
Insolvent. Die North Channel Bank in den Mainzer Bonifazius Türmen. Nach 99 Jahren ist Schluss. © picture alliance / ZB / euroluftbild.de
Nach der Pleite der North Channel Bank sollen Kundinnen und Kunden entschädigt werden.
Insolvenzverfahren eröffnet
Nach der Insolvenz der Mainzer North Channel Bank sollen die Kunden entschädigt werden. Als Voraussetzung dafür hatte die Finanzaufsicht Bafin am 25. Januar 2023 den Entschädigungsfall festgestellt; am selben Tag eröffnete das Amtsgericht Mainz auch das Insolvenzverfahren. Der Jurist Dietmar Haffa von Schultze & Braun wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter des Geldhauses bestellt, wie die Kanzlei mitteilte.
Entschädigung sicher
Nun werden die Ansprüche geprüft. Die North Channel Bank gehört der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken GmbH (EdB) an, die Ansprüche bis zu einer Höhe von 100 000 Euro befriedigt; „in besonderen Ausnahmefällen kann die Entschädigungssumme auch höher sein“, schreibt die Bafin. Die EdB werde von sich aus und innerhalb von sieben Arbeitstagen Kontakt zu den Gläubigern aufnehmen.
Einlagenfonds übernimmt zusätzlich
Darüber hinaus ist die Bank Mitglied des Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken (BdB). Dieser übernimmt den Teil der Einlagen, der über die gesetzliche Grenze hinausgeht – und zwar bis zur jeweiligen Sicherungsgrenze. Die liegt laut BdB bei 3,268 Millionen Euro je Einleger. Der Bankenverband teilte mit, dass die Sicherungseinrichtungen die Pleite rund 63 Millionen Euro kosten werde; 17 Millionen Euro kämen aus der gesetzlichen Einlagensicherung und 46 Millionen Euro aus dem Einlagensicherungsfonds.
Einlagen geschützt
Die Bank war auch im Zinstest von Finanztest gelistet. Anlegerinnen und Anleger konnten Festgelder bis 100 000 Euro über das Zinsportal Weltsparen zeichnen. Wie viele Kunden des Portals betroffen sind, wollte Weltsparen nicht mitteilen.
Cum-Ex-Aktiengeschäfte
Die North Channel Bank war laut Bafin zwischen 2012 bis 2015 „in hohem Maße“ in sogenannte Cum-Ex-Aktiengeschäfte involviert, bei denen sich Beteiligte Steuern erstatten ließen, die nie gezahlt wurden; vor allem im Zusammenhang mit dem Aktienhandel dänischer und belgischer Emittenten. So entstanden Schadenersatzforderungen von 176 Millionen Euro von dänischen und belgischen Steuerbehörden. Eine einvernehmliche Lösung konnte nicht erreicht werden.
Moratorium
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hatte am 12. Januar 2023 wegen einer drohenden Überschuldung ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot gegenüber der North Channel Bank GmbH & Co. KG erlassen. Dabei wurde die Bank für den Verkehr mit Kunden geschlossen und ihr untersagt, Zahlungen entgegenzunehmen, die nicht zur Schuldentilgung bestimmt sind.
Keine Systemrelevanz
Einen ähnlichen Fall gab es zuletzt bei der Pleite der Greensill Bank. Die Pleite der North Channel Bank stellt laut Bafin keine Bedrohung für die Finanzstabilität dar. Die Bilanzsumme des Mainzer Geldhauses belief sich zum 30. November 2022 auf 123,5 Millionen Euro.
Chronisch überschuldet
Da die North Channel Bank GmbH & Co. KG nicht in der Lage sei, „Schadensersatz in der geltend gemachten Höhe zu leisten“ und die Bafin eine „gerichtlich erfolgreiche Durchsetzbarkeit“ eines wesentlichen Teils der Ansprüche für wahrscheinlich hält, ordnete sie das Verfahren an. Die North Channel Bank sei „chronisch defizitär“ und habe „kein nachhaltiges Geschäftsmodell“, so die Aufsichtsbehörde. Seit August 2021 unterlag die Bank einer von der Bafin angeordneten Beschränkung der Kreditvergabe und der Einlagenannahme sowie zusätzlichen Kapitalanforderungen.
99jährige Geschichte
Die North Channel Bank GmbH & Co. KG wurde 1924 unter der damaligen Firmierung „Bankhaus Oswald Kruber GmbH & Co. KG” in Berlin gegründet. 2009 erwarb eine nordamerikanische Investorengruppe das Institut, das daraufhin in North Channel Bank GmbH & Co. KG umfirmiert wurde und seitdem seinen Sitz in Mainz hat.
-
- Die Insolvenz des Zahlungsdienstleisters Wirecard hat hohe Wellen geschlagen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, Aktionäre erleiden hohe Verluste.
-
- Die Finanzaufsicht Bafin warnt Verbraucher davor, die Zahlungsabwicklung von Kaufverträgen über die Sicher Bezahlen-DE GmbH vorzunehmen. Die Firma habe keine...
-
- Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht hat am 23. Mai 2019 angeordnet, dass die Meridian Interstate Europe SL, Palma de Mallorca, ihr...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.