
Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) bringt die Menschen ins Grübeln.
Tagesgeld lohnt kaum noch, Versicherungen bringen nichts mehr, Immobilienpreise steigen: So mancher Sparer empfindet die aktuelle Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) gleichsam als Enteignung. Andere haben Angst, dass bald auch Privatkunden mit Negativzinsen rechnen müssen. Bringt die EZB-Politik überhaupt etwas – und was ist eigentlich „Helikoptergeld“? Finanztest beantwortet die wichtigsten Leserfragen zum Thema.
Es werde Inflation

Ungeliebte Notenbank: Die EZB in Frankfurt am Main muss Kritik einstecken.
0 Prozent. Das ist der aktuelle Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank (EZB). Für kurzfristige Einlagen von Banken verlangt sie 0,4 Prozent Zinsen – statt, wie normalerweise üblich, welche zu zahlen. Gleichzeitig kauft die Notenbank Anleihen vom Markt, was die längerfristigen Zinsen ebenfalls drückt. Der Grund für die verkehrte Zinswelt: Die EZB will die Inflation anheizen. Als Hüterin der Währung ist Geldwertstabilität ihr Auftrag. Zurzeit liegt die Inflationsrate in Euroland um die 0 Prozent – das ist zu wenig für stabile Verhältnisse. Bei knapp 2 Prozent soll sie sich einpendeln, das ist das Ziel.
Banken sollen Kredite vergeben
Die Idee: Die Banken sollen das überschüssige Geld, von ihren Kunden eingesammelt, nicht behalten, sondern Kredite vergeben, zum Beispiel an Unternehmen, die investieren und für Wachstum sorgen. Eine brummende Wirtschaft wiederum soll die Menschen dazu bringen, mehr Geld auszugeben. Und zum Schluss steigen dann die Preise, das Inflationsziel ist erreicht.
Immobilienkredite sind günstig, Immobilien eher nicht
Für Kreditnehmer sind das rosige Zeiten. Wer eine Immobilie kaufen will, kommt so günstig an einen Kredit wie nie zuvor. Nur die Immobilie ist womöglich nicht mehr so günstig. Für Sparer sind die Minizinsen jedoch ein Dauerärgernis. Die Bankfiliale um die Ecke zahlt oft nur noch 0,01 Prozent aufs Tagesgeld. Für Festgeld gibt es nicht viel mehr. Auch Lebensversicherungen erwirtschaften kaum noch Überschüsse.
Sparquote unverändert hoch
Der Zinsfrust hält die Deutschen nicht davon ab zu sparen. Die Sparquote liegt nach wie vor bei knapp 10 Prozent des verfügbaren Einkommens. Sichere Zinsprodukte sind Anlegers Liebling – wie eh und je. Auf der Suche nach Rendite haben zuletzt jedoch mehr Menschen Aktien und Fonds gekauft, ermutigt von steigenden Kursen. Doch der Börsenboom hat nachgelassen. Gleichzeitig wächst die Sorge: Was, wenn die niedrigen Zinsen anhalten? Klappt die Altersvorsorge noch? Droht eine Immobilienblase? Finanztest beantwortet Fragen zum Thema.