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Der Lack ist ab. Die flüssigen Nagellackentferner im Test kommen meist besser zu diesem Ergebnis als mit Lösemitteln getränkte Pads, Tücher und Schwämme.
Testergebnisse für 15 Nagellackentferner 06/2015
Mit einem Kosmetikpad reibt die 16-jährige Probandin über ihren Fingernagel. Doch der rote Lack haftet hartnäckig. Rund 19 Mal rubbeln sie und weitere Testerinnen im Schnitt, bis es heißt: Der Lack ist ab. Noch länger dauert es an den Fußnägeln. 22 Rubbeleinheiten brauchen sie durchschnittlich mit den Nagellackentfernerpads Ebelin von dm – nichts für Ungeduldige. Am schnellsten geht es im Test mit dem flüssigen Entferner Ebelin fruchtig-frischer Duft von dm: Nach durchschnittlich knapp 7 Mal Reiben war der rote Lack vollständig und restfrei vom Fingernagel verschwunden.

Glanz ohne Gloria. Mit dem silberglänzenden Effekt-Nagellack hatten die Entferner größere Probleme als mit dem roten. © Shutterstock, Stiftung Warentest (M)
15 Nagellackentferner haben wir in den Härtetest geschickt, darunter flüssige Produkte, getränkte Pads im Tiegel, einzeln verpackte Nagellackentferner-Tücher und Schwämme in der Dose. 3 000 Finger- und 2 000 Fußnägel bepinselten unsere Probandinnen in drei Testrunden mit jeweils zwei Schichten Nagellack. Am Ende hatten sie so 30 000 Lackschichten entfernt.
Für die Prüfung wählten wir einen der am schwersten entfernbaren roten Nagellacke aus unserem letzten Test (Nagellack: Zu dick aufgetragen, test 6/2012) sowie einen hartnäckigen Glitzer-Effektlack. Die Nagellackentferner sollten beide möglichst schnell und gründlich lösen. Keiner schafft das besser als befriedigend. Auch bei Deklaration und Werbeaussagen leisten sich die Produkte einige Patzer. Nur zwei schneiden im test-Qualitätsurteil gut ab.
Testsieger von dm und Rossmann
Die flüssigen Nagellackentferner Ebelin fruchtig-frischer Duft von dm und Isana Mandelduft mit pflegendem Öl von Rossmann sind die besten im Test. Sie entfernten den roten Nagellack vergleichsweise schnell, fühlten sich auf den Nägeln gut an und nach ihrer Anwendung ließ sich problemlos neuer Nagellack auftragen. Beim silbernen Glitzernagellack bewiesen auch die Testsieger keine Glanzleistung. Obwohl der Ebelin-Entferner von dm „ideal auch bei Effektlacken“ sein will, mussten die Probandinnen rund 26 Mal an einem Fingernagel reiben, um den Lack mit den kleinen Glitzerpartikeln vollständig zu entfernen.
Drei mit Aceton
Sowohl die Testsieger als auch Cien Classic von Lidl enthalten Aceton. In Beauty-Blogs und Foren sind sich viele Nutzer einig: Es schadet den Nägeln mehr als andere Lösemittel. Um die Nägel zu schonen, schreibt zum Beispiel jemand auf Gesundheitsfrage.net, „muss es unbedingt acetonfreier Nagellackentferner sein“. Im Onlineforum des Frauenmagazins Glamour ist sich eine Nutzerin sicher: Aceton macht die Nägel „trockener und brüchiger“. Experten bestätigen diese Annahme nicht Ist der schlechte Ruf von Aceton gerechtfertigt?. Erwiesen ist lediglich, dass Aceton künstliche Nägel aus Acryl trüben kann.
Verbotener Stoff deklariert
Schlechtester Testkandidat ist der Nagellackentferner in der Dose von Jolifin. Das liegt vor allem daran, dass der Anbieter sein Produkt mit zwei verschiedenen Inhaltsstofflisten verkauft. Auf einer davon deklariert er sogar ein verbotenes Lösemittel, das dann aber doch nicht enthalten war, wie die Laboranalyse zeigte. Darüber hinaus sind die Informationen auf der Verpackung teils falsch geschrieben oder fehlen Nagelprofil Jolifin liefert großes Durcheinander.
Zehen passen nicht in die Dose
Von den drei Produktgruppen im Test stießen vor allem die Schwämme bei den Probandinnen auf wenig Gegenliebe. Sie schneiden in der Anwendung am schlechtesten ab. Um Nagellack zu entfernen, müssen Nutzer den Finger in die Dose mit dem getränkten Schwamm stecken und die Fingerspitze darin drehen.
An den Füßen funktionierte das nicht – die Zehen der Probandinnen passten nicht in die kleinen Dosen. Ärgerlich: Auf keinem Produkt steht ausdrücklich, dass es sich nicht für die Füße eignet. Im Gegenteil, der Schwamm Nails Hands Feet Easily Clean von Douglas verspricht sogar in seinem Namen, sich auch für die Füße zu eignen. Das kostete Punkte in der Deklaration.
Aceton-Spuren im acetonfreien Cien
Auch auf die Versprechen des acetonfreien Cien-Nagellackentferners von Lidl können sich Verbraucher nicht hundertprozentig verlassen. Wir wiesen darin Spuren von Aceton nach. Der Vergleich der acetonfreien Produkte zeigt, dass solche Spurengehalte nicht sein müssen. Deshalb konnte der als acetonfrei verkaufte Cien-Entferner in der chemischen Qualität nicht besser als befriedigend sein, in der Deklaration ist er ausreichend. Hinweise darauf, dass das Lösemittel die Nägel stärker austrocknet als zum Beispiel das meist in acetonfreien Produkten verwendete Ethylacetat, gibt es jedoch nicht.
Nebenprodukte in Lösemitteln
Wie kann Aceton in Produkte gelangen, die damit werben, acetonfrei zu sein? Beim Herstellen aller Lösemittel entstehen immer Nebenprodukte. Wird Ethylalkohol synthetisch gewonnen, kann beispielsweise auch Aceton entstehen. Deshalb werden Lösemittel für Nagellackentferner gereinigt. Die Hersteller sind allerdings nicht verpflichtet, Lösemittel in höchster Reinheit einzusetzen. Sie zu erzielen, ist teuer und aufwendig. Wird das Lösemittel nicht vollständig gereinigt, können Spuren der Nebenprodukte zurückbleiben.
Selbst mit Öl keine Pflege
Dass acetonfreier Nagellackentferner der Haut Gutes tut, ist allerdings ein Irrglaube. Nagellackentferner sind keine Pflegeprodukte. Sie alle enthalten Lösemittel, die Haut und Nägel entfetten. Den Zustand der Haut verbessern können sie nach Ansicht unserer Experten so nicht – auch nicht mit zugesetzten Ölen, die acht Produkte ausloben. Die drei Isana-Nagellackentferner von Rossmann versprechen ausdrücklich „Wirkung und Pflege“ und locken Verbraucher damit in die falsche Richtung.
Schnupperprobe gemacht
Sieben Produkte loben einen Duft aus, zum Beispiel einen fruchtigen, Mandel- oder auch „Pflegeduft“. Wir baten die Probandinnen um eine Schnupperprobe: Kaum ein Produkt schaffte es ihrer Meinung nach, den teils unangenehmen Lösemittelgeruch zu übertünchen. Da der Geruch keinen Einfluss auf die Wirkung der Entferner hat, bewerteten wir die Versprechen nicht.
Kein Produkt mit Kindersicherung
Immerhin: Der strenge Geruch vieler Produkte könnte Kinder abschrecken, die einen Schluck von den oft bunten Flüssigkeiten probieren wollen. Das wäre zu hoffen, denn keines der Produkte hat eine Kindersicherung. Vorgeschrieben ist die nicht. Erwachsene sollten die Lösemittel vor Kindern geschützt aufbewahren.
Ohne Kopfschmerz und spröde Haut
Wer Nagellack entfernt, sollte das draußen oder bei geöffnetem Fenster machen. So ziehen die Dämpfe der Lösemittel schneller ab. Auch wenn es etwas länger dauert: Beim Entfernen lohnt es sich, kleinflächig zu arbeiten. So gelangt weniger der entfettenden Substanzen auf die Haut.
Besonders gut löst sich der Lack, wenn ein getränktes Pad für einige Sekunden auf den Nagellack gedrückt und danach über den Nagel gewischt wird. Keinesfalls sollten Nutzer die Hände in eine Schüssel mit Nagellackentferner hängen. Das schadet Haut und Atemwegen. Ist der Lack ab, kann der Haut eine Creme mit Urea gut tun.
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