
Schmerz in der Stirn? Lässt er tagelang nicht nach, sollten Sie zum Profi gehen.
Es pocht hinter der Stirn, der Rotz sitzt fest in Kopf und Nase – die Symptome einer Nebenhöhlenentzündung sind unangenehm. Einige Patienten quält eine solche Sinusitis monatelang. test.de erklärt, was sie vom Schnupfen unterscheidet und welche Maßnahmen und Mittel helfen.
Wie eine Nasennebenhöhlenentzündung entsteht
Was Schnupfen und Sinusitis unterscheidet
Nicht nur die Nase ist verstopft, auch Kopf und Stirn schmerzen, vor allem beim Bücken, mitunter ist der Geruchssinn gestört und man fühlt sich schlapp. Bei diesen Symptomen spricht viel dafür, dass es sich nicht mehr um einen banalen Schnupfen handelt, sondern eine Sinusitis den Menschen plagt – eine Entzündung der Nasennebenhöhlen. Auslöser des Leidens ist in der Regel eine Infektion mit Viren. Während sich bei Schnupfen die Schleimhäute des Naseninneren entzünden, sind es bei Sinusitis außerdem die Schleimhäute, mit denen die Nebenhöhlen ausgekleidet sind.
Wo die Entzündung sitzt
Doch wie kommen die Krankheitserreger dort hinein? Unsere Nebenhöhlen, mehrere mit Luft gefüllte Hohlräume im Schädel, sind mit dem Inneren der Nase verbunden. Ihre Aufgabe ist, eingeatmete Luft aufzuwärmen und zu befeuchten. Fachleute unterteilen sie, je nach Lage, in vier Bereiche beidseitig der Nase: Stirnhöhlen, Siebbeinhöhlen, Keilbeinhöhlen und Kieferhöhlen. Entzünden sich die Schleimhäute der Nebenhöhlen, schwellen sie an. Sie bilden vermehrt Sekret, das sich staut. Das führt auch dazu, dass die Höhlen nicht ausreichend belüftet werden. Die Erreger breiten sich dort aus.
Wenn zu Viren noch Bakterien kommen
Ist die Schleimhaut durch Viren geschädigt, bildet sie einen guten Nährboden für Bakterien. Nisten sie sich ein, verstärken sich die Kopfschmerzen nach einer bis zwei Wochen, der Druck auf Stirn, Wangen, Kiefer wird unangenehmer, Fieber entsteht. Eine nicht richtig behandelte schwere Nebenhöhlenentzündung kann sich auf die Knochenhaut ausweiten. Ernste Folgen wie eine Hirnhautentzündung sind möglich, aber selten.
Tipp: Lassen die Beschwerden nach 10 bis 14 Tagen nicht nach, ist es Zeit, zum Arzt zu gehen. Sofort in die Praxis: bei Nackensteife, starkem Gesichtsschmerz, Lichtempfindlichkeit, Schwellungen um die Augen,
Hautrötung oder hohem Fieber.

Höhlensystem. Unsere Nase ist mit den Nebenhöhlen verbunden. Ärzte unterteilen sie – je nach Lage – in vier Bereiche beidseitig der Nase.
Die Medikamenten-Datenbank der Stiftung Warentest
Welche Mittel bei Nebenhöhlenentzündung helfen. Die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest informieren in unserer Datenbank Medikamente im Test über die besten Mittel, um Beschwerden bei Nebenhöhlenentzündung zu lindern. Dazu gehören rezeptfreie Medikamente bei akutem Leiden wie salzhaltige, aber auch abschwellende Nasensprays, Schmerzmittel und pflanzliche Mittel. Geeignete Produkte gibt es viele – allerdings auch zu unterschiedlichen Preisen. Für chronische Fälle sind auch rezeptpflichtige Medikamente wie Antibiotika und Sprays mit Cortison angesagt. Details zur Anwendung oder Nebenwirkungen sowie die Bewertung durch unsere Experten finden Sie in der Datenbank.
Wann die Sinusitis chronisch wird

Geruchssinn gestört. Dauerhaft kein Kaffeeduft? Anzeichen für die chronische Form.
In der überwiegenden Zahl aller Fälle handelt es sich um die akute Form. Sie heilt bei 60 bis 80 Prozent innerhalb von 14 Tagen von selbst aus. Selbst Kinder unter vier Jahren trifft es. Bei ihnen sind die Nebenhöhlen zwar noch nicht voll entwickelt, können sich aber schon entzünden. Anzeichen bei Kleinkindern sind neben hohem Fieber Trinkunlust und eitriger Schnupfen mit gelbgrün gefärbtem Sekret; es bildet an den Nasenlöchern gelbe Krusten. Manchmal entwickelt sich aus einer hartnäckigen akuten eine chronische Sinusitis. Von der chronischen Form spricht man, wenn die Nasenschleimhäute länger als drei Monate entzündet sind. Die Beschwerden sind meist schwächer ausgeprägt als bei akuter Sinusitis. Wichtig: Sinusitis kann über einen Verbindungsgang aufs Ohr übergreifen. Mögliche Folge, speziell bei Kindern: eine Mittelohrentzündung.
Wenn die Entzündung immer wieder kommt
Nur bei etwa einem Drittel der heftiger verlaufenden Sinusitiserkrankungen liegt es einzig und allein daran, dass Bakterien im Spiel sind. Erwischt es jemand immer wieder, sind weitere Gründe denkbar.
Allergien, eine verkrümmte Nasenscheidewand oder ein geschwächtes Immunsystem begünstigen Nasennebenhöhlenentzündungen. Nasenpolypen – das sind gutartige Wucherungen der Schleimhaut – können dazu beitragen, dass die Sinusitis chronisch wird. Falls anatomische Besonderheiten der Nase schuld sind, dass eine Sinusitis immer wieder quält, kann unter Umständen eine Operation Abhilfe schaffen.
Wie man vorbeugen kann

Sanft schnäuzen. Immer nur ein Nasenloch putzen – und nicht zu heftig.
Bewegung an der frischen Luft, ausgewogene vitaminreiche Ernährung, Saunabesuche und Wechselduschen helfen nicht nur, Erkältungen vorzubeugen, sondern unterstützen auch die Abwehr einer Sinusitis. Wer seine Schleimhäute fit halten will, sollte nicht rauchen – und abschwellendes Nasenspray nur im Akutfall nutzen. Wer es ständig beim ersten Schnupfengefühl einsetzt, trocknet seine Schleimhäute aus. Das ist kontraproduktiv, denn Schleimhäute müssen feucht sein, damit die darauf befindlichen Flimmerhärchen Krankheitserreger optimal abtransportieren können. Auch beim Naseputzen kann man einiges falsch machen. Nie mit zu viel Kraft schnäuzen. Eines der Nasenlöcher sollte zugehalten werden. Das vermeidet, dass beim Schnäuzen Schleim in die Nebenhöhlen gedrückt wird. Den Rotz hochzuziehen schont die Nasennebenhöhlen; er wird letztlich heruntergeschluckt.
Tipp: Der beste Schutz vor Infektionen ist Händewaschen, heiß und mit Seife – nach Busfahrten wie auch nach dem Händeschütteln. Antibakterielle Mittel sind unnötig.
Welche Mittel und Medikamente bei Sinusitis helfen
Salzhaltige Nasensprays. Diese Sprays enthalten keine abschwellenden Stoffe, befeuchten und reinigen die Nase aber und unterstützen so die Therapie.
Abschwellende Nasensprays. Sprays mit den Wirkstoffen Naphazolin, Oxymetazolin, Tramazolin und Xylometazolin – bekannt unter Namen wie Nasivin oder Olynth – verengen die Gefäße in der Schleimhaut, sie schwillt ab. So werden die Zugänge zu den Nebenhöhlen frei, der Schleim fließt besser ab. Ob die Sprays tatsächlich eine Sinusitis verkürzen, ist aber nicht ausreichend erwiesen. Sie sollten höchstens eine Woche lang und nicht öfter als dreimal am Tag angewandt werden, sonst kann die Schleimhaut Schaden nehmen. Wir empfehlen Sprays ohne Konservierungsmittel.
Salz-Wasser-Lösung. Salzhaltige Lösungen zum Inhalieren oder Spülen per Nasendusche sind ein beliebtes Hausmittel bei Sinusitis: von isotonischer Kochsalzlösung über steril aufbereitetes Meerwasser bis Emser Salz aus der Thermalquelle. Sie feuchten die Schleimhaut an, spülen Krankheitserreger heraus, verflüssigen das Sekret. Speziell bei der chronischen Form lindern sie nachweislich Beschwerden; dass sie abschwellend wirken, ist nicht belegt. Beim Inhalieren unter dem Handtuch gelangt das Salz nicht tief in die Atemwege. Dies gelingt mit dem sogenannten Vernebler.
Schmerzmittel. Rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure, Paracetamol helfen bei Kopf- und Gesichtsschmerzen. Welches Schmerzmittel für wen richtig ist, erfahren Sie im Beitrag Wo Ibuprofen, Paracetamol und Co. wirken.
Mittel mit Myrtol. Myrtol ist eine Mischung aus Eukalyptusöl, Süßorangenöl, Zitronenöl und Myrtenöl. Die pflanzlichen Präparate mit diesem Mix können dazu beitragen, dass sich das Sekret in den Nebenhöhlen verflüssigt. Asthmatiker sollten vor der Einnahme mit dem Arzt sprechen. Kinder unter sechs Jahren dürfen kein Myrtol bekommen.
Antibiotika. Ist ein schwerer Fall von bakterieller Sinusitis diagnostiziert, verschreibt der Arzt Antibiotika.
Cortison-Sprays. Nur bei chronischer Sinusitis im Einsatz. Cortison dämpft die Entzündungsreaktion. Studien bestätigen, dass diese rezeptpflichtigen Mittel die Beschwerden lindern können. Wissenschaftler der Universitäten von Calgary und South Carolina alle relevanten Studien zu chronischer Sinusitis zusammengefasst und im Fachblatt JAMA veröffentlicht. Ihr Fazit: Nachweislich helfen salzhaltige Spüllösungen und kortisonhaltige Nasensprays oder -tropfen. Nötig ist eine regelmäßige Anwendung. Die Wirkung tritt erst nach einiger Zeit ein. Salzlösungen lassen sich mit Salzportionen aus Apotheken und Drogerien herstellen. Sie müssen täglich frisch zubereitet werden, weil sich sonst Keime vermehren können. Betroffene sollten die Salzlösung mit einer Nasenduschen ein- bis dreimal täglich durch die Nase spülen. Wie Sie Nasenduschen anwenden, erfahren Sie im Test Nasenduschen von 2014 und im Video zur Anleitung.
Pflanzliche Kombipräparate. Als wenig geeignet bei Sinusitis stufen unsere Arzneimittelexperten die Pflanzenextrakt-Kombination in Sinupret ein: Nicht für jeden Einzelbestandteil ist die therapeutische Wirksamkeit nachgewiesen.
Dieses Thema wird regelmäßig aktualisiert, die letzte vollständige Überarbeitung erfolgte am 28. Januar 2020. Ältere Nutzerkommentare beziehen sich daher auf einen früheren Stand.
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