutlich nach Vanille und aromatisch nach Haselnuss. Die Tafeln von Feodora und Hachez haben kräftige Haselnuss- und Kakao­noten, der Kakao ist zudem aromatisch. Swiss + Confisa lockt mit kräftigem Milch­geschmack und aromatischen Haselnüssen. So verschieden die vier auch sind, im Test glänzen sie alle mit sehr guten sensorischen Beur­teilungen.

Insgesamt 26 Schoko­laden mit ganzen und mit gehackten Nüssen haben wir untersucht – nicht nur auf Aussehen, Geruch, Geschmack und Mund­gefühl, sondern etwa auch auf Keime, Schimmelpilzgifte, Pestizide, Kadmium, poly­zyklische aromatische Kohlen­wasser­stoffe und Mineralöle.

Im Test schneiden 9 Schoko­laden gut ab, 10 befriedigend, 4 ausreichend. [Passage gelöscht *]

[Absatz gelöscht *]

Probleme bei K-Classic und Rapunzel

Ein Mangelhaft bekommt die Schokolade K-Classic von Kauf­land aus ähnlichem Grund. Auch ihr Etikett führt mit einer unwahren Aromaangabe in die Irre: Die Schokolade enthielt nicht nur „Vanilleextrakt“, sondern auch synthetisches Vanillin.

Rapunzel hat ebenfalls keine korrekte Zutaten­liste. Wir fanden 28 Prozent weniger Haselnüsse als angegeben. Und die Angabe von Voll­rohr­zucker und Rohr­zucker als Haupt­zutaten – vor Voll­milch­pulver – stimmt nicht. Sie passt nicht zum gemessenen Gesamt­zucker­gehalt.

Reklamation möglich

[Produkt gelöscht *], K-Classic, Rapunzel – wegen Irreführung hätten die Nuss­schoko­laden nicht verkauft werden dürfen. Juristisch ausgedrückt: Sie sind so nicht verkehrs­fähig. Ein Rück­ruf ist aber nicht nötig, da kein Gesund­heits­risiko besteht.

„Grund­sätzlich können Verbraucher bei Etiketten­schwindel Lebens­mittel im Handel reklamieren, am besten mit Kassenbon“, sagt Sabine Holz­äpfel von der Verbraucherzentrale Baden-Württem­berg. Bei Nicht­verkehrs­fähig­keit habe der Verbraucher ein Recht auf einwand­freie Ware. Inwieweit Händler einer Reklamation nach­kommen, hängt vom Einzel­fall ab.

Kaum Mineralöle in Nuss­schokolade

Aus Kulanz nahmen im Dezember 2012 manche Anbieter die Advents­kalender zurück, in deren Schokolade die Stiftung Warentest Mineralöle nachgewiesen hatte. Vor allem aromatische Mineralöle gelten als möglicher­weise krebs­er­regend und sollten gemäß Bundes­institut für Risiko­bewertung in Lebens­mitteln vermieden werden. Mineralöle können auf Lebens­mittel übergehen, vorrangig auf trockene mit großer Oberfläche und fett­reiche wie Schokolade.

Auch Nuss­schokolade ist nicht frei davon. In fast allen Produkten wiesen wir kritische aromatische Mineralöle nach, aber deutlich weniger als in der Kalenderschokolade 2012: maximal ein Sechstel – und zwar bei den Nuss­schoko­laden von Aldi (Nord), Gepa und Norma. Die als weniger kritisch geltenden gesättigten Mineral­ölfraktionen waren in allen Produkten nach­weisbar. Wir fanden im Vergleich zum Vorjahr aber nur maximal ein Drittel der Menge. Das Schad­stoff­urteil fällt für keine Schokolade im Test schlechter als befriedigend aus.

Die Schoko­laden­industrie forscht nach eigenen Angaben intensiv, wie sie Mineralöle in Produktion und Lieferkette verringern kann. Mögliche Eintrags­quellen sind Jutesäcke, Trans­portfahr­zeuge, Maschinenöle, mineral­ölhaltige Druck­farben auf Packungen und im Recycling­papier. Im Mai 2013 legte das Bundes­verbraucher­schutz­ministerium den zweiten Entwurf einer Mineralöl-Verordnung vor. Sie soll helfen, aromatische Mineralöle in Lebens­mitteln zu begrenzen. Doch es reicht nicht, wenn nur Deutsch­land reagiert. Der Markt ist interna­tional, damit sind Mineralöle in Lebens­mitteln ein globales Problem.

Viele Nüsse ohne Schimmelpilzgift

Nuss­schokolade - Jede dritte ist gut

Gold­nuss. Nuss­schokolade mit ganzen Nüssen ist relativ teuer.

Auch Haselnüsse können die Schokolade mit problematischen Substanzen belasten: mit krebs­er­regenden Aflatoxinen. Wenn Nüsse falsch lagern und sich Schimmelpilze bilden, entstehen diese Gifte. Nach­weisbar waren Aflatoxine nur bei K-Classic von Kauf­land, ja! von Rewe und Trumpf Schogetten. Den zulässigen Höchst­gehalt für Nüsse von 5 Mikrogramm pro Kilogramm unter­schreiten sie aber deutlich. Ihre Schad­stoff­urteile lauten befriedigend.

Spuren von Mandeln

Schät­zungs­weise jeder zehnte Deutsche reagiert auf Haselnüsse mit allergischen Symptomen: von Hautkribbeln bis zum Schock. Betroffene sollten Schokolade mit Haselnüssen meiden. „Auch wer auf andere Nuss­arten allergisch ist, sollte aufpassen. Es können immer Spuren vorkommen“, sagt Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asth­mabund. Der Test zeigt: Sechs Schoko­laden enthielten Spuren von Mandeln. Die können unbe­absichtigt hinein­gelangen, wenn der Betrieb auch Mandeln verarbeitet. Auf den Packungen haben die Hersteller korrekt vor dem Risiko gewarnt. Die Edeka-Schokolade Gut & Günstig enthält jedoch mehr als nur Spuren von Mandeln. Mit 139 Mikrogramm pro Kilogramm Schokolade ordnen wir sie nicht mehr als Spuren ein. Erdnüsse indes waren nicht nach­weisbar.

586 Kilokalorien pro Tafel

Reinbeißen und sich Gutes tun: Haselnüsse liefern B-Vitamine, mehr­fach ungesättigte Fett­säuren, Magnesium und viel Energie – 644 Kilokalorien pro 100 Gramm. Eine Tafel Nuss­schokolade hat im Mittel 586 Kilokalorien, ähnlich wie Milch- und Bitterschokolade. Der Kakao liefert Flavonoide fürs Herz und lässt Glücks­hormone entstehen.

Edelschokolade nicht immer edel

Sechs Tafeln heißen Edel-Voll­milch­schokolade. Feodora weist auf Edelkakaobohnen hin. Edelkakao muss aus bestimmten Anbauländern kommen, viele davon in Mittel- und Südamerika. Farbe und Geschmack sollen einzig­artig sein. Der Kakao in Edelschokolade muss zu mindestens 40 Prozent aus Edelkakao bestehen. Edlen Geschmack garan­tiert das nicht. Bei Karina und Netto Marken-Discount/Goutier ist der Kakao gar aromaarm. Immerhin halten alle Schoko­laden die Mindest­kakao­anteile ein: 25 Prozent bei Milch- und 30 Prozent bei Voll­milch­schokolade. Am meisten Kakao hat Hachez mit 41 Prozent.

Auch die Milch­anteile stimmen – mindestens 14 Prozent müssen es bei Milch-, 18 Prozent bei Voll­milch­schokolade sein. Milch kommt nur als Pulver in die Schokolade. Stammt die Milch aus den Alpen oder der Alpen­region, darf damit geworben werden.

Die bittere Seite der Schokolade

Nuss­schokolade - Jede dritte ist gut

Der meiste Kakao für den deutschen Markt stammt von der Elfen­beinküste. Medien prangern immer wieder Miss­stände im Kakao­anbau dort an – Kinder­arbeit, Ausbeutung, schlechte Bezahlung. „Die Einkommen der Bauern sind nied­rig. Oft müssen ihre Kinder mitarbeiten, können nicht zur Schule gehen“, sagt Friedel Hütz-Adams vom Institut für Ökonomie und Ökumene Südwind.

Auf 15 Nuss­schoko­laden stehen Fairtrade- oder Nach­haltig­keits­siegel. Sie versprechen, dass der Kakao nach sozialen und oft auch ökologischen Mindest­stan­dards produziert wird. Die häufigsten Siegel im Test: das sozial orientierte Fairtrade-Siegel und Utz Certified. Utz bedeutet in der Maya-Sprache gut – es setzt auf Weiterbildung der Kakao­bauern, damit ihre Erträge und so ihre Einkommen steigen. „Jedes Siegel hat Stärken und Schwächen“, sagt Hütz-Adams. Sie können die Probleme aber auch nur in Ansätzen lösen. Mehr Erfolg versprechen sich Politik, Wirt­schaft und Nicht­regierungs­organisationen von gemein­samen Aktionen. In Deutsch­land wurde 2012 das „Forum nach­haltiger Kakao“ gegründet, um europäische Nach­haltig­keits­stan­dards zu entwickeln. Zurzeit stammen nur etwa 5 Prozent des welt­weit verkauften Kakaos aus nach­haltiger Produktion (mehr dazu: www.test.de/Schoko-Nachhaltigkeit).

Keine Haselnuss­schokolade besteht voll­ständig aus fair gehandelten Zutaten. Den höchsten Anteil weist Gepa mit 74 Prozent aus. Wie manche andere Zutat gibt es Haselnüsse nicht aus nach­haltigem Handel. Da ist noch viel zu tun. Aktuell steht die Haselnuss­produktion im Haupt­anbau­land Türkei wegen Kinder­arbeit in der Kritik. Auch das gehört zur bitteren Seite der Nuss­schokolade.

*) Das Ober­landes­gericht München hat entschieden, dass die Stiftung Warentest bestimmte Aussagen zum Aroma­stoff Piperonal in der Schoko­laden­sorte Ritter Sport Voll-Nuss weiterhin nicht treffen darf. Deshalb sind in diesem Artikel einige Passagen gelöscht.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Paulfranze am 31.08.2017 um 19:27 Uhr
    Wer mit Gericht droht, disqualifiziert sich …

    … automatisch.
    Mir war schon länger bekannt, daß Milka keine echte Schokolade ist, da der Geschmack hauptsächlich aus künstlichen Aromen stammt, und der Kakao nur geschmackloses Füllstoff-Alibi ist. Neben dem niedrigen Anteil von echter Kakaobutter. Deswegen ist sie auch so weich.
    Nun muß ich davon ausgehen, daß Ritter Sport *natürlich* das selbe tut. Nicht wegen des Tests, sondern *wegen* der Klage. Ein ehrlicher Konzern (lol, ja ich weiß, das widerspricht sich schon rein psychologisch per Definition) hätte Stiftung Warentest kontaktiert, und eventuelle Irrtümer korrigieren lassen, oder hätte zu seinen Fehlern gestanden, und sie korrigiert. Fehler macht jeder. Die Schande ist *die Reaktion darauf!* … Daher ist es auch egal, ob nun wirklich künstliche Aromen darin enthalten sind, oder nicht. Personen die sich so verhalten, verhalten sich auch weiterhin so, und werden boykottiert. … Aber sagen wir mal, überrascht hat mich das Ganze nicht.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 25.09.2014 um 13:13 Uhr
    EV

    Heute hat die Stiftung Warentest das Urteil des OLG München anerkannt. Damit bleibt die Einstweilige Verfügung bestehen. Nähere Informationen dazu finden Sie unter: https://www.test.de/Rechtsstreit-um-Ritter-Sport-Voll-Nuss-beendet-Stiftung-Warentest-erkennt-Urteil-des-OLG-Muenchen-an-4758833-0/
    (TK)

  • Wolfram03 am 09.09.2014 um 20:58 Uhr
    Ritter Sport natürlich nicht mehr!

    Nach Bekanntwerden des heutigen Urteils kaufe und verzehre ich Ritter Sport natürlich nicht mehr.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 02.12.2013 um 17:09 Uhr
    EV

    @alle:
    Liebe Nutzerinnen und Nutzer,
    aufgrund der rechtlichen Auseinandersetzung mit dem Anbieter Ritter Sport sehen wir uns gezwungen, die Kommentare unter diesem Artikel zu löschen. Das Landgericht München hat der Stiftung Warentest vorläufig untersagt, bestimmte Aussagen zum Aromastoff Piperonal in der Schokoladensorte Ritter Sport Voll-Nuss weiter zu treffen – oder treffen zu lassen. Die Stiftung Warentest wird sich gegen diese einstweilige Verfügung wehren. Wir informieren zeitnah, wenn eine Diskussion zu diesem Thema an dieser Stelle wieder möglich ist und die gelöschten Kommentare wieder hergestellt werden können.
    (TK)

  • Antefix am 01.12.2013 um 19:19 Uhr

    Kommentar vom Administrator gelöscht.