
Künftig auf deutschen Schienen: Der Nightjet der ÖBB.
In Schlafwagen könnten Ansagen bald etwas alpin klingen. Österreichs Bundesbahnen übernehmen die Nachtzüge der Deutschen Bahn. test.de zeigt, auf welchen Strecken die Schlaf- und Liegewagen der Marke „Nightjet“ künftig verkehren. Und wir verraten, wie Sie Tickets zu Schnäppchenpreisen schon ab sofort ergattern können – vor dem offiziellen Verkaufsstart bei der Deutschen Bahn.*
Nur noch bis Mitte Dezember unter deutscher Flagge
Die Deutsche Bahn will ihren traditionsreichen Nachtzugverkehr einstellen. Mitte Dezember soll endgültig Schluss sein. Ein Grund sind ungleiche Wettbewerbsbedingungen. Für die Züge werden hohe Trassengebühren und Steuern kassiert; Billigflieger und Fernbusse hingegen profitieren von Vergünstigungen.
Das Nachtzug-Liniennetz der ÖBB
Die Waggons der Deutschen Bahn rollen nicht alle aufs Abstellgleis. Zumindest einen Teil übernehmen die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Sie betreiben bereits eigene Nachtzüge und wollen den Schlaf- und Liegewagen eine Zukunft geben. Folgende Linien wird es ab dem 11. Dezember geben:
- Hamburg – Zürich mit Zwischenhalten unter anderem in Berlin, Erfurt, Frankfurt/Main, Freiburg, Basel,
- Hamburg–Innsbruck über Hannover, Göttingen und München,
- Düsseldorf–Innsbruck über Köln, Frankfurt/Main und München,
- Düsseldorf–Wien über Köln, Frankfurt/Main und Passau,
- Hamburg–Wien über Hannover, Göttingen und Passau,
- München– Venedig über Villach,
- München–Rom über Villach und Florenz,
- München–Mailand über Villach und Verona.
Hinzu kommen Schlaf- und Liegewagen, die vor allem innerhalb von Österreich verkehren. Auf der Strecke von Berlin nach Wien und Budapest kooperiert die ÖBB mit anderen Bahnen.
Ab sofort die Winterreise buchen
Tickets für die Nightjet-Züge werden auch bei den DB-Verkaufsstellen erhältlich sein, allerdings erst ab 18. Oktober. Wer schneller zum Zuge kommen will und seine Chancen auf begrenzt erhältliche Schnäppchenpreise erhöhen möchte, kann die Fahrkarten ab sofort kaufen: Unter nightjet.com oder telefonisch unter 00 43/5 17 17 3. Die Kunden sollen hier bis zu 180 Tage im Voraus buchen können.
Mit „Sparschiene“ im Liegewagen ab 59 Euro
Wählen können die Kunden zwischen mehreren Komfortkategorien: Sitzplatz, Liege im Abteil mit vier oder sechs Personen oder Bett im Schlafwagenabteil für einen, zwei oder drei Reisende. Es gibt Kontingente für günstige Tickets: zum Beispiel Sitzplätze ab 39 Euro, Liegen ab 59 und Betten im Zweierabteil ab 99 Euro. Die Schlafwagenreise Berlin–Zürich ist im Einzelabteil zum Beispiel ab 139 Euro erhältlich. Ein Familienabteil für 6 Personen wird auf der Strecke Düsseldorf–Innsbruck ab 199 Euro angeboten. Solche „Sparschiene“-Fahrkarten sind nicht stornierbar. Zum Vergleich: „Standard“-Tickets kosten zum Beispiel für eine Liegenwagenfahrt von Hamburg nach München 129 Euro, für ein Kind 31 Euro.
Ermäßigungen, Frühstück, Mitnahme
Ermäßigungen. Einen ermäßigten Preis zahlen Inhaber der ÖBB-Vorteilscard. Fraglich ist, ob auch die deutsche Bahncard zählt. Die ließ sich bei Buchungsversuchen am ersten Buchungstag auf nightjet.com zwar auswählen, aber einen billigeren Preis hatte dies nicht zur Folge.
Service. Die österreichischen Bahner wollen in ihren Nachtzügen vor allem mit „erstklassigem Service“ punkten. Im Schlafwagen seien „ein Abendsnack, ein reichhaltiges Frühstück á la carte sowie Zeitungen und Magazine inklusive“. Im Liegewagen gibts ein „kostenloses Wiener Frühstück“. Weitere Speisen und Getränke seien beim Zugpersonal erhältlich.
Mitnahme. Auf den meisten Verbindungen soll es – zumindest in der Sommersaison – die Möglichkeit zur Fahrradmitnahme geben. Autos und Motorräder können zum Beispiel ab Hamburg oder Düsseldorf mit auf die Reise gehen.
Ohrstöpsel von der DB
Die Deutsche Bahn hat mittlerweile ihr „neues Nachtreisekonzept“ vorgestellt. Darin sind zusätzliche IC-Züge vorgesehen – etwa von Köln über Berlin nach Binz auf Rügen oder von Basel über Köln nach Hamburg. Bei einem Teil der Sitzwagen soll das Licht dimmbar sein. Außerdem sollen die Zugbegleiter den Kunden Ohrstöpsel und Schlafbrillen verkaufen.
Fahrgastverbände fordern andere Weichenstellung
Der Fahrgastverband Pro Bahn und der Verkehrsclub Deutschland begrüßen das Engagement der ÖBB. Zugleich kritisierten ihre Sprecher, dass die Politik den Nachtzügen das Leben schwer mache. Fahrgäste seien in der Vergangenheit von der deutschen Politik allein gelassen worden. So müssen Passagiere von grenzüberschreitenden Fahrten mit dem Nachtzug beim Ticketkauf in Deutschland bis zur Grenze den vollen Mehrwertsteuersatz zahlen, während die meisten Staaten in der EU keine Mehrwertsteuer auf grenzüberschreitende Zugtickets erheben. Flugpassagiere zahlen ebenfalls keine Mehrwertsteuer auf grenzüberschreitende Tickets – zudem auch keine Kerosin- und Ökosteuer.
* Diese Meldung ist am 29. September 2016 auf test.de erschienen. Wir haben sie am 7. Oktober umfassend aktualisiert.