Testergebnisse für 14 Gesichtscremes 09/2020
Im Test: 13 Gesichtscremes mit mindestens einem deklarierten Bio-Inhaltsstoff sowie 1 Creme mit biotechnologisch hergestellter Hyaluronsäure – 9 zertifizierte Naturkosmetikprodukte und 5 konventionelle Cremes mit natürlicher Anmutung. Einkauf von Januar bis März 2020. Preisermittlung per Anbieterbefragung im Juli 2020.
Feuchtigkeitsanreicherung: 45 %
An den Unterarmen von je 20 Testpersonen prüften wir die Feuchtigkeitsanreicherung mithilfe eines Corneometers, das den Wassergehalt in der Hornschicht bestimmt. Die Probandinnen benutzten die Cremes zwei Wochen. Gemessen wurde vor der ersten und zirka 16 Stunden nach der letzten Anwendung. Die Werte verglichen wir mit denen eines nicht eingecremten Hautfelds und einer Creme mit guter Feuchtigkeitsanreicherung.
Anwendung und Hautgefühl: 20 %
Je 20 Testpersonen wendeten die anonymisierten Produkte fünf Tage morgens und abends im Gesicht an. Sie beurteilten zum Beispiel, wie verteilbar und klebrig die Cremes sind, wie sie einziehen, ihre Konsistenz sowie Pflegeeigenschaften wie Trockenheit, Glätte, Geschmeidigkeit der Haut.
Kritische Duftstoffe: 0 %
Wir prüften, ob die Cremes kritische Duftstoffe wie Butylphenyl Methylpropional (Lilial) oder Hydroxyisohexyl 3-Cyclohexene Carboxaldehyde (Lyral) enthalten und, falls ja, in welcher Konzentration.
Folgende Methode setzten wir ein:
- Analyse mittels Gaschromatographie mit Massenspektrometrie (GC-MS) in Anlehnung an Din EN 16274.
Mikrobiologische Qualität: 10 %
Wir bestimmten die Keimzahl in den Produkten und prüften sie auf bestimmte Mikroorganismen. Wir untersuchten, ob sie ausreichend konserviert sind, das heißt, wie sie mit eingebrachten Keimen fertig werden.
Folgende Methoden setzten wir ein:
- Bestimmung der Gesamtkeimzahl: Die Bestimmung erfolgte in Anlehnung an die Vorgaben der Normen Din EN ISO 21149 und 16212.
- Nachweis bestimmter Mikroorganismen: Der Nachweis spezifizierter Mikroorganismen erfolgte in Anlehnung an die Vorgaben der Normen Din EN ISO 21150, 22717, 22718 und 18416.
- Prüfung auf ausreichende Konservierung: Die Prüfung erfolgte in Anlehnung an die Vorgaben des Europäischen Arzneibuches, Kapitel 5.1.3, der Norm Din EN ISO 11930 und unter Berücksichtigung der SCCS-Leitlinien.
Deklaration und Werbeaussagen: 15 %
Drei Fachleute beurteilten Leserlichkeit und Übersichtlichkeit der Angaben. Ein Experte prüfte, ob die Kennzeichnung der EU-Kosmetik- und der Fertigpackungsverordnung entspricht, und beurteilte die Werbeaussagen. Herkunft eines wichtigen Bio-Inhaltsstoffs: Wir prüften anhand von Dokumenten wie Lieferscheinen, ob die Anbieter den Weg eines Bio-Inhaltsstoff bis zu den Bauern belegen können. Auf Basis der durchgeführten Untersuchungen prüfte ein Sachverständiger, ob die Ergebnisse in Einklang mit den Anforderungen der jeweiligen Naturkosmetik-Siegel stehen.
Testergebnisse für 14 Gesichtscremes 09/2020
Nutzerfreundlichkeit der Verpackung: 10 %
Je 20 Probandinnen und 5 Fachleute bewerteten, wie gut sich die anonymisierten Produktbehälter öffnen und schließen lassen. Wir erfassten auch, ob es eine Originalitätssicherung sowie Trennungs- und Entsorgungshinweise gibt, ermittelten Inhaltsmengen und den Anteil des Gesamtinhalts, der sich maximal entnehmen lässt, ohne den Behälter zu zerstören. Wir prüften zudem auf Mogelpackungen.
Abwertungen
Sie sind mit *) gekennzeichnet. Folgende Abwertungen setzten wir ein: Lautete das Urteil für Mikrobiologische Qualität mangelhaft, konnte das test-Qualitätsurteil nicht besser sein. Waren Deklaration und Werbeaussagen ausreichend oder schlechter, werteten wir das test-Qualitätsurteil um eine halbe Note ab. Wurde die Herkunft eines wichtigen Bio-Inhaltsstoffes nur teilweise oder nicht belegt, werteten wir das Urteil Deklaration und Werbeaussagen auf befriedigend beziehungsweise ausreichend ab.
Weitere Untersuchungen
Wir bestimmten die Konzentrationen deklarationspflichtiger Duftstoffe. Per Isotopenanalyse ermittelten wir den Prozentsatz der natürlichen Stoffe, bezogen auf den wasserfreien Anteil der Cremes.
Folgende Methoden setzten wir ein:
- Deklarationspflichtige Duftstoffe: Analyse mittels GC-MS in Anlehnung an Din EN 16274.
- Bestimmung des biogenen Kohlenstoffanteils: Die Bestimmung des Anteils der rezenten (natürlichen) organischen Inhaltsstoffe erfolgte mittels Radiocarbonmethode (Flüssigszintillationsspektrometrie). Nach Verbrennung der Probe in einem Makro-Elementaranalysator wurde das CO2-Gas separat aufgefangen, unter Verwendung eines Temperaturgradienten freigesetzt und in einer vorgelegten, gekühlten Mischung eines Szintillations-Cocktails (Carbosorb/Permafluor) absorbiert. Der CO2-Anteil wurde unter Berücksichtigung der Massendifferenz berechnet. Zur Korrektur der 14C-Werte werden die 13C / 12C-Isotopenverhältnisse mittels Elementaranalysator in Kombination mit einem IRMS (Isotopenverhältnis-Massenspektrometer) bestimmt.
Wir fragten die Anbieter und prüften die Inhaltsstofflisten darauf, ob die Produkte Mineralölbestandteile oder Mikroplastik, also feste, nicht wasserlösliche Kunststoffpartikel, enthalten. Das war nicht der Fall. Zwei Experten prüften die Inhaltsstofflisten auf Stoffe, die der wissenschaftliche Ausschuss für Verbrauchersicherheit der Europäischen Union, der SCCS, als kritisch bewertet hat; gegebenenfalls bestimmten wir ihre Konzentration. Kein Produkt war auffällig.
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@delfin03: Wir freuen uns sehr, dass Ihnen unser Test gefällt.
Leider ist es ein Grundproblem unserer Testarbeit, dass wir in unseren Untersuchungen nicht alle am Markt erhältlichen Produkte prüfen können. Mit diesem Dilemma müssen wir und leider auch unsere Leser leben. Da unsere Untersuchungen sehr kostspielig sind, ist die Anzahl der Testplätze begrenzt. Bei unserer Produktauswahl ist es besonders wichtig, dass möglichst viele Leser einen Nutzen für ihre Kaufentscheidung aus den Testergebnissen ziehen können, daher sind Verkaufshäufigkeit und Marktbedeutung der Produkte ein wichtiges Auswahlkriterium. Wenn Produkte nicht im Testfeld berücksichtigt werden, ist dies nicht mit einer Negativwertung verbunden. Es sind schlicht und einfach Kapazitätsgründe, die dem Umfang unserer Tests Grenzen setzen. (cr)
Ein wirklich interessanter und wertvoller Test, könnte noch öfter und mit mehr Marken durchgeführt werden. Ich habe vor einem Jahr ca. beschlossen auf Naturkosmetik umzusteigen und bei der Auswahl der Marke neben Wirkung auf der Haut auch auf Nachhaltigkeit und biologischen Anbau zu achten. Es ist wirklich schwer sich als Laie durch die mittlerweile sehr große Vielfalt zu arbeiten und zu erkennen, welche Produkte nun diesen, „grünen Anstrich“ haben und welche tatsächlich rein pflanzliche Stoffe beinhalten und auf die Umwelt achten. Gütesiegel erleichtern die Sache doch gibt es auch hier unterschiedliche verschiedene Siegel und bestimmt auch Marken, die trotz fehlendem Siegel gute Qualität bieten. Momentan bin ich sehr zufrieden mit Pure Skin Food für die Gesichtspflege (ebenfalls Bio-Zertifiziert und rein pflanzlich), die fehlt hier leider im Test. Wäre auch interessant eine solche Studie mit kleineren Unternehmen/weniger bekannten Marken durchzuführen.
... dass beim Testsieger vier nicht natürliche Inhaltsstoffe deklariert sind. Wenn ich das lese, scheidet das Produkt für mich aus. Ein Testsieger muss anders abschneiden. Das hat ein Geschmäckle.
@neunzehn99: Sie beschreiben im Grunde den Testansatz der Stiftung Warentest: Das Ergebnis ermöglicht eine Auswahl anhand relevanter Produkteigenschaften wie Feuchtigkeitsanreicherung, Anwendung, Hautverträglichkeit oder mikrobiologischer Qualität. Solange Inhaltsstoffe nicht als nachweislich kritisch für Mensch und Umwelt gelten, geht deren Verwendung in der Regel nicht in die Bewertung ein. Im aktuellen Test weisen wir "nicht natürliche" Inhaltsstoffe in der Tabelle aus, zur Abwertung der entsprechenden Cremes führen sie jedoch nicht. Ebenso wenig bewertungsrelevant sind der Preis und Vertriebskanal, also ob das Produkt in Discountern, Drogeriemärkten oder Apotheken verkauft wird. Legen Verbraucher besonderen Wert auf hochwertige, nachhaltige oder exklusive Inhaltsstoffe, können sie ihre Kaufentscheidung individuell innerhalb der Reihe der empfehlenswerten Cremes treffen. In den Tests werden jedoch immer nur die kommerziell erhältlichen Produkte vergleichend geprüft, für deren Wirkung die jeweilige Gesamtformulierung entscheidend ist. Fragen zur genauen Funktion einzelner Inhaltsstoffe, zur Art der Gewinnung oder Herstellung oder gar ob der Preis gerechtfertigt ist, können im vergleichenden Warentest ohne weitergehende Informationen der Hersteller leider nicht beantwortet werden. (tk/bp)
@SAM1176: Wir befragten die Anbieter zu den in den getesteten Produkten eingesetzten Inhaltsstoffen. Die Informationen, ob und welche Inhaltsstoffe nicht natürlichen Ursprungs sind, basieren maßgeblich auf den Angaben der Anbieter.
Eine mögliche Erklärung liefert Teil 1 der internationalen Norm ISO 16128-1 „Guidelines on technical definitions and criteria for natural and organic cosmetic ingredients and products“. Demnach gelten Inhaltsstoffe, für deren Gewinnung nicht natürliche Lösungsmittel verwendet werden, ebenfalls als nicht natürlich. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an den Anbieter. (tk/bp)