
Viele mögens süß. Fast jeder fünfte Deutsche isst mehrmals pro Woche Nuss-Nougat-Creme.
Der Klassiker liegt im Test klar vorn, aber auch fünf Konkurrenten sind gut. Bei sieben Produkten verderben Schadstoffe den Appetit.
Einfach super. Das dachte sich wohl der Konditor Pietro Ferrero im Jahr 1951, als er seine Nuss-Nougat-Creme „Supercrema“ taufte. Als einige Jahre später ein italienisches Gesetz das Wort „super“ in Markennamen verbot, musste ein neuer Name her: Nutella. Er verbindet das englische Wort „Nut“ für Nuss mit der italienischen Verkleinerungsform „-ella“, bedeutet also so viel wie Nüsschen.
1965 kam der heute weltweit bekannte Brotaufstrich nach Deutschland. Sein Erfolg sorgte für Konkurrenz. Neben Marken- und Bioanbietern hat jeder Discounter eine eigene Version. Nicht nur die Namen – Nusspli, Nudossi, Nussano oder Nussetti – erinnern an den Marktführer. Auch die Zutatenlisten unterscheiden sich nur in Details. Alle Cremes enthalten vor allem Zucker, pflanzliches Fett, Haselnüsse und Kakao (CSR-Test: Wie nachhaltig werden Nuss-Nougat-Cremes produziert?, Grafik unter „Antworten von Aldi bis Zentis“).
An das Original reicht keine der 20 Cremes im Test heran. Für Biofreunde und preisbewusste Naschkatzen lohnt sich aber ein Blick auf Alternativen mit ihren leicht anderen Geschmacksnoten: Gut – wenn auch mit rund einer halben Note Abstand zu Nutella – sind auch die Aufstriche von Gepa, Real, Kaufland, Lidl und Netto Marken-Discount. Zwölf Cremes schneiden befriedigend ab, eine ausreichend. Zwei sind mangelhaft: eine wegen Schadstoffen, eine, weil sie zu Unrecht Milch- und Laktosefreiheit verheißt.
Nutella ist geschmacklich spitze
Aromatisch, kräftig schokoladig, kräftig nach frisch gerösteten Haselnüssen – so schmeckt Nutella. In der sensorischen Beurteilung streicht sie eine glatte Eins ein. Fünf geschulte Prüfer haben die Nuss-Nougat-Cremes verkostet – pur und anonymisiert. Sie bewerteten nicht, welche ihnen am besten schmeckt, sondern beschrieben objektiv die Eigenschaften der Cremes
Gravierende Fehler stellten sie nicht fest. Keine Creme ist in Aussehen, Geruch und Geschmack schlechter als befriedigend, die meisten sind gut. Der Bio-Aufstrich von Alnatura schafft sensorisch sogar ein Sehr gut; Schimmelpilzgifte aus den Haselnüssen verderben aber den Genuss.
Schimmelpilzgifte in vielen Cremes

Nüsse müssen rein. Mindestes 10 Prozent Haselnüsse gehören in eine Nuss-Nougat-Creme.
Nüsse können schimmeln, wenn sie falsch gelagert oder nicht richtig getrocknet werden. Gefährlich sind von den Schimmelpilzen gebildete krebserregende und erbgutverändernde Aflatoxine. Die Gifte sind bei Nüssen nicht immer vermeidbar. Schon in früheren Tests wiesen wir Aflatoxine nach, etwa in Studentenfutter (test 9/2014) oder Nussschokolade (test 12/2013) – aber nur in wenigen Produkten und nur in geringen Mengen.
Das aktuelle Testergebnis überrascht uns deshalb: In 16 von 21 Produkten waren Aflatoxine nachweisbar. Alle halten den aktuellen Grenzwert ein. Aber: Vorausgesetzt, dass die Gehalte allein aus den Haselnüssen stammen, hätten 7 Produkte noch vor wenigen Jahren nicht verkauft werden dürfen. Bis 2010 waren maximal 4 Mikrogramm Aflatoxine pro Kilo Haselnüsse erlaubt. Dann wurde der Grenzwert EU-weit auf 10 Mikrogramm erhöht, um den weltweiten Handel zu erleichtern. Laut der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) wirkt sich die Erhöhung nur gering auf das Krebsrisiko aus. Die Experten der Efsa betonen aber auch, die Belastung solle so gering wie möglich gehalten werden.
Das sehen auch wir so. Die Nuss-Nougat-Cremes, deren Aflatoxingehalt zu einem Ausreichend im Schadstoffurteil führt, haben wir abgewertet. Die erhöhten Gehalte könnten saisonal bedingt sein. Die Haselnussernte 2014 im Hauptanbauland Türkei war schlecht, möglicherweise kam so mehr Ware schlechterer Qualität in den Handel. Nicht nachweisbar waren Schimmelpilzgifte in fünf Produkten im Test: Nutella, Real, Kaufland, Bionella und Aldi (Nord).
Fast alle enthalten Palmöl
Pflanzenfett ist in einer Nuss-Nougat-Creme so unverzichtbar wie Haselnüsse. Fast alle Anbieter setzen Palmöl ein. Die Ölpalme ist ertragreich; das Öl ist preiswert, geschmacksneutral und schmilzt nicht bei Raumtemperatur. Der Palmölanbau verursacht aber massive Umweltschäden. Im vergangenen Jahr rief die französische Umweltministerin Ségolène Royal daher zum Nutella-Boykott auf. Umweltschützer ergriffen Partei für Hersteller Ferrero, weil dieser sich für nachhaltiges Palmöl einsetze. Stimmt das? Wir haben alle Anbieter im Test zur Nachhaltigkeit befragt (Nachhaltigkeit von Nuss-Nougat-Cremes).
Wer auf Palmöl im Brotaufstrich verzichten will, findet im Handel nur wenige Produkte. Im Test sind zwei: Nusskati von Aldi (Nord) und Nocciolata vom italienischen Familienunternehmen Rigoni di Asiago – die teuerste Creme im Test. Nusskati enthält Sheafett und Rapsöl. Es überzeugt geschmacklich nicht wirklich. Nocciolata, mit Sonnenblumenöl und Kakaobutter, schneidet sensorisch hingegen gut ab; Schadstoffe machen sie aber zum Testverlierer.
Die teuerste Creme ist mangelhaft
Grund für die Abwertung von Nocciolata sind kritische Stoffe aus dem Fett: 3-Monochlorpropandiol-Ester (3-MCPD-Ester) und Glycidyl-Ester. Sie können beim Raffinieren von Speiseöl entstehen. Bei der Verdauung können daraus 3-MCPD und Glycidol freigesetzt werden. 3-MCPD gilt als möglicherweise, Glycidol sogar als wahrscheinlich krebserregend.
Bereits mit vier Gramm Nocciolata hätte ein 30 Kilogramm schweres Kind die Menge an 3-MCPD ausgeschöpft, die täglich als tolerierbar gilt. Bei doppelt so schweren Erwachsenen sind es acht Gramm. Zum Vergleich: Für eine Scheibe Brot sind etwa 20 Gramm Nuss-Nougat-Creme üblich. Deshalb ist Nocciolata mangelhaft. Bei optimierter Produktion lässt sich der Schadstoff minimieren. Der Anbieter teilte mit, das Produktionsverfahren für sein Sonnenblumenöl sei inzwischen geändert.
Schlagfix ist nicht laktosefrei
Wegen eines falschen Versprechens ist die Bio-Creme Schlagfix mangelhaft. Laut Verpackung ist sie „Laktose- und Milchfrei“, wir konnten aber mehr als nur Spuren von Laktose und Milcheiweiß nachweisen. Anbieter Leha will laut eigener Aussage in Zukunft auf diese Angaben verzichten, bezeichnet das Produkt aber weiterhin als vegan.
Schlagfix schmeckt – wie alle anderen Bioprodukte sowie Nutella, Nusspli und Nutoka von Aldi Süd – leicht nach Vanille. Laut Zutatenliste sorgt bei Nutella Vanillin für diese Geschmacksnote. Bei den anderen soll es echte Vanille oder ihr Aroma sein. Doch unsere Analyse offenbart: Nur in Gepa und Bionella ist ausschließlich Vanille aus der Schote. Die anderen enthalten auch Aromastoffe aus anderen Quellen oder gar keinen nachweisbaren Vanilleanteil. Deshalb bekommen sie für ihre Deklaration die Note ausreichend.
Die Glaubensfrage
Eine Frage spaltet die Fangemeinde: Schokobrot mit oder ohne Butter? Über Geschmack lässt sich streiten, über Nährwerte nicht. Alle Cremes sind kalorienreich. Mit dicker Butterschicht kann aber schon eine Scheibe Nuss-Nougat-Brot die empfohlene Menge Fett fürs Frühstück überschreiten (Fett, Zucker, Kalorien). Maßvolle Nascher müssen sich hingegen die Nuss-Nougat-Creme pur nicht vom Brot nehmen lassen.