
B12-Pille. Fast alle Nährstoffe sind in Gemüse, Getreide und Co enthalten. Nur Vitamin B12 müssen Veganer zusätzlich schlucken. © Manuel Krug
Kombipräparate sind weder für Vegetarier noch für Veganer nötig. Unentbehrlich ist für Veganer das Vitamin B12 – geeignete Mittel gibt es reichlich.
Auch wenn Vegetarier von vegetable, Englisch für Gemüse, kommt: Ein pflanzlich basierter Speiseplan umfasst mehr als Grünzeug – etwa Hülsenfrüchte, Getreide, Kartoffeln, Nüsse und Samen. Trotzdem können Vegetariern Nährstoffe fehlen, gerade den strengsten unter ihnen – den Veganern, die außer auf Fleisch und Fisch auch auf Milch und Eier verzichten. Brauchen sie Nahrungsergänzungsmittel, um sich gesund zu ernähren?
Wir prüften im Labor 15 Mittel aus Drogerien, Apotheken und dem Internet für Vegetarier und Veganer: Vitamin-B12-Präparate und Kombimittel, die neben B12 weitere Nährstoffe enthalten. Fazit: Alle B12-Präparate sind sicher dosiert. Kombipräparate sind im Allgemeinen nicht nötig. Bei 4 der 8 Kombimittel im Test stimmen Nährstoffangaben nicht, zwei tragen keine deutsche Kennzeichnung. Wir stufen sie daher als wenig geeignet ein (Tabelle Kombipräparate).
Unser Rat
Nur wer sich ausschließlich vegan ernährt, muss Vitamin B12 ergänzen. Alle sieben Vitamin-B12-Präparate im Test sind geeignet. Am günstigsten sind die Brausetabletten Altapharma Vitamin B12 von Rossmann für 9 Cent pro Tag.
Alle anderen wichtigen Nährstoffe können sich Vegetarier und Veganer mit einer gut geplanten Ernährung zuführen. Kombinationspräparate, die einen Mix aus Nährstoffen enthalten, sind nicht erforderlich. Im Zweifel sollten sie ihren individuellen Nährstoffbedarf vom Arzt prüfen lassen. Besteht ein Defizit, kann gezielt ergänzt werden.
Vegetarier müssen nicht ergänzen

Kein Muss. Kombipräparate enthalten einen Nährstoffmix. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Generell gilt: Nicht alle, die fleischlos essen, müssen Vitaminpillen schlucken. Es gibt aber Nährstoffe, die bei einer pflanzlichen Ernährung zu kurz kommen können. Vegetarier und vor allem Veganer sollten ihr Essen daher gut planen (Das sollte auf den veganen Speiseplan). Wer nur auf Fleisch verzichtet, nimmt fehlende Nährstoffe in der Regel über andere Lebensmittel auf. Diejenigen, die auch keinen Fisch essen, sollten die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA zum Beispiel über speziell angereicherte Speiseöle zu sich nehmen. Wer Milchprodukte meidet, braucht kalziumreiche Alternativen wie etwa Grünkohl oder Soja. Es geht darum, den Speiseplan gezielt zu gestalten. Bei Bedarf, etwa wenn ein Arzt Defizite feststellt, auch mit entsprechenden Ergänzungsmitteln. Kombipräparate mit ihrem bunten Nährstoffmix sind nicht nötig.
Veganer brauchen B12-Präparate
Der kritischste Nährstoff ist Vitamin B12. Es ist etwa an der Zellteilung und Blutbildung beteiligt und kommt fast nur in tierischen Lebensmitteln vor. Veganer müssen das Vitamin dauerhaft ergänzen – dafür eignen sich alle Vitamin-B12-Präparate im Test. Auch Vegetarier nehmen laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) teils zu wenig B12 auf. Die täglich empfohlene Menge lässt sich ohne Fleisch etwa mit einem Glas Milch plus einem Joghurt, einem Ei und 100 Gramm Mozzarella erreichen.
Kein spezieller Bedarf an Vitamin D
Ein Sonderfall unter den kritischen Nährstoffen ist Vitamin D: Der größte Teil des Sonnenvitamins wird über die Haut durch UV-Licht gebildet. Unabhängig von der Ernährung können Menschen, auch Nicht-Vegetarier, unterversorgt sein. Tabletten sollten nur nach Messung des Vitamin-D-Spiegels und ärztlichem Rat genommen werden – und dann verlässlich dosiert sein.
Orthomol und Doppelherz unterdosiert
Die Kombipräparate von Orthomol und Doppelherz enthalten deutlich weniger Vitamin D als auf der Packung steht – teils bis zu 90 Prozent. Toleriert werden in Nahrungsergänzungsmitteln Abweichungen vom deklarierten Vitamingehalt von 20 Prozent weniger und 50 Prozent mehr. Bei Arzneimitteln sind die Vorgaben strenger.
Unsere Analyse zeigt aber auch Erfreuliches: Kein Produkt im Test fällt wegen Schadstoffen auf oder trägt unzulässige Gesundheitsversprechen. Auch die tierischen Bestandteile Laktose und Gelatine konnten wir nicht nachweisen.
Wer nicht vegan essen sollte
Mit einer gezielten Wahl der Lebensmittel plus Vitamin B12 ist es unkritisch, sich vegan zu ernähren. Schwangeren, Stillenden, Kindern und Jugendlichen rät die DGE aber wegen ihres großen Nährstoffbedarfs davon ab. Wer in diesen Lebensphasen die Ernährung einschränkt, sollte mit dem Arzt sprechen – und nicht einfach bunte Pillen schlucken. Die wenig geeigneten Kombipräparate Deva und VegVit enthalten Kupfer, Deva auch Bor – beides für Kinder und Jugendliche nicht geeignet. Deva und VegVit enthalten auch Vitamin A, das Schwangere nicht unkontrolliert ergänzen sollten.
Einige Nährstoffe sind aber für werdende Mütter wichtig. Ein Test von Präparaten für Schwangere erscheint in test 6/2019.
Tipp: Wir haben auch vegetarischen und veganen Aufschnitt getestet.
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@hdnst: Ihre Anmerkungen geben wir gerne an unsere zuständige Fachredaktion zur Kenntnisnahme weiter.
Die Bioverfügbarkeit der Stoffe scheint leider nicht getestet worden zu sein und machen die Tests daher mE wenig aussagekräftig.
Es wäre doch gut zu wissen, wie gut welcher Stoff auch vom Körper aufgenommen werden kann.
In diesem Zusammenhang wäre auch ein Test vom Watson Präparat schön gewesen, welches sich auf die Fahne schreibt, nur hoch bioverfügbare Stoffe als Basis für ihre Präparate zu nutzen, die zwar etwas teurer sein sollen, aber dafür auch funktionieren sollen (laut Werbeversprechen).
Ggfs. kann das in einem weiteren Test mal berücksichtigt werden.
Die Firma Sante bietet mit Vitamin B12 angereicherte Zahncreme an, die von Öko-Test mit der Note »sehr gut« bewertet wurde. Was hält Warentest davon?
Zudem sollte der Ehrlichkeit halber angemerkt werden, dass Tiere nur in der Natur B12 im Fleisch haben können. In der Massentierhaltung wird es zugefüttert, wohl auch um dieses Alleinstellungsmerkmal für Werbeaussagen weiter aufrecht erhalten zu können.
Außerdem sind in der Beziehung internationale Ernährungsgesellschaften wie die US-Amerikanische Academy of Nutrition and Dietetics sowie die australische und die kanadische Ernährungsorganisation schon weiter als die DGE und halten die vegan-vegetarische Ernährung für gesund und für alle Alters- und Lebensphasen geeignet.
Da die Finanzierung der DGE zu rund 75 % durch den Bund erfolgt, ist eine Einflussnahme z. B. des Landwirtschaftsministeriums auf deren Ausrichtung und Haltung nicht auszuschließen. Auch sind ihre Geschichte und ihr Umgang damit nicht gerade löblich (s. Wikipedia).
Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Schleichwerbung
@andimai: Für Vegetarier und Veganer genügt die Einnahme von B12 als Nahrungsergänzungsmittel, um den Körper ausreichend mit B12 zu versorgen. Diese werden in der Drogerie und in der Apotheke angeboten. B12 Präparate, die in der Datenbank „Medikamente im Test“ bewertet werden, sind speziell für Menschen mit einem ausgeprägten B12 Mangel oder einer perniziösen Anämie gedacht. Sie werden überwiegend in Form von Ampullen angeboten und müssen vom behandelnden Arzt gespritzt werden. (bp)