
Verstopfte Nase, Druck auf Stirn und Wangen, Ohrenschmerzen – die Symptome einer Nebenhöhlenentzündung sind unangenehm. Üblicherweise klingt sie nach zwei Wochen ab. Bei einigen Patienten aber wird sie zum Dauergast – und damit zur Qual. test.de erklärt, was Betroffenen bei akuten und dauerhaften Beschwerden helfen kann.
Viren nisten sich in Nebenhöhlen ein
Zu einer Nebenhöhlenentzündung (fachsprachlich: Sinusitis) kommt es, wenn Schnupfenviren die Schleimhäute der Nasennebenhöhlen befallen. Allergien wie Heuschnupfen, Nasenpolypen oder eine verkrümmte Nasenscheidewand können zusätzlich begünstigen, dass eine Sinusitis entsteht. Rund 90 Prozent der Betroffenen durchleiden eine akute Sinusitis: Diese heilt meist innerhalb von 10 bis 14 Tagen ab, spätestens aber nach 6 Wochen. Damit das gelingt, können Erkrankte den Heilungsprozess unterstützen.
Akuter Fall: Sekret muss abfließen können
Bei akuten Beschwerden ist vor allem wichtig, dass sich der Schleim verflüssigt und abfließen kann. Dafür gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten.
- Salzhaltige Nasenspülungen, Sprays, Tropfen. Sie können dafür sorgen, dass der Schleim schnell abfließt. Betroffene sollten zudem Wasserdampf inhalieren – am besten mehrmals täglich. Geeignete Produkte gibt es viele, wie unsere Datenbank Medikamente im Test zeigt. Sie feuchten die Schleimhaut an und spülen mögliche Krankheitserreger heraus, bevor sie sich auf der vorgeschädigten Schleimhaut ansiedeln können.
- Schleimhautabschwellende Mittel. Sie verbessern die Nasenatmung und können dazu beitragen, dass sich das Sekret nicht in den Nebenhöhlen staut und abfließt. Laut unserer Expertenbewertung für Medikamente sind sie bei Nebenhöhlenentzündung allerdings nur mit Einschränkung geeignet: Es ist nicht ausreichend erwiesen, dass sie eine Sinusitis verkürzen.
- Schmerzmittel. Ibuprofen, Acetylsalicylsäure oder Paracetamol helfen bei Kopf- oder Ohrenschmerzen und Druckschmerzen im Gesicht. Klingen die Beschwerden nach 10 bis 14 Tagen nicht ab, verstärken sie sich oder tritt Fieber über 39 Grad auf, könnte eine bakterielle Nebenhöhlenentzündung vorliegen. Diese sollten vom Arzt mit Antibiotika wie Penizillinen behandelt werden.
Tipp: Wenden Sie abschwellende Mittel nicht länger als fünf bis sieben Tage an und nicht häufiger als dreimal am Tag. Eine lange Anwendung kann dazu führen, dass die Schleimhaut schrumpft und austrocknet. Auch die Flimmerhärchen, die normalerweise Krankheitserreger und störende Fremdkörper nach außen befördern, sind dann anhaltend in ihrer Funktion gestört. Dadurch wird die Nase erst recht anfällig für Viren und Bakterien.
Chronischer Fall: Täglich spülen und sprühen
Von einer chronischen Nebenhöhlenentzündung sprechen Ärzte, wenn nach drei Monaten immer noch mindestens zwei typische Symptome wie Riechstörungen oder verstopfte Nase bestehen. Wie lassen sich die Beschwerden dann am besten mildern? Um diese Frage beantworten zu können, haben Wissenschaftler der Universitäten von Calgary und South Carolina alle relevanten Studien zu chronischer Sinusitis zusammengefasst und im Fachblatt JAMA veröffentlicht. Ihr Fazit: Nachweislich helfen salzhaltige Spüllösungen und kortisonhaltige Nasensprays oder -tropfen. Voraussetzung: Patienten wenden sie regelmäßig an.
Salzlösung frisch zubereiten
Zuerst sollten Betroffene die Nase durchspülen. Spülungen säubern die Nase und feuchten sie an; sie sollten ein- bis dreimal täglich zum Einsatz kommen. Nasenduschen und Salzportionen gibt es in Apotheken und Drogeriemärkten (Drei von vier gut getesteten Nasenduschen noch im Handel). Die Salzlösung müssen täglich frisch zubereitet werden, weil sich sonst Krankheitserreger darin vermehren.
Tipp: So funktioniert es: Setzen Sie den Stutzen der Kanne an das linke Nasenloch, beugen den Kopf über dem Waschbecken schräg nach rechts, heben die Kanne etwas an und öffnen den Mund. Dabei fließt die Flüssigkeit durch den Stutzen in das linke Nasenloch hinein, hinter der Nasenscheidewand zur anderen Seite und durch das rechte Nasenloch wieder hinaus. Halten Sie den Mund dabei offen. Putzen Sie die Nase und wiederholen den Vorgang auf der anderen Seite (Test Nasenduschen und Video zur Anleitung).
Entzündung langfristig dämpfen
Studien bestätigen, dass kortisonhaltige Nasensprays, etwa mit Budesonid oder Fluticason, eine chronische Sinusitis lindern können. Kortison hemmt die Aktivität der Entzündungszellen. Die Wirkung setzt erst nach einiger Zeit ein, die Mittel müssen daher regelmäßig über mehrere Monate angewandt werden. Es gibt sie nur auf Rezept. Sie haben deutlich weniger unerwünschte Wirkungen als Kortison zum Einnehmen, da der Wirkstoff nicht oder nur in sehr geringem Maß in den Körper gelangt. Völlig frei von Nebenwirkungen sind sie aber nicht: Sie können vorübergehend beispielsweise Kopfschmerzen oder Nasenbluten hervorrufen. Die Sprays sollten nach der Nasendusche zum Einsatz kommen.
Sonderfall Nasenpolypen
Zusätzlich erschwert wird die Behandlung einer Nebenhöhlenentzündung, wenn jemand Nasenpolypen hat. Schaffen es Kortison-Spray und salzhaltige Spülung nicht, diese zu verkleinern, sind manchmal für einige Wochen Kortisontabletten notwendig – mit Wirkstoffen wie Dexamethason oder Prednison. Nachteil: Diese können unerwünschte Wirkungen wie Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen mit sich bringen. Helfen auch Tabletten nicht, kommt eine Operation infrage.
Wenn die Nase dauerhaft verstopft ist
Eine chronische Sinusitis ist ein Fall für den Arzt. Betroffene sollten nicht rauchen und keinesfalls dauerhaft abschwellende Nasentropfen verwenden. Wer gleichzeitig unter einer Allergie oder Asthma leidet, sollte das ausreichend behandeln – das kann auch die Sinusitis-Beschwerden bessern.