
Teil-Ausstieg: Neue Kohlekraftwerke wollen Deutsche Bank und Commerzbank laut ihrer Berichte nicht mehr finanzieren. Sie schließen aber nicht aus, bestehende Kraftwerke mit Geld zu versorgen. © Westend61 / Guntmar Fritz
Radtour statt Billigflug, Gemüsepfanne statt Rindersteak – viele Menschen überlegen, was sie für die Umwelt tun können. Wenige wissen aber, was die Bank oder Sparkasse macht, bei der ihr Erspartes liegt. Finanziert sie Waffenschmieden und Klimakiller? Banken bleiben in Berichten zu ihrer unternehmerischen Verantwortung oft vage, wie eine Untersuchung der Stiftung Warentest zeigt. Ein positives Beispiel liefert die GLS Bank.
EU-Richtlinie verpflichtet große Unternehmen zu Transparenz
Banken und Sparkassen veröffentlichen Informationen zu Sozialem, Umwelt und Ähnlichem. Kapitalmarktorientierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern müssen seit 2017 dazu eine „nichtfinanzielle Erklärung“ abgeben, nachdem eine EU-Richtlinie in deutsches Recht umgesetzt wurde.
Unser Rat
Auswahl. Nur ethisch-ökologisch orientierte Banken wie die GLS Bank informieren ausführlich über soziale und Umweltbelange. Andere bleiben in den vorgeschriebenen „nichtfinanziellen Erklärungen“ vage. In unserem Vergleich Ethisch-ökologische Geldanlage können Sie Zinsangebote von Banken herausfiltern, die bestimmte Branchen ausschließen oder fördern. Eine Einschätzung zu 14 Kreditinstituten liefert Fairfinanceguide.de.
Nur die GLS-Bank glänzt
Finanztest hat sich die aktuellsten Erklärungen von sieben Banken und Sparkassen angesehen, davon fünf aus dem Jahr 2018, und fand wenig Konkretes. Nur die GLS, eine Bank mit ethisch-ökologischem Anspruch, glänzte in ihrem Nachhaltigkeitsbericht 2017. Die übrigen Berichte reichen nicht aus, um sich ein Urteil über die Geschäfte zu bilden.
Berliner Sparkasse und Volksbank: Keine verbindlichen Vorgaben
Die Berliner Sparkasse veröffentlicht 19 Seiten Nachhaltigkeitsbericht mit ihrer öffentlich-rechtlichen Trägerin Landesbank Berlin AG. Verbindliche Vorgaben zu nachhaltigen Produkten hat sie nicht notiert. Ähnlich unkonkret lesen sich die 19 Seiten der Berliner Volksbank aus dem Jahr 2017.
ING und DKB verlassen sich auf Mama
Bei der Direktbank ING veröffentlicht die niederländische Mutter ING Group die Erklärung – allerdings nur auf Englisch. Auf dürren 7 Seiten verweist die DKB auf ihre staatliche Muttergesellschaft Bayerische Landesbank. Diese erklärt auf 28 Seiten, dass sie etwa keine neuen Atom- oder Braunkohlekraftwerke finanziert, neue Steinkohlekraftwerke mit moderner Technik aber schon.
Deutsche Bank hat nur wenige Geschäfte abgelehnt
Die Deutsche Bank schildert auf 89 Seiten unter anderem, wie viel Energie und Papier sie verbraucht und bei welchen Branchen sie Geschäfte genauer prüft, darunter Bergbau, Öl und Gas, industrielle Land- und Forstwirtschaft und Chemie. Von 397 Prüffällen 2018 hat sie 6 direkt abgelehnt, weitere 2 wegen Bedenken auf Menschenrechtsverletzungen. Für eine Großbank erscheint das wenig.
GLS unterwirft sich strengen Kriterien
Die Commerzbank nennt auf ihren 15 Seiten keine Zahlen oder gar Ergebnisse zu besonders geprüften Geschäften. Sie geizt auch sonst mit konkreten Aussagen. Dagegen unterwirft sich die GLS Bank auf ihren 128 Seiten Nachhaltigkeitsbericht strengen sozialen und ökologischen Kriterien, die online abrufbar sind.
Ethisch-ökologische Banken vorne
Generell machen die neuen Erklärungen die sozialen und ökologischen Aspekte des Kerngeschäfts der Banken kaum transparenter. Das stellt auch die Nichtregierungsorganisation Facing Finance fest, die seit 2016 unter anderem mit der Verbraucherzentrale Bremen die sozialen und ökologischen Richtlinien bewertet. In ihrem Fair Finance Guide vom Mai 2019 schneidet die GLS Bank unter 14 Kreditinstituten am besten ab, hinten liegen die Deutsche Apotheker- und Ärztebank und die Sparkasse KölnBonn.
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