Non Fungible Token (NFT) boomen. Doch die digitalen Wertmarken, die in Kryptowährungen gehandelt werden, bergen viele Risiken, wie das Beispiel einer Anlegerin zeigt.
Betrug beim NFT-Kauf
Sonia B.* war fasziniert von den neuen Anlagechancen, über die 2021 Medien berichteten: Non Fungible Token (NFTs). Was sind NFTs? Digitale Wertmarken, die Eigentumsrechte belegen, zum Beispiel an digitalen Kunstwerken und Dateien. Der Markt gilt als heiß, dem Internetportal Nonfungible.com zufolge wuchs er 2021 um 21 000 Prozent auf 17,7 Milliarden US-Dollar (16,4 Milliarden Euro). Investoren machten per saldo 4,7 Milliarden Dollar Gewinn. Die NFT-Preise erreichen zum Teil erstaunliche Höhen. Befeuert wird der Hype von Berichten über Prominente wie den US-Musiker Justin Bieber, der einen NFT für 1,3 Millionen US-Dollar erwarb. Doch B. erlebte die Schattenseiten des Booms und berichtete der Stiftung Warentest von ihren Erfahrungen. Sie wurde Opfer eines Betrugs, als sie ein NFT von Adidas kaufen wollte. Und sie lernte: Der Markt ist ein Tummelplatz für Abzocker.
Unser Rat
Keine Geldanlage. Betrachten Sie Non Fungible Tokens (NFTs) als eine Art Sammelobjekte oder Fanartikel. Es ist nicht sicher, ob Sie später Käufer finden. Sie sollten sie nicht als Geldanlage ansehen, mit der Sie Renditen erzielen.
Extreme Preisschwankungen. Sie brauchen für den NFT-Handel gewöhnlich Kryptowährungen, deren Kurs zum Euro stark schwanken kann. Auch der Preis des NFT selbst kann abstürzen. Das kann zu hohen Verlusten führen – bis hin zum Totalverlust.
Fehlender Schutz. Der Markt ist so gut wie unreguliert. Transaktionen lassen sich nicht rückgängig machen. Seien Sie daher sehr sorgfältig bei Ihren Handelsaufträgen und auf der Hut vor Abzockern.
Viele NFTs werden als digitale Kunst angesehen
NFTs sind gemäß ihrer Definition einzigartig. Sie gewähren Besitzerin oder Besitzer Rechte an genau einer Datei, etwa an einem Bild. Der Haken: Digitale Bilder oder Dateien lassen sich leicht kopieren. Etliche rechtliche Fragen rund um das Thema sind zudem noch nicht geklärt.
So funktionieren Non Fungible Tokens
Die virtuellen Vermögenswerte sind Teil der Kryptowelt, zu der neben bekannten Kryptowährungen wie Bitcoins auch andere Kryptoanlagen wie NFT zählen. Wechseln NFT den Besitzer, prüft ein Netzwerk an Computern die Transaktion, vermerkt sie unveränderbar in einer Datenkette, der Blockchain, und speichert Kopien davon dezentral. Gehandelt werden NFT häufig in der Kryptowährung Ether (siehe Glossar).
Tausende von NFTs mit ähnlichen Affenbildern
Jeder kann eigene NFTs erschaffen – oder auch: minten, wie es NFT-Anhänger nennen– und direkt vermarkten. Es gibt mittlerweile Kollektionen Tausender ähnlicher Motive wie dem Bored Ape Yacht Club (BAYC). Dort finden sich mehr als 10 000 Grafiken von Affen mit gelangweiltem Gesichtsausdruck, die unterschiedliche Kleidung und Accessoires tragen.
Virtuelle Kollektion von Adidas war im Nu ausverkauft
Eine NFT-Kollektion legte auch der Sportartikelkonzern Adidas im Dezember 2021 auf. Sie umfasst 30 000 NFT und heißt „Into the Metaverse“. Computerspielerinnen und -spieler in der virtuellen Welt Metaverse können damit zum Beispiel ihre Figuren virtuell mit Kleidungsstücken und Accessoires ausstatten. Sie waren im Nu ausverkauft.
Auf NFT-Marktplätzen tummeln sich Abzocker
Wer sich für NFTs interessiert, kann sich auf speziellen Handelsplattformen im Internet umsehen. Die größte ist derzeit OpenSea. Nutzer stellen dort auch aus, welche NFTs sie bislang erworben haben. Einen solchen „Collected“-Bereich hat auch AdidasOriginals, das Konto von Adidas auf OpenSea. In diesem Bereich entdeckte B. ein NFT-Exemplar aus der Adidas-Kollektion, das sie interessierte. „Ich dachte, dass es sich bei diesem NFT um ein Original handeln muss“, sagt sie. „Ein Irrtum.“
Kryptowährungen dienen zum Kauf von NFTs
NFT-Käufer brauchen eine digitale Geldbörse, ein Wallet, um sie mit Kryptowährungen für den Kauf zu bestücken und später ihre NFTs aufzubewahren. B. hatte ein Wallet auf der Plattform Coinbase eröffnet und verknüpfte es nun mit OpenSea. Sie kaufte den Adidas-NFT für 0,59 Ether, etwa 1 300 Euro plus 85 Euro Transaktionsgebühren inklusive „Gas Price“ für die Prüfung und Eintragung auf der Blockchain.
Raffinierte Fälschung
B. merkte später, dass sie Opfer eines Betrugs geworden war. Sie schöpfte Verdacht, als sie entdeckte, dass ihr NFT nur drei Käufer und wenig Handelsvolumen hatte – ein Warnzeichen für eine mögliche Fälschung. Ihr Verkäufer hieß AdidosOriginols. In der Schrift auf dem Bildschirm sah der Schriftzug AdidasOriginals täuschend ähnlich. Den Schwindel meldete sie bei OpenSea. Die Plattform bestätigte ihr, dass ihr NFT gefälscht ist und erstattete die OpenSea-Gebühr von 2,5 Prozent des NFT-Preises. Den Kaufbetrag selbst sieht sie nicht wieder, genauso wenig wie die Transaktionsgebühr.
Handelsplattform OpenSea räumt Probleme ein
Die betrogene Anlegerin fragt sich: „Wie kann auf der verifizierten OpenSea-Seite der Firma Adidas im Bereich ‚Collected‘ so ein Fake erscheinen?“ OpenSea antwortete ihr lapidar, sie habe einen „unreviewed NFT“, also von niemandem bestätigten NFT gekauft, die Plattform übernehme somit keine Verantwortung. Die Kundin B. versteht das nicht, schließlich befand sich ihr NFT auf einem verifizierten Konto. Auf eine Anfrage von Finanztest antwortete OpenSea nicht. Im Januar 2022 räumte das Unternehmen über Twitter jedoch Probleme in einem anderen Bereich ein, dem Minting-Tool, mit dem Nutzer kostenlos NFTs prägen können. Diese seien zu 80 Prozent Fälschungen, Plagiate oder Scam.
Adidas antwortet nur allgemein
Adidas äußerte sich gegenüber Finanztest nicht zu dem konkreten Fall und betonte, eigene Mitglieder und Konsumenten über viele Kanäle wie Twitter, Confirmed, Discord oder adidas.com/metaverse zu sensibilisieren und zu informieren, „damit sie sich sicher im Web3-Umfeld bewegen können. Zudem bieten wir ihnen rund um die Uhr Support auf unserem Discord-Kanal sowie laufende Moderation bei OpenSea und Coinbase“.
Schmu mit NFTs lohnt sich offenbar für die Abzocker
Wie Fälschungen in offizielle Accounts geraten, erklärte auch Adidas nicht. B. ist enttäuscht: „Dass dieser Bereich überhaupt nicht geschützt ist – weder von OpenSea noch von Adidas, prangere ich an.“ B. hat mittlerweile auf der OpenSea-Präsenz von Adidas Hunderte von NFTs entdeckt, die sie für gefälscht hält. Für Betrüger handle es sich „anscheinend um ein sehr lohnenswertes Geschäftsmodell“.
*Name der Redaktion bekannt.
So gehen die NFT-Abzocker vor
Bei Kryptoanlagen gibt es bisher kaum Kontrollen. Interessenten sind oft unerfahren. Kriminelle nutzen das aus. Das sind Ihre Tricks:
- Zugang erschleichen. Angebliche Sicherheitswarnungen, Werbeaktionen oder Nachrichten vom Kundensupport oder von Prominenten und Ähnliches sollen dazu verleiten, nicht öffentliche Zugangsdaten preiszugeben. Damit plündern die Abzocker Wallets.
Unser Rat: Geben Sie nie private Zugangsdaten zu Ihrem Wallet heraus, also Ihren privaten Schlüssel, bei dem es sich um eine Zeichenfolge handelt, und die Seed- oder Recovery-Phrase – eine Kette von Wörtern. Klicken Sie nicht auf Links aus Direktnachrichten über Kanäle wie Discord und Twitter. - Schwachstellen ausnutzen. Hacker erbeuten immer wieder Kryptowerte. Nutzer berichteten etwa, NFTs seien ohne ihre Zustimmung weit unter dem Marktpreis verkauft worden. Auch Webseiten zum kostenpflichtigen Minten, also dem Prägen von NFTs, können gefälscht sein. „Man erhält dort nichts, einen gefälschten NFT oder eine Schadsoftware, die den Wallet leerräumt“, warnt NFT-Anlegerin Sonia B.
Unser Rat: Verwenden Sie Passwörter nicht mehrfach. Nutzen Sie gegebenenfalls einen digitalen Passwortmanager. Laden Sie Software für Ihr Wallet nur von der Seite Ihres Providers herunter. Kaufen Sie Hardware nur direkt beim Unternehmen. Arbeiten Sie mit mehreren Wallets. Sonia B. hat drei: „In einem bewahre ich gekaufte NFTs auf, in einem meine Kryptowährung Ether. Nur das dritte nutze ich für Käufe.“ - Markt manipulieren. Verbandelte Investoren verkaufen und kaufen digitale Vermögenswerte hin und her und treiben damit den Preis künstlich in die Höhe. Mit kritischen Kommentaren können sie versuchen, andere zu verunsichern und günstig einzusteigen.
Unser Rat: Sehen Sie sich die Handelshistorie an. Wanderte Ihr Wunsch-NFT zwischen den gleichen Adressen oft hin und her? Ein Warnzeichen! - Mit dem Geld abhauen. Betrüger bieten NFTs ohne Erlaubnis der Urheber an oder vermarkten NFTs mit Versprechen, die sie nicht einlösen.
Unser Rat: Achten Sie auf Merkmale für verifizierte Accounts wie Haken auf blauem Grund. Seien Sie misstrauisch bei kleinsten Abweichungen im Namen, der Kryptowährung und Ähnlichem. Suchen Sie den NFT nicht nur auf Handelsplattformen wie OpenSea, sondern auch in anderen Quellen wie den offiziellen Kanälen der Ersteller in sozialen Medien wie Twitter und Discord. Folgen Sie den dort genannten Links zu den NFT-Angeboten.
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- Von Kryptowährungen als Geldanlage raten wir ab. Dennoch haben wir die Konditionen seriöser Handelsplattformen untersucht. Bei den Kosten gibt es große Unterschiede.
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- Die bekannte Kryptobörse FTX ist zahlungsunfähig. Internationale Kunden kommen nicht mehr an ihre Einlagen heran. Was das für Anleger in Kryptowährungen bedeutet.
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- Der Zugang zum Handel mit Kryptowährungen wird einfacher. Riskant ist er immer, einige Angebote sind unseriös.
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Weshalb?: "Hinzu kommt der Energieverbrauch. Eine (!) Bitcoin-Transaktion braucht schätzungsweise so viel Strom wie ein Zweipersonenhaushalt in Deutschland in etwas mehr als zwei Monaten." Zudem haben Cryptowährungen der Cyberkriminalität per Erpressung wieder Tür und Tor geöffnet, da Verbrecher nun ein wirklich anonymes Zahlungssystem nutzen können. Einen wirklichen Nutzen haben diese Währungen darüberhinaus nicht.
Ihr schreibt, dass Kryptowährungen im Gegensatz zu Gold keinen Wert haben. Welchen realen Wert hat denn Gold? Gold ist nur etwas Wert, weil die Besitzenden hoffen, dass jemand anderes das Gold später zum selben Preis oder sogar zu einem höheren Preis abkauft. Mit Gold kann ich nichts anfangen, außer daraus z.B. Schmuck zu erstellen oder mir einen Goldbarren in das Regal zu stellen. Es ist ein reiner Wertspeicher, der auf Glauben beruht. Dasselbe gilt für Bitcoin. Bitcoin hat einen Wert, weil Leute daran glauben. Bitcoin hat sogar einen Gegenwert und zwar die Energie, die notwendig war, um einen Bitcoin zu produzieren.
Man sollte die Gefahren von Kryptowährungen nicht ignorieren, aber dieser Artikel stammt leider von jemandem, der*die sich mit dem Thema absolut nicht beschäftigt hat.