Um Kryptoanlagen inklusive Kryptowährungen zu kaufen, zu halten und zu verkaufen, ist eine spezielle Software als digitales Portemonnaie oder Schließfach („Wallet“) nötig. Sie muss zur Blockchain-Technologie passen, auf der die Kryptoanlagen basieren.
Legt sich eine Wallet-Besitzerin eine Kryptoanlage zu, wird als Beleg für ihr Eigentum in der entsprechenden Blockchain eine lange Ziffern- und Buchstabenfolge eingetragen, der öffentliche Schlüssel, also die öffentliche Adresse der Wallet. Beim Verkauf gibt die Besitzerin den Auftrag, die Kryptoanlage an den Käufer zu übertragen (So wechseln Kryptoanlagen den Besitzer). Sie braucht dazu ihren privaten Schlüssel, ein Passwort aus Ziffern und Buchstaben.
Die Rechner im dezentralen Netzwerk, die das „Kassenbuch“ (Distributed Ledger) führen, prüfen, ob alles passt. Ist das der Fall, fügen sie einen Datensatz in der Blockchain hinzu. Nun ist ersichtlich, dass der Eigentümer gewechselt hat und zum Beispiel nun gegebenenfalls Zinsen, Dividenden oder Ausschüttungen ihm zufließen.
Privaten Schlüssel nicht verlieren
Wer den privaten Schlüssel hat, hat also Zugriff auf die Kryptoanlagen. Betrügerische Broker gaben zum Beispiel vor, ihren Kunden beim Einrichten der Konten zu helfen, erfuhren dabei den privaten Schlüssel und räumten die Konten ab. Ohne Schlüssel ist kein Zugriff mehr möglich. So wie bei einem deutschen Programmierer in Kalifornien, der das Passwort für eine Festplatte vergessen hat und nicht mehr an Tausende Bitcoin kommt.
Zudem ist die Blockchain-Technologie noch jung und vergleichsweise unerprobt. Angreifer können auch mit massiven Daueranfragen Tauschbörsen lahmlegen. Außerdem kann sich niemand sicher sein, ob es eine Kryptowährung auf Dauer gibt.
Token für Kunstwerk von Warhol
Die Coins von Kryptowährungen entstehen meist dezentral in komplexen Rechenprozessen. Anfangs genügte beim Bitcoin ein einfacher PC. Längst sind leistungsstarke Maschinen nötig, es gibt spezialisierte Firmen.
Bei anderen Kryptoanlagen ist es für Dritte nicht möglich, durch Rechenprozesse neue Token zu schaffen. Die Hamburger Investmentplattform Finexity bot Ende 2020 zum Beispiel „digitale Anteile“ für 44 000 Euro am Siebdruck „Vegetarian Vegetable Soup (1969)“ von Andy Warhol an. Die Token gewähren kein Miteigentum an dem Kunstwerk, sondern Rechte an einer nachrangigen Schuldverschreibung. Die Anlegerinnen und Anleger leihen dabei einer Gesellschaft Geld. Mitbestimmungsrechte haben sie nicht.
Finanzaufsicht sieht Security Token als eine Art Wertpapier
Der Begriff Nachrangigkeit ist in den Bedingungen der Schuldverschreibung erklärt: Das Unternehmen darf Zinsen und Tilgung aussetzen, wenn es zahlungsunfähig würde. Im Insolvenzfall kommen nachrangige Gläubiger erst zum Zug, wenn alle vorrangigen befriedigt sind. Meist ist nichts für sie übrig.
Tokenbasierte, nachrangige Schuldverschreibungen sind derzeit am häufigsten unter Security Token, die Rechte an Vermögensanlagen oder Wertpapieren gewähren. Die Finanzaufsicht Bafin stuft Security Token als „Wertpapier eigener Gattung“ ein, weil die Token bislang schwer handelbare Vermögensanlagen ähnlich handelbar wie Wertpapiere machen, jedenfalls in der Theorie.
Wer sie öffentlich anbietet, muss mindestens ein Wertpapierinformationsblatt (WIB) veröffentlichen, das die wichtigsten Informationen zusammenfasst. Ab 8 Millionen Euro Volumen ist ein Wertpapierverkaufsprospekt mit umfassenden Darstellungen zu Geschäftsmodell, wirtschaftlicher Lage und vor allem den Risiken vorgeschrieben.
Wie alle tokenbasierten Anlagen lassen sie sich aber nur in geeigneten Wallets und nicht in Wertpapierdepots verwahren.
Unternehmen sind zum Teil sehr jung
„Die Tokeninhaber tragen hohe Risiken, denn sie haben nicht nur eine ungünstige, nachrangige Stellung, sie leihen ihr Geld häufig auch sehr jungen Unternehmen mit neuartigen Geschäftsmodellen“, erklärt Rechtsanwalt Peter Mattil aus München.
So stammten die ersten beiden Wertpapierverkaufsprospekte für tokenbasierte Schuldverschreibungen, die die Bafin 2019 billigte, von der Bitbond Finance GmbH aus Berlin und der Startmark GmbH aus Düsseldorf, die 2018 gegründet wurden.
Bitbond wollte bis zu 100 Millionen Euro für eine neuartige Vermittlungsplattform für Kryptowährungsdarlehen einnehmen. Zinsen und Rückzahlung fließen in der Kryptowährung Stellar Lumens. Mittlerweile berät die Gesellschaft andere beim Tokenisieren. Startmark strebte 50 Millionen Euro für Investments in andere, auch sehr junge Unternehmen an. Das ist hochriskant. Beide sammelten nur einen Bruchteil der Summe ein. Fixkosten wie für das Erstellen des Prospekts fallen trotzdem an und können empfindlich zu Buche schlagen.
Ohnehin sind die Emissionskosten nicht unbedingt günstig. Das Hamburger Immobilienunternehmen Fundament RE wies 2019 im Wertpapierprospekt für nachrangige tokenbasierte Schuldverschreibungen über eine Viertelmilliarde Euro bis zu 13 Prozent Emissionskosten aus.
Zudem standen die Immobilienprojekte nicht fest. Das überzeugte auch weniger Privatanleger als erwartet.
Exporo bietet Immobilien an
Die meisten Angebote stammen bislang von Tochtergesellschaften der Crowdfunding-Plattformbetreiberin Exporo. Sie haben seit 2019 schon 41 tokenbasierte, nachrangige Schuldverschreibungen auf Basis der Ethereum-Blockchain herausgegeben.
20 dienen dazu, eine oder mehrere Immobilien zu kaufen und zu vermieten, zum Beispiel ein Ärztehaus in Hamburg. Der Zins ist variabel und hängt vom Vermietungserfolg ab. Die Schuldverschreibungen sind besichert, allerdings nachrangig nach den kreditgebenden Banken.
Bei weiteren 21 bündelt Exporo das Anlegergeld für Projektentwickler, die Immobilien planen, bauen und verkaufen. Tokeninhaber bekommen einen festen Zins.
Token an Treuhandanteilen
Es gibt auch Angebote, die Mitbestimmungsrechte gewähren. So will die RHAS 5 Schifffahrts GmbH & Co. KG aus Haren (Ems) ein Schiff zum Transport von Gütern auch über Token finanzieren. Diese gewähren Rechte an tokenbasierten Treuhandanteilen an der Kommanditgesellschaft. Die Tokeninhaber dürfen über ein Onlineportal über Beschlüsse der Gesellschafter mit abstimmen.
Solche Unternehmensbeteiligungen sind komplex. Daher ist es schade, dass die Gesellschaft von dem Recht Gebrauch gemacht hat, nur ein dreiseitiges Wertpapierinformationsblatt statt eines ausführlichen Wertpapierprospekts zu erstellen, wie er sonst bei Schiffsbeteiligungen vorgeschrieben ist.
Dagegen hat der Wertpapierverkaufsprospekt der Immobiliengesellschaft Preos AG aus Leipzig für das erste tokenbasierte Treuhandvermögen, das wesentliche Aktienrechte vermittelt, mit Anlagen stolze 520 Seiten. Die Token sind in Aktien der Preos AG umtauschbar. Diese sind im Freiverkehr der Börse München gelistet. Es ist daher nicht ersichtlich, warum jemand stattdessen Aktienrechte über einen Treuhänder erwerben sollte, die viel schlechter handelbar sind.
Noch keine Börse
Bislang lassen sich für Security Token nur über digitale „schwarze Bretter“ Käufer finden. Die Börse Stuttgart zum Beispiel hat zwar angekündigt, über ihre App Bison und ihre Plattform BSDEX den Handel mit Kryptoanlagen anzubieten. Bislang listet sie aber nur vier Kryptowährungen. Sie bietet an, private Schlüssel der Kunden zu verwahren, die Angst haben, ihn zu verschusseln.
Spekulationen mit Kryptowährungen sind ein sehr heißer Ritt. Bei anderen Kryptoanlagen sind noch kaum Vorteile ersichtlich.
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Weshalb?: "Hinzu kommt der Energieverbrauch. Eine (!) Bitcoin-Transaktion braucht schätzungsweise so viel Strom wie ein Zweipersonenhaushalt in Deutschland in etwas mehr als zwei Monaten." Zudem haben Cryptowährungen der Cyberkriminalität per Erpressung wieder Tür und Tor geöffnet, da Verbrecher nun ein wirklich anonymes Zahlungssystem nutzen können. Einen wirklichen Nutzen haben diese Währungen darüberhinaus nicht.
Ihr schreibt, dass Kryptowährungen im Gegensatz zu Gold keinen Wert haben. Welchen realen Wert hat denn Gold? Gold ist nur etwas Wert, weil die Besitzenden hoffen, dass jemand anderes das Gold später zum selben Preis oder sogar zu einem höheren Preis abkauft. Mit Gold kann ich nichts anfangen, außer daraus z.B. Schmuck zu erstellen oder mir einen Goldbarren in das Regal zu stellen. Es ist ein reiner Wertspeicher, der auf Glauben beruht. Dasselbe gilt für Bitcoin. Bitcoin hat einen Wert, weil Leute daran glauben. Bitcoin hat sogar einen Gegenwert und zwar die Energie, die notwendig war, um einen Bitcoin zu produzieren.
Man sollte die Gefahren von Kryptowährungen nicht ignorieren, aber dieser Artikel stammt leider von jemandem, der*die sich mit dem Thema absolut nicht beschäftigt hat.