Mikroplastik im Mineralwasser
Wissenschaftler haben Kunststoffpartikel in Mineralwässern gefunden, vor allem in Wasser aus PET-Mehrwegflaschen. Die Befunde beunruhigen viele Verbraucher, lassen sich aber noch nicht einordnen. Das liegt daran, dass noch keine anerkannten Analysemethoden für Mikroplastik in Mineralwasser und anderen Lebensmitteln existieren und dass gesundheitliche Risiken noch nicht genau abzuschätzen sind.
Wenn die Verpackung auf Lebensmittel übergeht
Berichte über Mikroplastik in den Weltmeeren häufen sich. Dass es auch in Mineralwasser vorkommen kann, machte 2017 eine Studie aus Münster publik. Wissenschaftler aus den USA veröffentlichten etwa zeitgleich ähnliche Befunde. Seither geht es also auch um Übergänge aus Verpackungen in Lebensmittel. Als Mikroplastik gelten Kunststoffteilchen, die bis zu 5 Millimeter groß sind.
Mehr als 100 Partikel pro Liter Mineralwasser
Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe hat 34 Mineralwässer aus PET-Mehrweg-, PET-Einweg- und Glasflaschen sowie Kartonverpackungen auf Mikroplastik untersucht. Das Wasser aus PET-Mehrwegflaschen enthielt mit Abstand die meisten Partikel. „Möglicherweise werden die Innenwände durch die Mehrfachverwendung spröde und Plastikpartikel sondern sich ab. Sie könnten sich auch bei Wasch- und Füllprozessen aus Waschwasser anreichern“, sagt die Untersuchungsleiterin Darena Schymanski. Etwa 80 Prozent der Partikel aus PET-Flaschen gehörten zur kleinsten, mit bloßem Auge unsichtbaren Gruppe von 5 bis 20 Mikrometer, also Tausendstel Millimeter. Die meisten stammten vermutlich aus Flaschen, ein Teil aus Deckeln. Die Gehalte lagen im Mittel bei 118 Partikel je Liter.
Mikroplastik – Risiko für Menschen ungeklärt
Noch lässt sich nicht abschätzen, inwiefern Mikroplastik aus der Nahrung Menschen schadet. Die Forschung läuft auf Hochtouren, etwa über das Projekt „Mikroplastik im Wasserkreislauf“ mit Universitäten und Behörden wie dem Umweltbundesamt (Uba). Die Leiterin des Fachgebiets Trink- und Badebeckenwassertoxikologie am Uba, Tamara Grummt, schildert einen Zwischenstand: „Wir stellen an Humanzellen fest, dass sich Partikel darin und darauf ablagern. Sie können dadurch etwa Entzündungswerte leicht erhöhen.“ Belastbare Resultate sind aber noch nicht veröffentlicht. Die Forscher aus Münster fassen den Stand zusammen: „Es handelt sich bei der Mikroplastikforschung um ein relativ junges Themenfeld, insbesondere wenn es um Mikroplastik in Lebensmitteln geht. Die Wissenschaft beginnt gerade erst zu verstehen, welche Ursachen und Auswirkungen mit den Polymerpartikeln einhergehen.“
Wasser-Branche kennt das Problem
Hinweise auf Mikroplastik in Mineralwasser gab es schon vor 2017. Der Verband Deutscher Mineralbrunnen bemängelt, dass standardisierte Methoden fehlten, es nachzuweisen. „Überdies steht eine grundlegende Beurteilung der Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit aus.“ Wir fragen inzwischen die Anbieter, ob sie bereits auf Mikroplastik geprüft haben. Einige bestätigen dies, nennen aber keine Messwerte.
Warum die Stiftung Warentest nicht auf Mikroplastik prüft
Die Untersuchung auf Mikroplastik befindet sich im Forschungsstadium und ist noch nicht in die Routine-Analytik aufgenommen. Wir haben die Wässer daher nicht auf Mikroplastik getestet. Wir hätten auch eventuelle Befunde nicht verantwortungsvoll bewerten können. Es ist zudem noch unklar, wie viele solchen kleinen Partikel der Mensch insgesamt aufnimmt und wie gefährlich es wirklich ist.
Meere und Abwässer belastet
Das meiste Mikroplastik treibt in Meeren, heute lässt es sich auch in entlegenen Orten nachweisen. Es stammt von Kunststoffmüll, der sich zersetzt. Auch Synthetikfasern, die sich beim Waschen von Kleidung lösen, können in die Umwelt gelangen. Das gilt auch für Mikroplastik, das die Industrie etwa Kosmetik-Peelings oder Haushaltsreinigern zusetzt. Die EU erwägt, den Einsatz von Mikroplastik zu beschränken. Studien belegen, dass Meerestiere wie Muscheln, Krustentiere und Fische Partikel aufnehmen. Oft sammeln sie sich im Verdauungstrakt an, bei Muscheln auch im Fleisch. Forscher schätzten 2019, dass Menschen allein über die Ernährung jährlich 40 000 bis 50 000 Plastikpartikel konsumieren. Experten wiesen auch Mikroplastik in Meersalz nach. Die Partikel können sich auch über die Luft verbreiten und über Bienen sogar in Honig gelangen.
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