
Oft verzichtbar.Lautet die Diagnose Bronchitis, ist die Einnahme von Antibiotika meist nicht notwendig. © Your Photo Today / Phanie
Antibiotika gelten als Alleskönner, können aber Nebenwirkungen haben. Wann sie sinnvoll sind und welche Antibiotika Ärzte nur in Ausnahmefällen verschreiben sollten.
Allzweckwaffe Penicillin
Bevor wir uns den Problemen zuwenden, die der allzu sorglose Einsatz von Antbiotika mit sich bringt, müssen wir uns in Erinnerung rufen, dass das Ganze auch eine Erfolgsgeschichte ist. Sie beginnt mit der Entdeckung des Penicillins.
1893 entdeckte der italienische Arzt Bartolomeo Gosio, dass eine Schimmelpilzgattung Milzbranderreger nicht weiter wachsen ließ. Es gab jedoch kein großes Interesse an seinen Erkenntnissen.
1897 dokumentierte der französische Militärarzt Ernest Duchesne – nachdem er mit Schimmelpilzen und Mikroben experimentierte – in seiner Doktorarbeit ebenfalls, dass das Wachstum der Bakterien verhindert wurde. Seine Doktorarbeit wurde jedoch abgelehnt.
1928 entdeckte dann der schottische Mediziner und Bakteriologe Alexander Fleming eher zufällig die Wirkung des Penicillins. Er hatte eine Petrischale mit Bakterienkulturen beiseitegestellt, sie vergessen und fuhr in den Urlaub. Als er wieder zurückkehrte, hatte sich ein Schimmelpilz auf der Schale gebildet, der ganz offenbar krankheitserregende Bakterien abtötete.
1938 stellten schließlich der britische Pathologe Howard Florey und der deutsch-britische Biochemiker Ernst Boris Chain Penicillin in größeren Mengen her und machten es marktfähig.
1945 war das der Schwedischen Akademie der Wissenschaften im Oktober einen Medizin-Nobelpreis für das Forscher-Trio Fleming, Florey und Chain wert.
Gegen Entzündung
Dank der Wirkungsweise von Penicillin mussten bakterienbedingte Wundinfektionen, aber auch Hirnhaut-, Bauchfell- und Lungenentzündungen, Diphtherie, Keuchhusten, Milzbrand, Gasbrand, Pocken oder Syphilis alsbald nicht mehr tödlich verlaufen. Inzwischen sind verschiedene verwandte Wirkstoffe hinzugekommen. So sind auch Nasennebenhöhlen-, Mittelohr- und Harnwegsentzündungen besser behandelbar.
Vorbeugender Einsatz
Außerdem kommen Penicilline bevorzugt zum Einsatz, wenn bei Operationen Infektionen vorgebeugt werden soll.
Warum Penicillin ein gutes Mittel ist und wie man Allergien erkennt

Besser als sein Ruf. Den Wirkstoff Penicillin gibt es etwa in Tablettenform, in Kapseln, Injektions- und Infusionslösungen, Pulvern oder Sirupen. Er kann chemisch hergestellt, aber auch biotechnologisch aus Schimmelpilzen gewonnen werden. © Stiftung Warentest
Penicilline, fachsprachlich auch als Beta-Laktam-Antibiotika bekannt, gehören zu den am längsten erprobten Antibiotika und werden bei schweren Infektionen schon Kleinkindern verabreicht. Obwohl Penicilline schon so lange genutzt werden, sind sie immer noch sehr gut wirksam – und erstaunlich wenige Bakterien sind dagegen unempfindlich (resistent) geworden. Das hängt damit zusammen, dass die Mittel oft zielgerichtet nur schädliche Bakterienarten abtöten und die übrigen verschonen.
Penicillin-Allergie: Verdacht oft unbegründet
Viele Menschen schlussfolgern aus oft lange zurückliegenden Erfahrungen, dass sie Penicilline nicht vertragen – denn sie haben zum Beispiel mit Durchfall, Hautrötungen oder Juckreiz reagiert. Doch das ist noch kein Beweis für eine allergische Reaktion. Nicht berücksichtigt wird oft, dass diese Effekte möglicherweise durch andere Medikamente (Wechselwirkung), den Infekt selbst, eine gleichzeitig vorliegende Virusinfektion oder eine Pseudoallergie ausgelöst wurden. Die unerwartete Reaktion kann auch einfach eine übliche Reaktionen auf Antibiotika sein, da letztere auch nützliche Darmbakterien angreifen.
Nur jeder Zweihundertste ist tatsächlich gegen Penicillin allergisch
Eine Studie von 2019 in der Fachpublikation Jama ermittelte, dass jeder Zehnte angibt, gegen Penicilline allergisch zu sein. Doch der Allergieverdacht bestätigte sich nur bei jedem Zwanzigsten von ihnen. Das bedeutet: Nur jeder Zweihundertste leidet tatsächlich an einer Penicillin-Überempfindlichkeit. Teilt ein Patient seinem Arzt mit, auf Penicilline allergisch zu reagieren, verschreibt dieser meist andere Antibiotika. Das wiederum kann Nachteile für die Betroffenen haben, denn Alternativen wie sogenannte Breitbandantibiotika oder Reserveantibiotika wirken oft nicht so gut. Sie können mehr Nebenwirkungen haben, das Risiko für Resistenzen erhöhen.
So erkennen Sie allergische Reaktionen
Achten Sie auf Merkmale einer allergischen Reaktion wie Hautauschlag und Juckreiz. Im schlimmsten Fall droht ein lebensbedrohlicher anaphylaktischer Schock. Rufen Sie bei Warnzeichen wie Schwellungen im Gesicht und an den Schleimhäuten, Herzrasen, kaltem Schweiß, Atemnot, Schwindel oder einem Kreislaufzusammenbruch den Notarzt (Telefon 112). Bei einer allergischen Reaktion dürfen Patienten kein Penicillin mehr einnehmen, der Arzt entscheidet über die weitere Behandlung. Im Special Die Allergie, die oft keine ist finden Sie weitere Infos.
Fluorchinolon-Antibiotika nur bei schweren Infekten
Lange gehörten Fluorchinolone zu den am häufigsten verordneten Antibiotika in Deutschland. In einem Rote-Hand-Brief vom Frühjahr 2019 forderten Pharmahersteller, die Europäische Arzneimittelagentur (Ema) und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) Ärzte auf, Fluorchinolon-Antibiotika nicht mehr bei leichten bis mittelschweren Infektionen zu verordnen.
Grund: Die Mittel könnten ernsthafte Nebenwirkungen verursachen, die schlimmstenfalls Monate oder Jahre anhalten und vor allem den Bewegungsapparat und das Nervensystem beeinträchtigen.
Aneurysmen, Depressionen, Sehnenrisse
Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen Sehnenrisse, Muskelschmerzen und -schwäche, Gelenkschmerzen und -schwellungen, Gangstörungen, aber auch Depressionen, Schlafstörungen, Ermüdung, eingeschränktes Erinnerungsvermögen, Seh-, Hör-, Geruchs- und Geschmacksstörungen. Fluorchinolone erhöhen offenbar auch das Risiko für Aneurysmen der Aorta, der Hauptschlagader des Herzens. Die Anbieter der im Handel befindlichen fluorchinolonhaltigen Arzneimittel müssen die Produktinformationen mit den neuen Erkenntnissen und Risiken aktualisieren.
Vorsicht, wenn das Medikament auf „floxacin“ endet
Die Mittel mit den Wirkstoffen Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin, Norfloxacin und Ofloxacin sollen bei leichten und mittelschweren Infekten wie akuter Bronchitis nicht mehr verordnet werden, ebenso wenig an Senioren und Menschen mit Nierenfunktionsstörungen, nach Organtransplantationen oder bei Einnahme von Kortison-Präparaten (Glucocorticoiden).
Tipp: Wenn Ihr Arzt ein Mittel verordnet, das auf „floxacin“ endet, fragen Sie, ob es wirklich notwendig ist. Meist gibt es Alternativen. Welche das sind, zeigt unsere Datenbank Medikamente im Test. Wer unerwünschte Nebenwirkungen nach Einnahme dieser Antibiotika bei sich oder nahestehenden Personen beobachtet, sollte den Arzt informieren.
Das sagen die Experten der Stiftung Warentest
Unsere Arzneimittelexperten sehen die Antibiotika-Gruppe schon seit Langem kritisch. Sie bewerten Fluorchinolone nur für den Einsatz bei speziellen ernsten Lungen- und Blasenentzündungen als geeignet. Der Nutzen muss die Nachteile überwiegen. Bei harmloseren Infekten wie Bronchitis, Nasennebenhöhlen- oder unkomplizierter Blasenentzündung können Erkrankte zunächst einfache Maßnahmen ergreifen – etwa Nasenspülungen und Inhalationen vornehmen und viel trinken. Müssen Antibiotika sein, sind andere Mittel vorzuziehen. Welche Antibiotika-Gruppe die richtige ist, hängt auch von der zu behandelnden Krankheit ab.
Chronische Darmentzündungen: Welchen Einfluss haben Antibiotika?
Viele wissen aus Erfahrung: Eine Antibiotika-Behandlung kann die Balance der Darmflora stören. Meist reguliert sich das von allein wieder. Manchmal aber bleibt das Gleichgewicht der verschiedenen Mikroorganismen im Darm dauerhaft gestört. Das kann dann die Barrierefunktion der Darmwand stören oder zu einer Fehlsteuerung von Immunzellen auf die veränderten Bakterien und Pilze führen. Die Folge: chronische Entzündungen werden begünstigt.
Colitis ulcerosa und Morbus Crohn nehmen zu
Bei der Colitis ulcerosa ist die Darmschleimhaut von Dick- und Enddarm entzündet, bei Morbus Crohn ist meist die ganze Darmwand betroffen. In Deutschland sind pro 100 000 Einwohner 260 bis 450 Personen von einer dieser Darmerkrankungen betroffen. In Europa nimmt die Zahl der Betroffenen zu.
Große Studie aus Schweden
Schwedische Forscher haben erstmals bei Erwachsenen an einer größeren Patientenzahl untersucht, inwiefern Antibiotika Auslöser solcher Darmerkrankungen sind. Sie werteten anhand schwedischer Register Daten von rund 24 000 Personen aus. Bei allen war ab 2007 bis 2016 erstmals eine solche Darmerkrankung diagnostiziert worden.
Häufige Anwendung steigert Risiko
Die Daten zeigen einen deutlichen, dosisabhängigen Zusammenhang zwischen einer Antibiotika-Einnahme und der Entwicklung einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, für Morbus Crohn mehr als für Colitis ulcerosa. Das Risiko, innerhalb der nächsten 10 Jahre zu erkranken, steigt ab drei oder mehr Behandlungen. Breitband-Antibiotika stellen ein höheres Risiko dar als spezifische Antibiotika. Ein kausaler Zusammenhang sei damit nicht bewiesen, aber wahrscheinlich, so die Studienautoren.
Tipp: Lassen Sie mit einem ärztlichen Test eingrenzen, welches Antibiotikum Sie genau brauchen. Bevorzugen Sie Schmalspektrum- anstelle von Breitband-Antibiotika.
Wenn Antibiotika nicht mehr wirken: Das Problem der Resistenzen
Wenn Menschen und Tiere Antibiotika gegen bestimmte Erreger einnehmen, können sich als unerwünschte Nebeneffekte auch Resistenzen bilden. Das heißt, dass die sehr anpassungsfähigen Bakterien ihr Erbgut verändern und so unempfindlich gegen ein Antibiotikum werden. Es wirkt dann nicht mehr. Die Folgen: Infektionen halten länger an, können gar lebensbedrohliches Ausmaß annehmen.
Zu oft eingesetzt, zu kurz angewendet, zu niedrig dosiert
Resistenzen entstehen nach Einschätzung der Bundesärztekammer und Kassenärztlichen Bundesvereinigung vor allem, weil Antibiotika zu häufig und auch ohne Notwendigkeit eingesetzt werden – zum Beispiel wirken sie nicht bei Erkältungen, die zu 90 Prozent von Viren verursacht werden. Resistenzen entstehen auch, wenn die Mittel zu kurz angewendet, zu niedrig dosiert oder zu breit wie in der Tierhaltung angewendet werden.
Tipp: In unserem Special 7 Mythen über Antibiotika erfahren Sie, wann Antibiotika überhaupt angebracht sind, welche Risiken sie bergen und was Sie bei der Einnahme beachten sollten.
Antibiotika-Resistenzen eindämmen
Weltweit nehmen bakterielle Krankheitserreger zu, die gegenüber Antibiotika unempfindlich oder vollkommen widerstandsfähig geworden sind, kritisiert die Weltgesundheitsbehörde WHO. Deutschland versucht mit der Initiative Dart 2020 Antibiotika-Resistenzen einzudämmen.
Weniger Antibiotika-Verordnungen bei Menschen
Tatsächlich gehen die Antibiotika-Verordnungen hierzulande zurück. Laut Verband der Ersatzkassen sind 2018 nur 446 Antibiotika-Verordnungen pro 1 000 Einwohner ausgestellt, während es 2010 noch 562 Verordnungen gewesen seien – eine Verringerung um etwa 20 Prozent.
Tipp: Drängen Sie Ärzte nicht, Ihnen ein Antibiotikum zu verordnen. Oft fühlen sie sich von dieser Erwartungshaltung unter Druck gesetzt und verschreiben die Mittel unnötigerweise.
Verbrauch sinkt bei Schweinen mehr als bei Geflügel
Bei Tieren erfassen Behörden den Antibiotikaverbrauch nach Gewicht. 2014 führte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ein Antibiotika-Minimierungskonzept ein. Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sind die Abgabemengen antimikrobieller Tierarzneimittel sowie die Häufigkeit ihres Einsatzes im Untersuchungszeitraum von 2014 bis 2017 um fast ein Drittel zurückgegangen. Die stärkste Reduktion sei bei Mastschweinen und -ferkeln erreicht worden. Bei Puten und Kälbern dagegen hat sich wenig getan. Sie bekamen nur 4 Prozent weniger Antibiotika und bei Hühnern wurde nur 1 Prozent eingespart.
Hoher Anteil an Reserveantibiotika für Mastgeflügel
Nach Einschätzung des BMEL ist in der Tiermast auch der Einsatz von Reserveantibiotika – also Antibiotika, mit denen vorrangig Menschen behandelt werden – noch zu hoch. Bei Masthühnern und -puten machten sie fast 40 Prozent des Gesamtverbrauchs an Antibiotika aus. Laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) haben Pharmaunternehmen im Jahr 2019 rund 670 Tonnen Antibiotika an Tierärzte abgegeben – sie verteilen diese dann an Landwirte weiter. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Rückgang um 7,2 Prozent. Seit 2006 ist es in der EU verboten, Antibiotika als Mastbeschleuniger einzusetzen. Auch eine vorbeugende Verabreichung ist verboten.
Antibiotika und Fleisch
Wenn Tiere mit Antibiotika behandelt wurden, bedeutet das nicht, dass ihr Fleisch, ihre Milch, ihre Eier mit Rückständen belastet ist. Die Tiere müssen die Mittel verstoffwechselt haben, bevor ihre Produkte in den Handel dürfen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) untermauert: „Bei einer bestimmungsgemäßen Anwendung von Antibiotika in der Nutztierhaltung sind in den Lebensmitteln nach Einhaltung der vorgeschriebenen Wartezeiten keine gesundheitlich bedenklichen Rückstände der Antibiotika vorhanden.“ Gesundheitliche Risiken für Verbraucher durch Antibiotikarückstände in Lebensmitteln seien für Verbraucher gering.
Keine Rückstände im Fleisch, aber resistente Keime
Das bestätigten auch unsere Tests der letzten Jahre von Fleischprodukten wie Hähnchenschenkeln, Schweine-Nackensteaks und Nackenkoteletts, Wiener Würstchen, Hackfleisch und Salami sowie Milch, Garnelen und Lachsfilet. In all diesen Produkten konnten die Tester keine Rückstände von Medikamenten nachweisen. Aber in einigen Tests offenbarte sich ein anderes Problem: antibiotikaresistente Keime. Sie fanden sich beim Test von Hähnchenschenkeln in 10 von 17 Produkten, auch in den Tests von Hackfleisch im Jahr 2015 und von Schweine-Nackensteaks und Nackenkoteletts im Jahr 2020 waren etliche Produkte betroffen.
Wie entstehen antibiotikaresistente Keime?
Der hohe Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung begünstigt, dass sich bei bestimmten Bakterien Resistenzen gegen diese Medikamente entwickeln. Die Bakterien können sich dann im Stall ausbreiten, im Darm oder auf der Haut von Tieren siedeln und am Ende auf das Fleisch übergehen.
Wie kommen die Keime ins Fleisch?
Antibiotikaresistente Keime kommen auf verschiedenen Wegen ins Fleisch: Sie können direkt entstehen, wenn Landwirte ihre Tiere mit Antibiotika behandeln. Teilweise werden die Keime auch von außen auf Höfe eingeschleppt, zum Beispiel von Tierärzten oder Mitarbeitern oder von zugekauften Ferkeln – sie alle können Träger antibiotikaresistenter Keime sein, ohne es zu wissen. Zudem können die Keime in Schlachthöfen, zum Beispiel über Sägen oder Wassertropfen, von Schlachttieren anderer Höfe auf zuvor unbelastetes Fleisch übertragen werden.
Ist Bio-Fleisch auch betroffen?
Tendenziell kommen antibiotikaresistente Keime seltener in Biofleisch als in konventionellem vor, die Stiftung Warentest hat sie aber auch in Bioprodukten schon nachgewiesen. Mehr dazu erfahren Sie im Interview mit einem Experten für Antibiotikaresistenzen am Bundesinstitut für Risikobewertung im Test von Schweine-Nackensteaks. Das BVL veröffentlicht jährlich in seinem Zoonosen-Monitoring einen Überblick über Resistenzen bei Mastvieh.
Übertragungswege resistenter Keime

Massenhaft Antibiotika mit Folgen. Die massenhafte Gabe von Antibiotika bei Tieren und Menschen macht Bakterien unempfindlich (resistent). Gegen Krankheiten durch resistente Bakterien gibt es oft keine wirksamen Mittel. Besonders gefährdet sind Klinikpatienten. © Stiftung Warentest

Wichtig: Hygieneregeln beachten!
Nehmen Sie es zu Hause mit der Küchenhygiene ernst, damit Keime aus der Tierproduktion nicht über rohes Fleisch auf andere Lebensmittel und Gegenstände übergehen. Fleisch sollte mindestens zwei Minuten lang auf 70 Grad im Kern erhitzt werden, damit Keime absterben. Wichtig ist es auch, sich vor und nach dem Berühren von rohem Fleisch gründlich die Hände zu waschen. Reinigen Sie Messer, Brettchen und Oberflächen, bevor Sie sie für andere Lebensmittel wie Tomaten oder Gurken verwenden. Mehr zum Thema in unserem Special Keime in Lebensmitteln.
Wie die Keime Menschen krank machen
Die bekanntesten resistenten Keime heißen MRSA: Methicillinresistenter Staphylococcus aureus. Das „M“ steht oft auch für „mehrfach-“ oder „multiresistent“. Diese Unterformen haben nicht ihre Empfindlichkeit gegen Methicillin und weitere Antibiotika verloren. Bei 1 bis 2 Prozent der Bundesbürger sitzt MRSA auf der Haut oder im Nasen-Rachen-Raum.
Resistente Darmkeime machen Antbiotika unwirksam
Damit nicht genug. Andere resistente Bakterien sind auf dem Vormarsch, von denen ESBL-Bildner als besonders kritisch gelten. Dabei handelt es sich um Darmkeime, die durch spezielle Enzyme gleich zwei Antibiotika-Gruppen – Penicilline und Cephalosporine unwirksam machen. 3 bis 5 Prozent der Deutschen tragen schon ESBL-Bildner mit sich herum. Zunächst schadet es nicht, wenn jemand mit MRSA, ESBL und Co besiedelt ist. Die Keime bleiben außen auf der Haut oder Schleimhaut, etwa im Darm. Doch wehe, die Barriere bröckelt. Das passiert etwa bei Verletzungen oder Immunschwäche.
Risikofaktor Krankenhaus
Vor allem im Krankenhäusern stehen Erregern die Pforten ins Körperinnere oft weit offen: durch Operationen, Wunden, Infusionen, Beatmungsschläuche, Gefäß- und Blasenkatheter. Mögliche Folgen: Harnwegsinfekte, Lungenentzündungen, Blutvergiftungen.
Antibiotika bei unkomplizierter Blasenentzündung ersetzen
Sind bei Blasenentzündung Antibiotika notwendig? Lange hieß es: Auf jeden Fall! Heute steht in der aktualisierten Leitlinie für Ärzte: Bei Frauen mit unkomplizierter Blasenentzündung ist die Therapie mit Ibuprofen, einem Schmerzmittel, möglich.
Oft reicht Ibuprofen
Das reicht laut Studien oft und spart Antibiotika. Patientinnen müssen informiert und einverstanden sein – und bei Warnzeichen wie Nierenschmerz und Fieber schnell wieder in die Praxis. Dann brauchen die Harnwegs-Quälgeister doch noch die biologische Keule. Detaillierte Infos dazu finden Sie in unserer Meldung Blasenentzündung: Heilung ohne Antibiotika oft möglich.
Tipp: Rezeptfreie Medikamente für unkomplizierte Harnwegsinfektionen finden Sie auch in unserer Arzneimitteldatenbank. Bei komplizierten Entzündungen und starken Schmerzen sollten Sie auf jeden Fall zum Arzt gehen.
Dieses Special wird regelmäßig aktualisiert. Jüngstes Update: 18. Mai 2021.
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6 Kommentare Diskutieren Sie mit
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Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Verstoß gegen die Netiquette
Ca 2011 nach einer Haarwuzel- Endzündung auf der linken Gesichts-Wange sollte ich erst 7 mal eine Ciprofloxaxin 500 pro Tag einnehmen.
Am 6ten Tag wurden noch mal 14 Tabletten verschrieben, da Endzündung noch nicht abgeklungen, oder risikoreiche Gesichts - OP.
Am 18ten Tag hatte ich zwei Hautablederungen an Unterleibstellen von 6 mal 3 mm. Urologischer Befund keine Pilzinfektion.
Nach absetzen des Ciprofloxaxin war die Haut nach 3 Tagen wieder verheilt.
Dafür hatte ich dann optische Sinnesstörungen, wie doppelte Scheinwerfer / LED - Taglichter durch die Windschutzscheibe beim Autofahren.
Diese Sinnesstörungen sind heute nach ca 8 Jahren fast ganz abgeklungen.
Alle Angaben nach bestem nichtmedizinischem Wissen.
Gruß aus DO
Die von ihnen geforderte Einschränkung bei der Nutzung des genannten Antibiotikas gibt es bereits. Die Europäische Arzneimittelagentur hat den Einsatz des genannten Präparats auf spezielle Fälle eingeschränkt. Wenn Ärzte diese Vorschriften jedoch ignorieren, hilft das alles nichts.
Meine fast 94jährige schwer pflegebedürftige Mutter mit Magensonde erhielt bei einer Blasenentzündung vom Arzt 2 Tabletten Moxifloxacin 400mg Hexal und ein Rezept über 7 weitere Tabletten.Schon nach zwei Tabletten litt sie unter Angst- und Panikattacken. Worüber weder Arzt noch Apotheker aufklärten, war das Interaktionspotential mit einem weiteren Dauer- Medikament: Domperidon gegen Übelkeit, eine bis 10fach! erhöhte Dosis des Moxifloxacin und Abbau nach 60 Stunden. Empfehlung des Patienten-Informationsdienstes von Hexal, Apotheker Dr. Sfeer, der über Moxifloxacin promoviert hat, die Notaufnahme eines Krankenhauses aufzusuchen nach sofortigem Absetzen des Medikaments. Aktuell liegt sie in der Klinik mit weiteren Beschwerden, wie häufiges Muskelzucken des linken Beines.
Wann endlich kommen diese gefährlichen Medikamente in Deutschland in den "Giftschrank" mit Spezialrezept für Tuberkulose, Geschlechtskrankheiten oder, wie in USA, als Prophylaxe gegen Milzbrand als Bio-Kriegswaffe?
@WeberOliver: Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass die Stiftung Warentest keine individuelle Empfehlung in medizinischen Fragen geben kann. Jede Therapie muss von Arzt und Patient individuell abgestimmt werden. (bp)