Kinderarbeit, schlechte Löhne – Wanderarbeiter ernten Haselnüsse in der Türkei teils unter miserablen Bedingungen.
Etwa drei Viertel der Haselnüsse auf dem Weltmarkt stammen von der türkischen Schwarzmeerküste. Tausende Wanderarbeiter ziehen mit ihren Familien von August bis September zur Ernte in die Anbauregion. Die Arbeitsbedingungen sind hart. „2016 waren 10,6 Prozent der Arbeiter unter 16 Jahre alt – 2 Prozent mehr als im Vorjahr“, schreibt die Nichtregierungsorganisation Fair Labor Association (FLA) in ihrem aktuellen Bericht. Viele Arbeiter erhielten zudem weniger als den Mindestlohn, sie schufteten bis zu 73,5 Stunden pro Woche an steilen, rutschigen Hängen. Dorthin gelangten sie in überladenen Fahrzeugen. Immer wieder ereignen sich Unfälle.

Herkunft. Die Kreise markieren die drei großen Anbaugebiete von Haselnüssen an der Schwarzmeerküste und in ihrem Hinterland. © iStockphoto
Mehr Syrer und Kurden bei der Ernte
Die FLA beobachtet die Haselnussernte seit 2011. Die Lage habe sich zugespitzt. Zunehmend heuerten Syrer an, die vor dem Bürgerkrieg geflüchtet seien, sowie Kurden, die in ihrer Heimat keine Arbeit fänden. In der Not akzeptierten sie Niedriglöhne. Für die Kinder fehlen Betreuungsangebote und Schulen. Also arbeiten sie mit. Lesen und Schreiben bleiben nicht nur bei der Haselnussernte auf der Strecke. Viele Kinder waren zuvor mit den Eltern bei anderen Ernten im Einsatz, etwa von Kirschen und Aprikosen. „Wanderarbeitern ergeht es auf jeder Station ähnlich“, sagt Friedel Hütz-Adams, der für das Institut Südwind eine Studie über Missstände im Haselnussanbau verfasste.
Wirtschaft fördert mit

Keine Kinderarbeit. Das Label Utz verspricht das auf Haselnusswaren.
Inzwischen engagieren sich einige Unternehmen für Haselnussarbeiter. Nestlé und Rewe etwa fördern die Arbeit von FLA und Südwind. Große Handelsunternehmen beauftragten 2014 die Nachhaltigkeitsinitiative Utz mit einem Zertifizierungsprogramm für Haselnüsse. Farmer können ihre Ernte mit dem Label vermarkten, wenn sie unter anderem internationale Arbeitsstandards einhalten.
Hütz-Adams von Südwind schränkt ein: „Von den Zertifizierungsstandards können die Plantagen einiges umsetzen, aber das meiste muss die Politik regeln.“ Das sei in der Türkei derzeit schwierig. Von den Anbietern im Test teilten Aldi Süd, Aldi (Nord), Dennree, Lidl, Märschimport und Rewe mit, dass sie einen Teil ihrer Nüsse mit Utz-Zertifikat kaufen. Auf den geprüften Tüten stand das Logo nicht. Es ist für Haselnüsse noch wenig verbreitet; der Markt bietet noch nicht so viel zertifizierte Nüsse. Ein anderes firmenübergreifendes Label finden Verbraucher aktuell nicht.
-
- Nüsse sind gesund. Das gilt auch für Mandeln und Erdnüsse, die botanisch keine Nüsse sind. Jede Art hat Vorteile: Haselnüsse und Mandeln sind reich an Vitamin E,...
-
- Wenn es draußen kalt ist und die Luft trocken, dann brauchen auch Kinderlippen gute Pflege. Doch kann man die angebotenen Produkte bedenkenlos kaufen? Die...
-
- Im Test von 19 Olivenölen (nativ extra) schneiden viele gut ab. Vier Öle sind mangelhaft – ranzig und teils schadstoffbelastet. Das beste Öl im Test kommt aus Süditalien.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Unangemessener Umgangston