Interview: Der Rabattkrieg geht weiter

Die Absatzkrise hält vorerst an. Kunden müssen sich nicht unbedingtbeeilen, um die derzeit hohen Rabatte beim Neuwagenkauf mitzunehmen, meint Karsten Neuberger vom Center Automotive Research der Uni Duisburg-Essen.
Der Rabattkrieg läuft schon seit Monaten. Wie geht es weiter?
Neuberger: So wie es aussieht, stecken wir mitten in der Krise. Die Hersteller fürchten, dass 2013 die schlechtesten Verkaufszahlen seit Jahren bringen könnte. Von daher gibt es keinen Grund, sich jetzt beim Kauf zu beeilen.
Welchen Anteil haben private Kunden noch am Markt?
Neuberger: Das schwankt. Derzeit sind knapp 40 Prozent Privatkäufe, Firmen kommen auf 20 Prozent, Mietwagen auf 10 Prozent. Stark zugenommen haben mit etwa 30 Prozent Eigenzulassungen von Herstellern und Händlern.
Warum nimmt das so massiv zu?
Neuberger: Die Hersteller wollen in der Krise keine Marktanteile verlieren. Für die amtliche Zulassungsstatistik zählt jeder Wagen, auch wenn er am nächsten Tag wieder abgemeldet wird. Außerdem wollen viele Vertragshändler Bonuszahlungen mitnehmen, die sie bei bestimmten Verkaufszahlen von ihrem Hersteller bekommen. Solche „Tageszulassungen“ geben sie dann mit hohem Nachlass an Endkunden weiter.
Wie viel Verhandlungsspielraum hat der Verkäufer im Autohaus?
Neuberger: Das kommt sehr auf die Marke an und auf das Modell. Üblicherweise sind es etwa 10 bis 12 Prozent.
Bei Onlineportalen gibt es viel mehr.
Neuberger: Richtig. Wer ausschließlich auf den Preis achtet und sich beim Verhandeln nicht viel zutraut, kommt um diese Portale kaum herum. Bisher ist dieses Marktsegment aber noch klein: nur etwa 1 Prozent aller Autokäufe.
Wie viele solcher Portale gibt es?
Neuberger: Das ist schwer zu übersehen, weil häufig neue hinzukommen, andere verschwinden. Es gibt etwa gut eine Handvoll große, bekannte Anbieter.
Aber der Rabatt ist nicht alles?
Neuberger: Nein, Kunden sollten nicht nur auf den Rabatt achten, sondern auch auf die Gesamtkosten. Es kann ja sein, dass es auf einen Citroën Berlingo 30 Prozent gibt und auf einen Golf nur 15 Prozent. Doch beim Wiederverkauf kann der Wertverlust des Berlingo sehr hoch sein, sodass der Golf doch der bessere Kauf war. Auf der Internetseite des ADAC ist es möglich, die Gesamtkosten eines Pkw zu berechnen.