Interview: Schlechter Ruf von Aceton
Trocknet Aceton die Nägel stärker aus als andere Lösemittel? Dr. Cordula Schmitz, kosmetische Sicherheitsbewerterin bei der Dienstleistungsagentur Chemie, gibt Entwarnung.
Woher kommt der schlechte Ruf von Aceton?
Aceton kann künstliche Fingernägel aus Acryl trüben. Aus diesem Grund kamen acetonfreie Produkte auf den Markt. Die Auslobung „acetonfrei“ hat bei Verbrauchern möglicherweise die Vermutung geweckt, das Lösemittel könne schädlicher sein als andere.
Trocknet Aceton die Nägel stärker aus als andere Lösemittel?
Alle Lösemittel entziehen den Nägeln Fett und machen sie trocken. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Aceton die Nägel mehr austrocknet als etwa das häufig in acetonfreien Produkten eingesetzte Lösemittel Ethylacetat.
Können Lösemittel der Gesundheit schaden?
In hoher Dosis eingeatmetes Aceton kann sich schädlich auf die Leber auswirken, Ethylacetat die Atemwege reizen. In Kosmetika dürfen Lösemittel aber nur in Konzentrationen enthalten sein, die der Gesundheit bei sachgemäßem Gebrauch nicht schaden.
Gibt es Lösemittel, bei denen man sich keine Sorgen machen muss?
In hohen Mengen und bei häufiger Verwendung können alle Lösemittel schädlich sein. Sie unterscheiden sich aber darin, wie sie aufgenommen werden. Aceton oder Ethylacetat verdunsten sehr schnell und können so eingeatmet werden. Das Lösemittel Dimethyl Glutarat geht nur langsam in die Luft. Beispiel: Wenn eine Flasche aceton- oder ethylacetathaltiger Nagellackentferner umkippt und ausläuft, verteilen sich die Dämpfe schnell im Raum und können zu starken Kopfschmerzen und Benommenheit führen. Bei Dimethyl Glutarat ist dies nicht der Fall.