Nagellacke Gutes Rot ist ziemlich selten

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Von den 18 knallroten Nagellacken im Test erfüllte nicht einmal jeder zweite die Prüfanforderungen „gut“, darunter auch teure Lacke mit berühmten Namen.

Sündig, auffällig, extra­va­gant, sexy, bedroh­lich – es liegt im Auge des Betrach­ters, welches Attribut er mit knallrot lackierten Fingernägeln verbindet. „Cardinal“, „Red Tango“ oder „Indian Red“ – so zum Beispiel nennen Anbieter das klare Rot ihrer Nagellacke. Es gehört zu den Klassikern, jede Firma hat diese Farbe im Sortiment. Schon deshalb haben wir knallrote Nagellacke für unseren Test ausgewählt, aber auch, weil sie besonders gut vergleichbar sind. Soweit im Angebot, suchten wir Lacke aus, die damit werben, besonders lange haltbar und splitterresistent zu sein.

Stabil und flexibel

Ein guter Nagellack muss vieles können: Er soll stark und gleichmäßig decken und möglichst lange unbeschädigt auf dem Nagel haften. Beim Auftragen soll er dünnflüssig genug sein, um sich gleichmäßig zu verteilen, aber auch nicht zu dünnflüssig, um nicht ins Nagelbett zu laufen. Er soll schnell trocknen, aber nicht zu schnell, sonst könnten sich beim Lackieren Streifen bilden. Ist der Lack trocken, soll er stabil und gleichzeitig flexibel sein, damit er nicht sofort wieder abblättert. Nicht alle erfüllen diese Anforderungen gleichermaßen. Nicht einmal jeder zweite der 18 getesteten Nagellacke erzielte ein „gutes“ test-Qualitätsurteil, etliche sind „befriedigend“, Astor Mikado sogar nur „ausreichend“.

Preiswert und „gut“

Ein guter Nagellack muss nicht teuer sein. So kostet Rossmann/Rival de Loop pro Milliliter 15 Cent, der fast genauso gute dm/p2 nur 3 Cent mehr. Wer auf Nobelmarken schwört, muss für ein „gutes“ Produkt etwa das Zehnfache hinblättern, zum Beispiel 1,67 Euro pro Milliliter für Helena Rubinstein.

Doppelt hält besser

Jeweils 30 Testerinnen nahmen ein Produkt unter die Lupe und lackierten sich damit drei Wochen lang die Fingernägel. Auch wenn sie in Details manchmal zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen, beurteilten sie die Anwendung insgesamt doch mit „gut“: Alle Lacke ließen sich unkompliziert auftragen und auch wieder entfernen. Es dauerte allerdings rund zehn Minuten, bis die Nagellacke richtig durchtrockneten. Der übliche zweite „Anstrich“ kann aber schon nach etwa drei Minuten erfolgen. Wer es eilig hat und nur einmal lackieren möchte, sollte zu einem der speziellen „One-Coat“-Lacke (nicht im Test) greifen. Nachteil: Sie sind oft weniger haltbar.

Doch auch die traditionellen Lacke unseres Tests sind nur wenige Tage makellos – sogar die, die besonders lange Haltbarkeit (long-lasting) versprechen. Es sei denn, man bliebe tatenlos auf dem Sofa sitzen. Aber wer macht das schon? Auch unsere Probandinnen gingen ihren gewohnten Tätigkeiten nach. Mehr als die Hälfte der Nagellacke überstand den Test in puncto Haltbarkeit nur „befriedigend“. Das test-Qualitätsurteil konnte dann nicht mehr „gut“ lauten. Eins steht jedenfalls fest: Den Langzeitlack gibt es noch immer nicht. Wer keine ausgefransten Ränder hinnehmen will, kommt nicht darum herum, den Lack alle zwei bis drei Tage zu erneuern oder zumindest auszubessern.

Für die anderen kosmetischen Eigenschaften erzielten die Nagellacke überwiegend „gute“ Noten: In der Deckkraft überzeugten alle Produkte. Besondere Pluspunkte für den Glanz erhielten BeYu und Nivea Beauté. Um die Splitterresistenz zu überprüfen, wühlten unsere Testerinnen mit lackierten Nägeln ausgiebig in Kieselsteinchen: H & M sowie Astor Mikado erwiesen sich dabei als besonders widerstandsfähig.

Gesundheitliche Risiken?

Allergische Reaktionen auf Nagellack treten nur sehr selten auf, und dann auch nicht direkt an der leblosen, verhornten Nagelplatte, sondern an Körperstellen, die mit frisch lackierten, nicht durch­getrockne­ten Nägeln in Kontakt gekommen sind.

Formaldehyd – früher oft Bestandteil der eingesetzten Harze und ab einer gewissen Konzentration als allergieauslösend und hautreizend in Verruf geraten – kann für etwaige Reaktionen nicht mehr verantwortlich gemacht werden. Wir fanden Formaldehyd jedenfalls nur noch bei Helena Rubinstein. Und die Menge war so gering, dass sie nach heutigem Kenntnisstand kein Risiko darstellt. Anders kann das bei speziellen Nagelhärtern sein, die bis zu fünf Prozent Formaldehyd enthalten. Hier sind die entsprechenden Warnhinweise unbedingt zu beachten.

Das lange auch in Nagellacken eingesetzte Lösemittel Toluol ist als „fruchtschädigend“ in die Diskussion geraten. Für die getesteten Lacke kann allerdings weitgehend Entwarnung gegeben werden: Wir fanden Toluol – wenn überhaupt – nur in winzigen Spuren. Ausnahme: Astor Mikado. Nur hier wurde es zum Prüfzeitpunkt noch als Lösemittel eingesetzt. Wegen der geringen Gesamtmenge droht der Benutzerin zwar auch hier keine direkte Gefahr, doch inzwischen kündigte auch Astor den Umstieg auf alternative Lösemittel an. Ein Schritt, den die Konkurrenten längst gegangen sind.

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