Nach einer OP – insbesondere im Bauchraum – dauert es meist einige Tage, bis die Verdauung wieder einsetzt. Eine neue Meta-Studie zeigt: Kaugummikauen kann dazu beitragen, dass der Darm bald wieder in Schwung kommt und Patienten früher aus dem Krankenhaus nach Hause kommen. test.de erklärt, wie der Kaugummi-Trick funktioniert – und wem er helfen kann.
Bauchschmerzen nach der OP
Eine Bauchoperation etwa am Magen oder Darm, aber auch ein Kaiserschnitt kann dazu führen, dass der Verdauungsapparat mehrere Tage nicht mehr arbeitet. Diese Reaktion des Körpers auf die OP bezeichnen Mediziner als „postoperativen Ileus“ (Darmlähmung). Er ist eine sehr häufige und unangenehme Komplikation. Schätzungen zufolge tritt sie nach einer Darmoperation bei etwa jedem dritten Patienten auf. Betroffene können unter Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen leiden, ihre Genesung dauert länger und sie müssen länger im Krankenhaus bleiben.
Kaugummi kann die Verdauung ankurbeln
Für eine schnelle Genesung ist es wichtig, dass der Darm recht bald wieder seine Tätigkeit aufnimmt. Hilfreich kann es sein, nach der Operation möglichst früh wieder aufzustehen und sich zu bewegen. Auch Trinken kann anregend auf die Darmtätigkeit wirken – ebenso wie Essen recht bald nach der OP. Doch nicht alle Patienten vertragen eine frühe Nahrungsaufnahme. Eine interessante Möglichkeit, den Darm möglichst bald wieder in Schwung zu bringen, ist deshalb das Kauen von Kaugummi. Die Wirkung lässt sich so erklären: Beim Kaugummi kauen werden zwar Signale wie beim Essen an den Darm gesendet, er fängt an zu arbeiten, muss aber noch nichts verdauen.
Auswertung von 81 Studien
Ob Kaugummi kauen nach OPs wirklich die Verdauung anregen kann, dieser Frage sind schon viele Wissenschaftler nachgegangen. Die Cochrane Collaboration, ein globales unabhängiges Forschernetzwerk im Bereich Medizin, hat 81 relevante Studien mit insgesamt mehr als 9 000 Teilnehmern ausgewertet: Chewing gum for postoperative recovery of gastrointestinal function. Die meisten Daten liegen für Patienten vor, die einen Eingriff am Darm hinter sich hatten sowie für Patientinnen nach einer Entbindung per Kaiserschnitt. In der Mehrheit der Studien kauten die Teilnehmer zuckerfreie Kaugummis. Ergebnis: Kaugummikauen kann die vorübergehende Darmlähmung zwar nicht verhindern, aber verkürzen. Bei Studienteilnehmern, die nach dem Aufwachen aus der Narkose mehrmals am Tag für jeweils etwa 20 bis 40 Minuten Kaugummi kauten, meldete sich der Darm durchschnittlich früher als in den Vergleichsgruppen ohne Kaugummi-Einsatz.
Kürzerer Krankenhausaufenthalt dank Kaugummi
In der Kaugummigruppe traten erste Blähungen nach rund 38 Stunden auf, in der Vergleichsgruppe erst nach rund 50 Stunden; der erste Stuhlgang wurde mit Kaugummi nach rund 63 Stunden registriert, ohne Kaugummi nach 75 Stunden. Durchschnittlich konnten die Patienten der Kaugummigruppe das Krankenhaus fast einen Tag früher verlassen: Statt nach durchschnittlich 6,8 Tagen, schon nach 6 Tagen. Die Studienteilnehmer haben das Kaugummikauen generell gut vertragen. Schwierigkeiten könnten aber Patienten mit Schluckstörungen und mit schlecht sitzenden Zähnen sowie kleine Kinder haben.
Methodische Qualität vieler Studien ließ zu wünschen übrig
Die Cochrane-Forscher kritisieren allerdings die methodische Qualität der meisten einbezogenen Studien. Sie betonen, dass weitere Forschung notwendig ist. Zukünftige Studien sollten größer angelegt und von besserer Qualität sein. Sie sollten außerdem nicht nur Darmoperationen und Kaiserschnitte einbeziehen, sondern auch andere OPs.