Nuss-Nougat-Cremes Schmeckt Nutella wirk­lich am besten?

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Der Klassiker liegt im Test klar vorn, aber auch fünf Konkurrenten sind gut. Bei sieben Produkten verderben Schad­stoffe den Appetit.

Nuss-Nougat-Cremes Testergebnisse für 21 Nuss-Nougat-Cremes 04/2016

Einfach super. Das dachte sich wohl der Konditor Pietro Ferrero im Jahr 1951, als er seine Nuss-Nougat-Creme „Supercrema“ taufte. Als einige Jahre später ein italienisches Gesetz das Wort „super“ in Marken­namen verbot, musste ein neuer Name her: Nutella. Er verbindet das eng­lische Wort „Nut“ für Nuss mit der italienischen Verkleinerungs­form „-ella“, bedeutet also so viel wie Nüss­chen.

1965 kam der heute welt­weit bekannte Brot­aufstrich nach Deutsch­land. Sein Erfolg sorgte für Konkurrenz. Neben Marken- und Bioanbietern hat jeder Discounter eine eigene Version. Nicht nur die Namen – Nuss­pli, Nudossi, Nussano oder Nussetti – erinnern an den Markt­führer. Auch die Zutaten­listen unterscheiden sich nur in Details. Alle Cremes enthalten vor allem Zucker, pflanzliches Fett, Haselnüsse und Kakao (CSR-Test: Wie nachhaltig werden Nuss-Nougat-Cremes produziert?, Grafik unter „Antworten von Aldi bis Zentis“).

An das Original reicht keine der 20 Cremes im Test heran. Für Biofreunde und preisbewusste Naschkatzen lohnt sich aber ein Blick auf Alternativen mit ihren leicht anderen Geschmacks­noten: Gut – wenn auch mit rund einer halben Note Abstand zu Nutella – sind auch die Aufstriche von Gepa, Real, Kauf­land, Lidl und Netto Marken-Discount. Zwölf Cremes schneiden befriedigend ab, eine ausreichend. Zwei sind mangelhaft: eine wegen Schad­stoffen, eine, weil sie zu Unrecht Milch- und Laktosefreiheit verheißt.

Nutella ist geschmack­lich spitze

Aromatisch, kräftig schokoladig, kräftig nach frisch gerösteten Haselnüssen – so schmeckt Nutella. In der sensorischen Beur­teilung streicht sie eine glatte Eins ein. Fünf geschulte Prüfer haben die Nuss-Nougat-Cremes verkostet – pur und anonymisiert. Sie bewerteten nicht, welche ihnen am besten schmeckt, sondern beschrieben objektiv die Eigenschaften der Cremes

Gravierende Fehler stellten sie nicht fest. Keine Creme ist in Aussehen, Geruch und Geschmack schlechter als befriedigend, die meisten sind gut. Der Bio-Aufstrich von Alnatura schafft sensorisch sogar ein Sehr gut; Schimmelpilzgifte aus den Haselnüssen verderben aber den Genuss.

Schimmelpilzgifte in vielen Cremes

Nuss-Nougat-Cremes - Schmeckt Nutella wirk­lich am besten?

Nüsse müssen rein. Mindestes 10 Prozent Haselnüsse gehören in eine Nuss-Nougat-Creme. © thinkstock

Nüsse können schimmeln, wenn sie falsch gelagert oder nicht richtig getrocknet werden. Gefähr­lich sind von den Schimmelpilzen gebildete krebs­er­regende und erbgutver­ändernde Aflatoxine. Die Gifte sind bei Nüssen nicht immer vermeid­bar. Schon in früheren Tests wiesen wir Aflatoxine nach, etwa in Studentenfutter (test 9/2014) oder Nussschokolade (test 12/2013) – aber nur in wenigen Produkten und nur in geringen Mengen.

Das aktuelle Test­ergebnis über­rascht uns deshalb: In 16 von 21 Produkten waren Aflatoxine nach­weisbar. Alle halten den aktuellen Grenz­wert ein. Aber: Voraus­gesetzt, dass die Gehalte allein aus den Haselnüssen stammen, hätten 7 Produkte noch vor wenigen Jahren nicht verkauft werden dürfen. Bis 2010 waren maximal 4 Mikrogramm Aflatoxine pro Kilo Haselnüsse erlaubt. Dann wurde der Grenz­wert EU-weit auf 10 Mikrogramm erhöht, um den welt­weiten Handel zu erleichtern. Laut der europäischen Behörde für Lebens­mittel­sicherheit (Efsa) wirkt sich die Erhöhung nur gering auf das Krebs­risiko aus. Die Experten der Efsa betonen aber auch, die Belastung solle so gering wie möglich gehalten werden.

Das sehen auch wir so. Die Nuss-Nougat-Cremes, deren Aflatoxin­gehalt zu einem Ausreichend im Schad­stoff­urteil führt, haben wir abge­wertet. Die erhöhten Gehalte könnten saisonal bedingt sein. Die Haselnussernte 2014 im Haupt­anbau­land Türkei war schlecht, möglicher­weise kam so mehr Ware schlechterer Qualität in den Handel. Nicht nach­weisbar waren Schimmelpilzgifte in fünf Produkten im Test: Nutella, Real, Kauf­land, Bionella und Aldi (Nord).

Fast alle enthalten Palmöl

Pflanzen­fett ist in einer Nuss-Nougat-Creme so unver­zicht­bar wie Haselnüsse. Fast alle Anbieter setzen Palmöl ein. Die Ölpalme ist ertragreich; das Öl ist preis­wert, geschmacks­neutral und schmilzt nicht bei Raum­temperatur. Der Palm­ölanbau verursacht aber massive Umwelt­schäden. Im vergangenen Jahr rief die französische Umwelt­ministerin Ségolène Royal daher zum Nutella-Boykott auf. Umwelt­schützer ergriffen Partei für Hersteller Ferrero, weil dieser sich für nach­haltiges Palmöl einsetze. Stimmt das? Wir haben alle Anbieter im Test zur Nach­haltig­keit befragt (Nachhaltigkeit von Nuss-Nougat-Cremes).

Wer auf Palmöl im Brot­aufstrich verzichten will, findet im Handel nur wenige Produkte. Im Test sind zwei: Nuss­kati von Aldi (Nord) und Nocciolata vom italienischen Familien­unternehmen Rigoni di Asiago – die teuerste Creme im Test. Nuss­kati enthält Shea­fett und Rapsöl. Es über­zeugt geschmack­lich nicht wirk­lich. Nocciolata, mit Sonnenblumenöl und Kakao­butter, schneidet sensorisch hingegen gut ab; Schad­stoffe machen sie aber zum Test­verlierer.

Die teuerste Creme ist mangelhaft

Grund für die Abwertung von Nocciolata sind kritische Stoffe aus dem Fett: 3-Mono­chlor­propandiol-Ester (3-MCPD-Ester) und Glycidyl-Ester. Sie können beim Raffinieren von Speiseöl entstehen. Bei der Verdauung können daraus 3-MCPD und Glycidol freigesetzt werden. 3-MCPD gilt als möglicher­weise, Glycidol sogar als wahr­scheinlich krebs­er­regend.

Bereits mit vier Gramm Nocciolata hätte ein 30 Kilogramm schweres Kind die Menge an 3-MCPD ausgeschöpft, die täglich als tolerier­bar gilt. Bei doppelt so schweren Erwachsenen sind es acht Gramm. Zum Vergleich: Für eine Scheibe Brot sind etwa 20 Gramm Nuss-Nougat-Creme üblich. Deshalb ist Nocciolata mangelhaft. Bei optimierter Produktion lässt sich der Schad­stoff minimieren. Der Anbieter teilte mit, das Produktions­verfahren für sein Sonnenblumenöl sei inzwischen geändert.

Schlagfix ist nicht laktosefrei

Wegen eines falschen Versprechens ist die Bio-Creme Schlagfix mangelhaft. Laut Verpackung ist sie „Laktose- und Milch­frei“, wir konnten aber mehr als nur Spuren von Laktose und Milch­eiweiß nach­weisen. Anbieter Leha will laut eigener Aussage in Zukunft auf diese Angaben verzichten, bezeichnet das Produkt aber weiterhin als vegan.

Schlagfix schmeckt – wie alle anderen Bioprodukte sowie Nutella, Nuss­pli und Nutoka von Aldi Süd – leicht nach Vanille. Laut Zutaten­liste sorgt bei Nutella Vanillin für diese Geschmacks­note. Bei den anderen soll es echte Vanille oder ihr Aroma sein. Doch unsere Analyse offen­bart: Nur in Gepa und Bionella ist ausschließ­lich Vanille aus der Schote. Die anderen enthalten auch Aroma­stoffe aus anderen Quellen oder gar keinen nach­weisbaren Vanille­anteil. Deshalb bekommen sie für ihre Deklaration die Note ausreichend.

Die Glaubens­frage

Eine Frage spaltet die Fangemeinde: Schokobrot mit oder ohne Butter? Über Geschmack lässt sich streiten, über Nähr­werte nicht. Alle Cremes sind kalorienreich. Mit dicker Butter­schicht kann aber schon eine Scheibe Nuss-Nougat-Brot die empfohlene Menge Fett fürs Frühstück über­schreiten (Fett, Zucker, Kalorien). Maßvolle Nascher müssen sich hingegen die Nuss-Nougat-Creme pur nicht vom Brot nehmen lassen.

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Profilbild Stiftung_Warentest am 02.05.2022 um 07:19 Uhr
sensorische Beurteilung

konsument18: Hätten wir unsere Verkostung als eine Beliebtheitsprüfung angelegt, dann wären tatsächlich 5 Prüfpersonen deutlich zu wenige gewesen. Hier gehen wir von mindestens 60 Prüfpersonen aus. Für Beliebtheitsprüfungen kommen ungeschulte Verbraucherinnen und Verbraucher zum Einsatz, die ihre rein subjektive Bewertung abgeben ohne diese begründen zu müssen. (Sie müssen regelmäßige Verwender der Produktgruppe sein aber dürfen keine Markenpräferenz haben. Solche zu finden wäre bei dieser Produktgruppe auch ein schwieriges Unterfangen gewesen.) Hier hatten wir allerdings keine Beliebtheitsprüfung durchgeführt, sondern eine beschreibende Prüfung durch geschulte Prüfpersonen. Das heißt, die Prüfpersonen sehen von ihren persönlichen Geschmackspräferenzen ab und beschreiben die Intensitäten der Geruchs- und Geschmackseindrücke möglichst objektiv. Also z.B. wie intensiv die Schokoladen- oder Haselnuss-Note ist und wie aromatisch der Gesamteindruck. Aber auch, ob Fehler erkennbar sind, wie z.B. ein Geschmack nach alten Nüssen. Bei dieser Art der Fragestellung genügen üblicherweise 5 Prüfpersonen. Und an dieser Stelle möchten wir Sie gerne auf unser Spezial zum Thema „Wie testet man Geschmack?“ hinweisen: www.test.de/Sensorische-Tests-Wie-testet-man-Geschmack-5401508-0/

konsument18 am 29.04.2022 um 17:09 Uhr
Mündige Verbraucher*innen

Um es vorweg klarzustellen, wie ich es an anderer Stelle auch schon getan habe: Ich unterstelle Stiftung Warentest keine unlauteren Testmethoden. Allerdings ist auch bei strikter Anonymisierung der Produkte gegenüber den Prüfern die Anzahl von nur 5 Prüfern arg klein. Was hier schon vermutet wurde, nämlich eine geschmackliche Vorprägung durch den Testsieger, kann man wohl tatsächlich nicht ausschließen. Deshalb hätte man hälftig westdeutsch und ostdeutsch aufgewachsene Prüfer engagieren müssen, damit das ungleich nussreichere Nudossi eine faire Chance gehabt hätte, besser abzuschneiden:-). Von diesem gibt es mittlerweile (zum Zeitpunkt des Testes noch nicht) auch eine palmölfreie Variante. Aber im Ernst, auch mich überzeugt der Sieger geschmacklich trotz bester Note im Test nicht. Allerdings gehöre ich auch eher zur Mandelcreme-Faktion.

Profilbild Stiftung_Warentest am 29.04.2021 um 13:46 Uhr
Vergleich mit Ökotest

@Peppapig: Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Testarbeit der Stiftung Warentest auf einer anderen Testphilosophie als die Untersuchungen der Zeitschrift Öko-Test basiert. Sie werden Bewertungsunterschiede in nahezu allen Produktsparten finden. Während Öko-Test sich in seinen Untersuchungen im Großen und Ganzen auf die Bewertung der Inhalts- und Schadstoffe beschränkt, geht unserer Bewertung weit darüber hinaus. Unsere Testkriterien sind vielschichtiger und umfassender. Schwerpunkt z.B. unserer Lebensmitteltests sind die ernährungsphysiologische Qualität sowie ein sensorisches Urteil. Selbstverständlich müssen die Produkte frei von Schadstoffen und Keimen sein. Auch Verpackung und Deklaration spielen bei der Vergabe des Qualitätsurteils eine Rolle.
Versichern dürfen wir Ihnen, dass wir – falls es Verdachtsmomente hinsichtlich problematischer Inhaltsstoffe in nennenswerter Dosierung geben sollte – diesen natürlich mit der gebotenen Sorgfalt nachgehen würden. Wir schnüren also ein umfangreiches Testpacket rund um jedes Produkt. (bp)

Peppapig am 29.04.2021 um 10:41 Uhr
Vergleich mit Öko Test

Sehr geehrte Damen und Herren,
hat Öko Test strengere Testmaßstäbe? Öko Test kam bei Nuuella zu schwerwiegenden Mängeln betreffend die Schadstoffe. Oder hat sich die Qualität verschlechtert?
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Sandra L.

AnnikaTestet am 17.03.2020 um 21:36 Uhr
Schokocreme ohne Palmöl

Wir lieben Nudossi in der ohne Palmöl Variante. Man muss das frisch geöffnete Glas einfach einmal umrühren... und dann startet der Genuss!
Einziger Nachteil: Nudossi ist nicht flächendeckend erhältlich, sodass wir dann auf den Versand des 6er-Packs zurückgreifen, ca. 19 Euro inkl Porto.